alten
Konservative die
Regierung nötigte, sich auf die gemäßigten
Liberalen zu stützen, so erlangte die eine nationalliberale Parteieine immer größere
Bedeutung im politischen
Leben der
Nation und, da sie recht eigentlich die
Gesinnung des gebildeten Mittelstandes vertritt,
bei den
Neuwahlen 1873 und 1874 eine erhebliche Verstärkung,
[* 2] indem in den preußischen
Landtag
182, in den deutschen
Reichstag 155 Nationalliberale gewählt wurden. Obwohl nicht eigentlich Regierungspartei,
hielt es die nationalliberale Partei doch für ihre
Pflicht, in allen wesentlichen
Fragen in beiden
Körperschaften zu der
Regierung zu stehen,
welche in der innern und äußern
Politik ihreZiele verfolgte.
Die nationalliberale Partei verlor infolgedessen ihre meisten Sitze in den östlichen
ProvinzenPreußens
[* 3] und sank bei den
Wahlen von 1881 und 1884 auf 45 Mitglieder
im
Reichstag herab, während sie im Abgeordnetenhaus 65 zählte. Nachdem sich die
Partei indes durch die
»HeidelbergerErklärung«
vom ein neues klares
Programm gegeben hatte, gewann sie wieder größern Einfluß und stieg
nach der
Auflösung des
Reichstags wegen
Ablehnung des
Septennats durch die ultramontan-deutschfreisinnige Mehrheit bei den
Neuwahlen wieder auf 101 Mitglieder, so daß
sie den Hauptbestandteil der regierungsfreundlichen Mehrheit bildet.
IhreFührer sind
Bennigsen,
Miquel,
Buhl und
Hobrecht. - Auch in
Dänemark
[* 4] gibt es eine nationalliberale Partei, welche man auch die eiderdänische
zu nennen pflegte, die sich besonders auf das Übergewicht
Kopenhagens stützte, und deren
Politik 1864 so glänzendes
Fiasko
machte.
deutscher, polit.
Verein, welcher aus einer auf Veranlassung des hannöverschen Abgeordneten R. v.
Bennigsen in
Eisenach
[* 21] abgehaltenen Versammlung mehrerer sogen.Gothaer hervorging und auf einer
zweiten Zusammenkunft in
Eisenach14. Aug. sein
Programm aufstellte, welches die einheitliche Gestaltung
Deutschlands
[* 22] unter preußischer
Hegemonie sowie eine dem entsprechende
Reform der Bundesverfassung mit einer deutschen Nationalvertretung anstrebte. Er breitete
sich rasch aus, da die Ereignisse während des italienischen
Kriegs die heillose politische ZerfahrenheitDeutschlands
zu deutlich dargelegt hatten und die Schillerfeier 10. Nov. der nationalen
Begeisterung einen mächtigen Aufschwung gab.
Bereits im
Herbst 1859 organisierte sich der
Verein als d. Nationalverein,; der Sitz des
Ausschusses war
Koburg,
[* 23] sein
Organ eine »Wochenschrift«,
die seit 1860 erschien. Die Zahl seiner Mitglieder betrug 1864: 21,000, seineEinnahme 25,000
Gulden jährlich.
Die preußische
Regierung, welcher man im ersten
Programm die
FührungDeutschlands zugedacht hatte, wußte jedoch mit dieser
Bewegung unglücklicherweise nichts zu machen und verhielt sich von Anfang an sehr kühl, fast ablehnend gegen sie.
Noch mehr verscherzte sich
Preußen
[* 24] das Vertrauen, als dort 1862 der Verfassungskonflikt ausbrach. Die
Preußenfreunde im N. verloren mehr und mehr den
Mut, offen für die preußische
Hegemonie aufzutreten, und die demokratischen
Elemente erlangten bald das Übergewicht. Die Flottenbeiträge, welche gesammelt waren, wurden nicht mehr an die preußische
Regierung abgeliefert; ja, 1863 versuchte es der Nationalverein, sogar, gegen
Preußen aufzutreten, indem er in der
schleswig-holsteinischen
Frage ein eignes
Programm aufstellte und sich zu dessen
Durchführung mit seinem Gegner, dem großdeutschen
Reformverein, verband und im
Dezember 1863 den
Sechsunddreißiger-Ausschuß bildete.
Der Nationalverein, sprach sich in offenem
Bruch mit der preußischen
Hegemonie sogar dahin aus, daß
erst ein allgemeines deutsches
Parlament
über den künftigenTräger
[* 25] der
Zentralgewalt in
Deutschland
[* 26] entscheiden solle, und der
Ausschuß verwarf
Bismarcks Bundesreformvorschläge vom Indem nun
Preußen wirklich im
Sommer 1866 seine Bundesreform durchführte,
war der Nationalverein, vernichten.
Angesichts dieser unerwartete Wendung der
Dinge löste sich der Nationalverein, im
Herbst 1867 auf einer Zusammenkunft
zu
Frankfurt
[* 27] a. M. förmlich auf. Die angesammelten Flottengelder wurden
dem
Verein für Rettung Schiffbrüchiger übergeben.
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