Thor
(frz. portail), der Haupteingang, der je nach dem Zweck verschieden ausgebildet
wird. Man unterscheidet: Hausthor
(Thorweg
), Stadtthor
, Festungsthor, Tempelthor (s. auch Pylonen),
Kirchenthor
, Schloßthor, Parkthor u. s. w. Abgesehen von den Kirchenthoren
(s.
Portal,
Tympanum), die einen wichtigen
Teil der Façadenarchitektur ausmachen, bieten vor allem die Stadtthore
ein baukünstlerisches Interesse. (Hierzu die
Tafeln: Thore
I und II.) Sicher hat schon im frühen
Altertum jede mit Wall oder
Mauern umgebene Stadt Thor
gehabt, die den Verkehr nach außen und innen ermöglichten; doch läßt sich das
System der (befestigten)
Stadtthore
erst bei den
Römern genauer verfolgen.
Trier (Bistum) - Trier

* 2
Trier.
Bekannt ist die Befestigung
Roms (s. d., antik) im 3. Jahrh. n. Chr.
durch die Aureliansmauer, die von 14 Thor
durchbrochen war. Die römischen Thor bestanden aus einem äußern,
durch ein Fallgatter, und einem innern, durch eine eisenbeschlagene
Thür abzuschließenden Thorweg;
seitlich wurden diese
Thor
von zwei im Halbkreis vorragenden
Türmen flankiert. Von den aus dem röm.
Altertum erhaltenen Thor
ist
berühmt die
Porta Nigra in
Trier
[* 2] (s. d. und Taf. I,
[* 1]
Fig.
1).
Antike Stadtthore finden sich ferner zu
Autun und Nimes.
[* 3] Das Mittelalter bildete dies
System weiter, indem es vor das so
befestigte Thor noch eine Zugbrücke über den Wallgraben (s.
Tafel:
Burgen
[* 4] I,
[* 1]
Fig. 5) anlegte, den Thorweg
zum
Zwinger ausbildete und ihn rings mit Wehrzungen umgab, um von diesen aus den eindringenden Feind beschießen zu können.
Am Rhein und an der Donau (z. B. in Köln,
[* 5] Basel
[* 6] [s.
Tafel: Thore I,
[* 1]
Fig. 2] und
Regensburg)
[* 7] wirkten die röm. Vorbilder am entschiedensten.
Thor (altnordischer Go

* 11
Seite 65.799.Ferner wurde über einem Thor ein hoher Wart- oder Verteidigungsturm (Thorturm) errichtet, so bei Brückenthoren, z. B. an der Karlsbrücke in Prag [* 8] (s. Taf. I, [* 1] Fig. 5), der 1883 restaurierte, die innere Stadt abschließende Pulverturm ebenda (s. Taf. I, [* 1] Fig. 7), Altpörtel zu Speyer [* 9] (s. Taf. I, [* 1] Fig. 6). Von Interesse sind aus der got. Epoche besonders die in Backstein aufgeführten Stadtthore in norddeutschen Städten, wie Neubrandenburg [* 10] (vier solcher ¶
Berlin

* 20
Berlin.mehr
s. Taf. I, [* 11] Fig. 3), das Ünglinger Thor zu Stendal [* 12] u. a. Hierher gehört auch das durch seine spitzen Türme charakterisierte Holstenthor in Lübeck [* 13] (s. Taf. I, [* 11] Fig. 4). In der Zeit der Renaissance bildete man die Thor häufig den antiken Triumphbogen (s. d.) nach. Die Porta Capuana zu Neapel, [* 14] Porta San Pietro zu Perugia sind die ersten Versuche; die Thor, die Sanmicheli als Festungsbaumeister Venedigs dort und in Verona [* 15] errichtete, stellen den Typus fest. Die deutschen Renaissancethore behalten zunächst den got. Baustil, nehmen aber um die Mitte des 16. Jahrh. ähnliche Formen wie in Italien [* 16] an; desgleichen auch in Spanien, [* 17] wo unter anderm zu Burgos 1539 ein festungsartiges, mit Türmen und Statuen geschmücktes Thor als Triumphbogen für Fernan Gonzalez errichtet wurde. Die spätern Renaissancestile legten zum Teil großes Gewicht auf die künstlerische Ausbildung der Thor; einzelne davon sind bei Zerstörung der Festungsgürtel als besondere Prunkstücke stehen geblieben (z. B. in Stettin, [* 18] s. Taf. II, [* 11] Fig. 3; in Madrid, [* 19] s. Taf. II, [* 11] Fig. 1). Eine antik-klassische Bauart zeigen das Brandenburger in Berlin [* 20] (s. Taf. II, [* 11] Fig. 2) und die Propyläen in München [* 21] (s. Taf. II, [* 11] Fig. 4), die beide nach dem Vorbild der Propyläen (s. d.) in Athen [* 22] erbaut sind.