Naturalĭen,
Naturalisation - Natur

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Seite 12.9. alle Naturkörper, welche durch
Kunst oder
Willkür noch keine Umänderung erfahren haben, z. B.
Mineralien,
[* 2] Gebirgsarten,
Pflanzen und
Tiere. Man stellt von solchen für Unterrichtszwecke und zum Selbststudium Naturalien
sammlungen (Naturalienkabinette,
naturwissenschaftliche
Museen) zusammen. Eine solche Sammlung enthält die Gegenstände entweder ganz roh und unbearbeitet
(manche
Mineralien,
Kristalle,
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Versteinerungen) oder so, daß sie für den
Unterricht zubereitet sind, um
bequemer, handlicher und instruktiver zu sein. So werden die
Stücke von Gesteinsarten zu
Platten von bestimmter Form und
Größe
zugemeißelt, damit man
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sie bequem in handliche Kasten legen kann. Pflanzen werden entweder zwischen Papier getrocknet, oder in konservierenden Flüssigkeiten (Weingeist etc.) aufbewahrt. Holzige Teile kann man auch ohne Zubereitung aufheben. Von sehr zarten oder durch einen lehrreichen innern Bau ausgezeichneten Mineralien, Tier- und Pflanzenteilen macht man Dünnschliffe oder feine Schnitte und hebt die letztern zwischen Glasplättchen in einer passenden Flüssigkeit auf (mikroskopische Präparate).
Von größern Tieren wird die Haut, [* 5] von Vögeln der befiederte Balg ausgestopft; selbst Fische [* 6] und Raupen lassen sich ausstopfen. Die Raupen werden am schönsten, wenn man die leere Haut mit Luft ausbläst. Alle Naturgegenstände aus dem Tier- und Pflanzenreich müssen mit Ausnahme der Präparate in Spiritus [* 7] und der mikroskopischen Objekte vergiftet, d. h. mit Quecksilbersublimat, Arsenik oder mit stark riechenden Substanzen präpariert, werden, um sie vor den Nachstellungen kleiner Tiere und Pflanzen (Schimmel) [* 8] zu schützen.
Muscardine - Muscheln
![Bild 62.101: Muscardine - Muscheln [unkorrigiert] Bild 62.101: Muscardine - Muscheln [unkorrigiert]](/meyers/thumb/62/62_0101.jpeg)
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Muscheln.Von Wirbeltieren pflegt man die Skelette frei zu präparieren, zu bleichen und ganz oder in Teile zerlegt aufzubewahren (anatomische Präparate). Niedere Tiere setzt man in Spiritus und bewahrt nur die etwa vorhandenen festen Teile, so z. B. die Gehäuse der Muscheln [* 9] und Schnecken, [* 10] trocken auf. Für Objekte, deren Farbe oder Substanz sehr leicht leidet, sind anstatt des Weingeistes vielerlei Mischungen empfohlen worden, unter denen sich die Wickersheimersche Flüssigkeit in neuerer Zeit einen Namen gemacht hat, weil sie die Objekte vor dem Eintrocknen schützt und ihnen eine bleibende Biegsamkeit verleiht, die für viele Studienzwecke von Wert ist.
Die geflügelten Gattungen der Insekten
[* 11] werden zum Teil mit aufgespannten Flügeln auf Nadeln
[* 12] gespießt, die man auf Korkblättchen
steckt. Vorzuziehen sind freilich im allgemeinen Sammlungen lebender Organismen, botanische und zoologische Gärten;
doch können diese niemals vollständig sein. Die Anordnung einer Naturalien
sammlung muß zwar soviel wie möglich nach wissenschaftlichen
Prinzipien geschehen, indessen ist die leichte Orientierung bei weitem die Hauptsache. Größere Naturalien
sammlungen von
wissenschaftlichem Wert sind erst seit Ende des vorigen Jahrhunderts entstanden.
Vgl. Eger,
[* 13] Der Naturalien
sammler
(5. Aufl., Wien
[* 14] 1882);
Martin, Die Praxis der Naturgeschichte (neue Aufl., Weimar [* 15] 1878-80, 3 Bde.);
Klasing, Das Buch der Sammlungen (4. Aufl., Leipz. 1883).