Titel
Benevent
Rinder

* 4
Rinder.
1)
Provinz in Mittelitalien, im Norden
[* 2] der Landschaft
Campanien, früher mit einem
Teile zum Kirchenstaate gehörig, grenzt
im N. an die
Provinz
Campobasso, im O. an Foggia, im
S. an
Avellino, i:n
W. an
Caserta, hat 1751,51 (nach Strelbitskij
2168) qkm, (1881) 238425 E. und zerfällt in die drei
Kreise
[* 3]
Benevent
(104290 E.), Cerreto Sannita (75931 E.),
San
Bartolommeo in
Galdo (58204 E.) mit zusammen 73 Gemeinden. 1891 wurden 245135 E. berechnet. Das Land wird vom
Apennin durchzogen und ist
im Bereiche der westl. Vorterrassen fruchtbar; es wird vom
Calore, einem Nebenfluß des
Volturno, und seinen
Nebenflüssen bewässert und bietet zur Ausfuhr Rinder,
[* 4] Getreide,
[* 5]
Wein, Öl,
Südfrüchte,
Tabak
[* 6] und Wildbret. Die
Provinz wird
von Westen nach
Osten von einer Bahnlinie durchschnitten, die Neapel
[* 7] und
Caserta mit
Ariano und Foggia verbindet und die Provinzialhauptstadt
Benevent
berührt.
2) Hauptstadt der
Provinz Benevent
, auf einem Hügel zwischen den
Flüssen Sabato und
Calore, an den Linien
Concello-Avellino-Benevent des
Mittelmeer- und Foggia-Neapel des
Adriatischen
Netzes, ist Sitz eines 969 gestifteten Erzbistums (mit den Bistümern Alife,
Ariano,
Ascoli und
Cerignola,
Avellino,
Bojano,
Bovino, Larino, Lucera,
San Severo, Sant'Agata de' Goti, Telese
und Termoli), hat enge, unsaubere
Straßen, (1881) 18242, als Gemeinde 21631 (1891: 26000) E., einen
Dom aus dem 12. Jahrh.
mit bronzenen
Thüren und schönen Gemälden, viele
Kirchen und Klöster, sowie ägypt. Obelisken auf verschiedenen Plätzen,
mehrere Fabriken für gold- und silberplattierte Waren, Leder und
Pergament, beträchtlichen Getreidehandel.
Säule, galvanische - S

* 8
Säulen.
Unter den Resten des
Altertums in Benevent
, wo beinahe jede
Mauer aus Bruchstücken von
Altären, Grabmälern,
Säulen
[* 8] und
Gebälken
besteht, zeichnet sich der wohlerhaltene, 114 n. Chr. erbaute
Triumphbogen
Trajans (15½ m hoch) aus, jetzt unter dem
Namen
des
Goldenen
Thors
(Porta aurea) ein Stadtthor von Benevent.
Dieser
Triumphbogen besteht aus einem einfachen und
sehr wohl erhaltenen
Bogen
[* 9] von parischem Marmor mit einer auf beiden Seiten gleichen, noch lesbaren
Inschrift; daneben befinden
sich
Darstellungen aus
Trajans Leben in halberhabener
Arbeit. - Benevent
, das
Maleventum der Samniten, erhielt nach dem hier erfochtenen
Siege der
Römer
[* 10] über
Pyrrhus 275
v. Chr. und nach Entsendung einer Militärkolonie 269 den
Namen Beneventum.
Bene vixit, qui bene l

* 12
Seite 52.722.
In den
Punischen
Kriegen hielt Benevent
treu zu
Rom,
[* 11] weshalb Hannibal es nach seinem
Siege bei
Cannä (216) der Plünderung preisgab.
Unter
Kaiser
Augustus Colonia Julia
Augusta Felix genannt, wurde es von
Totilas 545 zerstört, von Narses wieder aufgebaut. Unter
der Langobardenherrschaft war es die Hauptstadt eines selbständigen Herzogtums, das auch nach
Desiderius'
Sturz seine Selbständigkeit gegenüber den Griechen wie
Karl d. Gr. zu wahren wußte. 840 zerfiel das Herzogtum in die Fürstentümer
Benevent
, Salerno, Neapel und
Capua. In der Folgezeit rangen Saracenen und Griechen, die
Herzöge von
Spoleto und die
Grafen von
Capua
um den
Besitz von Benevent
, bis sich 1049 Papst
Leo IX. seiner bemächtigte, was ihm
Kaiser
Heinrich III. gegen
Abtretungen in
Franken bestätigte. Zwar mußte
Leo nach seiner
Niederlage gegen die
¶
mehr
Normannen bei Civitella 1053 Pandulf VI. als Herzog von Benevent
einsetzen; aber nach dem Tode von dessen kinderlosem Sohn zog Gregor
VII. es 1077 wieder ein. Vorübergehend wurde Benevent
dann besetzt von den Normannen, von Friedrich II. und von Manfred, der 1266 unter
den Mauern von Benevent
Reich und Leben verlor. Alfons V. von Aragonien wurde 1440 von Eugen IV. zum Vikar über
Benevent eingesetzt, Alexander VI. verlieh es als Herzogtum seinem ältesten Sohn Juan Borgia. Von den Spaniern 1527 besetzt, aber
der Kirche zurückgegeben, wurde es später noch mehrmals von Neapel eingenommen. Nach der Eroberung durch die Franzosen 1798 wurde
an Neapel abgetreten, dann 1806 von Napoleon dem Minister Talleyrand geschenkt, der den Titel eines Fürsten von Benevent annahm;
im Frieden 1815 wurde es dem Papst zurückgegeben. Im 11. und 12. Jahrh, wurden hier fünf Konzilien gehalten. -
Vgl. H. Leo, Zur Geschichte der Verfassung in den zum langobard.
Herzogtum Benevent gehörigen Ländern 568 1268 (in Reumonts «Italia», Bd. I, Berl. 1838); Hirsch, [* 13] Das Herzogtum Benevent bis zum Untergang des langobard. Reichs (Lpz. 1871).