Trier,
Trier (Bistum) - Trier

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Trier.[* 1] vormaliges deutsches Erzstift und geistliches Kurfürstentum im kurrheinischen Kreis, [* 2] umfaßte ein Areal von 8314 qkm (151 QM.) mit 280,000 meist kath. Einwohnern und teilte sich in das obere und niedere Stift, deren erstes Trier, das andre Koblenz [* 3] zur Haupt- und Residenzstadt hatte. Suffragane von Trier waren die Bischöfe von Metz, [* 4] Toul [* 5] und Verdun [* 6] und seit 1777 die neukrëierten von St.-Dié und Nancy. [* 7] Der Erzbischof und geistliche Kurfürst nahm unter den Kurfürsten die zweite Rangstufe ein.
Die jährlichen Einkünfte beliefen sich auf ½ Mill. Thaler. Das Wappen [* 8] war ein gevierter Schild [* 9] mit einem roten Kreuz [* 10] im silbernen Feld und einem weißen Lamme mit einem Fähnlein auf einem Hügel im roten Feld. In Trier soll nach der Legende im 1. Jahrh. durch Eucharius, Valerius und Maternus ein Bistum gestiftet worden sein; indessen ist erst um 314 ein Bischof Agritius historisch nachzuweisen. Bei Maximin (332-349) fand Athanasius Zuflucht. Erst unter Hetti (814-847) erscheint Trier als Erzbistum, dem schon die Metropolitangewalt über das Bistum Toul zustand.
Pallisserinseln - Palm

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Pallium.Radbod (883-915) erlangte für sein Stift die Rechte einer eignen Grafschaft, Abgabenfreiheit, Münze und Zoll. Robert (930-956) nahm als Inhaber des ältesten Kirchensitzes das Recht in Anspruch, Otto I. zu krönen, was dieser damals auch zugab. Doch erkannte Trier 1315 den Vorrang Kölns an. Heinrich I. (956-964) erhielt vom Papst Johann XII. das Pallium, [* 11] Theoderich I. 969 von Johann XIII. den Primat in Gallien und Germanien. [* 12] Das unter Diether III. von Nassau (1300-1307) arg verschuldete Erzstift nahm einen bedeutenden Aufschwung unter Balduin von Luxemburg (1307-54), dem Bruder König Heinrichs VII. Derselbe erwarb 1314 die Würde eines Erzkanzlers für Gallien und Arelat (d. h. Burgund), erweiterte die Besitzungen seiner Kirche durch Annahme zahlreicher Lehnsleute und begründete die Territorialhoheit.
In der Folgezeit ward aber die Lage des Erzstifts wegen zwiespältiger Wahlen und zahlreicher Kriege so mißlich, daß die Stände, bestrebt, eine weitere Verschuldung des Landes zu verhüten, sich 1456 zu einer Union vereinigten, welche für künftige Zeiten eine genaue Wahlkapitulation und Eidesleistung des zu erwählenden Erzbischofs für erforderlich erklärte. Unter Richard von Greiffenklau (1511-31) begann die öffentliche Verehrung des heiligen Rockes, wozu des Ablasses wegen bisweilen über 100,000 Pilger in Trier zusammenströmten.
Wien

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Wien.Der Reformation trat Richard in seinem Land mit Nachdruck entgegen. Johann VI. von der Leyen (1556-67) nahm die Jesuiten in sein Land auf, für welche sein Nachfolger Jakob III. von Elz (bis 1581) ein Kollegium in Koblenz errichtete, und denen Johann VII. (1581-99) auch den Unterricht in den Schulen der Stadt Trier überwies. Zur Bildung der Geistlichen stiftete derselbe 1585 Seminare in Trier und Koblenz. Erzbischof Philipp Christoph von Sötern (1623-52), durch seine Streitigkeiten mit dem Domkapitel und dem Adel daheim, durch seine Hinneigung zu Frankreich dem Kaiser verhaßt, wurde 1635 von den Spaniern festgenommen und bis 1645 in Wien [* 13] gefangen gehalten.
Unter seinem Nachfolger Karl Kaspar von der Leyen (1652 bis 1676) wurde der seit dem 12. Jahrh. bestehende Streit mit der Abtei St. Maximin beendet, indem diese 1669 auf ihre Reichsfreiheit verzichtete. Der letzte in der Reihe der Erzbischöfe von Trier war Klemens Wenzeslaus, Herzog von Sachsen [* 14] (1768-1802), der daneben die Bistümer Freising, [* 15] Augsburg [* 16] und Regensburg [* 17] besaß. Derselbe ging von der bisherigen Gewohnheit, den Evangelischen die Ansiedelung im Erzstift zu untersagen, ab und gewährte endlich 1782 ein Toleranzedikt.
Während des ersten Koalitionskriegs hatte das Land viel von den Einfällen der Franzosen zu leiden, so daß sich 1794 der Erzbischof zur Flucht veranlaßt sah. Als er im Frieden von Lüneville 1801 seine linksrheinischen Besitzungen an Frankreich hatte abtreten müssen, dankte er 1802 ab und begnügte sich mit dem Bistum Augsburg und einem Jahrgehalt von 100,000 Gulden. Durch den Reichsdeputationshauptschluß von 1803 wurde das Erzstift zu gunsten von Nassau-Weilburg säkularisiert.
Mechanisch-technische
![Bild 61.705: Mechanisch-technische Lehrwerkstätten - Mechitaristen [unkorrigiert] Bild 61.705: Mechanisch-technische Lehrwerkstätten - Mechitaristen [unkorrigiert]](/meyers/thumb/61/61_0705.jpeg)
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Mecheln.Schon war ein neues Bistum Trier für das französische Saardepartement gebildet und dem Erzstift Mecheln [* 18] unterstellt. 1814 fielen die kurtrierschen Lande wieder an Deutschland, [* 19] worauf sie bis auf wenige Bezirke, wie St. Wendel (das an Koburg [* 20] und erst 1834 an Preußen [* 21] kam), Birkenfeld und Meisenheim, mit Preußen vereinigt wurden. Der preußische Anteil gehört gegenwärtig zu den Regierungsbezirken Trier und Koblenz. Durch die Bulle »De salute animarum« 1821 wurde das Bistum Trier reorganisiert und unter den Erzbischof von Köln [* 22] gestellt.
Die Diözese umfaßt seitdem wieder dieselben Gebiete wie im Mittelalter und ist nur auf dem linken Rheinufer geschmälert. Der Bischof Wilhelm Arnoldi (1842-64) gab 1844 großen Anstoß durch die neue Ausstellung des heiligen Rockes. Nach dem Tode des Bischofs Eberhard blieb das Bistum während des Kulturkampfes unbesetzt; erst 1881 wurde der Bischof Korum (s. d.) ernannt.
Vgl. Hontheim, Historia Trevirensis diplomatica (Augsb. 1750, 3 Bde.);
Derselbe, Prodromus historiae Trevirensis (das. 1757, 2 Bde.);
»Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen Territorien« (hrsg. von Beyer, Eltester und Görz, [* 23] Kobl. 1860-74, 3 Bde.);
Görz, Regesten der Erzbischöfe von Trier (Trier 1859-61);
Marx, Geschichte des Erzstifts Trier (das. 1858-64, 5 Bde.);
»Gesta Treverorum« (hrsg. von Waitz in den »Monumenta Germaniae, Scriptores«, Bd. 8).