entfernt, vorfinden und zahlreiche Besucher anziehen. Am interessantesten davon sind: das sogen.
Porsennagrab im
NO., ein Riesentumulus von 250 m im
Umfang (1870 entdeckt);
das Deposito del
Colle im SO. (im Innern eines
Hügels, 1833 entdeckt);
das Deposito delle Monache imNW.
(1826 entdeckt), mit zwei
Sarkophagen und acht alabasternen Aschenkisten, und die
Camera
[* 2] della Paccianese, mit gewölbter Travertindecke
und acht
Urnen.
Vgl. Liverani, Le
[* 3] catacombe di Chiusi
(Siena 1872).
(spr. tschiwilkoi),Stadt der
Argentinischen Republik,
ProvinzBuenos Ayres,
[* 5] 150 km westlich
von der Hauptstadt, in ungesunder Gegend, aber mit vier Dampfmühlen, Schafzucht, Maisbau und (1882) 8100 Einw.
ein Chanat und jetzt
russ. Vasallenstaat in Westturkistan, im S. des
Aralsees, zwischen 41 und 43¾° nördl.
Br. DieGrenzen
[* 7] bilden östlich der
Amu Darja gegen die nach ihm benannte russische
Provinz, gegen S. die Sandwüste
Karakum, gegen W. das russische
transkaspische Gebiet. Chiwa umfaßt
ca. 57,800 qkm (1050 QM.) und besteht hauptsächlich aus Sandwüsten; nur im
Delta
[* 8] des
Amu Darja
(Oxus) zieht sich ein auf dem linken
Ufer breiterer
Streifen bewässerten und fruchtbaren
Landes hin. Im
ganzen ist höchstens ein Drittel des
Areals produktives Land. Landesprodukte sind:
Weizen und andres
Getreide,
[* 9]
Früchte (berühmt
sind die
Melonen),
Flachs,
Krapp und viel
Baumwolle.
[* 10]
Die
Viehzucht
[* 11] ist (mit Ausnahme der Schafzucht) unbedeutend, das
Rindvieh klein;
Kamele
[* 12] und
Dromedare werden viele, aber noch
immer nicht genug gehalten. Die
Bevölkerung,
[* 13] deren Zahl jetzt, nach Abtretung des
AmuDarja-Bezirks an Rußland, immerhin noch
700,000
Köpfe beträgt, setzt sich aus nomadisierenden und angesessenen
Stämmen zusammen. Zu den erstern gehören:
1) Die
Kirgisen (s. d.), die, etwa 10,000
Seelen, hauptsächlich in der Umgegend des Dankarasees nomadisieren. An diese
schließen sich nach Herkunft und Lebensweise 2) die
Karakalpaken (s. d.), welche sich in den nördlichen Teilen des Chanats,
in der
Nähe des
Aralsees, des Dankarasees, der
Städte Kungrad, Chodsheili und
Kiptschak aufhalten (nach
Vambéry 10,000 Kibitken
oder 50,000
Seelen zählend) und, in verschiedene
Distrikte verteilt,
Abgaben zahlen und zumKriegsdienst
verpflichtet sind.;
3) die
Turkmenen (s. d.), von denen hier der zweite Hauptzweig des Jomudenstammes,
die
Bairam Schaly (15-20,000 Kibitken), dann der
Stamm der Tschoudoren (etwa 12,000 Kibitken) zwischen erstern und den Uzbekenniederlassungen,
und etwa 2000 Kibitken der Goklanen in den Grenzstrichen der
Oase wohnen. Als angesessene
Stämme sind hervorzuheben:
1) Die
Uzbeken (s. d.), welche als herrschende
Bevölkerung im Chanat auftreten (ihnen gehört der
Chan
an) und auf die Reinheit ihrer
Nationalität stolz sind. Dessenungeachtet sind ihnen iranische
Elemente beigemischt, was speziell
sich in dem
Barte dokumentiert. Hinterlist, Lügenhaftigkeit und
Grausamkeit sind ihre Charaktereigenschaften. Sie zählen
ungefähr 90-100,000
Seelen und konzentrieren sich hauptsächlich in Chiwa,
Gurien, Chafar
Asp, Mangyt,
Kiptschak
und in der Umgegend dieser
Orte.
2) Die
Sarten (s. d.) oder die chiwesischen
Tadschik, welche türkisch sprechen und dasselbe
Leben wie die
Uzbeken führen, von
denen sie indessen nicht sehr geliebt sind.
Ihre Zahl mag 20,000
Familien betragen.
3)
Perser, welche vor dem
Krieg mit Rußland als Sklaven hier lebten. Der
Handel hat in
Urgendsch und Chiwa
seinen
Mittelpunkt und erstreckt sich vorzugsweise auf
Baumwolle,
Seide,
[* 14]
Schaffelle und
Getreide. Im ganzen war er bisher unbedeutend
und infolge der allgemeinen Unsicherheit in starkem Rückgang begriffen; mit
Persien
[* 15] erschwert den
Verkehr die wasserlose
Turkmenenwüste. Die
Regierung des
Chans ist erblich und despotisch. Seine regulären
Truppen bestehen aus wenigen Mann
Leibgarde,
der übrige Teil des
Heers aus schlecht bewaffneten und berittenen
Uzbeken und
Turkmenen.
Nur letztere haben den
Russen 1873 zähen
Widerstand geleistet und traten ihnen in den
Tagen vom 21.-29.
Juli in der
Stärke
[* 16] von 10,000 Mann entgegen;
Führung fehlte ihnen vollständig. Die
Einnahmen des
Chans sind sehr gering (die
Turkmenen
sind steuerfrei), sie beziffern sich im Jahr auf 350-400,000
Rubel. Die
Familien- und
Handelssteuer wird in
Geld bezahlt, die
Grundabgaben (etwa ein Dritteil) werden in
Naturalien entrichtet; sie sind
hoch und werden durch die Habgier
der Beamten und durch Frondienste noch drückender. - Die Hauptstadt Chiwa liegt an dem von Schurachan ausgehenden
Bewässerungskanal Palwanata und wird von
Vambéry einer persischen Stadt niedrigster
Stufe gleichgestellt. Sie ist von einer
Lehmmauer umgeben, hat eine
Citadelle, einen großen
Bazar, im übrigen meist
Hütten
[* 17] und zählt 6000 Einw.
Nächst Chiwa ist der bedeutendste Handelsplatz Neu-Urgendsch, mit 3000 Einw., am
Kanal
[* 18] Schawat.
Geschichte.
Aus der Zeit des persischen Königsgeschlechts der Achämeniden (5. Jahrh.
v. Chr.) kennen wir von Choarizm nicht viel mehr
als den
Namen des
Landes. Nach Herodot bildeten die Choaresmier mit den
Parthern, Sogdiern undAriern den 16.
Distrikt
des Perserreichs; im
Heer des Herxes kämpften sie unter eignen
Feldherren, und ihr König stellte sich
Alexander vor, als dieser 327 an den
Oxus gelangt war. Die Herrscher des
Landes gehörten wohl den Nomadenvölkern an, welche die
Oase damals wie jetzt umgeben.
Im 6. Jahrh.
n. Chr. war ihr König von dem östlich davon residierenden
Chakan der
Türken abhängig, aber
noch im 11. Jahrh. hatte Choarizm seine eignen Herrscher; die
Seldschukken eroberten Chiwa in der ersten Hälfte des 11. Jahrh.
Ende desselben
Jahrhunderts erhielt Kuthb Eddin
Mohammed, der Sohn eines türkischen Sklaven, die Statthalterschaft mit dem
Titel eines Charezm-Schahs. Er strebte nach Macht, gewann die Anhänglichkeit der Bewohner des
Landes und
versammelte viele
Gelehrte an seinem
Hof.
[* 19]
Chiwa unternahm, herrschte dort HuseinSofi als Usurpator; Timur machte die Ansprüche seines mongolischen Hauses Dschagatai geltend,
allein HuseinSofi warf seine Gesandten ins Gefängnis. Timur drang nun von Bochara aus vor, nahm die Hauptstadt Ket, warf den
Gegner in die Stadt Urgendsch zurück und schloß mit dessen Bruder und Nachfolger Jusuf Frieden. Letzterer
brach denselben. Timur rückte 1373 aufs neue vor, kehrte indes auf Bitten Jusufs wieder um. Als er 1376 zum drittenmal vor
Ket stand, nötigte ihn ein feindlicher Angriff auf seine Hauptstadt Samarkand wieder zur Umkehr.
Wieder aufgenommen wurde der Feldzug 1379, Ket wurde gestürmt, 1388, nach dem fünften Raubzug, traf Timur
Anstalten zum Wiederaufbau der Städte. Fast ein Jahrhundert lang erfreute sich nun Chiwa der Ruhe, bis türkische Wanderhorden
die Hauptstadt eroberten; um 1484 kam das Land auf kurze Zeit an Persien. Als Sunniten wollten die Chiwesen sich der persischen
schiitischen Herrschaft nicht fügen, sie riefen den Türken Ilbars zum Chan aus, dieser vertrieb die schiitischen
Perser, und seit der Zeit verblieb Chiwa unter der Herrschaft der Uzbeken. Ein ununterbrochener Bruderkrieg kennzeichnet die Zeit
ihrer Herrschaft.
In das 17. Jahrh. fallen die ersten Beziehungen zwischen Rußland und Chiwa, durch
Kosaken vermittelt. Zu einem positiven Ergebnis führten aber deren Züge unter den Atamanen Netschat und
Schemai nicht. 1700 dagegen richtete der Chan Schanias an Peter d. Gr. die Bitte, Chiwa in den russischen Unterthanenverband aufzunehmen.
Ein Ukas vom 30. Juni (a. St.) 1700 gewährte dieselbe. 1703 wurde dem neuen Chan, Arab Mahomet, dasselbe gewährleistet. 1714 erschien
in Petersburg
[* 23] eine chiwesische Gesandtschaft, welche die Expedition des Fürsten Bekowitsch Tscherkaski
nach Chiwa veranlaßte. Dieselbe mißglückte jedoch vollständig, da mittlerweile in Chiwa die russenfreundliche
Stimmung in das Gegenteil umgeschlagen war. Erst im J. 1839 kam es zu einer zweiten russischen Expedition nach Chiwa.
Um die Mitte des 18. Jahrh. bemächtigten sich die Kirgisen der KleinenHorde des chiwesischen Throns. Sie
wurden von Mehemmed Emin Inag, einem uzbekischen Häuptling, 1792 vertrieben; letzterer begründete die noch heute regierende
Dynastie der chiwesischen Chane. Unter seinen Nachfolgern Ikasarchan (1800-1804), Mehemmed Rehim (1804-26) und Allahkulirchan
(1826-41) fanden stets Kriege mit Bochara, den Jomuden und Karakalpaken statt. In die Regierung Allahkulis
fiel die von dem General Perowski geleitete Expedition der Russen gegen Chiwa Anlaß dazu waren die von Chiwa geschürten Unruhen der
Kirgisen, welche zu russischen Unterthanen geworden waren.
Vorbereitet war die Expedition durch die 1819, 1820 und 1821 ausgeführten Rekognoszierungen der GeneraleMurawjew, Meyendorf
und Berg. Am begann der Vormarsch vom Ural aus. Trotz der umfassendsten Vorbereitungen mußte
das 4413 Mann starke Expeditionskorps mit einem Troß von 10,400 Kamelen infolge des außergewöhnlich harten Winters umkehren,
nur AkBulak war erreicht; 1054 Mann lagen tot in der Steppe. Rußland hatte an seinem Prestige den Mittelasiaten
gegenüber nicht wenig eingebüßt.
Auch unter den folgenden Regenten: Rehimkulichan (1841-43), Mehemmed EminChan (1843-1855), Abdullahchan (1855-56), Kutluy Muradchan
(regierte nur 3 Monate) und Seid Mehemmedchan (1856 bis etwa 1868), fanden stete Kämpfe, unter den erstern mit Bochara und Persien,
unter den letztern mit den turkmenischen Stämmen, statt.
Der
Sohn des letztern, Seid Mehemmed Rehimchan, regiert noch jetzt. Er leistete der Empörung der Kirgisen
gegen die Russen offen Vorschub; alle friedlichen Versuche, ihn zu bestimmen, den räuberischen Einfällen seiner Nomaden in
russisches Gebiet Einhalt zu thun und die auf diesen Raubzügen in Gefangenschaft geratenen russischen Unterthanen freizugeben,
blieben erfolglos. So mußte Rußland in einen Krieg gegen den übermütigen Chan eintreten.
Für das Vorgehen erschien das Frühjahr die günstigste Jahreszeit; im März 1873 begann der Vormarsch von drei Seiten: von
Osten mit Truppen des turkistanischen, von Nordwesten mit solchen des orenburgischen, von Westen, resp. Südwesten mit solchen
des kaukasischen Militärbezirks, im ganzen 12,348 Mann mit 4697 Pferden, 65 Geschützen und 24,119 Kamelen.
Den Oberbefehl führte GeneralKaufmann. Der Chan von Chiwa hatte vergeblich Hilfe bei den Nachbarvölkern Asiens, vergeblich bei
England gesucht, dem durch den außerordentlichen GesandtenGrafenSchuwalow die beruhigendsten Versicherungen gegeben wurden.
Im Chanat selbst wurden alle streitbaren Männer aufgeboten und so gut wie möglich bewaffnet.
Eine Abteilung des kaukasischen Departements, welche von Tschikischlar in nordöstlicher Richtung aufgebrochen
war, hatte freilich, durch Wassermangel gezwungen, den Rückmarsch nach Krassnowodsk antreten müssen; dagegen hatte sich
eine zweite Abteilung, die von der Kinderlibucht ausmarschiert war, mit dem vom Embaposten kommenden orenburgischen Detachement
bei Kungrad, der nördlichsten chiwesischen Stadt, vereinigt, und beide hatten darauf trotz des Widerstandes
der Chiwesen, die, 3000 Mann stark, 20. Mai bei Mandyk eine empfindliche Niederlage erlitten, ihren Marsch auf die Stadt Chiwa zu
fortgesetzt.
Dort herrschte die vollständigste Anarchie: der Chan war geflüchtet und sein 20jähriger Bruder als Chan ausgerufen;
die einen
wollten Frieden, die andern drangen auf Fortsetzung des Kriegs.
Während der neue Chan sich schon dem GeneralKaufmann unterworfen hatte, kämpfte man noch am Nordtthor. Dasselbe wurde in Bresche gelegt, und General Werewkin nahm die
Stadt mit Sturm. Um 2 Uhr
[* 25] nachmittags hielt der Generalgouverneur seinen feierlichen Einzug. Der geflohene Seid Mehemmed Rehimchan
folgte der Aufforderung, zurückzukehren, und wurde, nachdem er sich dem »weißen
Zaren« bedingungslos unterworfen hatte, wieder in seine Rechte eingesetzt. Zur weitern Regelung der Verhältnisse wurde ihm
aber ein Beirat von drei von dem Generalgouverneur ernannten Russen und drei Chiwesen zur Seite gestellt. Der GeneralKaufmann
hatte das Bestätigungsrecht aller wichtigen Beschlüsse. Die bisher im Chanat bestandene Sklaverei wurde
aufgehoben: 3000 Perser kehrten in ihre Heimat zurück.
Den thätigsten Anteil an dem Kriege gegen Rußland hatten die Turkmenen genommen, daher wurde
¶