König und Reinhardt der «Dorfbarbier», der 1851-66 in
Leipzig,
[* 2] 1880-83 in
Chemnitz,
[* 3] jetzt in
Berlin
[* 4] erscheint, gegen ihn «Der
kleine Reaktionär» (1862-64),
später «Sturmblatt», endlich
«Punsch» (1866-67) genannt. Die
«Wespen», seit 1868 in
Berlin erscheinend
und von G.
Heil mit Kardamomen versehen, der
«Ulk», ebenda seit 1872, mit Zeichnungen von H. Scherenberg, sind
noch unter den polit. Karikaturenblättern zu nennen.
IhreIllustrationen beginnen erst neuerdings denen der engl. Witzblätter
an künstlerischem Wert gleichzukommen.
Österreich
[* 5] steht darin noch zurück. Die Nachbildung franz. Eleganz, wie sie
Karl
Klič in
Wien
[* 6] einführte, hat wenig originalen Wert, dagegen bringt der «Kikeriki»,
gegründet 1861, gute Kardamomen.
Älter ist der «Figaro», gegründet 1857. Die
Schweiz
[* 7] hatte früh in
J.[oder I. - nicht eruierbar]
RudolfTöpffer (geb. 1799 zu Genf,
[* 8] gest. 1846) und Martin Disteli (geb. 1802 zu
Olten, gest. 1844) ausgezeichnete Karikaturzeichner.
In
Deutschland
[* 9] nehmen Wilhelm
Busch (s. d.) als Darsteller mit wenigen
Strichen festgehaltener typischer Gestalten
und
Adolf Oberländer (s. d.) als einer der größten seines Faches
die ersteStelle ein. Neben ihm traten
Stuck, Schlittgen,
Meggendorfer und zahlreiche jüngere Kräfte hervor, welche sich namentlich die modernen technischen Vervielfältigungsmittel
der Feder- und Tuschzeichnung zu nutze machten.
Vgl.
Champfleury, Histoire de la caricature antique (2. Aufl., Par. 1867);
ders., Histoire de la caricature moderne (2. Aufl., ebd. 1871);
ders., Histoire de la caricature sous la République, l'Empire
et la Restauration (ebd. 1874);
ders., Histoire de la caricature au
moyen âge et sous la renaissance (2. Aufl., ebd. 1875);
Th. Wright, A history of caricature and grotesque in literature and art (Lond.
1875);
Champfleury, Histoire de la caricature sous la
Réforme et la Ligue (Par. 1880);
J. ^[John]
Grand-Carteret, Les mœurs
et la caricature en Allemagne, en Autriche, en Suisse (ebd. 1885);
ders., Les mœurs et la caricature en
France (ebd. 1888);
Muther, Geschichte der Malerei im 19. Jahrh.
(Münch. 1893 fg.).
Meer, ein
Teil des Nördlichen
Eismeers zwischen Nowaja-Semlja und Waigatsch im NW. und
der Halbinsel Jamal im O. und SO. Im
NO. und O. ist das
Meer offen. Im W. führen ins zwischen dem Festland und Waigatsch
der
Jugorskij Schar (s. d.), zwischen Nowaja-Semlja und Waigatsch die KarischeStraße und zwischen den beiden
Inseln von Nowaja-Semlja der Matotschkin Schar. Im
NO. ist das
Meer seicht,
im
SW. bei Waigatsch sind
Tiefen von 130 m gemessen. Südost- und Ostwinde treiben das
Eis
[* 10] zu den
Meerengen und verhindern auf
diese
Weise häufig den Umritt zu demselben. Den südl.
Teil zwischen dem Festland und der Halbinsel Jalmal bildet die
Karische oder Bajdarazsche
Bucht. Die KarischeStraße (russ. Karskija Worota, d. h. KarischesThor) oder
EisernePforte, eine
bis 67 ½ km breite Meeresenge, die die
Insel Waigatsch von der
Insel Nowaja-Semlja scheidet, hat im W.
Tiefen von 128 m, ist
aber wegen einer größern Anzahl kleiner
Inseln und wegen häufiger Nebel für die Schiffahrt nicht gefahrlos.
nennt man (nachAd.Wagner) die Gesamtheit derjenigen die Güterverteilung betreffenden
Beziehungen
zwischen den Mitgliedern der Gesellschaft, die weder einen
Tausch mit genauer Entgeltlichkeit noch eine namentlich durch Zwang
hervorgerufene gemeinwirtschaftliche Beschaffung und Benutzung von wirtschaftlichen
Gütern einschließen, sondern sich dadurch
charakterisieren, daß der eine
Teil aus Gemeinsinn oder Menschenliebe freiwillig
Güter hingiebt, ohne
ein vollständiges oder überhaupt irgend ein
Äquivalent von dem andern zu verlangen.
Eine ausgedehnte, die
Physiognomie der ganzen Gesellschaft beeinflussende Anwendung hat das Princip des Karitativsystem namentlich im
Mittelalter durch die kirchliche Wohlthätigkeit erhalten. Auf höhern
Stufen der volkswirtschaftlichen
Entwicklung wird der Schwerpunkt
[* 11] des Karitativsystem nicht mehr in die gewöhnliche Armenpflege, sondern in eine
rationelle Bethätigung des
Gemeingeistes zur Ausgleichung der mit dem tauschwirtschaftlichen
System verbundenen Härten und
Disharmonien
zu legen sein.
1)
Kreis
[* 12] im westl.
Teil des russ.-centralasiat.
Gebietes Semipalatinsk, von den KarkaralinischenBergen
[* 13] (12-1500 m) durchzogen,
hat 186802 qkm (davon 9214,8 qkm Seen), 127787 E. (meist Kirgisen), Viehzucht,
[* 14]
Silber- und Steinkohlenbergbau. - 2) Karkaraly oder
Karkaralinsk, Kreisstadt im
Kreis Karkaraly, westlich am Fuße des
Gebirges, hat (1885) 2075 E., Post,
Telegraph,
[* 15] 2
Kirchen und
eine Moschee.
(frz. carcasse, s. d.),
Brandkugel, ein
Brandgeschoß, das aus einem eisernen, mit dem
Satze gefüllten und
mit Leinwand umhüllten Gerippe bestand und aus glatten
Geschützen abgefeuert wurde (s.
Geschoß,
[* 16] Fig. 7).
genannt Martell,
d. i. der Hammer,
[* 17] Majordomus des
FränkischenReichs, der Sohn Pippins von
Heristal und der Chalpaida, geb. um 689, gewann nach seines
VatersTode 714 erst durch fünfjährige Kämpfe (namentlich gegen
seine Stiefmutter Plektrude) die
Stelle des Majordomus und regierte dann als solcher über 20 Jahre das
Fränkische Reich.
Er unterwarf die Friesen,
Bayern,
[* 18]
Alamannen und einen
Teil der wachsen, gebot in
Thüringen und schlug 732 die
Araber, die den ganzen
SüdenGalliens eingenommen hatten, bei
Tours
[* 19] und Poitiers. Hierdurch sowie durch die
Abwehr späterer
Angriffe (zuletzt 739 mit Hilfe der Langobarden) sicherte Karl das Frankenreich und damit die schwerbedrohte christl.
Welt. Er machte auch
Aquitanien wieder abhängig und gewährte
Bonifatius seinen Schutz zur Predigt des
Christentums
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
¶
mehr
in Deutschland. Dagegen ließ er sich nicht darauf ein, dem Rufe des Papstes zu folgen, als dieser bei dem Versuche, einen
unabhängigen Kirchenstaat zu gründen, an ihm eine Stütze suchte und ihn zum Kriege gegen die Langobarden aufreizte. Um
die Aufgaben des bedrohten Staates zu erfüllen, verfügte Karl rücksichtslos über die Güter der fränk.
Kirchen und Klöster, indem er sie oft länger unbesetzt ließ oder sie an Leute vergab, die ihm politisch und militärisch
brauchbar waren, ohne Rücksicht auf ihre geistliche Befähigung. Nach dem Tode des Königs Theodorich (735) ließ Karl den Thron
[* 21] unbesetzt, ohne sich jedoch selbst zum König zu machen. Er starb 741. -
der Große, König der Franken (seit 768), römischer Kaiser (800-814), geb. 2. April 742, der Sohn Pippins des
Kleinen und seiner Gemahlin Bertrada (Bertha), teilte 768 das Reich mit seinem Bruder Karlmann, vereinigte
es aber nach dessen Tode mit Ausschluß der Söhne desselben 771. Um diese Zeit löste Karl auch seine Ehe mit Desiderata, der Tochter
des Langobardenkönigs Desiderius, aber nicht aus polit. Gründen; er suchte vielmehr den Krieg gegen Desiderius zu vermeiden,
als der Papst ihn auf Grund der frühern Verträge um Hilfe anrief.
Erst Ende 773 zog er über die Alpen,
[* 22] führte Desiderius als Gefangenen in ein fränk. Kloster, ließ sich von den langobard.
Großen huldigen und nannte sich fortan König der Franken und Langobarden. Bereits vorher hatte er Aquitanien unterworfen (769)
und den Kampf gegen die Sachsen
[* 23] begonnen (772), der 777 zu einem glücklichen Ende geführt zu sein schien,
als Karl mitten im Sachsenlande bei Paderborn
[* 24] die fränk. Reichsversammlung halten konnte. Aber 778 erhoben sich die Sachsen
von neuem, und, nachdem Karl 780 bis an die Elbe gezogen war, auch 782. Sie vernichteten eine fränk. Abteilung
am Süntel, unterwarfen sich dann Karl wieder, der bei Verden
[* 25] an der Aller ein Strafgericht über sie abhielt.
Die Hinrichtung von 4500 Sachsen ist nicht genügend verbürgt, aber seine Strenge reizte doch zu neuem Widerstand, den Karl 783 durch
die großen Siege bei Detmold
[* 26] und an der Hase
[* 27] brach. Auch 784 durchzog er Sachsen zweimal, und 785 hielt
er wieder mitten im Lande (bei Paderborn) den Reichstag. Gesandte aus Benevent, Konstantinopel
[* 28] und Arabien, geistliche und weltliche
Große aus Italien
[* 29] u. s. w. zeigten den Sachsen die Macht K.s, und nun unterwarfen sich auch ihre bedeutendsten Führer Widukind
und Albio. 793 erhoben sich die Sachsen jedoch noch einmal, aber 794-797 durchzog Karl alle Jahre das Land und
überwinterte schließlich an der Weser.
Dazu führte er große Scharen von Sachsen aus dem Lande, an deren Stelle teils Franken, teils Slawen zogen. Seitdem war das Land
unterworfen. Karl führte die fränk. Gauverfassung und das Christentum ein und ließ die Gesetze der Sachsen
mit den nötigen Änderungen aufzeichnen. Gleichzeitig mit diesem großen Kampfe machte er 778 einen Zug
über die Pyrenäen,
der zwar mit Verlusten auf dem Rückmarsch endete (Rolandssage), aber doch den Anfang bildete zu seinem Einfluß auf dieser
Halbinsel.
Christl. und mohammed. Fürsten derselben wandten sich an ihn, und
ein breiter Streifen südlich der Pyrenäen mit den Städten Pampelona und Barcelona
[* 30] wurde von K.s Grafen als Spanische Mark
[* 31] verwaltet.
Ferner beseitigte Karl das Herzogtum Bayern, indem
er 787 den HerzogTassilo des Verrats beschuldigte, zur Ergebung zwang, zum
Tode verurteilte und zum Kloster begnadigte. Sodann ließ er durch seinen Sohn Pippin 796 die Avaren im
heutigen Ungarn
[* 32] unterwerfen, die lange der Schrecken Europas gewesen waren. (Vgl. Historische Karten von Deutschland I, 1,
Bd. 5, S. 170.) Wichtiger jedoch als alle diese Eroberungen wurde
die Aufrichtung des abendländ.
Kaisertums. Karl hatte von vornherein als röm. Patricius eine Reihe
von Hoheitsrechten in Rom;
[* 33] mit der Krone der Langobarden fielen ihm dann 774 auch deren Ansprüche auf ganz Italien zu; deshalb
betrachtete sich Karl auch schon vor der Kaiserkrönung als Oberherr von Italien und wurde auch in Rom bei verschiedenen Gelegenheiten
als solcher anerkannt. Seine Boten und er selbst hielten in Rom Gericht, und wie er die fränk. Kirche als
Landeskirche leitete, so glaubte er auch über die allgemeine Kirche die Oberaufsicht führen zu müssen.
Bei aller Verehrung für den röm. Bischof sah er in demselben doch auch damals schon nur einen Bischof seines Reichs,
wenn auch ausgestattet mit besondern Vollmachten. In diesem Sinne ließ Karl durch seine Theologen die Carolini Libri ausarbeiten,
um die von dem Papst mit der oström. Geistlichkeit auf der Synode von Nicäa 787 bestätigte Verehrung der Bilder zu bekämpfen;
er berief und leitete 794 die Synode von Frankfurt,
[* 34] die jene Beschlüsse von Nicäa ausdrücklich verwarf.
Gesandte des Papstes haben hier wie auch in Nicäa unterschrieben. Karl suchte ferner schon 781 eine Familienverbindung mit
dem oström. Kaisertum und dabei die Anerkennung seiner Rechte in Italien. Er nahm längst die kaiserl. Stellung ein, als er
von den Großen in Rom und dem röm. Volke zum Kaiser erwählt und dann vom Papst gekrönt wurde. Nach einer
Nachricht wäre die Krönung durch den Papst wider seinen Willen erfolgt, wie er denn auch später seinen Sohn Ludwig nicht
durch den Papst krönen ließ, sondern (11. Sept. 813) ihm die Krone selbst aufsetzte oder sich selbst aufsetzen
hieß.
Nach der Krönung leistete ihm der Papst die Adoration, d. h. die der göttlichen Anbetung nachgebildete kniende Verehrung,
die bei den röm. Kaisern üblich gewesen war. Karl legte aber das Hauptgewicht darauf, von den oström. Kaisern anerkannt zu
werden, hat dies aber durch all seine Bemühungen nur unvollständig erreicht; auch die Verheiratung
mit der oström. Kaiserin Irene plante er zu diesem Zweck, die nur durch den Sturz derselben (802) vereitelt wurde. (Vgl.
Venediger, Versuche einer Darlegung der Beziehungen K.s d. Gr. zum ByzantinischenReich, 1872; Strauß,
[* 35] Beziehungen K.s d. Gr.
zum GriechischenReich, 1877; Harnack, Die Beziehungen des Fränkisch-italienischen zum ByzantinischenReich.
Dissertation, Gött. 1880.)
Die Verwaltung des Reichs leitete Karl wie bisher durch die Grafen und die jährlich zweimal zusammentretenden Versammlungen der
Großen und des Volks. Die Frühjahrsversammlung hieß das Maifeld und war zugleich Heerschau. Die in einem Staat kleinen Umfangs
ausgebildete Verfassung mit ihren unentgeltlichen Leistungen der Dingpflicht und des Heerbanns, der Verpflegung
von Gesandten, des Brückenbaues u. s. w. wurde in dem großen Staate zu einer erdrückenden Last. Karl hat sie zu mildern gesucht,
indem er bestimmte, daß der Graf die Gemeinde statt wie bisher beliebig oft nur zu drei Gerichtssitzungen, den drei «echten
Dingen», laden,
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
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