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Spaltfüße (bei allen nur eine Zehe nach hinten, die übrigen mehr oder weniger durch Haut [* 2] verbunden). Die Watbeine mit sehr langem Lauf heißen Stelzfüße (je nach der Verbindung der Vorderzehen durch Haut: geheftete und halbgeheftete); letztere ohne Hinterzehe sind Lauffüße. Sind die Zehen der Watbeine mehr oder minder vollständig durch Haut verbunden, so hat man halbe oder ganze Schwimmfüße, gespaltene Schwimmfüße, Lappenfüße und Ruderfüße.
Von den innern Organen übertrifft das Gehirn [* 3] in Masse und Bau das Reptiliengehirn und erfüllt vollständig die Schädelhöhle, doch entbehren die großen Hemisphären noch der Windungen an ihrer Oberfläche. Unter den Sinnesorganen erreichen die Augen eine hohe Ausbildung. Ihre geringe Beweglichkeit wird durch die große des Halses und Kopfes ersetzt; stets ist eine Nickhaut vorhanden. Neben der Schärfe des Sehvermögens ist besonders die Akkommodationsfähigkeit entwickelt.
Die Öffnung des Gehörorgans ist häufig von einem Kranz größerer Federn umstellt und bei den Eulen [* 4] von einer häutigen, ebenfalls mit Federn besetzten Klappe, einer rudimentären äußern Ohrmuschel, überragt. Die beiden Nasenöffnungen liegen der Wurzel [* 5] des Oberschnabels mehr oder minder genähert, sind zuweilen von steifen Haaren verdeckt und geschützt, bei den Sturmvögeln röhrenartig verlängert. Übrigens ist der Geruchssinn sehr viel weniger ausgebildet als Gehör [* 6] und Gesicht, [* 7] und auch der Geschmack steht auf niederer Stufe, weil die Zunge fast in allen Fällen nur an ihrer Basis weich bleibt.
Das Gefühl vermitteln wohl nur Schnabel und Zunge; ersterer erhält unter Umständen eine Bekleidung mit einer sehr nervenreichen Haut. Die Verdauungsorgane sind im allgemeinen einfach und ziemlich übereinstimmend gebaut. Statt eingelagerter Knochenzähne sind die Kiefer von einer festen Hornscheide überdeckt und zum Schnabel ausgezogen [* 1] (Fig. 3). Während der Oberschnabel aus der Verwachsung von Zwischenkiefer, Oberkiefer und Nasenbeinen gebildet ist, entspricht der Unterschnabel den beiden Unterkieferästen.
Beim Öffnen des Schnabels bewegt sich infolge der eigentümlichen Einlenkung desselben am Schädel nicht nur der Unterschnabel nach abwärts, sondern auch die Spitze des Oberschnabels ein wenig nach aufwärts. Die Form des Schnabels ist eine sehr verschiedene und steht immer in enger Beziehung zur Art der Nahrung, welche der Vogel genießt. Auch die Zunge ist sehr vielgestaltig. Bei Raubvögeln und Papageien ist sie breiter und weicher, bei insekten- und körnerfressenden Vögeln härter und schmäler.
Zuweilen ist sie an der Spitze pinselförmig, oder die Seitenränder sind mit Borsten oder die ganze Oberfläche ist mit rückwärts gerichteten Papillen besetzt. Beim Spechte trägt die Spitze hornige Hakenzähne und kann bei ihm sowie bei den Kolibris [* 8] rasch aus dem Mund herausgeschnellt werden, um die Nahrung zu ergreifen. In einzelnen Fällen ist sie verkümmert. Die Mundhöhle, [* 9] welche bisweilen einer außerordentlichen Ausdehnung [* 10] fähig ist, auch wohl mit einem mehr oder weniger weit am Hals hinabreichenden Blindsack, einer Art oberem Kropf, in Verbindung steht, nimmt das Sekret zahlreicher Speicheldrüsen auf. Die muskulöse Speiseröhre [* 1] (Fig. 4) bildet bei Raubvögeln und größern Körnerfressern eine kropfartige Erweiterung, in welcher die Speisen erweicht und zur leichtern Verdauung verändert werden.
Zwei kleine rundliche Nebensäcke am Kropf der Tauben [* 11] sondern zur Brutzeit einen käsigen, zum Atzen der Jungen dienenden Stoff ab. An dem Magen [* 12] unterscheidet man den drüsenreichen Vormagen, der nur eine Fortsetzung der Speiseröhre vorstellt, und den Muskelmagen, welcher sich wie ein Blindsack daran anschließt und namentlich bei Körnerfressern als Kauorgan wirkt. Hierzu ist er durch den Besitz von zwei festen Reibeplatten, welche durch starke Muskeln [* 13] bewegt werden, vorzüglich geeignet, zumal wenn mit der Nahrung zugleich kleine Steinchen verschluckt werden und gewissermaßen als Mühlsteine [* 14] dienen.
Der Dünndarm übertrifft die Körperlänge meist nur um das Drei- bis Vierfache;
seine Länge richtet sich nach der Nahrung;
am Dickdarm sind meist zwei oft sehr lange Blindschläuche vorhanden;
die Ausmündung des Darms erfolgt in die auch den Harn und die Geschlechtsstoffe aufnehmende Kloake.
Die Leber ist zweilappig; die Gallenblase fehlt nur in seltenen Fällen. Die Bauchspeicheldrüse ist groß und mündet mit zwei oder drei Gängen in den Zwölffingerdarm ein. Die Milz sowie die am Hals gelegenen Blutdrüsen (Thymus und Thyroidea) fehlen nie. Das Herz besteht aus vier vollständig voneinander getrennten Abteilungen, zwei Kammern und zwei Vorkammern, und liegt in der Mittellinie der Brust, von einem derbhäutigen Herzbeutel umschlossen. Der Herzschlag wiederholt sich bei der lebhaften Atmung schneller als bei den Säugetieren. Da das Zwerchfell wenig entwickelt ist, so gelangt die Brusthöhle nicht zur völligen Sonderung und geht direkt in die Bauchhöhle über.
Die Respirationsorgane zeigen eine der äußerst aktiven Bewegungsweise und dem dadurch gesteigerten Atembedürfnis entsprechende Einrichtung. Die hinter der Zungenwurzel befindliche Kehlritze führt in eine lange Luftröhre; der ihren Anfang bildende obere Kehlkopf ist für die Stimmbildung unwesentlich, dagegen findet sich bei fast allen Vögeln (ausgenommen Störche, Strauße und einige Geier) an der Teilungsstelle der Luftröhre in die Bronchien ein unterer Kehlkopf, der als Stimmorgan zur Verwendung kommt und besonders bei den Singvögeln sehr ausgebildet ist.
Nicht selten verläuft die Luftröhre, vornehmlich beim männlichen Geschlecht, unter Biegungen und Windungen; auch bildet sie bisweilen Verengerungen und Erweiterungen. Die Lungen hängen nicht, wie bei den Säugetieren, frei in der geschlossenen Brusthöhle, sondern sind an deren Rückenwand angeheftet und an den Seiten der Wirbelsäule in die Zwischenräume der Rippen eingesenkt; auch sind sie nicht in Lappen geteilt. Von den in sie eintretenden Bronchien begeben sich mehrere Äste an die Vorderfläche und münden hier in die mit den Lungen in Verbindung stehenden Luftsäcke, welche anderseits mit den Lufträumen der Knochen [* 15] kommunizieren.
Die Luftsäcke selbst dienen sowohl zur Erleichterung des Vogels als auch als Luftreservoir zur Atmung, die direkt unter der Haut gelegenen als schlechte Wärmeleiter wohl zur Erhaltung der hohen Körpertemperatur (40° C.). Der Mechanismus der Atmung gestaltet sich wesentlich anders als bei den Säugetieren. Während bei diesen die Verengerung und Erweiterung der abgeschlossenen Brusthöhle vornehmlich durch die abwechselnde Zusammenziehung und Erschlaffung des Zwerchfellmuskels bewirkt werden, richtet sich beim Vogel die Weite des Brustkorbes, welcher nach der Bauchhöhle nicht abgeschlossen ist, nach der Entfernung des Brustbeins von der Wirbelsäule, und diese ändert sich durch Bewegungen der Rippen. Die großen, langgestreckten Nieren liegen in Vertiefungen des Kreuzbeins eingesenkt und zerfallen in Läppchen, von denen die Harnkanälchen entspringen. Niemals kommt es zur Bildung einer Harnblase. Die ¶
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Harnleiter münden einwärts von den Geschlechtsöffnungen in die Kloake ein. Das Harnsekret bildet eine weiße, breiartige, rasch erhärtende Masse. Eine eigentümliche, in die hintere Wand der Kloake mündende Drüse ist die sogen. Bursa Fabricii, über deren Bedeutung man noch nicht im reinen ist; sie scheint nur während der Jugendzeit zu fungieren. Die Geschlechtsorgane schließen sich eng an die der Reptilien an. Die beiden zur Fortpflanzungszeit mächtig anschwellenden Hoden liegen an der vordern Seite der Nieren.
Die wenig entwickelten Nebenhoden führen in zwei gewundene Samenleiter, welche an der Außenseite der Harnleiter herabsteigen, in ihrer untern Partie häufig zu Samenblasen anschwellen und an der Hinterwand der Kloake auf zwei kegelförmigen Papillen ausmünden. Ein Begattungsorgan fehlt in der Regel vollständig. Nur bei einigen größern Raub- und Sumpfvögeln, bei Enten, [* 17] Gänsen, Schwänen etc., namentlich aber bei den Straußen, ist ein penisartiger Körper mehr oder weniger ausgebildet.
Von den Eierstöcken und Leitungsapparaten verkümmern die der rechten Seite oft vollständig, wogegen der traubenförmige Eierstock und der vielgewundene Eileiter der linken Seite zur Fortpflanzungszeit um so umfangreicher werden. Der obere Abschnitt des Eileiters sondert aus Drüsen das Eiweiß ab, welches den in Spiralbewegungen herabgleitenden Dotter schichtenweise umlagert. Der zweite kurze Abschnitt erzeugt die Schalenhaut und die oft mannigfach gefärbte Kalkschale (weiteres über Gestalt, Färbung und Zeichnung des Vogeleies, s. Ei, [* 18] mit 2 Tafeln). An ihn schließt sich endlich ein enger, kurzer, zuweilen gewundener Ausführungsgang, die sogen. Scheide, an, welcher an der äußern Seite des entsprechenden Harnleiters in die Kloake einmündet.
Alle Vögel [* 19] legen Eier, [* 20] welche bereits im Eileiter vor der Umhüllung mit Eiweiß durch den Samen [* 21] befruchtet werden. Die Brunst und Paarung tritt im allgemeinen im Frühjahr ein. In den kalten und gemäßigten Gegenden brüten die Vögel gewöhnlich nur einmal im Jahr; bei vielen, namentlich den kleinern Singvögeln, folgt im Sommer noch eine zweite Brut, und in den heißen Klimaten wiederholen sich die Bruten in größerer Zahl. In hohem Grad wirkt die Zucht oft modifizierend (Hühner). [* 22]
Die Zahl und Größe der bei jeder Brut gelegten Eier richtet sich nicht etwa ausschließlich nach der Größe des Vogels (z. B. legen die Strauße mehr Eier [15-20] als die Kolibris [2-3], obwohl gewöhnlich die kleinen Vögel die meisten Eier liefern), sondern auch nach dem Zustand, in welchem die Jungen ausschlüpfen, denn hiernach schwankt die Menge des zur Nahrung des Embryos nötigen Eiweißes. In den meisten Fällen brüten die Vögel selbst die Eier aus, doch schaffen sie ihnen zuweilen auch die erforderliche hohe Temperatur durch Verscharren in Moderhaufen.
Die Dauer der Embryonalentwickelung wechselt nach der Größe des Eies und nach der relativen Ausbildung der ausschlüpfenden Jungen. Die Eier der kleinsten Vögel werden etwa 11 Tage bebrütet, die des Haushuhns 3 und die des Straußes 7 Wochen. Der Embryo ist mit den beiden schon für die Reptilien charakteristischen und auch den Säugetieren zukommenden Häuten (Allantois und Amnion) ausgestattet. Der reife Vogel sprengt vielfach die Schale am stumpfen Ende mittels eines scharfen Zahns an der Spitze des Oberschnabels.
Bei manchen Vögeln erscheinen die Jungen so weit entwickelt, daß sie als Nestflüchter (Autophagae) alsbald der Mutter folgen und selbständig Nahrung aufnehmen; bei andern, besonders bei denjenigen, welche vorzugsweise auf Bewegung und Aufenthalt in der Luft angewiesen sind, kriechen dagegen die Jungen nackt oder nur stellenweise mit Flaum bedeckt aus und werden als Nesthocker (Insessores) oder Atzvögel noch lange von den Alten gefüttert, bis sie, fast ausgewachsen, durch die Entwickelung der Schwingen zum Flug fähig werden.
[Lebensweise.]
Die Lebensweise der Vögel ist, der im ganzen sehr gleichförmigen Organisation entsprechend, wenig verschieden. Die Modifikationen hängen aufs innigste mit der Entwickelung der Flugkraft zusammen, welche zu erstaunlichen Leistungen befähigt, obwohl sie im Vergleich mit andern Arten der Ortsbewegung [* 23] natürlich den größten Kraftaufwand erfordert. Während Vögel von mittlerer Flugfertigkeit schon die Geschwindigkeit eines Eisenbahnschnellzugs übertreffen, erreichen andre, wie Falken und Segler, eine noch bei weitem größere Schnelligkeit.
Solche Flieger sind dann oft fast ausschließlich Lufttiere und suchen nur zum Schlaf und zum Brutgeschäft festen Boden. Andre Vögel sind nicht minder ausgezeichnet durch die Ausdauer ihres Flugs. Man trifft den Fregattenvogel viele Meilen vom Festland in den Wolken schwebend, und manche Zugvögel sollen in 3-5 Tagen ununterbrochenen Flugs aus Deutschland [* 24] nach dem Innern Afrikas gelangen. Die auf dem Land sich bewegenden Vögel hüpfen, klettern, schreiten oder laufen und erreichen auch hierbei zum Teil eine sehr große Geschwindigkeit (Strauß). [* 25]
Die Wasservögel schwimmen und tauchen vortrefflich, und manche vermögen wohl 6 Minuten unter Wasser zu bleiben; viele von ihnen sind sehr gute Flieger, können sich aber auf festem Boden schlecht bewegen. Die psychische Begabung der Vögel steht ungleich höher als die der Reptilien, und ihre intellektuelle Fähigkeit überragt sogar die vieler Säugetiere bedeutend. Die hohe Ausbildung der Sinne befähigt sie zu einem scharfen Unterscheidungsvermögen, mit welchem sich ein gutes Gedächtnis verbindet; beides verstehen sie bei ihren oft weiten Flügen auszunutzen.
Bei einzelnen erlangt die Gelehrigkeit und die Fähigkeit der Nachahmung eine außerordentliche Höhe (Papageien, Raben). Nicht minder entwickelt erscheint die Gemütsseite der Vögel, wie sich nicht nur aus dem allgemeinen Betragen und dem mannigfachen Ausdruck des Gesangs, sondern vornehmlich aus dem Verhalten der beiden Geschlechter zur Zeit der Fortpflanzung ergibt. Das Männchen unterscheidet sich dann am auffallendsten vom Weibchen, oft durch besondere vorübergehende Auszeichnungen, wie einen Halskragen, lange Seitenfedern etc. Seine Stimme tönt dann auch reiner und klangvoller, und namentlich die kleinen Vögel mit einfachem, unscheinbarem Federkleid zeichnen sich durch ihre wechselvollen Melodien aus.
Wirkt der Gesang neben der Schönheit des Gefieders als Reizmittel auf das Weibchen, so gilt dies noch mehr von den Liebestänzen, welche ein Vorspiel der Begattung zu sein pflegen (Balze). Mit Ausnahme der Hühner, Fasanen u. a. leben die in Monogamie, und zuweilen sollen die Geschlechter zeitlebens verbunden bleiben, während in der Regel die Ehe nach der Fortpflanzungszeit sich löst. Die meisten Vögel bauen ein Nest, nur wenige legen ihre Eier einfach auf dem Erdboden ab; andre machen wenigstens eine Vertiefung in Sand, Moos oder Gras, welche auch mit Laub, Moos etc. ausgelegt wird. Besonders die kleinern Vögel errichten dagegen kunstvollere Bauten, manche brüten in natürlichen oder künstlichen Höhlungen, graben sich auch Nistlöcher in der Erde etc. Gewisse Vögel leimen fremde ¶