Buenos
[* 1]
Ayres (spr. buenos
aires), früher ein selbständiger
Freistaat
Südamerikas, seit eine
Provinz
der
Argentinischen Republik, deren Flächeninhalt offiziell auf 215,264 qkm (3913 QM.) berechnet
wird, liegt zwischen dem
Parana- und La
Plata-Strom im N., dem Atlantischen
Ozean im
O., dem
Rio Negro
[* 2] im
S. und wird im W. von
dem indianischen Gebiet begrenzt (s.
Karte
»Argentinische Republik«).
[* 3] Bei weitem der größte Teil des
Landes ist weite, mit
Gras und Kräutern bedeckte
Ebene, die Fortsetzung der
Pampas, die sich vom (nördlichen)
Rio Salado zwischen
dem
Parana und der
Sierra von
Cordova ausbreiten und sich nach
S. und SO. bis in die
Wüsten
Patagoniens und an den
Ozean erstrecken
und deren Einförmigkeit nur selten durch einen
Baum oder dorniges Buschwerk unterbrochen wird.
Die
Pampas von Buenos Ayres
bieten zwischen dem
Parana und dem (südlichen)
Rio Salado den schönsten Wiesengrund dar und gehen erst südlich
vom
Salado in die öden und unfruchtbaren, von Salzsümpfen und
-Seen bedeckten
Ebenen über, welche sich bis zur Südgrenze
der
Provinz erstrecken. Aus ihnen erhebt sich die am
Kap
Corrientes beginnende, nach
NW. streichende
Sierra
de Volcan, weiterhin die
Sierra de
Tandil. Im äußersten Südwesten erreicht die
Sierra Ventana eine
Höhe von 1030 m. Zwischen
beiden Höhenzügen liegt ein welliges, von zahlreichen Küstenflüssen durchschnittenes Gebiet, das sogenannte Teufelsland
(huecuvu mapu).
Flüsse

* 4
Flüsse.
Bäume fehlen, außer an den Flußufern, wenn sie nicht angepflanzt sind, gänzlich; daher
dient häufig
der
Mist des Viehs als Brennmaterial.
Flüsse,
[* 4] welche allein diesen
Namen verdienen, sind: der
Parana, später
Rio de la Plata
genannt, der in die
Bai von Samborombon fallende (südliche)
Salado mit dem
Rio de
Flores, der
Colorado, der
Rio Negro und der Luxan, welcher dem
Parana zuströmt. Die
Küste von Buenos Ayres
ist unsicher und hat nur wenige Landungsplätze; selbst
der
La Plata hat nur auf dem Gebiet von
Uruguay
[* 5] in
Montevideo
[* 6] einen sichern
Hafen, außerdem bloß offene, durch die berüchtigten
Westwinde
(Pamperos) unsicher gemachte
Reeden und
Ufer, an welchen der vielen
Sandbänke wegen kein größeres
Schiff
[* 7] landen darf. An
Seen sind mehrere kleine, meist salzige vorhanden.
Bevölkerungsstatistisc

* 9
Bevölkerung.
Das
Klima
[* 8] ist mild, aber häufiger Temperaturschwankungen und heftiger Luftströmungen wegen keineswegs so angenehm, wie
es der
Name Buenos Ayres
(»gute
Lüfte«) erwarten lassen sollte; die mittlere
Temperatur beträgt im
Winter 11° C.,
im
Sommer 23,6° C.; dabei ist es, obschon feucht, doch gesund. Die
Bevölkerung
[* 9] betrug nach der Zählung von 1882: 612,000
Seelen [ohne die 1880 aus der
Provinz ausgeschiedene Hauptstadt Buenos Ayres
mit (1884) 283,758 Einw.],
von denen etwa ein
Viertel eingewanderte
Europäer
(Italiener,
Spanier,
Franzosen,
Engländer, Deutsche
[* 10] etc.) sind.
Ihre Hauptbeschäftigung ist Acker- und Obstbau und Viehzucht, [* 11] welch letztere auf den Pampas des Innern in großartigste Weise betrieben wird. Die Etablissements zum Viehschlachten und zur Fleischbereitung (saladeros) hatten früher einen weit großartigern Umfang, und in neuester Zeit hat man mit der Ausfuhr von Schaffleisch in Kühlschiffen begonnen. Nur zum Teil eignet sich das Land zum Ackerbau, dessen Ertrag bei weitem nicht den eignen Bedarf deckt, und noch lange Zeit wird die Viehzucht Hauptzweig der Landwirtschaft bleiben, aus welcher der große Reichtum der Provinz beruht.
Man ermittelte 1881: 4,754,810 Stück Rindvieh, 2,397,787 Pferde, [* 12] 57,838,073 Schafe; [* 13]
68,5 Proz. der Bodenfläche dienten als Weide [* 14] und nur 1,1 Proz. war bebaut, davon nahezu ein Drittel mit Mais und Weizen.
Buenos Ayres

* 16
Seite 3.601.
Das
Budget der
Provinz berechnete für 1885 die
Einnahmen mit 11,620,964, die
Ausgaben mit 11,491,556
Pesos; die
Schulden betrugen 32,271,290
Pesos. Die Bodenbeschaffenheit begünstigt die
Anlage von
Straßen, und der
Bau von
Eisenbahnen ist neuerdings lebhaft betrieben worden.
Vier
Linien gehen strahlenförmig von der Nationalhauptstadt Buenos Ayres
aus. Die
Provinz besaß 1881: 2351 km (zum Teil allerdings noch im
Bau begriffener)
Eisenbahnen, 5902 km
Telegraphen,
[* 15] 121 Postämter.
Für das intellektuelle
Bedürfnis sorgten 6 täglich erscheinende
Zeitungen, 32 periodische
Zeitschriften und 38 öffentliche
Bibliotheken;
Schulen
gab es 429 mit 629
Lehrern.
¶
mehr
Provinzhauptstadt ist seit 1884 La Plata mit 28,000 Einw. Die Provinz zerfällt in 80 Verwaltungsbezirke mit 87 Städten und Flecken, 565 Landgemeinden und 5 Grenzbezirke. Hauptorte sind: San Nicolas (10,700 Einw.), Chivilcoy (8100 Einw.), Mercedes (6600 Ew.).
Die Geschichte von Buenos Ayres
fällt bis 1853 mit der der Argentinischen Republik (s. d.) zusammen. Buenos Ayres
strebte
immer nach einem Vorrang vor den andern Provinzen und übte auch wirklich als einziger Seehafen des Landes, als die reichste
und bevölkertste Provinz stets ein Übergewicht aus; es war hauptsächlich der Sitz der zentralistischen Partei. Nachdem es
sich 1853 nach Rosas' Sturz als selbständiger Staat unter einem eignen Präsidenten mit gesonderter Verfassung
und Verwaltung konstituiert hatte, wurde es 1855 von Brasilien,
[* 17] den Vereinigten Staaten,
[* 18] Frankreich, Sardinien
[* 19] etc. unbedingt,
von England und Chile jedoch nur unter Vorbehalt seiner Wiedervereinigung mit der Argentinischen Konföderation anerkannt.
Die Verhandlungen, welche auf Grund eines am zwischen und den konföderierten Staaten geschlossenen
Vertrags zum Behuf einer gründlichern Verbindung gepflogen wurden, mußten abgebrochen werden, als im Dezember 1855 einige
argentinische Flüchtlinge von Montevideo aus in Buenos Ayres
einfielen, um die förmliche Wiedervereinigung zu erzwingen. Die nun eröffneten
Feindseligkeiten endigten nach dem für Buenos Ayres
unglücklichen Treffen bei Capeda damit, daß Buenos Ayres
sich
wieder der Konföderation anschließen mußte.
Auch ein Erhebungsversuch 1880 mißlang. Die Provinz wurde gezwungen, die Stadt Buenos Ayres
der Regierung der Republik als Residenz abzutreten
und die Stadt La Plata zum Sitz ihrer Behörden zu wählen.
Vgl. Wilcocke, History of the viceroyalty of Buenos Ayres
(Lond. 1806);
Hutchinson, and Argentine gleanings (das. 1865);
K. Andree, und die Argentinische Republik (3. Aufl., Leipz. 1874);
Coni, Die Provinz Buenos Ayres
(Zür. 1884);
Greger, Die Provinz Buenos Ayres
(Bas. 1884);
»Annuaire statistique de la province de Buenos Ayres«
(jährlich)
und weitere Litteratur bei »Argentinische Republik«.