(s. d.) vor, oder erklärt eine Abteilung die
Wahl durch Mehrheitsbeschluß für zweifelhaft, oder erheben zehn anwesende
Mitglieder der Abteilung einen bestimmten
Zweifel gegen die Gültigkeit der
Wahl, so gehen die Wahlverhandlungen zur weitern
Prüfung an die Wahlprüfungskommission, bestehend aus 14 Mitgliedern des
Reichstags.
Letzterer entscheidet dann auf
Bericht
jenerKommission über die Gültigkeit oder Ungültigkeit der
Wahl.
im subjektiven
Sinn das
Recht, an den
Wahlen zur
Volks- und Kommunalvertretung und zu ähnlichen
Körperschaften
teilzunehmen, und zwar aktives (Wahlfähigkeit), das
Recht, zu wählen, und passives (Wählbarkeit), das
Recht, gewählt werden
zu können. Im objektiven
Sinn versteht man unter Wahlrecht die gesetzlichen
Normen, durch welche Wählbarkeit,
Wahlfähigkeit und Wahlverfahren geregelt sind (s.
Wahl).
(alternatives
Vermächtnis), ein
Vermächtnis oder
Legat, welches jemand in der
Art zugewendet wird, daß nur die eine oder die andre von mehreren Leistungen zu gunsten des Vermächtnisnehmers erfolgen
soll.
s.
Chemische Verwandtschaft.
[* 6] - Auf menschliche Beziehungen
übertragen, was unter ausdrücklicher
Beziehung auf das chemische Affinitätsgesetz zuerst
Goethe gethan hat, bezeichnet Wahlverwandtschaft diejenige Form wechselseitiger
Zusammengehörigkeit zwischen
Personen (desselben oder verschiedenen
Geschlechts), welche weder, wie die (angeborne)
Blutsverwandtschaft,
auf gemeinsamer Abkunft
(Einheit des
Bluts) noch, wie die (gesetzlich, z. B. durch Eheschließung erworbene) bürgerliche
Verwandtschaft, auf der
Sanktion des (kirchlichen oder staatlichen)
Gesetzes
(Einheit vor dem
Gesetz), sondern, wie die (frei
und bewußt wählende)Freundschaft und
(Geschlechts-)
Liebe, auf der (im Unterschied von letztern beiden
unwillkürlich und bewußtlos wirksamen) Anziehungskraft des gegenseitig sympathisierenden (physischen und psychischen) Gesamtnaturells
der Verbundenen
(Einheit des
Wesens) beruht.
Dieselbe schließt die beiden erstangeführten Verwandtschaftsformen zwar nicht aus, aber auch nicht ein (Gleichgültigkeit
und Entfremdung zwischen Blutsverwandten;
sogen.
Vernunft- [besser Unvernunft-]
Ehen); vielmehr kann die
(um Herkunft,
Rang,
Stand und
Gesetz unbekümmerte) Wahlverwandtschaft sowohl mit der einen (z. B. Romeos und
Juliens Herzensbund mit der Blutsfeindschaft ihrer Elternhäuser) als mit der andern Form (z. B.
Eduards und Ottiliens Seelenbund, in
Goethes klassischem
Roman »Wahlverwandtschaften«, mit des erstern legitimem Eheverhältnis
zu
Charlotten) in unvereinbarem
Widerspruch stehen. In letzterm
Fall erscheint, da die Anziehungskraft der
Wahlverwandtschaft einerseits von dem Gesamtnaturell ausgeht, also nicht leicht eine Ablenkung erleiden kann, anderseits
ohne
Bewußtsein ausgeübt wird, also wie ein (unwiderstehliches)
Naturgesetz wirkt, der tragische
Ausgang des
Konflikts (in
den beiden angeführten
Beispielen der
Untergang des Liebespaars, derTod Ottiliens) kausal ebenso unvermeidlich,
wie die sühnende
Genugthuung, welche im ersten
Fall die
Verletzung derStimme des
Bluts, im zweiten die Nichtachtung der
Stimme
des
Gesetzes durch denselben erfährt, ethisch gerechtfertigt. Von beiden
Gesichtspunkten aus ist
Goethes Meisterwerk musterhaft.
Dorf im preuß. Regierungsbezirk
Köln,
[* 7]
Kreis
[* 8]
Mülheim
[* 9] a. Rh., an derLinieDeutz-Gießen der
Preußischen Staatsbahn, hat eine kath.
Kirche und (1885) 1008 Einw. Dabei die WahnerHeide mit dem 569
Hektar großen Artillerieschießplatz.
alle Äußerungen eines
Individuums, welche nur diesem selbst als begründet und wahr gelten, während sie
jedem gesunden
Urteil gegenüber als durchaus unmotiviert und der objektiven Grundlage bar erscheinen.
Wahnideen sind eins der gewöhnlichsten
Symptome bei zahlreichen
Geisteskrankheiten, z. B. dem
Delirium tremens, der
Verrücktheit,
der paralytischen
Geisteskrankheit.
(Ekstasis), im gewöhnlichen Sprachgebrauch allgemeine Bezeichnung der
Seelenstörungen überhaupt, im beschränkten
Sinn derjenige Exaltationszustand der geistigen Thätigkeit, dessen
Wesen in einer krankhaft gesteigerten
Einbildungskraft mit den daraus hervorgehenden ausschweifenden Wahnvorstellungen besteht. S.
Verrücktheit,
Geisteskrankheiten
und
Psychiatrie.
als
Pflicht ist die Verpflichtung, das mir geschenkte Zutrauen des Fragers, daß
ich die
Wahrheit sagen wolle, mit der mir bekannten
Wahrheit zu vergelten;
Die Außerachtsetzung der Wahrhaftigkeit als
Pflicht ist die
Lüge, die von
Natur
vorhandene oder durch Übung zur
Gewohnheit gewordene Außerachtsetzung jener
Pflicht die Lügenhaftigkeit.
im logischen
Sinn die Übereinstimmung unsrer
Gedanken mit sich selbst und mit den allgemeinen
Gesetzen des
Denkens (formale) oder mit dessen Gegenständen, dem
Sein (materiale W).
Sätze, welchen (wie z. B. den mathematischen und logischen)
die erste zukommt, werden selbst formelle, solche, denen (mit
Recht oder Unrecht) die zweite (wie z. B.
den
Lehren
[* 13] von
Erfahrung) zugeschrieben wird, materiale oder reelle Wahrheiten genannt.
Letztere, bei denen der
Gehalt der
Vorstellung
ein durch die
Außenwelt auf dem Weg der äußern
Sinne unmittelbar
¶
mehr
verliehener ist, und die, insofern ihre Quelle
[* 15] die Erfahrung ist, auch empirische Wahrheiten genannt werden, zerfallen abermals
in zwei Unterabteilungen: in physische Wahrheiten, die in der unmittelbaren Beobachtung der Erscheinungen, auch des psychischen
Lebens, insofern diese dem innern Sinn sich wahrnehmbar machen, ihren Grund haben, und zu deren Erforschung die
unbefangene Induktion
[* 16] oder der Versuch der geeignete Weg ist, und in historische Wahrheiten, deren Gegenstand der Vergangenheit
angehört, aber durch Geschichtsdenkmäler, noch vorhandene Erzeugnisse und Spuren, Zeugenaussagen oder durch sonstige historische
Berichte konstatiert ist.
Ideelle Wahrheiten nennt man solche, bei denen der von der Sinnenwelt dargebotene Stoff nach innern Bestimmungen
verarbeitet und nach dieser Verarbeitung dem Verstand als Gegenstand dargeboten wird, bei denen also der Gehalt der Vorstellungen
ein innerer, obgleich noch auf dem Boden der Sinnlichkeit wurzelnder ist. Hierher gehört die innere Kunstwahrheit (ästhetische
und poetische Wahrheit), vermöge deren ein Kunstwerk der Idee mehr oder weniger entspricht, während die äußere
Naturwahrheit sich auf die Übereinstimmung des Dargestellten mit dem in der Wirklichkeit gegebenen Gegenstand bezieht. Ferner
die psychologische Wahrheit in der Entwickelung eines Charakters, die anatomische Richtigkeit der Zeichnung etc.