mehr
erhob die Akademie zu Bonn [* 1] zur Universität und hielt seine Gerechtsame dem Papst gegenüber mit Energie aufrecht. Er mußte indessen infolge der französischen Revolution schon 1794 das Erzstift verlassen. und starb Um die Existenz des Erzstifts zu retten, wählte das Domkapitel zwar den Erzherzog Amadeus Viktor zu seinem Nachfolger; allein durch den Lüneviller Frieden 1801 wurde jenes säkularisiert, und der Teil auf dem linken Rheinufer fiel an Frankreich, während die auf dem rechten Rheinufer gelegenen Reste, mit Ausnahme der Ämter Altenwied und Neuenburg, [* 2] welche der Fürst von Wied-Runkel erhielt, an Nassau-Usingen fielen. Das Herzogtum Westfalen [* 3] kam an Hessen-Darmstadt und die Grafschaft Recklinghausen [* 4] an den Herzog von Arenberg, 1811 an den Großherzog von Berg. Die am linken Rheinufer gelegenen zum Erzstift gehörenden Pfarreien wurden dem Bistum Aachen, [* 5] die auf dem rechten den Generalvikaren in Deutz und Arnsberg [* 6] unterstellt.
Im ersten
Pariser
Frieden 1814 mußte
Frankreich auch den bisher französischen
Anteil des Erzstifts Köln
[* 7] zurückgeben;
derselbe ward
Preußen
[* 8] zugeteilt, desgleichen die auf dem rechten Rheinufer gelegenen Reste des Erzbistums, welche
Nassau besessen
hatte, die
Grafschaft
Recklinghausen und das Herzogtum
Westfalen. Bei der neuen
Organisation des Erzstifts auf
Grund der päpstlichen
Bulle
»De salute animarum« 1821 wurden die
Bestandteile des wieder aufgehobenen
Bistums
Aachen sowie die an
Preußen gefallenen
Diözesen
Lüttich
[* 9] und
Roermonde und die früher zum
Sprengel von Köln
gehörigen
Kirchen, außer
Recklinghausen,
Westfalen etc., zu dem neuen Erzstift geschlagen und demselben die
Bistümer
Trier,
[* 10]
Münster
[* 11] und
Paderborn
[* 12] unterstellt sowie der
Freiherr
Joseph
Anton,
Graf
Spiegel
[* 13] zum Desenberg und
Canstein, im
Dezember 1824 zum
Erzbischof von Köln
ernannt
und im Juni 1825 als solcher eingesetzt, ein wissenschaftlich gebildeter und freisinniger Mann, der viel für
Einleitung eines
bessern Einvernehmens zwischen den Katholiken und
Protestanten in seinem
Sprengel,
Hebung
[* 14] des
Schulwesens und
Forderung der
Künste
und
Wissenschaften that.
Ihm folgte 1835 Klemens August, Freiherr v. Droste zu Vischering (s. d.), vorher Weihbischof zu Münster, in mehrfacher Hinsicht das Gegenstück zu seinem Vorgänger. Der Streit über gemischte Ehen (Kölnischer Kirchenstreit) gab dem Staat Veranlassung einzuschreiten und endigte 1837 mit der Amtssuspension des Erzbischofs. Das Erzbistum ward nun vom Domkapitel mittels eines Verwesers und Kapitelvikars, Hüsgen, verwaltet, dem auch im Mai 1838 die päpstliche Sanktion erteilt ward.
Später (1841) wurde mit Zustimmung des
Erzbischofs
Droste zu Vischering der
Bischof
Johannes v.
Geissel (s. d.) zu
Speier
[* 15] zum
Koadjutor
cum jure succedendi ernannt, der 1842 sein
Amt antrat, ein ruhiges Verhalten beobachtete und nach seines Vorgängers
Tod demselben in der
Würde als
Erzbischof von Köln
folgte. Ihm folgte 1864 der
Bischof von
Osnabrück,
[* 16]
Paul
Melchers (s. d.),
der auf dem vatikanischen
Konzil eine traurige
Rolle spielte und sich nicht scheute, nach seiner Rückkehr die
Geistlichen zur
Unterwerfung unter eine
Lehre
[* 17] zu zwingen, die er in
Rom
[* 18] selbst bekämpft hatte.
Ein
Märtyrer eigner Art, verließ er ohne jede Veranlassung im
Herbst 1875 seine
Diözese und wurde durch den
Gerichtshof
für kirchliche Angelegenheiten abgesetzt. Nachdem er zum
Kardinal erhoben
worden, verzichtete er auf sein erzbischöfliches
Amt, und im Einverständnis mit der preußischen
Regierung ernannte der
Papst 1885 den
Bischof
Krementz zum
Erzbischof von Köln.
Vgl.
Binterim und
Mooren, Die alte und neue Erzdiözese Köln
(Mainz
[* 19] 1828-31, 4
Tle.);
Mering, Die
Bischöfe und
Erzbischöfe von Köln
(Köln
1842-44, 2 Bde.);
Ennen, Geschichte der
Reformation in der Erzdiözese Köln
(das. 1849);
Derselbe,
Frankreich und der
Niederrhein oder Geschichte von Stadt
und Kurstaat Köln
seit dem Dreißigjährigen
Krieg
bis zur französischen
Okkupation (das. 1855, 2 Bde.);
Podesta, Sammlung der Verordnungen etc. seit der Wiederherstellung des Erzbistums Köln (das. 1851);
Walter, Das alte Erzstift und die Reichsstadt
Köln
Entwickelung ihrer
Verfassung vom 15.
Jahrhundert bis zu ihrem
Untergang
(Bonn 1866);
Hennes, Der Kampf um das Erzstift Köln zur Zeit des Kurfürsten Gebhard Truchseß (das. 1878);
Podlech, Geschichte der Erzdiözese Köln (Mainz 1879);
Maurenbrecher, Die preußische Kirchenpolitik und der Kölner [* 20] Kirchenstreit (Stuttg. 1881).