Gedanke
,
im engern
Sinn jedes Erzeugnis des Denkvermögens oder des
Verstandes, mithin jede vermittelst des Denkprozesses
aus der
Sphäre der
Anschauung und
Empfindung in die des
Begriffs, des
Urteils und des
Schlusses erhobene
Vorstellung;
im weitern
Sinn aber jede
Vorstellung, insbesondere von solchen Gegenständen, welche der sinnlichen
Wahrnehmung entweder ganz
unzugänglich sind, oder derselben wenigstens nicht vorliegen, also sowohl das vermittelst der Erinnerungskraft als auch
das vermittelst der
Phantasie Vorgestellte. An alle Gedanken
im erstern
Sinn wird die Anforderung gestellt
werden müssen, daß sie in formeller wie in materieller Beziehung den
Gesetzen des vernünftigen
Denkens entsprechen, und
nur unter dieser
Bedingung sind sie, wenn sie durch die
Sprache
[* 3] kundgegeben werden, als allgemeine
Mittel des intellektuellen
und geistigen
Verkehrs unter den
Menschen zu betrachten.
Gedanken
im letztern
Sinn sind dagegen dem freien Belieben eines jeden anheimgegeben und hören nicht
auf, Gedanken
zu sein, sie mögen sich noch so verkehrt und unverständig gestalten. Überall, wo sich geistiges
Leben regt
und bethätigt, werden sich auch Gedanken
einstellen, und von Gedankenlosigkeit könnte man genau genommen nur da reden,
wo vollkommener
Blödsinn den
Geist gefangen hält. Gewöhnlich aber nimmt man dies
Wort in relativem
Sinn,
so daß man darunter entweder den Mangel an Herrschaft über die in der
Seele entstehenden oder sich ihr aufdrängenden
Vorstellungen
und die infolge davon fehlende gesetz- und zweckmäßige Verknüpfung der Gedanken
, oder große
Trägheit und Langsamkeit
des
Laufs und Fortschritts der
Vorstellungen,
Begriffe,
Urteile und
Schlüsse, oder endlich den Mangel an
lebendigen, selbständig gewonnenen und entwickelten Gedanken
und Gedankenverbindungen versteht. In Gedanken sein heißt
eigentlich in seine Gedanken
vertieft oder verloren sein, so daß man auf die äußern
Dinge nicht acht hat; doch sagt man
auch von Zerstreuten, die nicht denken, sondern träumen, daß sie in Gedanken
seien.
Habituell gewordene
Gedanken
, deren wir uns nicht mehr zu erwehren, noch zu entledigen vermögen, gehen in »fixe
Ideen« (s. d.) über. Vgl.
Idee.