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Forth und Clyde ausbreitet. Silberhaltiges Blei [* 2] wird in den Louther Hills gewonnen, etwas Kupfer [* 3] beim Loch Tay. Reich ist das Land an Bau- und Schiefersteinen; Marmor, Granit und Basalt sind Gegenstand der Ausfuhr. Torf kommt in großen Strecken vor. Salz [* 4] wird durch Sieden von Seewasser gewonnen. Im J. 1887 wurden 21,484,976 Ton. Steinkohlen gefördert und aus einheimischen Erzen hergestellt 932,240 T. Eisen, [* 5] 2821 T. Blei und 26 T. Zink. Sehr wichtig ist die Industrie, die ihre Hauptsitze in Glasgow, [* 6] Paisley, Dundee [* 7] und dem großen Kohlenbecken hat. Im J. 1881 beschäftigte die Textilindustrie 201,867 Arbeiter, Eisen- und Stahlwerke 38,309, der Maschinenbau 32,730, der Schiffbau 18,492, Papiermühlen 7975, Druckereien 7775, chemische Fabriken 2377, Töpfereien 3171, Glashütten 1665, Brauereien u. Brennereien 2811 Arbeiter etc. Die 776 Textilfabriken beschäftigten 1885: 152,279 Arbeiter (einschl. 106,839 weiblichen Geschlechts) und waren mit 2,369,104 Spindeln und 72,279 mechanischen Webstühlen ausgerüstet. Davon kamen auf Baumwollwarenfabriken 37,167 Arbeiter, 1,149,514 Spindeln, 29,689 Webstühle; [* 8]
auf Leinenfabriken 39,086 Arb., 243,273 Spindeln, 21,626 Webstühle;
auf Jutefabriken 36,269 Arb., 235,429 Spindeln, 10,856 Webstühle;
auf Wollwarenfabriken 33,025 Arb., 705,017 Spindeln, 9380 Webstühle.
Über Handel und Schiffahrt s. Großbritannien, [* 9] S. 770 f.
[Verfassung und Verwaltung.]
Die politische Verfassung Schottlands hat seit der Union, besonders in neuern Zeiten, mehrere Verbesserungen erhalten. S. bildet ein selbständiges Königreich, ist aber seit der Unionsakte vom mit England vereinigt unter dem Gesamttitel Großbritannien. Die administrative Einteilung in 32 Grafschaften (shires) ist aus der Tabelle S. 612 ersichtlich. In das Oberhaus sendet S. 16 Peers, die für jedes Parlament aus dem gesamten hohen Adel des Landes gewählt werden, in das Unterhaus 72 Abgeordnete. S. hat seine eignen Gerichtshöfe, von welchen in allen bürgerlichen Rechtssachen die Berufung an das Oberhaus geht.
Oberstes Gericht ist der High Court of Justice, mit 13 Richtern besetzt, welcher als Court of Session in Zivilsachen, als High Court of Justiciary in Kriminalsachen entscheidet. Die niedern Gerichte in den Grafschaften werden von den Sheriffs und Friedensrichtern und in den Städten von den Baillies abgehalten, haben jedoch einen beschränkten Wirkungskreis. Die Staatseinkünfte stehen jetzt unter der Verwaltung der in London [* 10] befindlichen Finanzbehörden.
Vgl. außer den ältern Werken von Chalmers, Playfair, Mac Culloch, Kohl, Spohr, Carus u. a.: Rogers, Scotland, social and domestic (Lond. 1869);
Hunnewell, The lands of Scott (Edinb. 1871);
Braids »County Directory of Scotland« (jährlich);
Murray, Handbook for Scotland (5. Aufl., Lond. 1884);
A. Geikie, Scenery of Scotland, viewed in connection with its physical geology (2. Aufl., das. 1887).
Eine geologische Karte von S. entwarf Geikie (Edinb. 1887), eine hypsographische Bartholomew (das. 1887).
Geschichte.
Der Teil der Insel Britannien, welcher nördlich von den Busen des Forth und des Clyde liegt, war den Römern seit dem 1. Jahrh. n. Chr. unter dem Namen Kaledonien bekannt und führte daneben seit früher Zeit noch den keltischen Namen Albu oder Alban (lat. Albania). Der Name Scotia (Scotland) war in den ältern Perioden auf Irland beschränkt; vom 10. Jahrh. ab wurde er auch von dem Teil Schottlands gebraucht, welcher im Süden von dem Firth of Forth, im N. von dem Moray Firth begrenzt wird; erst seit dem 13. Jahrh. verdrängte er die ältern Bezeichnungen völlig und kam für das ganze heutige S. in Übung.
Auf eine vorhistorische (iberische?) Urbevölkerung folgten in S., wie in ganz Britannien, die Kelten, welche in zwei Stämme, den britischen und den gadhelischen, zerfielen; dem letztern gehören die Pikten (die »Bemalten«, irisch Cruithnigh) im heutigen S. und die Skoten in Irland an. Als die Römer [* 11] unter Kaiser Claudius das südliche Britannien eroberten, wurde der noch unabhängige Norden [* 12] Britannia barbara oder Kaledonien genannt. Erst Agricola, seit 78 n. Chr. römischer Statthalter in Britannien, dehnte seine Herrschaft auch auf das letztere aus, indem er seit 80 wiederholte Feldzüge dahin machte und die Kaledonier in den Grampianbergen schlug.
Doch gingen seine Eroberungen nach seiner Abberufung (85) größtenteils wieder verloren: die Grenze der Römerherrschaft in Britannien bildete eine Linie vom Solway Firth im W. bis zur Mündung des Tyne im O.;
diese ließ Kaiser Hadrian bei einem Besuch in Britannien 122 durch einen mit Kastellen und Wachttürmen versehenen Wall gegen die Einfälle der Barbaren des Nordens decken.
Erst 142 wurde durch den Legaten Q. Lollius Urbicus unter Antoninus Pius noch ein zweiter, nördlicherer Grenzwall zwischen den Busen des Forth und Clyde errichtet, welchen Kaiser Severus, nachdem er 208-211 mehrere glückliche Feldzüge gegen die Kaledonier unternommen hatte, neu befestigte. Trotzdem bot derselbe gegen die seit 360 immer erneuerten Angriffe der nördlichen Völker keinen ausreichenden Schutz, und seit 409 die römischen Legionen abberufen waren, schien die Provinz rettungslos den Einfällen derselben preisgegeben.
Die wilden Kämpfe, welche die nun folgende Invasion Britanniens durch die Angelsachsen hervorrief, sind in fast undurchdringliches Dunkel gehüllt; zu Anfang des 7. Jahrh., als dasselbe sich zu lichten beginnt, zerfällt das heutige S. in vier verschiedene Reiche. Der Nordwesten war das Reich der aus Irland eingewanderten Skoten von Dalriada, begründet durch Fergus, den Sohn des Erc, und seine Brüder Loarn und Angus; es reichte im Süden bis an den Firth of Clyde, im O. bis an die sogen. Drumalbangebirge.
Östlich davon dehnte sich das Reich der Pikten aus, dessen Südgrenze der Forth war. Die südlichen Lande waren durch das Königreich der Briten von Alclyde (dazu gehören Cumberland und Westmoreland in England und die Grafschaften Dumfries, Ayr, Renfrew, Lanark und Peebles in S.) im W. und durch das Königreich der Angeln von Bernicia im O. eingenommen, welches sich nördlich bis zum Forth erstreckte. Schon in der zweiten Hälfte des 6. Jahrh. hatte das Christentum durch den heil. Columban auch bei den Pikten Eingang gefunden; sie sowie die Skoten gehörten der irisch-christlichen Kirche an, deren Oberhaupt der Abt auf der Insel Hy oder Jona war. Im Anfang des 8. Jahrh. aber sagte sich Nectan, König der Pikten, deren Hauptstadt schon damals Scone gewesen zu sein scheint, von der irischen Kirche los und ordnete sich dem römischen Papst unter, worauf er 717 die Columbanische Geistlichkeit aus dem Piktenland vertrieb. 844 bemächtigte sich der Skotenkönig Kenneth Mac Alpin, der mütterlicherseits von piktischer Abkunft war, des Throns von Scone; das vereinigte Reich hieß seit dem Anfang des 10. Jahrh. Königreich Alban; es wurde schon seit dem Beginn des 9. Jahrh. von den ¶
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Norwegern oder Dänen, die sich im N., im W. und auf den Inseln von S. festgesetzt hatten, durch häufige Plünderungs- und Raubzüge heimgesucht. 945 ging infolge eines Bündnisses der Angelsachsen mit Malcolm I. von Alban das Reich der Briten von Alclyde in dem von Alban auf, wogegen Malcolm in Lehnsabhängigkeit zu den Angelsachsen trat; das so vereinigte Gebiet wird seit dem Anfang des 11. Jahrh. Scotia (Schottland) genannt.
Der letzte König aus dem Stamm Kenneth Mac Alpins war Malcolm II.; ihm folgte 1034 sein Tochtersohn Duncan, der 1040 von Macbeth, dem Sohn des Finnlaech, seinem Feldherrn, erschlagen wurde. Obwohl dieser 1050 nach Rom [* 14] pilgerte, um sich Vergebung für den Mord seines Vorgängers zu holen, wurde er 1054 von Malcolm III. Ceannmor, dem Sohn Duncans, den Siward, Graf von Northumberland, unterstützte, ins Hochland zurückgeworfen und erschlagen. Bei der Eroberung Englands durch die Normannen 1066 nahm Malcolm Partei für den legitimen englischen Thronerben Edgar Ätheling und gewährte zahlreichen flüchtigen Sachsen [* 15] ein Asyl.
Wenn er Wilhelm den Eroberer auch nicht wieder vertreiben konnte, so machte er doch bei fünf Einfällen in Nordengland eine Menge Gefangene, welche das Land bevölkerten und zivilisierten. Nur das schottische Hochland bewahrte die altkeltische, kulturlose Eigentümlichkeit. Als Malcolm 1093 starb, war die Südgrenze Schottlands dieselbe, die später festgehalten ist: der Solway Firth, die Cheviot Hills und der Fluß Tweed. Unter seinen Söhnen ist der jüngste, David I. (gest. 1153), der bedeutendste; unter ihm verwandelte sich S. in einen feudalen Staat nach normännischer Art. Sein Enkel und Nachfolger Malcolm IV. (1153-65) vermochte die von David gewonnene Machtstellung nicht völlig zu behaupten.
Auf ihn folgte 1165 sein Bruder Wilhelm der Löwe. Derselbe machte 1173 einen Einfall in England, weil Heinrich II. die Verleihung der von David innegehabten nordenglischen Provinzen ihm verweigerte, wurde aber 1174 bei Alnwick gefangen genommen. Als er 1175 die Krone von S. wieder zurückerhielt, mußte er sie als englisches Lehen annehmen. 1209 wurde die Abhängigkeit Schottlands infolge des drohenden Auftretens Johanns von England aufs neue anerkannt; 1214 starb Wilhelm.
Sein Sohn und Nachfolger Alexander II. drang, begünstigt durch die Verfassungskämpfe unter Johann, 1216 im Bund mit dem französischen Kronprinzen sogar in Südengland ein, wurde aber 1217 durch den englischen Reichsverweser Pembroke zum Frieden genötigt und mußte Heinrich III. den Lehnseid schwören; 1221 vermählte er sich mit einer Schwester des englischen Königs, während zwei Schwestern Alexanders englischen Großen ihre Hand [* 16] reichten. Auf Alexander II. folgte 1249 sein Sohn Alexander III. Dieser besiegte 1263 den König Hakon von Norwegen [* 17] in einer Schlacht bei Largs und erwarb 1266 durch Vertrag von seinem Nachfolger Magnus die bis dahin von den Norwegern behauptete Herrschaft über die Insel Man und die Hebriden gegen eine jährliche Zinszahlung von 100 Mark Silber.
Nach Alexanders III. Tod (1286), und nachdem auch seine achtjährige Enkelin, die Prinzessin Margarete von Norwegen, gestorben war, traten in S. zahlreiche Kronprätendenten auf, unter denen die Abkömmlinge der Töchter des Grafen Huntingdon, des Bruders Wilhelms des Löwen, [* 18] Johann Baliol und Robert Bruce, die nächsten Ansprüche hatten. Eduard I. von England, dem das schottische Parlament das Schiedsrichteramt übertrug, entschied für den am meisten berechtigten Baliol, der von ihm die schottische Krone zu Lehen nahm Als Eduard aber seine Oberherrschaft zu sehr geltend machte und Baliol sich infolgedessen mit französischer Hilfe unabhängig machen wollte, brach Eduard in S. ein, nahm Johann bei Dunbar gefangen, entsetzte ihn wegen verletzter Lehnspflicht und schickte ihn nach London in die Gefangenschaft. S. ward nun durch englische Statthalter regiert; ein Aufstand, den William Wallace 1297 erhob, führte zwar zunächst zu dessen Sieg bei Stirling endigte aber 1305 mit der Gefangennahme und Hinrichtung des von den uneinigen schottischen Großen verlassenen Wallace.
Mit mehr Erfolg trat dem König Eduard 1306 Robert Bruce, der Sohn des frühern Prätendenten, entgegen, der an der Spitze des schottischen Adels die Engländer aus dem Lande trieb und als Robert I. den Thron [* 19] bestieg. Zwar ward er 19. Juni von dem Grafen Pembroke bei Methven besiegt und mußte sich auf den Hebriden eine Zeitlang versteckt halten; aber schon 1307 brach er aufs neue aus den Hochlanden hervor und brachte Eduard II. am Flüßchen Bannockburn eine entscheidende Niederlage bei.
Eduard II. fiel 1322 wieder in S. ein, ohne jedoch etwas auszurichten, und nun erst ward ein Waffenstillstand auf 13 Jahre abgeschlossen. Nach Eduards II. Tode 1327 brach Robert denselben und zwang Mortimer, welcher während Eduards III. Minderjährigkeit in England die Regentschaft führte, im März 1328 allen Ansprüchen auf S. zu entsagen. Um seinen Anhang im Parlament dem durch die Ausdehnung [* 20] seines Grundbesitzes und die Stärke [* 21] seines Kriegsgefolges übermächtigen Adel gegenüber zu verstärken, berief er 15 Abgeordnete der größern Städte ins Parlament, welche freilich dem Adel und Klerus gegenüber anfangs wenig vermochten.
Nach Roberts Tod, welchem 1329 sein vierjähriger Sohn David II. folgte, brachen neue Gefahren über S. herein, indem mehrere englische Barone, welche durch Robert der ihnen einst von Eduard I. verliehenen Güter in S. beraubt waren, einen Sohn des vormaligen Königs Baliol, Eduard Baliol, als Gegenkönig von S. aufstellten. Vom englischen Hof [* 22] unterstützt, landete derselbe im August 1332 in der Grafschaft Fife, schlug den Reichsverweser, den Grafen Donald von Mar, bei Duplin-Moor und ließ sich von seiner Partei zu Scone krönen.
Als er aber Eduard III. von England als seinem Lehnsherrn huldigte und sogar Schloß und Stadt Berwick an England abtrat, stellte sich Andreas Murray, Davids Oheim, an die Spitze des erbitterten Adels, und es begannen neue Kämpfe mit England. Eduard III. besiegte bei Halidonhill (August 1333) die Schotten vollständig, David mußte eine Zeitlang nach Frankreich flüchten und wurde, als er zurückgekehrt war, bei Nevil's Croß nahe Durham geschlagen und gefangen; aber Baliol vermochte sich trotzdem gegen den für die Unabhängigkeit von S. kämpfenden Adel nicht zu behaupten und legte 1356 die Krone nieder. Darauf gab Eduard 1357 David II. gegen ein Lösegeld von 100,000 Mark Sterl. Freiheit und Krone zurück. Mit dem Tode Davids H. erlosch das Haus Bruce in männlicher Linie, worauf die Stände Robert II., den Sohn einer Tochter von Robert Bruce, auf den Thron erhoben, der dadurch an das Haus Stuart kam.
Von den Franzosen angespornt, führte Robert II. (gest. fast während seiner ganzen ¶