Weibchen ist das Kleingefieder braungrau, nur auf den
Flügeln und in der Schwanzgegend schwärzlich,
Schwingen und Steuerfedern
sind unrein weiß, das
Auge
[* 3] ist braun, der
Schnabel horngelb. Der S. bewohnt die
Steppen und
WüstenAfrikas und Westasiens vom
SüdenAlgeriens bis tief ins
Kapland hinein, auch in den
Steppen zwischen
Nil und Rotem
Meer, in den
Wüsten
des Euphratgebiets, in
Arabien und Südpersien, überall nur, soweit ein wenn auch spärlicher Pflanzenwuchs den
Boden bedeckt
und
Wasser vorhanden ist, durcheilt aber auch völlig pflanzenlose
Striche. Er lebt in
Familien, die aus einem
Hahn
[* 4] und 2-4
Hennen
bestehen, macht auch, wo das
Klima
[* 5] dazu zwingt,
Wanderungen und rottet sich dann zu
Herden zusammen. Er
überholt im
Lauf ein Rennpferd und breitet dabei seine
Flügel aus.
SeinGesicht
[* 6] ist außerordentlich scharf, und auch
Gehör
[* 7] und
Geruch sind ziemlich fein. Dagegen
ist er sehr dumm und flieht vor
jeder ungewohnten
Erscheinung. Oft findet man ihn in Zebraherden, die von seiner Wachsamkeit u.
seiner Fähigkeit, weite
Strecken zu übersehen, Vorteil ziehen. Er nährt sich von
Gras und
Kraut,
Körnern,
Kerbtieren und kleinen
Wirbeltieren, verschlingt jedoch auch
Steine,
Scherben etc., ist aber keineswegs gefräßig.
Wasser trinkt er in großer
Menge.
Der S. nistet in einer runden Vertiefung im
Boden, in welche die
Hennen zusammen etwa 30
Eier
[* 8] legen, während
weitere
Eier um das
Nest herum zerstreut werden. Eine
Henne legt etwa 12-15
Eier. Das
Ei
[* 9] ist 14-15,5cm lang, 11-12,7cm dick, schön
eiförmig, gelblichweiß, heller marmoriert, wiegt durchschnittlich 1440 g und besitzt einen schmackhaftenDotter.
Die Bebrütung geschieht hauptsächlich oder ausschließlich von seiten des Männchens, und nur im Innern
Afrikas werden die
Eier stundenlang verlassen, dann aber mit
Sand bedeckt.
Nach 45-52
Tagen schlüpfen die
Jungen aus, welche mit igelartigen
Stacheln bedeckt sind, die sie nach zwei
Monaten verlieren;
sie erhalten dann das graue Gewand der Weibchen, und im zweiten Jahr färben sich die Männchen und werden
im dritten zeugungsfähig. Das
Nest und die
Jungen werden von dem S. sorgsam bewacht und verteidigt. Der S. erträgt die Gefangenschaft
sehr gut, und in Innerafrika wird er allgemein zum
Vergnügen gehalten. Gezüchtet hat man den S. zuerst 1857 in
Algerien,
[* 10] bald darauf wurden auch in
Florenz,
[* 11]
Marseille,
[* 12]
Grenoble
[* 13] u.
Madrid
[* 14] junge
Strauße erbrütet, und seit 1865 datiert die
Straußenzucht im
Kapland, wo 1875 über 32,000
Strauße gehalten wurden und die
Zucht gegenwärtig einen der wichtigsten Erwerbszweige
des
Landes bildet.
Man hält die
Tiere wenn möglich auf einem großen eingefriedeten, mit
Luzerne besäeten
Feld und überläßt
sie sich selbst, wendet aber auch vielfach künstliche
Brut an und rühmt die größere Zähmbarkeit der auf diese
Weise erhaltenen
Tiere, welche sich auch außerhalb der Umzäunung auf die
Weide
[* 15] treiben lassen. Von acht zu acht
Monaten schneidet man die wertvollen
Federn ab. Straußenjagd wird in ganz
Afrika
[* 16] leidenschaftlich betrieben. Man ermüdet das
Tier und erlegt
es schließlich durch einen heftigen
Streich auf den
Kopf; in den Euphratsteppen erschießt man den brütenden
Vogel auf dem
Nest, erwartet, im
Sand vergraben, das andre
Tier und erlegt auch dieses. Am
Kap ist dieStraußenjagd seit 1870 gesetzlich
geregelt.
Als die schönsten Straußfedern gelten die sogen. Aleppofedern aus der
SyrischenWüste; auf sie folgen die
Berber-,
Senegal-,
Nil-,
Mogador-,
Kap- und Jemenfedern. Zahmen
Straußen entnommene
Federn sind immer weniger wert als
die von wilden. Die
Eier und
das
Fleisch werden überall gegessen. Die Eierschalen dienen in
Süd und Mittelafrika zu
Gefäßen, in den
koptischen
Kirchen zur
Verzierung der Lampenschnüre. Altägyptische Wandgemälde lassen erkennen, daß der S. im
Altertum den
Königen als
Tribut dargebracht wurde, die
Federn dienten damals schon als
Schmuck und galten als
Sinnbild der
Gerechtigkeit.
Bei den Assyrern war der S. wahrscheinlich ein heiliger
Vogel, die ältesten
Skulpturen zeigen mit Straußfedern
verzierte Gewänder. Vielfach berichten die Alten über Gestalt und Lebensweise des
Straußes. Heliogabal ließ einst das
Gehirn
[* 17] von 600
Straußen auftragen, und bei den Jagdspielen des
Kaisers Gordian erschienen 300 rot gefärbte
Strauße. Auch von
den alten
Chinesen werden Straußeneier alsGeschenk für den
Kaiser erwähnt. Die
Bibel
[* 18] zählt den S. zu
den unreinen
Tieren. Seit dem
Mittelalter gelangten die
Federn auch auf unsre
Märkte.
2)
Johann, Tanzkomponist, geb. zu
Wien,
[* 25] wirkte als Violinist im Lannerschen Tanzorchester, bis er 1824 ein selbständiges
Orchester errichtete, mit
dem er rasch die
Gunst des
Publikums eroberte.
Später machte er mit seinem
Orchester
auch Kunstreisen und erntete allenthalben enthusiastischen Beifall. Er starb in
Wien als k. k. Hofballmusikdirektor.
Die Zahl seiner Werke beläuft sich auf 249. Eine Gesamtausgabe seiner
Tänze (für
Klavier, 7 Bde.) gabenBreitkopf
u.
Härtel heraus. -
Sein Sohn
Johann, geb. übernahm nach des
VatersTode dessen
Orchester, mit
dem er neue ausgedehnte
Kunstreisen machte, und hat sich ebenfalls durch zahlreiche ansprechende
Tänze (»An der schönen blauen
Donau«, »Künstlerleben«,
»WienerBlut« etc.) sowie neuerdings durch die
Operetten: »Indigo«
[* 26] (1871),
»Der Zigeunerbaron« (1885) u. a.
in den weitesten
Kreisen bekannt gemacht.
Strauß (Personenname)
* 31 Seite 15.382.
3)
DavidFriedrich, der berühmte Schriftsteller, geb. zu
Ludwigsburg
[* 28] in
Württemberg,
[* 29] bildete sich
in dem theologischen
Stift zu
Tübingen,
[* 30] ward 1830
Vikar, 1831 Professoratsverweser am
Seminar zu
Maulbronn, ging aber noch ein
halbes Jahr nach
Berlin, um
Hegel und
Schleiermacher zu hören. 1832 wurde er
Repetent am theologischen
Seminar zu
Tübingen und
hielt zugleich philosophische Vorlesungen an der
Universität. Damals erregte er durch seine
Schrift »Das
Leben Jesu, kritisch bearbeitet«
(Tübing. 1835, 2 Bde.; 4. Aufl.
1840) ein fast beispielloses Aufsehen. S. wandte in demselben das auf dem Gebiet der Altertumswissenschaften begründete
¶
mehr
und bereits zur Erklärung alttestamentlicher und einzelner neutestamentlicher Erzählungen benutzte Prinzip des Mythus auch
auf den gesamten Inhalt der evangelischen Geschichte an, in welcher er ein Produkt des unbewußt nach Maßgabe des alttestamentlich
jüdischen Messiasbildes dichtenden urchristlichen Gemeingeistes erkannte. Die Gegenschriften gegen dieses Werk bilden eine
eigne Litteratur, in der kaum ein theologischer und philosophischer Name von Bedeutung fehlt.
Seine Antworten auf dieselben erschienen als »Streitschriften« (Tübing. 1837). Für die persönlichen Verhältnisse des Verfassers
hatte die Offenheit seines Auftretens die von ihm stets schmerzlich empfundene Folge, daß er noch 1835 von seiner Repetentenstelle
entfernt und als Professoratsverweser nach Ludwigsburg versetzt wurde, welche Stelle von ihm jedoch schon
im folgenden Jahr mit dem Privatstand vertauscht wurde. Früchte dieser ersten (Stuttgarter) Muße waren die »Charakteristiken
und Kritiken« (Leipz. 1839, 2. Aufl. 184) und die Abhandlung
»Über Vergängliches und Bleibendes im Christentum« (Altona
[* 32] 1839). Von einer versöhnlichen Stimmung sind auch die in der 3. Auflage
des »Lebens Jesu« (1838) der positiven Theologie gemachten Zugeständnisse eingegeben, aber schon die 4. Auflage nahm sie sämtlich
zurück. 1839 erhielt S. einen Ruf als Professor der Dogmatik und Kirchengeschichte nach Zürich;
[* 33] doch erregte diese Berufung im Kanton
[* 34] so lebhaften Widerspruch, daß er noch vor Antritt seiner Stelle mit 1000 FrankPension in den Ruhestand versetzt
ward. 1841 verheiratete sich S. mit der Sängerin A. Schebest (s. d.), doch wurde die Ehe nach einigen Jahren getrennt.
Die Reden, welche er teils bei dieser Gelegenheit, teils vorher in verschiedenen Wahlversammlungen gehalten
hatte, erschienen unter dem Titel: »Sechs theologisch-politische Volksreden« (Stuttg. 1848). Zum Abgeordneten der Stadt
Ludwigsburg für den württembergischen Landtag gewählt, zeigte S. wider Erwarten eine konservative politische Haltung, die
ihm von seinen Wählern sogar ein Mißtrauensvotum zuzog, in dessen Folge er im Dezember 1848 sein Mandat
niederlegte.
wozu noch gehört: »Der Christus des Glaubens und der Jesus der Geschichte, eine Kritik des Schleiermacherschen Lebens Jesu« (das.
1865). Noch einmal, kurz vor seinem zu Ludwigsburg erfolgten Tod, erregte S. allgemeines Aufsehen
durch seine Schrift »Der alte und der neue Glaube, ein Bekenntnis« (Leipz. 1872; 11. Aufl., Bonn 1881), in welcher er mit dem
Christentum definitiv brach, alle gemachten Zugeständnisse zurücknahm und einen positiven Aufbau der Weltanschauung auf Grundlage
der neuesten, materialistisch und monistisch gerichteten Naturforschung unternahm. S.' »Gesammelte Schriften«
hat Zeller herausgegeben (Bonn 1876-78, 11 Bde.; dazu als Bd.
12: »Poetisches Gedenkbuch«, Gedichte).
Vgl. Hausrath, D. F. S. und die Theologie seiner Zeit (Heidelb. 1876-78, 2 Bde.);
Zeller, S., nach seiner Persönlichkeit und seinen Schriften geschildert (Bonn 1874).
4) (S. und Torney) Viktor von, Schriftsteller, geb. zu Bückeburg,
[* 43] studierte zuerst in Bonn und
Göttingen
[* 44] die Rechte, sodann Theologie, um in die kirchlichen Kämpfe der Gegenwart, in denen er durchaus auf seiten der Orthodoxie
stand, besser gerüstet eingreifen zu können, und wurde 1840 zum Archivrat in Bückeburg ernannt. Schon
seine ersten Dichtungen: »Gedichte« (Bielef. 1841),
die Epen: »Richard« (Bielef. 1841)
und »Robert der Teufel« (Heidelb. 1854), erwiesen neben echt poetischem Talent und einer seltenen Formbegabung die Entschiedenheit
seines religiös-konservativen Standpunktes. 1848 zum Kabinettsrat des regierenden Fürsten von Schaumburg-Lippe, später auch
zum Bundestagsgesandten ernannt, fand er auch auf politischem Feld vielfach Gelegenheit, diese konservativen
Anschauungen zu bethätigen. 1866 mit dem Rang eines WirklichenGeheimenRats aus seiner amtlichen Stellung ausgeschieden, lebte
er zuerst in Erlangen,
[* 45] seit 1872 in Dresden,
[* 46] eine vielseitige litterarische Thätigkeit entwickelnd. Bereits 1851 in den österreichischen
Adelstand erhoben, fügte er später seinem Namen auch den seiner Gattin, einer gebornen von Torney, bei;
ältesten chinesischen Liederbuchs, des »Schiking« (Heidelb. 1880), hervor, mit der er denGeist der ältern chinesischen Kultur,
soweit er sich poetisch geoffenbart, vollständig erschloß. Von seinen sonstigen Schriften sind zu erwähnen die Biographie
des Polycarpus (Heidelb. 1860); »Meditationen über das erste Gebot« (Leipz. 1866); »Essays zur allgemeinen Religionswissenschaft«
(Heidelb. 1879) und »Der altägyptische
Götterglaube« (das. 1888, Bd.
1).