Volks-
Volksunterhaltungsaben

* 3
Seite 66.397. und
Jugendspiele, pädagogisch geordnete
Bewegungs- oder
Turnspiele, zunächst für die
Jugend
zu erziehlichem Zweck. Insofern Erwachsene das Bewegungsspiel in
einer für sie geeigneten, besonders auch den
Geist fesselnden
Form pflegen, heißen sie
Volksspiele. Die Bewegungsspiele bilden schon seit GutsMuths’ und
Jahns’
Zeiten einen wesentlichen
Bestandteil des
Turnens, sind aber nicht gleichmäßig wie das
Turnen im engern
Sinne seither zur
Entwicklung
gelangt, ja es war hierin nicht nur ein Stillstand, sondern sogar ein Rückgang eingetreten. Erst infolge eines
Erlasses des
preuß. Ministers von Goßler vom wurden die
Jugendspiele in einer größern Reihe von Orten wieder aufgenommen.
Besonders zeichnete sich
Görlitz
[* 2] aus, wo durch den
Abgeordneten von Schenckendorff (s. d.) und
den Gymnasialdirektor
Eitner die
Spiele in besonders guter Organisation seit 1883 allmählich in allen Schulen eingeführt wurden. 1890 wurden in
Görlitz auch Kurse zur
¶
mehr
Ausbildung von Lehrern in den Jugendspielen eingerichtet. Ferner begründete Abgeordneter von Schenckendorff zu
Berlin
[* 4] den «Centralausschuß zur Förderung der Jugend- und
Volksspiele in Deutschland»,
[* 5] der eine äußerst rege Thätigkeit
entfaltet. Neben den vom Ausschuß herausgegebenen Jahrbüchern (bisher erschienen Ⅰ-Ⅵ, hg. von E. von Schenckendorff
und
F. A. Schmidt, Lpz. 1892‒97) erscheinen «Allgemein unterrichtende Mitteilungen zur Einführung in
die Jugend- und
Volksspiele» (Lpz. 1894 fg.), die in kurz gefaßten Aufsätzen über Ziele, Bedeutung, Spielgeräte, Einrichtung
von Spielplätzen, Spielbücher u. a. m. Auskunft geben. Der Centralausschuß richtet
jährlich Kurse zur Ausbildung von Lehrern und
Lehrerinnen ein. Bis einschließlich 1896 wurden etwa 114 solcher
Kurse abgehalten, an welchen sich etwa 1500 Lehrer und
Lehrerinnen beteiligten. Seit 1895 hat er bei 16 deutschen Hochschulen
auch studentische Kurse eingerichtet.
Nach einer Veröffentlichung im Jahrbuch Ⅳ haben in Deutschland 1894 von im ganzen 1629 Anstalten (1310 höhern Lehranstalten,191,
Lehrerseminaren und
128 Präparandenanstalten) 1455 die Anfragen des Centralausschusses beantwortet.
Es spielten: in den Unterrichtspausen 63 Anstalten, nur während der Turnstunden 461, zu besonders angesetzten Zeiten, und
zwar wöchentlich in 1‒2 Stunden 380, in 2‒3 Stunden 78, in 3‒4 Stunden 69, in mehr als 4 Stunden 96, in unbestimmten Stunden
213, nur gelegentlich 56 und überhaupt nicht 39. Die Anstalten, in denen das Spiel neben dem pflichtmäßigen
Turnen betrieben wurde, betrug: mit freiwilliger Beteiligung 784, mit pflichtmäßiger Beteiligung 139. Von diesen spielten
während des ganzen Jahres 298 und nur während der warmen Jahreszeit 625 Anstalten.
Hof (meteorologisch) -

* 6
Hof (meteorologisch) - Hofburgwache.Die Litteratur ist in dem vorgenannten Jahrbuch Ⅰ des Centralausschusses für Jugend- und Volksspiele vollständig aufgeführt. Hervorzuheben sind GutsMuths, Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und des Geistes (1796; 8. Aufl., bearb. von J. C. Lion, Hof [* 6] 1893);
H. Raydt, Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper (Hannov. 1889);
ders., Die deutschen Städte und das Jugendspiel, nach den amtlichen Berichten der Städte bearbeitet (Hannov.-Linden 1891);
M. Zettler, Die Bewegungsspiele, ihr Wesen, ihre Geschichte und ihr Betrieb (Wien [* 7] 1893);
F. A. Schmidt, Die Leibesübungen nach ihrem körperlichen Übungswert dargestellt (Lpz. 1893);
Eitner, Die Jugendspiele (7. Aufl., ebd. 1892);
Kohlrausch und Marten, Turnspiele nebst Anleitung zu Wettkämpfen und Turnfahrten (5. Aufl., Hannov. 1895);
J. C.Lion und Wortmann, Katechismus der Bewegungsspiele für die deutsche Jugend (Lpz. 1891);
Kreunz, Bewegungsspiel und Wettkämpfe für Mittelschulen und verwandte Fachanstalten (2. Aufl., Graz [* 8] 1897);
Koch und E. von Schenckendorff,
Wie wird das Bewegungsspiel im Freien zur Volks
sitte? (Braunschw. 1895);
von Woikowsky-Bidau, Das Bewegungsspiel in der deutschen
Volks
hygieine und Volkserziehung (Lpz. 1895).
In Leipzig [* 9] erscheint seit 1892 die «Zeitschrift für Turnen und Jugendspiel», hg. von Schnell und Wickenhagen.