Karlisten,
in Spanien [* 2] die Anhänger der beiden Don Carlos (s. Karl 69 u. 71) in den Karlistenkriegen von 1834-39 und von 1872-76.
in Spanien [* 2] die Anhänger der beiden Don Carlos (s. Karl 69 u. 71) in den Karlistenkriegen von 1834-39 und von 1872-76.
1) Sohn Karl Martells und der Chrotrudis, älterer Bruder Pippins des Kleinen, teilte sich nach seines Vaters Tod (741) mit Pippin in die Verwaltung des fränkischen Reichs und erhielt Austrasien nebst Alemannien und Thüringen, kämpfte mit Glück gegen innere und äußere Feinde, legte aber 747 seine Gewalt zu gunsten seines Sohns Drogo nieder. Dann gründete er auf dem Berg Soracte bei Rom [* 3] zu Ehren des heil. Silvester ein Kloster und zog sich darauf in das Benediktinerkloster auf dem Monte Cassino zurück. Als Pippin 754, dem Ruf des Papstes Stephan III. folgend, nach Italien [* 4] zog, befand sich auf dem Weg nach Gallien, um auf Bitten König Aistulfs den gegen diesen gerichteten Zug zu hintertreiben. Er fand den Bruder nicht mehr und begab sich in ein Kloster zu Vienne, wo er 17. Aug. 754 am Fieber starb. Seine Söhne wurden von Pippin einem Kloster übergeben.
2) Pippins des Kleinen jüngerer Sohn, geb. 751, ward 754 nebst seinem Bruder Karl d. Gr. vom Papste Stephan III. zum König der Franken gesalbt, erhielt nach des Vaters Tod bei der Teilung mit Karl (768) Burgund, Provence, Septimanien, Elsaß, Alemannien und das östliche Aquitanien und stand seinem Bruder im Kampf gegen den Herzog Hunald von Aquitanien bei. Bevor die nach Verstoßung der Desiderata eintretende Verstimmung Karlmanns gegen seinen Bruder dem fränkischen Reiche gefährlich wurde, starb Karlmann 4. Dez. 771 in Samoussy und ward zu Reims [* 5] begraben. Da die fränkischen Großen mit Übergehung seiner Söhne sein Reich Karl d. Gr. übertrugen, flüchtete Karlmanns Witwe Gerberga (Giberga) mit denselben nach Italien zu König Desiderius. Nach der Eroberung des Langobardenreichs 774 endeten Gerberga und ihre Kinder in einem Kloster.
3) Ludwigs des Deutschen und der Hemma ältester Sohn, geboren um 828, erhielt 856 die Verwaltung der bayrischen Marken, empörte sich 861 im Einverständnis mit dem Herzog Rastislaw von Mähren [* 6] gegen den Vater, unterwarf sich schon 862, empfing aber seine Herrschaft erst 865 zurück. Persönlich tapfer, führte er 869-874 zum Teil erfolgreiche Kämpfe gegen Mähren, nahm 870 Rastislaw gefangen und unterwarf sein Land, mußte sich aber infolge des energischen Widerstandes von seiten Swatopluks, des Neffen des Genannten, mit der Oberherrschaft über Mähren begnügen (874). Von seinem Oheim, Kaiser Ludwig II., 872 zum Erben Italiens [* 7] bestimmt, erwarb er dies Land erst im September 877, nachdem er Karl den Kahlen aus der Lombardei vertrieben hatte.
Inzwischen hatte er nach des Vaters Tode durch die Teilung im Ries (November 876) Bayern [* 8] mit seinen Marken als Königreich empfangen. Seine Ehe mit einer Tochter des böhmischen Markgrafen Ernst war kinderlos; doch wurde ihm von Liutswinda ein unehelicher Sohn, Arnulf, geboren. Seit jenem Zug nach Italien war Karlmanns kräftiger Körper von Siechtum befallen, und da Arnulf illegitim war, bestimmte der Vater 879 seinen Brüdern Ludwig dem jüngern und Karl dem Dicken die Nachfolge in Bayern und Italien. Er starb 22. Sept. 889 in Ötting, von seinen Unterthanen sehr betrauert.
Vgl. Dümmler, Geschichte des ostfränkischen Reichs (Berl. 1862-65, 2 Bde.).
s. Karlssage. ^[= (Karolingische oder Kerlingsche Sage), der an Karl d. Gr. sich anschließende Sagenkreis, der ...]
s. Kaleidoskop. ^[= (griech., "Schönbildseher"), ein auf den Gesetzen der Reflexion des Lichts beruhendes, ...] [* 9]
(spr. -watz), Stadt, s. Karlstadt ^[= # 1) (eigentlich Andreas Rudolf Bodenstein) extremer Reformator, zu Karlstadt in Franken vor 1483 ...] 2).
Stadt im kroatisch-slawon. Komitat Syrmien, am rechten Donauufer und am Fuß der Fruska Gora, ist Sitz eines griechisch-oriental. Erzbischofs (Patriarchen), mit griechischer Kathedrale, römisch-kath. Kirche, erzbischöflichem Palais und (1881) 4916 Einw., welche Fischfang, Vieh- und Schweinezucht und Handel treiben. Karlovitz hat vorzüglichen Weinbau (Karlovitzer Ausbruch und Wermut), ein Spital, ein griechisch-theologisches Seminar, ein Obergymnasium, ein Lyceum und ein Bezirksgericht. Karlovitz gewann seine Bedeutung seit der Serbeneinwanderung nach Ungarn, [* 10] insbesondere als Sitz des griechisch-nichtunierten Erzbischofs und Patriarchen. Es war in den Revolutionsjahren 1848-49 ein Hauptherd des serbischen Aufstandes gegen Ungarn.
Historisch berühmt ist die Stadt durch den Karlovitzer Frieden, der am (auf einer Anhöhe, wo jetzt die Kirche »Maria Fried« steht) zwischen Österreich, [* 11] Rußland, Polen und Venedig [* 12] einerseits und der Pforte anderseits abgeschlossen wurde. Rußland blieb im Besitz von Asow und dem dazu gehörigen Gebiet;
Polen erhielt Kamenez, Podolien und die Ukraine zurück und trat dagegen seine Eroberungen in der Moldau ab;
Österreich erhielt Siebenbürgen und die Landschaft Baczka zwischen Theiß und Donau, während die Pforte im Besitz der Festung [* 13] Temesvár verbleiben sollte;
Ungarns Grenze wurde gegen O. durch eine Linie von dem Ausfluß [* 14] der Maros bis an die Mündung der Bossutin in die Save bestimmt.
Venedig behielt Morea bis an den Isthmus, Santa Maura und Ägina, gab aber Lepanto, Prevesa u. a. an die Pforte zurück; in Dalmatien behielt es sechs eroberte Festungen, ebenso im Archipel die Inseln, welche es vor dem Krieg besessen hatte. Dieser Friedensschluß gab Österreich fast alles zurück, was die Pforte in zwei Jahrhunderten erobert hatte, und bildete später meist die Grundlage der Verträge zwischen Österreich und der Türkei. [* 15]
Stadt im nordwestlichen Böhmen, 374 m ü. M., an der Tepl unfern ihres Einflusses in die Eger, [* 16] in einem engen, romantischen, von waldbekränzten Bergen [* 17] umschlossenen Thal, [* 18] an der Prag-Egerer Eisenbahn, einer der berühmtesten Badeorte Europas, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts und eines Hauptzollamts und hat (1880) 10,579 Einw. Die Häuser verzweigen sich in drei Thäler und sind von dem Hammerberg, dem Hirschensprung, dem Dreikreuzberg mit der König Otto-Höhe und dem Laurenziberg so umgeben, daß sie an den Wänden der Berge zu hängen scheinen.
Die schönste Straße ist die sogen. Alte Wiese, links an der Tepl, der Sammelplatz der eleganten Welt, auf der einen Seite mit Häusern, auf der andern mit einem Bazar und Bäumen besetzt, oberhalb in die Puppschen Anlagen auslaufend; ihr gegenüber am rechten Flußufer liegt die Neue Wiese. Die Stadt hat schöne Gebäude, darunter die Mühlbrunnkolonnade, einen schönen Säulenbau, die Sprudelkolonnade, eine leichte Eisenkonstruktion mit der Büste des um die wissenschaftliche Erforschung von Karlsbad verdienten, 1792 verstorbenen Arztes D. Becher, [* 19] das Kurhaus und das neue schöne Theater, [* 20] mehrere Spitäler und Wohlthätigkeitsanstalten und besitzt regen Gewerbfleiß, der sich besonders auf Sprudelsteinverarbeitung (s. unten), Nadlerei, Goldschmied- und Juwelierarbeit, Likörerzeugung (Karlsbader Bitter) etc. erstreckt. Für die keramische Industrie, insbesondere die Porzellanfabrikation, bildet Karlsbad einen Mittelpunkt. In der Umgebung wird vorzügliche Kaolinerde gewonnen und bestehen 15 Porzellanfabriken; in der ¶
Stadt selbst befindet sich eine Fachschule für die keramische Industrie. Während der Saison wird lebhafter Handel, namentlich mit Porzellan- und Glaswaren, Spitzen und Stickereien, betrieben. Förderungsmittel des Handels sind die in Karlsbad bestehende Bankfiliale und Sparkasse. Im Stadtgarten befindet sich seit 1858 das Standbild Kaiser Karls IV.
Die Thermen von Karlsbad, 17 an der Zahl, sind heiße alkalische Glaubersalzquellen, bereits seit dem 14. Jahrh. im Gebrauch, und unterscheiden sich voneinander wesentlich nur durch den höhern oder geringern Grad der Temperatur und durch den verschiedenen Gehalt an Kohlensäure. Die älteste und wichtigste Quelle [* 22] ist der Sprudel, am rechten Ufer der Tepl, mitten in der Stadt. Er hat eine Temperatur von 73° C. und springt stoßweise in Mannsdicke 1 m hoch empor;
die Wassermenge, die er liefert, beträgt 23 hl in der Minute. (Bei dem Erdbeben, [* 23] welches 1755 Lissabon [* 24] zerstörte, blieb der Sprudel drei Tage lang aus.) Die andern Quellen, an Temperatur wie an Ergiebigkeit geringer, sind: der Bernhardsbrunnen, 1784 zuerst erschienen, mit 64° C. und 5 Lit. Erguß;
die Kurhausquelle, mit 65° C. und 11 L. Wasser;
der Neubrunnen, mit 59° C. und 6 L. Wasser;
die Felsenquelle, mit 58° und 3 L. Wasserzufluß, und der Schloßbrunnen, auf dem Schloßberg, mit 52° C. und 10,8 L. Wassermenge;
der Mühlbrunnen, mit 50° C. und 8,8 L. Wasserzufluß, nebst dem Sprudel die am meisten benutzte Quelle;
der Theresienbrunnen, mit 59° C. und 12 L. Erguß;
der Marktbrunnen (Ferdinandsquelle), mit 43° C. und 5 L. Wasser;
die Kaiserquelle, mit 41° C. und 3 L. Wasser, und die Elisabethquelle, mit 44° C. und 4,7 L. Wasserzufluß in der Minute.
Das Wasser hat weder Geruch noch Farbe und einen schwach salzigen und säuerlichen, jedoch nicht unangenehmen Geschmack. An der Luft zersetzt es sich nach kurzer Zeit, indem es kohlensauren Kalk fallen läßt; in Gefäßen gut verschlossen, kann es hingegen lange aufgehoben werden, ohne wesentlich an seinem Gehalt zu verlieren. Das spezifische Gewicht des Wassers beträgt nach der Bestimmung von Berzelius 1,004. Die erste Analyse der Karlsbader Quellen wurde 1789 von D. Becher gemacht; später wurden sie von Klaproth, Reuß, [* 25] Berzelius, Steinmann, Hlasiwetz, H. Gött, Ragsky u. Ludwig chemisch untersucht. Nach des letztern Analyse (1879) sind enthalten in 10,000 g Wasser:
Bestandteile | Sprudel | Mühlbrunnen | Schloßbrunnen |
---|---|---|---|
Gramm | Gramm | Gramm | |
Kohlensaures Eisenoxydul | 0.030 | 0.028 | 0.001 |
" Manganoxydul | 0.002 | - | - |
Kohlensaure Magnesia | 1,665 | 1,613 | 1,615 |
Kohlensaurer Kalk | 3,214 | 3,266 | 3,337 |
" Strontian | 0.004 | 0.004 | 0.004 |
Kohlensaures Lithion | 0.123 | 0.118 | 0.136 |
" Natron | 12,980 | 12,790 | 12,279 |
Schwefelsaures Kali | 1,862 | 1,888 | 1,930 |
" Natron | 24,053 | 23,911 | 23,158 |
Chlornatrium | 10,418 | 10,288 | 10,047 |
Fluornatrium | 0.051 | 0.046 | 0.046 |
Borsaures Natron | 0.040 | 0.029 | 0.039 |
Phosphorsaurer Kalk | 0.007 | 0.009 | 0.004 |
Aluminiumoxyd | 0.004 | 0.005 | 0.005 |
Kieselsäure | 0.715 | 0.735 | 0.703 |
Kohlensäure, halbgebunden | 7,761 | 7,672 | 7,493 |
" frei | 1,898 | 5,169 | 5,822 |
Außerdem finden sich Spuren von Rubidium, Thallium, Zink, Arsen, Antimon, Selen und organischen Substanzen, auch Ameisensäure.
Das Wasser der Quellen setzt in Berührung mit der Luft kohlensauren Kalk ab, welcher mit der Zeit erhärtet und zuletzt die Härte eines Steins erreicht, der, geschliffen und poliert, zu allerlei niedlichen Gegenständen verarbeitet wird. Aus diesem Niederschlag des heißen Wassers, dem Sprudelstein (Kalksinter von teils weißer, teils brauner, ins Graue und Grünlichgelbe spielender Farbe), hat sich im Lauf der Jahrhunderte eine feste Gesteinsdecke, die Sprudelschale, gebildet, auf welcher ein großer Teil der Stadt steht. Die Öffnungen, durch welche die Dämpfe und Wasser ausgestoßen werden, müssen alle Vierteljahre gereinigt werden, weil sie durch die Inkrustationen sonst verstopft würden, in welchem Fall dann gewaltsame Durchbrüche an andern Stellen zu befürchten sind, sogen. »Sprudelausbrüche«, wie z. B. die Hygieiaquelle 1819 infolge eines solchen Sprudelausbruchs entstanden ist.
Die Hauptwirkung des Karlsbader Wassers ist die umstimmende, es wirkt daher keineswegs vorzugsweise purgierend, sondern mehr auflösend. Eine andre nicht minder wichtige Wirkung desselben ist die diuretische. Der Hauptherd der Krankheitsformen, gegen welche das Karlsbader Wasser mit Erfolg angewendet wird, ist der Unterleib mit seinem Organen, und zwar sind es die chronischen Fälle, die am sichersten geheilt oder gebessert werden. Die mannigfachen chronischen Leiden [* 26] des Magens, die Anschwellungen und Verhärtungen der Leber und Milz, die Krankheiten der Nieren und der Harnblase, insbesondere Blasenkatarrh und Nierensteine, die verschiedenen Hautübel, ferner Gicht, Hämorrhoiden, chronischer Darmkatarrh, chronische Entzündung der Gebärmutter [* 27] und der Vorsteherdrüse etc. finden im Gebrauch des Karlsbader Wassers ihre vorzugsweise Heilung. Es wird sowohl zum Trinken und Baden [* 28] als auch zu Umschlägen und Einspritzungen angewendet.
Man trinkt des Morgens 3-6 Becher und gebraucht sowohl Mineralwasser- und Dampfbäder als auch mit vielem Erfolg Moorbäder, zu denen die Schlammerde dem Franzensbader Moorlager entnommen wird. Von Wichtigkeit sind auch die Quellenprodukte von Karlsbad und zwar das Sprudelsalz, welches durch Abdampfung der Sprudelquelle, und die Sprudelseife, welche als Erzeugnis aus den Sprudelsalzlaugen gewonnen wird. Die Zahl der jährlichen Kurgäste Karlsbads, welche sich 1756 erst auf 134 Familien belief, ist seither fortwährend gestiegen und betrug in den letzten Jahren 20,000 Parteien mit 26,000 Personen.
Die jährliche Versendung an Karlsbader Mineralwasser beträgt über 1 Mill. Flaschen und Krüge, [* 29] an Sprudelsalz und Sprudelseife über 23,000 kg. Außer den erwähnten Thermalquellen sind auch mehrere kalte Mineralquellen in der Umgebung von Karlsbad bemerkenswert, als: der Rote Säuerling bei Drahowitz, der Cambridgesäuerling bei der Cambridgesäule links an der Tepl und der Säuerling bei der Dorotheenau (Sauerbrunn) sowie die 1853 unweit des Einflusses der Tepl in die Eger aufgefundene eisenhaltige Quelle von 10° C. (Neue Eisenquelle).
Die großartige Gebirgsnatur in der Umgebung der Stadt ist durch eine Menge künstlicher Anlagen zugänglich gemacht, und die Berge bieten die schönsten Aussichten auf das Thal der Tepl, einige auch, wie der Hirschensprung, die Franz Joseph-Höhe, der Dreikreuzberg, König Otto-Höhe etc., auf das Erzgebirge und das Egerthal. Zu den besuchtesten Punkten gehören die Puppschen Anlagen mit dem 1883 errichteten Goethe-Denkmal (Marmorbüste mit Relief von Donndorf), der Posthof, der Kaiserpark, ¶