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Zufall ihm zugefügten Verletzung, nachdem er den persischen Großen das Geheimnis der Ermordung seines Bruders mitgeteilt und den Betrug des Gaumata aufgedeckt hatte. Trotzdem behauptete sich derselbe, unterstützt von den Magiern, welche die Herrschaft wieder an die Meder bringen wollten, 7 Monate im Besitz des Königtums, bis er von dem Achämeniden Dareios und dessen Genossen in seiner Burg in Medien ermordet wurde.
Dareios bestieg nun 521 den Thron, [* 2] hatte aber mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, da fast alle Provinzen den Aufstand des Gaumata benutzt hatten, um sich von der persischen Herrschaft loszureißen. Indes gelang es Dareios durch Energie und Umsicht, alle Aufstände zu unterdrücken, auch Babylon nach langer Belagerung 518 wiederzuerobern und das wiederhergestellt Reich, welches ganz Vorderasien nebst Ägypten [* 3] umfaßte, neu zu organisiert. Das Reich selbst war in 20 Statthalterschaften oder Satrapien eingeteilt, die außer einem nach ihrer Größe und ihrem Vermögen abgestuften Tribut und einer Anzahl Truppen noch bedeutende Naturallieferungen für den Hof [* 4] und das Heer, namentlich bei einem Durchmarsch, zu leisten hatten.
Die Satrapen waren dem König unbedingten Gehorsam schuldig und wurden durch Späher, die »Augen« und »Ohren« des Königs, kontrolliert. Übrigens ließen die Perser den unterworfenen Völkern ihre Religion, ihre Sprache [* 5] und Sitten sowie auch ihre eigne innere Verwaltung. Die Residenz des Königs, Susa, wo er einen prachtvollen, kostspieligen Hofhalt hielt (15,000 Personen), war mit den entferntern Reichsteilen durch Kunststraßen und Posten verbunden. Durch den erfolglosen Zug gegen die Skythen 515 wurde Dareios in Kriege mit den Griechen verwickelt (s. Perserkriege).
Zwar eroberte er Thrakien und schlug einen Aufstand der kleinasiatischen Ionier (500-494) nieder; aber die große Unternehmung seines Schwiegersohns Mardonios scheiterte 492 am Berg Athos, und seine Feldherren Datis und Artaphernes wurden 490 bei Marathon von den Athenern entscheidend geschlagen. Hierauf bereitete Dareios einen Heereszug vor, zu welchem das ganze Reich drei Jahre rüstete, sollte aber seinen Zweck nicht erreichen. Ägypten fiel ab, und er mußte seine ganze Macht auf dessen Rückeroberung verwenden.
Der Tod ereilte ihn 485, und sein Sohn Xerxes erbte den Rachekrieg gegen Griechenland, [* 6] den er 480 mit einem ungeheuern Heer unternahm. In der Schlacht bei Salamis siegte jedoch abermals die Freiheitsliebe der Griechen, und Xerxes floh mit kläglichen Heerestrümmern zurück, um sich fortan dem Serailleben zu überlassen, während die Griechen allmählich die thrakische Küste, die Inseln zwischen Griechenland und Kleinasien und die Westküste Kleinasiens von der Perserherrschaft frei machten.
Von nun an war das Reich in merklichem Sinken begriffen: die Könige und auch das persische Volk entarteten durch Verweichlichung, Luxus und Wollust, und die Satrapen gewannen eine immer selbständigere Stellung. Xerxes ward 465 ermordet und hatte seinen zweiten Sohn, Artaxerxes I. Longimanus (»Langhand«),
zum Nachfolger. Derselbe dämpfte einen Aufstand in Baktrien, unterwarf 462-456 das abgefallene Ägypten wieder und beendigte die Empörung des Satrapen Megabyzos in Syrien durch Unterhandlungen. Er starb 425, und ihm folgte sein einziger legitimer Sohn, Xerxes II., auf dem Thron. Doch schon nach 54 Tagen ermordete ihn ein natürlicher Sohn des Artaxerxes, Sogdianos, der nun den Thron bestieg, 423 aber von einem andern unechten Sprossen des königlichen Stammes, Ochos, aus dem Wege geräumt wurde.
Ochos nahm als König den Namen Dareios II. Nothos an. Unter ihm bietet die Geschichte des Perserreichs nichts dar als eine Kette von Empörungen bald königlicher Prinzen, bald mächtiger Satrapen, bald unterworfener Völker, das Innere des Palastes aber alle Greuel des Seraillebens. Dareios II. starb 404. Ihm folgte sein ältester Sohn, Artaxerxes II. Mnemon. Derselbe schlug seinen Bruder Kyros den jüngern, der ihn mit einem Heer von 100,000 Mann, darunter 10,000 griech. Söldnern, vom Thron stoßen wollte, 401 bei Kunaxa und erlangte auch 387 im Frieden des Antalkidas die Herrschaft über die kleinasiatischen Griechen und einen maßgebenden Einfluß in Griechenland selbst wieder. So wurde das Dasein des alten Perserreichs zwar noch gefristet; die unterworfenen Fürsten und Völker, ja selbst die Zendstämme, sehnten sich jedoch nach Unabhängigkeit, und ein großer Aufstand, der sich über Syrien, Phönikien, Phrygien, Karien, Kappadokien, Kilikien, Pamphylien und Lykien verbreitete, ward nur mit Mühe unterdrückt.
Artaxerxes starb 359, worauf Ochos als Artaxerxes III. Ochos den Thron bestieg. Durch Geld und Verrat siegte derselbe über die rebellierenden Phöniker und Kyprier und fiel hierauf verwüstend und plündernd in Ägypten ein, das er 349 wieder zur persischen Provinz machte. 338 ward er von seinem Günstling, dem Eunuchen Bagoas, vergiftet und der jüngste von seinen Söhnen, Arses, nach Ermordung von dessen Brüdern auf den Königsstuhl erhoben. Als dieser selbständig auftreten wollte, fand er durch denselben Bagoas sein Ende, und ein Seitenverwandter des königlichen Hauses, Dareios III. Kodomannos, bestieg 336 den Thron.
Dieser war ausgezeichnet durch Sanftmut, Schönheit und Tapferkeit, konnte aber den Untergang des zerrütteten Reichs nicht aufhalten. Nachdem seine Satrapen 334 am Granikos von Alexander d. Gr. besiegt worden waren, erlag er selbst mit einem ungeheuern Heer der kleinen makedonischen Streitmacht 333 bei Issos und 331 bei Arbela und ward 330 auf der Flucht nach dem Norden [* 7] seines Reichs von einem Satrapen, Bessos, ermordet. Hiermit endete das altpersische Reich.
Alexander d. Gr. beabsichtigte, Perser und Griechen möglichst zu Einem Volk zu verschmelzen; er ward von den Persern als ihr König anerkannt, vermählte sich mit Dareios' Tochter Stateira und nannte sich selbst König von Asien. [* 8] Sein früher Tod (323) zerstörte indes sein unvollendetes Werk; ein lang anhaltender Kampf entspann sich unter seinen Feldherren über den Besitz seines Erbes. Aus den Kämpfen der Makedonier untereinander erhob sich endlich der Satrap von Babylon, Seleukos Nikator, der 312 das Reich der Seleukiden begründete, das, mit Ausnahme Ägyptens und anfangs auch Kleinasiens, so ziemlich wieder die Bestandteile des alten Perserreichs umfaßte und in 72 Satrapien zerfiel.
Aber um 250 benutzten mehrere Satrapen die durch weitere Kämpfe der Diadochen entstandene Verwirrung im Seleukidenreich, um sich unabhängig zu machen, und so entstanden die Reiche von Baktrien (s. d.) und der Parther (s. Parthien), welch letztere sich als Erben der Perser betrachteten und altpersisches Wesen annahmen. Medien und Persien [* 9] gingen im Partherreich auf. Indes die eigentlichen Perser wollten die Parther nie als ihnen ebenbürtig anerkennen, und 226 n. Chr. gründete Ardeschir (Artaxerxes I.), Sohn Babeks, aus einer Dynastie, welche seit ¶
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Vertreibung der Seleukiden Persis beherrscht hatte, nachdem er die Parther in drei Schlachten [* 11] besiegt und die Arsakiden, deren letzter König, Artaban, fiel, zu Satrapen erniedrigt hatte, das mittelpersische Reich der Sassaniden.
Artaxerxes I. nannte sich König der Könige und bemühte sich, das altpersische Wesen wiederherzustellen und in Religion, Sitte und geschichtliche Tradition an das Reich des Kyros und Dareios wieder anzuknüpfen. Die altiranische Lichtreligion des Zoroaster in ihrer alten Reinheit wurde als die Nationalreligion wieder eingeführt, alle Sekten zum Anschluß an dieselbe gezwungen, der alte Priesterstand der Magier wieder eingesetzt. Ekbatana war im Sommer, Madain am Tigris auf den Trümmern des alten Ktesiphon im Winter die Residenz.
Auch der Umfang des alten Reichs sollte wiederhergestellt werden. 230 fiel Artaxerxes im römischen Mesopotamien ein, und 400 vornehme Perser erhoben als Gesandte in Rom [* 12] im Namen ihres Großkönigs Anspruch auf alle Länder, die jemals zum Perserreich gehört hatten. Artaxerxes starb 240 und hatte seinen Sohn Sapor I. (Schapur, 241-271) zum Nachfolger. Nachdem derselbe Armenien wieder unterjocht, griff er das römische Reich an, schlug den Imperator Valerianus 260 bei Edessa, drang in Syrien ein, eroberte Antiochia und ging unter großen Verheerungen bis nach Kappadokien vor, ward aber durch die beginnende Macht des Odänathos von Palmyra bald genötigt, seine Eroberungen wieder aufzugeben.
Gegen das Ende seiner Herrschaft trat Mani (s. Manichäer) auf. Sapors Nachfolger Hormisdas (Hormuzd, 271-272) begünstigte die Manichäer; Varanes I. (Bahram, 272-275) aber vertrieb dieselben aus seinem Reich. Sein Sohn und Nachfolger Varanes II. (275-283) verlor an die römischen Kaiser Carus und Diokletian Mesopotamien und Armenien. Auf seinen Sohn Varanes III. (283-284) folgte wieder dessen Sohn Narses (284-300), der nach wechselvollen Kämpfen 298 allen Ansprüchen auf jene beiden Länder entsagen und ein großes Gebiet auf dem linken Tigrisufer abtreten mußte.
Ihm folgte sein Sohn Hormisdas II. (300-309), diesem sein nachgeborner Sohn, Sapor II., d. Gr. (309-380). Dieser entriß den Römern mehrere Provinzen in Mesopotamien und schlug sie 348 unter Constantius bei Singara. Über die Christen verhängte er seit 342 blutige Verfolgungen. 358 verlangte Sapor von Rom ganz Mesopotamien und Armenien zurück; was zu einem neuen Krieg führte. Er rückte in Mesopotamien ein, mußte aber zurückweichen, als der römische Kaiser Julian 363 einen Angriff auf Persien selbst unternahm.
Schon war Sapors Residenz Madain in den Händen der Römer; [* 13] Mangel an Nahrungsmitteln zwang aber Julian zum Rückzug, auf welchem er den Tod fand. Sein Nachfolger Jovian mußte den freien Abzug aus Persien durch einen schimpflichen Frieden erkaufen. Sapor wendete nun seine Macht gegen Armenien, das nach hartnäckigem Widerstand endlich bezwungen und dem Reich der Sassaniden einverleibt wurde, noch vor dem Lebensende Sapors jedoch seine nationale Unabhängigkeit wieder errang.
Sapor II. starb 380; und seinen Söhnen ward der Thron durch seinen Bruder entrissen, der sich indessen als Artaxerxes II. nur wenige Jahre (380-383) behauptete. Seine Nachfolger waren Sapors II. Sohn Sapor III. (383-388), Varanes IV. (388-399) und Isdegerd I. (Yezdegerd, 399-419), der den langen Krieg zwischen Persien und Rom durch einen 100jährigen Frieden mit letzterm schloß. Nach dessen Tod kam sein Sohn Varanes V. (420-439) zur Herrschaft. Derselbe begann eine blutige Christenverfolgung, die über 50 Jahre dauerte und sich selbst über Armenien ausdehnte.
Auf Varanes folgte 439 Isdegerd II., auf diesen 457 sein Sohn Hormisdas III., den aber schon kurze Zeit darauf sein Bruder Piruz (Perozes) mit Hilfe der Hunnen vom Thron stürzte. Derselbe kehrte später seine Waffen [* 14] wider seine Bundesgenossen, verlor aber 488 auf einem Feldzug Sieg und Leben. Die Großen des Reichs ernannten nun seinen Bruder Balasch (Valens) zum König; derselbe schloß mit den Hunnen einen schmählichen Frieden und versprach ihnen Tribut, ward aber 491 von Kobad, dem Sohn Firuz', gestürzt.
Kobads lange, aber durch bürgerliche und religiöse Wirren beunruhigte Regierung endete 531, nachdem er seinen dritten Sohn, Chosru I. (Chosroes), zu seinem Nachfolger ernannt hatte. Dieser, mit dem Beinamen Nuschirwan (»der Gerechte«),
ließ, selbst Freund der Philosophie eines Platon und Aristoteles, die geschätztesten Werke griechischer Philosophen in die Sprache seines Landes übertragen, legte Schulen an, beförderte den Ackerbau, hob den Wohlstand des Volkes, ordnete die Rechtspflege und schaffte auch im Staatshaushalt manche Mißbräuche ab. Mit dem oströmischen Kaiserreich führte er von 540 an mehrere erfolgreiche Kriege, in denen er Syrien plünderte und sein Reich vom Indus bis zum Mittelmeer, vom Jaxartes bis an die Grenze Ägyptens ausdehnte; 570 drang er bis zum Glücklichen Arabien vor.
Aber unter der tyrannischen und grausamen Willkürherrschaft seines Sohns Hormisdas IV. (579-591) gingen die Früchte der langen und kraftvollen Regierung Chosrus I. in unglücklichen Kriegen gegen die Römer und Türken und in Empörungen der Provinzen wieder verloren. 591 wurde er von einem sassanidischen Fürsten gestürzt und sein Sohn Chosru II. (Parwîz, 591-628) auf den Thron gesetzt, der zwar von einem aufständischen Feldherrn, Varanes, vertrieben, aber bald darauf vom oströmischen Kaiser Maurikios wieder in seine Hauptstadt zurückgeführt wurde.
Chosru regierte anfangs friedlich und zeigte sich dem Christentum geneigt. Erst nach seines Gönners Maurikios Sturz (603) begann er 604 den Krieg gegen den oströmischen Usurpator Phokas, eroberte Persarmenien, nahm Edessa und Antiochia und zerstörte 614 Jerusalem. [* 15] 616 drang ein persisches Heer in Ägypten ein und eroberte Alexandria, während ein andres durch Kleinasien bis Chalcedon vorrückte und Konstantinopel [* 16] bedrohte. Überall wurden die Christen aufs grausamste verfolgt und die reichen Länder ausgeplündert, deren Schätze und Kunstwerke die neue Hauptstadt, Artemita, schmücken mußten.
Erst 622 befreite der Kaiser Heraklios Vorderasien, schlug 625 ein persisches Heer an der Grenze Irans selbst und drang nun verheerend in das Innere des Reichs ein. Schon war er im Begriff, einen Angriff auf Ktesiphon zu unternehmen, als Chosrus ältester Sohn, Schiruch (Siroes), unterstützt von der Aristokratie, die Fahne des Aufstandes aufpflanzte und auch das gegen Heraklios kämpfende Heer für sich gewann. Chosru ward auf der Flucht gefangen und getötet (628). Schiruch schloß nun mit den Oströmern einen Frieden, in dem die gegenseitigen Gefangenen und Eroberungen zurückgegeben wurden. Auch Armenien ging unter seiner 18monatlichen Regierung für Persien verloren. Ihm folgte sein siebenjähriger Sohn Ardeschir (Artaxerxes III.). Derselbe ward jedoch schon nach fünf Monaten ermordet, und nun folgten ¶