mehr
wenigstens ein Teil des über
Nacht gebildeten
Grundeises wieder geschmolzen werden, und es sind daher unbeschattete
Plätze,
welche die
Bildung des gewöhnlichen Eises
durch unbehinderte
Ausstrahlung begünstigen, der
Bildung des
Grundeises ungünstig.
Das an die Oberfläche gestiegene
Grundeis, welches mit der Strömung geht, nennt man
Treibeis; es unterscheidet sich durch
bröckelige
Beschaffenheit und
Gehalt an
Steinen etc. leicht von dem an der Oberfläche gebildeten Eis.
[* 1] In Polargegenden heißt
alles in
Bewegung befindliche Eis
Treibeis und, wenn es zu großen
Massen zusammengehäuft ist,
Packeis.
Bregthalbahn - Bremen
![Bild 67.215: Bregthalbahn - Bremen [unkorrigiert] Bild 67.215: Bregthalbahn - Bremen [unkorrigiert]](/meyers/thumb/67/67_0215.jpeg)
* 3
Breite.
Durch Übereinanderschieben von Eis
schollen gebildete Eismassen nennt man im
Sibirischen
Meer
Torossen, sie erreichen eine
Höhe
von 25 m. Die
Eisberge entstehen durch
Abbrechen der in das
Meer vorgeschobenen Gletscherfüße (der
Gletscher
»kalbt«); sie sind blendend weiß wie
Kreide,
[* 2] auf frischer Bruchfläche glänzend grün oder blau. Sie erreichen eine
Höhe
von 100 m bei einer
Länge und
Breite
[* 3] von mehreren
Kilometern, zeigen oft sehr bizarre
Formen, ragen aber
nur mit 1/8-1/9 ihrer
Masse aus dem
Wasser hervor. Ändert sich durch Abschmelzen der
Schwerpunkt
[* 4] dieser gewaltigen
Massen, so
wenden sie sich oft und können dadurch den
Schiffen verderblich werden. Sie treiben weit in den Atlantischen
Ozean hinein,
schmelzen allmählich, erreichen aber nicht selten 36° nördl.
Br. Litteratur s.
Wasser.
Technische Verwendung des Eises.
Eis findet mannigfache Verwendung in der Technik, besonders in der Bierbrauerei, [* 5] bei der Darstellung von Spiritus [* 6] und Paraffin, [* 7] bei der Gewinnung von Glaubersalz, in Sennereien und Milchwirtschaften, in Konditoreien zur Darstellung von Gefrornem, zum Kühlen von Getränken, zu Kältemischungen, im Haushalt, zur Konservierung von Fleisch und Fleischwaren beim Transport und in Schlachthäusern, zur Kühlung der Eisenbahnwagen im Sommer und der Wohnungen in den Tropen etc. In neuerer Zeit hat man Eismaschinen benutzt, um im Sommer Eisbahnen für Schlittschuhläufer herzustellen.
In der Chirurgie ist das Eis ein sehr wirksames Mittel bei Blutungen, vorzüglich nach Verletzungen und chirurgischen Operationen, wo es entweder in fester Form oder zunächst zum Abkühlen von Wasser benutzt wird. Im erstern Fall wird es klein geschlagen, in eine Schweinsblase oder in einen Gummibeutel gefüllt und dieser an den leidenden Teil gelegt, oder man bildet, wenn man das Eis in Höhlen des Körpers bringen will, daraus glatte Stücke, die zur Größe der Höhlung passen müssen.
Wasser, welches durch Eis gekühlt worden ist, wird nach denselben Grundsätzen und Regeln angewendet, die für den Gebrauch kalter Bähungen (s. Bähung) überhaupt gelten. Bei innern Krankheiten wird das Eis gleichfalls und zwar ähnlich wie in der Chirurgie sehr häufig angewendet, namentlich bei Entzündungen und Blutungen innerer Organe, z. B. bei Gehirnentzündungen, Blutandrang nach dem Kopf (Eisblase), bei Magenblutungen (Verschlucken kleiner Eisstückchen) etc.
Behufs der Bergung des Eises bearbeitet man die Eisdecke des Flusses oder des Sees nach Hinwegräumung des Schnees zunächst mit dem Eishobel, einem wagenartigen Gestell, welches vorn auf einem Schlitten, hinten auf Rädern ruht und in der Mitte des Rahmens ein die ganze Breite desselben einnehmendes, gegen die Langseiten schräg stehendes Hobeleisen besitzt, welches die Oberfläche des Eises vollkommen ebnet. Darauf kommt der Eispflug zur Anwendung, welcher aus einer Anzahl an dem Grindel a [* 1] (Fig. 1) befestigter Stahlblätter besteht, die mit ihren meißelförmigen Kanten Furchen in das Eis schneiden.
Pflicht - Pflug

* 8
Pflug.Um den Grindel herum läßt sich nach links und rechts der Markierer b schwingen, der, in der schon gezogenen Furche laufend, das Einhalten von geraden Linien mit dem Pflug [* 8] möglich macht. Mit der Arbeit des Eisschneidens wird bei einer Dicke des Eises von 22-25 cm begonnen. Mit einem leichten Pflug werden zuerst Furchen von 25-30 mm Tiefe so eingerissen, daß Tafeln von 60×90 cm entstehen. Dann folgen Eispflüge mit tiefern Stahlblättern, welche die Furchen so weit vertiefen, daß gerade genug Eis übrigbleibt, um ein »raft« (Floß) von ca. 110 Tafeln zusammenzuhalten.
Nun wird ein solches Eisfloß mit Hilfe einer schweren Eisenstange, deren unteres Ende zu einem scharfen Meißel [* 9] geformt ist (Eismeißel), von der Eisdecke losgetrennt und mit Hilfe von Haken ans Ufer gezogen, wo dann mit dreizinkigen Gabeln die einzelnen Tafeln abgetrennt werden. Auch die Dampfkraft wird zum Schneiden der Eistafeln benutzt. Der durch Dampfkraft bewegte Eispflug besteht aus einem zweiräderigen Karren, [* 10] der durch einen Arbeiter geführt wird, und dessen Achse ein großes Kreissägeblatt trägt, welches bei der Umdrehung das Eis durchschneidet. Die Achse der Säge [* 11] dreht sich lose in den Naben der Räder und trägt eine Rolle, über welche sich ein rasch bewegtes Seil schlingt, das die Säge in Thätigkeit setzt. Um die Reibung [* 12] des Seils auf der Rolle zu vergrößern, bringt man über der erwähnten Rolle noch eine zweite an und schlingt das Seil so über dieselben, daß die Richtung des Vorschiebens des Eispflugs mit der Bewegungsrich-
[* 1] ^[Abb.: Fig. 1. Eispflug.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 2 und 3. Dampfeispflug.
Fig. 2. Grundriß.
Fig. 3. Vorderansicht.] ¶