mehr
Konflux der verschiedensten Kulturzustände und
Nationalitäten. Vor allem sind in der Stadt die
Rassen des
Königreichs repräsentiert:
Rumelioten,
Mainoten, Wlachen,
Albanesen,
Fanarioten, unter denen sich
Italiener, Briten,
Franzosen, Deutsche,
[* 3] Afrikaner und Asiaten
in den mannigfaltigsten
Trachten bewegen. Athen
[* 4] ist der
Mittelpunkt des politischen, wissenschaftlichen und finanziellen
Lebens
des ganzen
Landes, tritt jedoch in
Industrie und
Handel völlig hinter seine Hafenstadt
Piräeus zurück.
Von industriellen Etablissements bestehen in der Hauptstadt selbst nur vier Spiegelfabriken, je eine
Fabrik für
Wagen,
Schokolade,
Dampfnudeln und
Eis,
[* 5] ferner eine Marmorschneiderei; die einzige Seidenfabrik ist eingegangen. Im
Piräeus betrug der
Wert der
Einfuhr 1881: 46 Mill., der der Ausfuhr 2,2 Mill. alte
Drachmen; daselbst liefen 1883: 10,732
Schiffe
[* 6] (davon 9275 griechische)
von 2,430,520
Ton. ein, 10,849
Schiffe von 2,415,654
Ton. aus (näheres s. unter
Piräeus). Athen
ist der Sitz eines deutschen
Konsuls
und von fünf größern
Banken. Von wissenschaftlichen Anstalten besitzt Athen
eine
Universität, das deutsche
archäologische
Institut, die
École française d'Athènes
, ein
Gymnasium, eine
Sternwarte
[* 7] (auf dem Nymphenhügel im
SW.), einen
botanischen
Garten,
[* 8] ein anatomisch-pathologisches
Museum, ein andres für
Naturgeschichte, eine Nationalbibliothek mit
ca. 150,000
Bänden, die
Bibliothek der
Kammer (6000
Bände), eine
Münzsammlung, ein Schullehrerseminar, ein
Polytechnikum mit der Sammlung
mykenischer
Altertümer und dem
Museum der
Archäologischen
Gesellschaft, das Rhizarion (geistliches
Seminar),
einen
Archäologischen
Verein, dessen reiche Altertümersammlung sich im Gymnasion Varvakion befindet, und mehrere wissenschaftliche
und gemeinnützige
Gesellschaften.
Die Universität, 1837 eröffnet, besteht aus vier Fakultäten und ist nach dem Muster der Münchener eingerichtet. Es lehren an ihr 60 Professoren und 19 Privatdozenten; die Zahl der Studierenden beträgt etwa 1350. Ferner werden Schulen für Knaben und Mädchen, darunter mehrere Lancastersche, von dem Stadtrat unterhalten; auch besteht eine deutsche Elementarschule. Die Verwaltung Athens steht unter dem Präfekten (Nomarchos) von Attika, der unmittelbar dem Ministerium des Innern untergeordnet ist.
Die städtischen Angelegenheiten leitet ein
Bürgermeister (Demarchos) nebst mehreren ihm beigeordneten
Beisitzern und einem
Gemeinderat, welch letztere Behörden sämtlich von der
Gemeinde
(Demos) erwählt werden. Am wurde
die
Eisenbahn von Athen
nach
Piräeus (die
erste in
Griechenland)
[* 9] eröffnet und im Juli 1884 die
Linie
Athen-Eleusis der
Bahn
Piräeus-Patras,
an welche sich eine
Linie von
Korinth
[* 10] nach
Nauplia anschließen soll. Eine
Bahn von Athen
nach
Laurion ist im
Bau, geplant ist eine
Linie von
Piräeus über Athen
und
Livadia nach
Larissa.
Geschichte Athens.
Königtum und Aristokratie.
Durch seine
Lage auf der felsigen
Halbinsel
Attika, welche durch unwegsame
Gebirge vom
Festland getrennt ist, dem
Strom
der Völkerzüge entrückt, blieb Athen
lange ungestört ein
Wohnsitz pelasgischer
Bevölkerung;
[* 11] nur zur
See empfing es Einwanderer
und Ansiedler, zuerst Phöniker, dann kleinasiatische
Stämme,
Dardaner,
Karer und
Leleger. Sie brachten neue Götterdienste
in das Land und begründeten die ersten Anfänge einer höhern
Kultur. In ihrer
Sage knüpften die
Athener diese
Zeit der
Einwanderung und der Begründung eines
Staatslebens an den
Namen des
Kekrops,
[* 12] der aus
Sais eingewandert sein soll. Er
soll die
Burg von Athen
, die Kekropia, erbaut haben.
Auf ihr erwählt sich
Zeus
[* 13] ein Heiligtum,
Athene
[* 14] pflanzt den
Ölbaum und erringt den
Sieg über
Poseidon
[* 15] als die eigentliche Polias,
die
Burg- und Landesgottheit.
Erechtheus ist der erste König. Nach und nach siedelten sich auch
Ionier in Athen
an, verschmolzen
sich mit den
Erechthiden und machten die Stadt zur mächtigsten in
Attika, welche die übrigen elf Stadtgemeinden zur Unterwerfung
bringt, ihre vornehmsten
Geschlechter nach Athen
zieht und
Attika zu Einem Staatswesen vereinigt.
Als Urheber dieser Landesvereinigung (Synoikismos) wurde Theseus verehrt. Die Bevölkerung ward ansehnlich vermehrt, als infolge der dorischen Wanderung zahlreiche vornehme Geschlechter aus Böotien, Ägialeia, Messenien, Trözen und Ägina in Athen Zuflucht suchten. Der Nelide Melanthos (aus dem messenischen Geschlecht Nestors) kam nach den Erechthiden auf den Thron [* 16] von Athen. Das Volk war in drei Stände gegliedert: die Eupatriden (Adel), die Geomoren (Landbauer) und die Demiurgen (Gewerbsleute).
Die erstern bilden den Staat; sie sind im Besitz der großen Landgüter, Priester und Krieger; sie sind zu Geschlechtern, von diesen je 30 wieder zu Phratrien vereinigt. Außerdem bestand die politische Einteilung des Volks in die vier alten ionischen Phylen: Geleonten, Hopleten, Ägikoreis und Argadeis. Das Königtum endete 1068 v. Chr. mit Melanthos' Sohn Kodros, der sich bei einem Einfall der Dorier in Attika für sein Volk opferte; da der Sage nach sich nun niemand würdig fühlte, sein Nachfolger zu sein, wählte man fortan Archonten.
Doch war Verwirkliche Ursache dieser Änderung wohl die Eifersucht der jüngern Mitglieder des königlichen Geschlechts, welche an den königlichen Ehren teilhaben wollten. Der Archon herrschte lebenslänglich, und sein Amt vererbte nach dem Rechte der Erstgeburt, doch war er dem Geschlecht des Königs und dem Areopag verantwortlich. Im J. 753 ward die Lebenslänglichkeit des Archontats aufgehoben und die Amtsdauer auf zehn Jahre beschränkt, 714 die Erbfolge aufgehoben und die Wählbarkeit jedes Eupatriden festgesetzt. Im J. 683 endlich ward die Dauer des Amtes einjährig und seine Macht unter neun Archonten verteilt.
Erst jetzt war die Verfassung eine aristokratische, eine Parteiherrschaft, welche den Eupatriden alle Rechte und Vorteile zuwies und den übrigen Ständen immer drückender wurde. Namentlich die rücksichtslose Handhabung des Schuldrechts erbitterte das Volk, besonders die Paraler, die Handel- und Gewerbtreibenden, und die Diakrier, die Bauern und Hirten im Bergland, während die großen Grundbesitzer Pedieer hießen. Der erste Versuch, diese Opposition zu dämpfen, war die Gesetzgebung Drakons (620), welche aber nur in einer Schärfung des Blut- und Schuldrechts bestand (»die Gesetze mit Blut geschrieben«) und die Adelsherrschaft befestigte.
Der Versuch des Eupatriden Kylon, eine Tyrannis zu errichten (612),
mißlang; doch wurde durch die dabei vorgekommenen blutigen Szenen (die Anhänger Kylons wurden an den Altären getötet, daher »Kylonischer Frevel«) die Adelsherrschaft erschüttert, und namentlich mußte das mächtigste Geschlecht, das der Alkmäoniden, die Stadt räumen. Ein unglücklicher Krieg mit dem Tyrannen Theagenes von Megara steigerte die Aufregung; vor einer verderblichen Revolution wurde aber der Staat bewahrt durch Solon, ¶
mehr
einen der edelsten Männer der ganzen griechischen Geschichte.
Verfassungsreformen.
Solon, schon 604 durch die Wiedergewinnung des an Megara verlornen Salamis populär geworden, gab dem Staat 594 als Archon eine neue Verfassung. Nachdem er die Geldverhältnisse durch die sogen. Seisachtheia (»Entlastung«, Aufhebung der Schuldknechtschaft und Ermäßigung der Hypothekenschulden um 27 Proz.) geordnet, gab er seine Verfassung, welche Rechte und Pflichten nach dem Vermögen der Bürger in Grundbesitz festsetzte (Timokratie), so jedermann die Möglichkeit eröffnete, zu den höchsten Ämtern aufzusteigen, und doch den bestehenden Zustand, das Übergewicht des Adels, nicht mit einemmal beseitigte. Er teilte zu diesem Zweck das Volk in vier Klassen: die Pentakosiomedimnen, welche wenigstens 500 Scheffel (oder entsprechend viel Wein und Öl) jährlich bezogen;
die Hippeis, 300-500;
die Zeugiten, 300-150;
die Theten. Die drei ersten Klassen leisteten den Kriegsdienst als Schwerbewaffnete und zahlten Steuern;
die erste Klasse hatte als besondere Leistung die Kriegsschiffe zu bauen und auszurüsten;
die vierte Klasse war steuerfrei und diente nur leichtbewaffnet, später als Schiffsbemannung.
Das Archontat blieb der ersten Klasse vorbehalten, die andern Ämter waren auch der zweiten und dritten Klasse zugänglich. Neben den Archonten stand der Rat (Bule), der, aus 400 über 30 Jahre alten Bürgern der ersten drei Klassen bestehend, die Verwaltung, Finanzen, Gesetzgebung zu überwachen hatte; die Mitglieder jeder der vier Phylen bildeten als »Prytanen« einen regierenden Ausschuß. Zur Volksversammlung (Ekklesia) hatten alle Bürger Zutritt; es fanden jährlich vier Versammlungen statt, der Geschäftskreis derselben umfaßte Wahl der Beamten, Rechenschaftsabnahme, die wichtigsten politischen Entscheidungen.
Dem alten Blutgericht des Areopags gab Solon eine zensorische Aufsichtsgewalt über Staatswesen und Sitte. In den gewöhnlichen Streitsachen entschied die Heliäa, das aus 5000 jährlich durchs Los gewählten Mitgliedern bestehende Geschwornengericht. Neben den Bürgern waren noch da die Metöken (Beisassen), Fremde, welche gegen eine Kopfsteuer im Land wohnten, aber vor Gericht einen Vertreter (Prostates) brauchten, meist Gewerbsleute und Kaufleute, und endlich Sklaven (in der Blütezeit etwa 500,000 Seelen im ganzen).
Die Solonische Verfassung bildet den Ausgangspunkt für die gesetzliche Entwickelung des athenischen Staatswesens. Zunächst aber folgten noch Unruhen, welche besonders durch die Unzufriedenheit der sich verkürzt glaubenden Geschlechter hervorgerufen wurden. Dadurch erhielt der tapfere und listige Peisistratos Gelegenheit, mit Hilfe der Diakrier sich der Tyrannis zu bemächtigen, welche er nach zweimaliger Vertreibung 538-527 dauernd behauptete; jedoch war seine Regierung sehr wohlthätig.
Zunächst schuf sie Ruhe und Ordnung, überhaupt aber herrschte er mit Milde und Mäßigung und hatte das gemeine Beste im Auge; [* 18] besonders war er auch bemüht, geistige Bildung in Athen zu verbreiten. Er achtete die rechtlichen Formen und erlaubte sich in dieser Beziehung keine Eingriffe in die Solonische Verfassung. In seinem Sinn herrschten nach seinem Tod (527) seine Söhne Hippias und Hipparchos gemeinschaftlich fort bis 514. In diesem Jahr wurde Hipparchos, der jüngere der beiden Brüder, von Harmodios und Aristogeiton aus Privatrache ermordet. Seitdem neigte sich Hippias zum Argwohn und zur Grausamkeit; er glaubte sich furchtbar machen zu müssen, um sicher zu sein. Daher verlor er bald jede feste Stütze in Athen. Die in Verbannung lebenden Alkmäoniden gewannen das delphische Orakel für sich, und dieses bewog die Spartaner zu einem Heereszug gegen Athen. So gelang es 510, Hippias zu vertreiben, welcher in Persien [* 19] Aufnahme fand.
Der Alkmäonide Kleisthenes bildete nun die Solonische Verfassung im demokratischen Sinn um, indem er die vier alten Phylen auflöste und das Volk, welches er durch Aufnahme von Metöken vermehrte, in 10 neue Phylen einteilte, welche in 100, späterhin in 174 Demen zerfielen, die geographisch getrennt waren. So wurde nicht bloß der Zusammenhang der alten Geschlechter gelöst, sondern auch das niedere Volk dem Einfluß der großen Grundbesitzer entzogen. Der Rat bestand fortan aus 500 Mitgliedern, 50 aus jeder Phyle, und zerfiel demnach in 10 Abteilungen (Prytanien), die abwechselnd je den zehnten Teil des Jahrs die Staatsverwaltung leiteten.
Demgemäß wurde die Zahl der jährlichen Volksversammlungen auf 10 erhöht. Auch wurde bestimmt, daß die Ämter durchs Los besetzt werden sollten, welches unter den vorhandenen Bewerbern zu entscheiden hatte; doch behielten in dieser Beziehung die drei ersten Klassen ihre Vorrechte. Endlich führte Kleisthenes das sogen. Scherbengericht (Ostrakismos, s. d.) ein, durch welches Bürger auf zehn Jahre verbannt werden konnten, die durch ihre Macht oder durch ihre politischen Bestrebungen dem Staatswohl gefährlich wurden.
Als der Spartanerkönig Kleomenes erkannte, daß der Sturz der Tyrannis in Athen die Einführung der Demokratie und eine große Machtentwickelung der Stadt zur Folge hatte, machte er einen Versuch, nach Vertreibung des Kleisthenes eine aristokratische Regierung unter Isagoras einzusetzen. Indes der Versuch mißlang, und ein Heereszug der Peloponnesier unter den Königen Demaratos und Kleomenes 507 scheiterte durch die Zwietracht seiner Führer und den Widerspruch der Korinther. Die gleichzeitig von Norden [* 20] her in Attika eingefallenen Böotier und Chalkidier wurden von den Athenern zurückgeschlagen. Das Gebiet von Chalkis wurde von 4000 athenischen Kleruchen besetzt. Athens Macht stieg seitdem immer mehr, und in gleichem Verhältnis entwickelte sich in dem verjüngten Staate das Bewußtsein seiner Kraft. [* 21]
Begründung der athenischen Macht.
Bald genug bekam Athen Gelegenheit, seine Kraft zu gebrauchen und zu zeigen. Durch den Zusammenstoß der Griechen in Kleinasien mit der persischen Macht kam auch den europäischen Griechen die Gefahr nahe, von der asiatischen Großmacht angegriffen zu werden. Daher unterstützten die Athener die gegen Persien sich erhebenden Ionier (499) mit 20 Schiffen, zogen aber dadurch (nach der Niederschlagung des ionischen Aufstandes) die Perser nach Europa [* 22] herüber. In der hierdurch hervorgerufenen großen Gefahr bewährten die Athener eine hingebende Vaterlandsliebe, eine Begeisterung und eine Tapferkeit und Tüchtigkeit, die sie den Spartanern ebenbürtig zur Seite stellten und sie ermutigten, nach dem höchsten Ziel, der Herrschaft über ganz Hellas, zu ringen. Den ersten Perserkrieg (490) bestand Athen fast allein und errang unter Miltiades den glänzenden Sieg von Marathon. Nach Miltiades' Tod traten Themistokles und Aristeides an die Spitze des Staates. Ersterer erbaute den neuen Hafen Piräeus und betrieb den Bau einer großen ¶
mehr
Flotte, um Athen gegen einen neuen Angriff der Perser widerstandsfähig zu machen. Da die Umgestaltung Athens zu einer Seemacht das Anwachsen der handel- und gewerbtreibenden Bevölkerung zur Folge haben und den festen Grundbesitz in Macht und Ansehen schädigen mußte, widersetzte sich Aristeides dem Vorschlag des Themistokles und wurde daher 483 auf des Themistokles Betrieb durch eine Entscheidung des Scherbengerichts verbannt. Der Ertrag der Silbergruben des Bergs Laurion, der bisher zur Unterstützung ärmerer Bürger verwendet worden war, wurde jetzt auf Antrag des Themistokles für die Begründung und Unterhaltung der Kriegsflotte bestimmt.
Diese Maßregel, welche den Grund zur Größe Athens als Seemacht legte, rettete zugleich die Freiheit Griechenlands und damit die selbständige Entwickelung der occidentalischen Welt im zweiten Perserkrieg (480), in welchem die Athener, nachdem sie ihre Stadt der Zerstörung durch die Perser preisgegeben, bei Salamis, Platää und Mykale das meiste zu den glänzenden Siegen [* 24] über die Barbaren beitrugen. Auf Aristeides' Antrag ward das athenische Volk für seine edle Hingebung dadurch belohnt, daß nun auch die vierte Klasse zu den öffentlichen Ämtern und Würden zugelassen wurde.
Zwar suchten die eifersüchtigen Spartaner der Entwickelung Athens Hindernisse zu bereiten, aber nachdem die Gewandtheit des Themistokles trotz der spartanischen Intrigen der wieder aufgebauten Stadt eine Ringmauer verschafft und sie dadurch widerstandsfähig gemacht (478), nachdem auch der Übermut und Verrat des Pausanias die Spartaner um die Hegemonie in der Fortführung des Perserkriegs gebracht hatte (476), trat Athen an die Spitze der aufstrebenden Griechenwelt und gründete unter Aristeides' Leitung den Bund der Seestaaten (Symmachie), dessen Mitglieder zur Stellung von Schiffen und Truppen und zur Zahlung von Geldbeiträgen für den gemeinschaftlichen Krieg gegen die Perser sich verpflichteten.
Mittelpunkt war Delos, wo die Bundeskasse sich befand. Doch ward der Charakter des Bundes bald wesentlich dadurch verändert, daß die kleinern Staaten die Stellung ihrer Quoten an Schiffen und Truppen Athen überließen und bloß Geld zahlten, während mehrere größere Inseln, wie Naxos (466) und Thasos (463), einen Versuch, abzufallen, mit völliger Unterwerfung büßen mußten. Die Athener wurden so aus Bundesgenossen Herren und verfügten nach Gutdünken über die Geldmittel des Bundes, namentlich seit die Bundeskasse 460 nach Athen verlegt worden war.
Den Perserkrieg führten die Athener eine Zeitlang mit Kraft und Erfolg fort; besonders war es Kimon, seit Aristeides' Tod (468) Führer der konservativen Partei in Athen, welcher im Innern Erhaltung des Bestehenden, nach außen ein enges Bündnis mit Sparta anriet, um die ganze Kraft Griechenlands gegen die Perser wenden zu können. Er erfocht auch 466 einen großen Doppelsieg zu Wasser und zu Lande über die Perser am Eurymedon. Aber als die Spartaner im dritten Messenischen Krieg das ihnen auf Kimons Rat zugesandte athenische Hilfskorps zurückschickten und so das athenische Volk schwer beleidigten, wurde Kimon 461 verbannt, und ein völliger Umschwung in der Politik Athens trat ein.
Der Mann, der jetzt den herrschenden Einfluß erlangte, Perikles, wollte im Innern durch Vollendung der Demokratie alle Kräfte des Volks entfesseln und zu den höchsten Leistungen befähigen, zugleich aber im Kampf mit Sparta die Hegemonie über Griechenland erringen. Das Bündnis mit Sparta wurde gelöst und ein neues mit dessen Todfeind Argos geschlossen. Auf Antrag des Ephialtes wurde 460 der Areopag seiner wichtigsten Rechte der Oberaufsicht über die Staatsverwaltung, des sittenrichterlichen Amtes und der Rechtspflege, beraubt und auf den Blutbann beschränkt.
Die oberste Aufsicht über die Staatsverwaltung erhielten sieben Nomophylakes (Gesetzeswächter), die Gerichte die Heliäa, und da deren Geschäfte erheblich vermehrt wurden, zahlte man den Geschwornen fortan Sold; diesem Heliastikon folgte bald das Theorikon (Theatergeld). Mit der Vernichtung der Macht des Areopags wurde der letzte aristokratische Rest der Verfassung beseitigt. Der Schwerpunkt [* 25] des Staates lag jetzt in der Volksversammlung, die in ihren Beschlüssen durch nichts mehr beschränkt war und die fortan sehr oft zusammentrat.
Indem Perikles durch die Macht seiner Beredsamkeit das Volk, den Demos, beherrschte und leitete, regierte er mit fast monarchischer Gewalt das Staatswesen, aber zum Heil desselben, da er nie den schlechten Neigungen und Leidenschaften des Volks schmeichelte oder nachgab, sondern es für die Größe des Vaterlandes, für ideale Ziele, für Künste und Wissenschaften begeisterte. Freilich dauerte diese segensreiche Wirkung auch nur so lange, als er lebte. Seitdem auch für den Kriegsdienst und für die Teilnahme an der Volksversammlung ein Sold (Ekklesiastikon) bezahlt wurde, machten die Athener aus den öffentlichen Angelegenheiten ein Geschäft, und Eigennutz, Streitsucht, Parteigeist nahmen immer mehr überhand und vergifteten das staatliche Leben.
Neben diesen innern Reformen, welche die Hebung [* 26] der untern Stände und die Beteiligung aller am politischen Leben zum Zweck hatten, ging in jener Zeit eine lebhafte kriegerische Thätigkeit her. Im J. 460 ward von der Krieg gegen Persien wieder aufgenommen. Ägypten [* 27] war unter Inaros, dem Satrapen des benachbarten Libyen, gegen Persien ausgestanden. Athen schickte eine große, prächtige Flotte zur Unterstützung des Aufstandes. Einige Jahre fochten die Athener glücklich.
Zuletzt aber wurden sie auf der Nilinsel Prosopitis von Megabyzos eingeschlossen und aufgerieben (455). Noch ehe dies geschah, hatte die mit Argos geschlossene Verbindung in einen Krieg mit den peloponnesischen Seestaaten Korinth, Epidauros und Ägina verwickelt. Im J. 458 fielen die Athener in den Peloponnes ein, wurden zwar bei Halieis geschlagen, siegten aber zweimal zur See und schlossen Ägina ein. Um dies zu entsetzen, rückten die Korinther in Megaris ein und bedrohten das von seiner streitbaren Mannschaft fast ganz entblößte Attika. Da zog Myronides an der Spitze der Greise und Jünglinge gegen sie und schlug sie zweimal bei Megara.
Allerdings erlitten die Athener 457 wieder eine Niederlage, als sie sich den Spartanern bei Tanagra entgegenstellten, die von einem Feldzug zu gunsten von Doris gegen Phokis durch Böotien nach dem Peloponnes zurückkehren wollten. Allein die Spartaner zogen nach Hause, ohne den Sieg zu benutzen, und Myronides schlug (456) die Thebaner bei Önophyta, worauf Böotien, in dessen Städten die Aristokraten gestürmt und demokratische Regierungen eingesetzt wurden, Phokis und das opuntische Lokris sich dem Athenischen Bund anschlössen. In demselben Jahr wurden die langen Mauern nach dem Piräeus und Phaleron vollendet, durch welche Athen eine sichere Verbindung mit der See erhielt, und Ägina unterworfen. 455 wurde durch die Ansiedelung der flüchtigen ¶
Zum Duden
Nr. | Ergebnis | Athen |
---|---|---|
1 | ****** | Athen: Hauptstadt von Griechenland. |
2 | ***** | Isar-Athen: scherzh. Bez. für München. |
3 | * | Spree-Athen: scherzh. Bez. für Berlin. |
Quellen, Literatur
Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
---|---|---|---|---|
52.112 | Auge | Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts in Athen | Bd. 10 | (Athen1885) |
52.28 | Das neue Athen | Lambros | ^[img] | (Athen1878) |
51.570 | Anadyomene | Benndorf in den | "Mitteilungen des Archäologischen Instituts in Athen" | Bd. 1 (Athen1876) |
52.28 | Das neue Athen | Milchhöfer | Athen | (in den "Denkmälern des klassischen Altertums", hg. von Baumeister, Münch. 1884) |
10.238 | Kritios | Bildhauer | Vorgänger des Pheidias, um 495-450 v. Chr. zu Athenthätig, ersetzte die von Xerxes weggeführten Statuen des Harmodios und Aristogeiton am Kerameikos | (Markt) zu Athendurch eine Erzgruppe. |
53.363 | Bötticher | Einer zweiten Reise nach Athenverdankt ein Werk über | "Die Thymele der Athena-Nike auf der Akropolis von Athen" | (Berl. 1880) |
2.30 | Attika | "Baukunst VI" | Fig. 7). eine der acht Landschaften von Mittelgriechenland oder dem eigentlichen Hellas mit der Stadt Athen (s. die Karten "Altgriechenland" u. "Umgebung von Athen") | |
9.499 | Karaïskákis | Paparrhigopulos | Georg K. | (Athen 1877) |
54.650 | Cykladen | Miliarakis | Kykladika | (Athen 1874) |
51.286 | Akominatos | Lambros | ^[img] | (Athen 1878) |
65.704 | Tenos | Georgandopulos | Τηνιαχά | (Athen 1889) |
39.223 | Grellet | Johannes | Paulus in Athen | (1864) |
61.552 | Maniákes | Lambros | [griechischer Text] | (Athen 1884) |
59.137 | Hetärie | Xanthos | [griechischer Text] | (Athen 1845) |
61.552 | Maniaten | Alexandrakos | [griechischer Text] | (Athen 1892) |
60.132 | Karaïskákis | Paparrhigopulos | Γεώργιοϛ Καραϊσχάχηϛ | (Athen 1877) |
58.347 | Geschichte | Sathas | [griechischer Text] | (Athen 1869) |
1.1007 | Athen | Forchhammer | Topographie von A. | (Kiel 1841) |
59.137 | Hetärie | Pantazides | [griechischer Text] | (Athen 1893) |
52.38 | Athos | Lambros | ^[img] Lief. 1 | (Athen 1888) |
51.707 | Antisthenes aus Athen | . | Akademika | (Gießen 1889) |
17.70 | Athen | Töpffer | Attische Genealogie | (das. 1889) |
62.215 | Naxos | Miliarakis | Kykladica | (neugrch., Athen 1874) |
65.128 | Sparta | Nestorides | [griechischer Text] | (Athen 1892) |
1.1007 | Athen | Michaelis | Der Parthenon | (Leipz. 1871) |
65.996 | Trikupis | Tsokopulos | [griechischer Text] | (Athen 1896) |
53.813 | Byzantinische Kunst | Daphni bei Athen | Bethlehem | (12. Jahrh.) |
10.34 | Konstantinopel | Skarlatos Byzantios | Konstantinopolis | (Athen 1851-62, 3 Bde.) |
1.1007 | Athen | Wachsmuth | Die Stadt A. im Altertum | (Leipz. 1874, Bd. 1) |
17.70 | Athen | Hertzberg | A., historisch-topographisch dargestellt | (Halle 1885) |
Von total 30 Quellen werden 30 angezeigt.