insel, besonders
Bulgariens (s.
Bogomilen). Dann drangen sie nach
Dalmatien und von hier aus nach
Italien
[* 2] vor, wo sie in der
Lombardei zahlreiche
Anhänger fanden, vereinzelte sogar in
Florenz,
[* 3]
Rom und
[* 4] Neapel;
[* 5] namentlich aber hatten sie in Südfrankreich
einen Hauptsitz und gingen dort meistens in die
Albigenser (s. d.) über. Die
Inquisition und vor allem
die Albigenserkriege brachen ihre Kraft
[* 6] und im 14. Jahrh. wurden sie hier völlig vernichtet.
Nur vereinzelte
Anhänger hatten die in England, im Norden
[* 7]
Spaniens und in
Deutschland
[* 8] (am Niederrhein), wo sie sich
Apostoliker
(s. d.) nannten.
Die
Lehre
[* 9] der Katharer war ein dem Manichäismus ähnlicher Dualismus; doch giebt es strengere
und mildere Dualisten. Beide lehrten zwei einander entgegenstehende göttliche Wesen, während aber jene den bösen Gott
für gleich ewig hielten wie den guten, sahen diese in ihm einen gefallenen Engel. Der gute Gott schuf die himmlische Welt
mit den himmlischen
Menschen; der böse Gott schuf die materiellen Elemente und aus ihnen alle sichtbaren
Dinge. Der gute Gott hat sich im
NeuenTestament geoffenbart, der böse im Alten.
Die
Sünde hat ihren
Grund in der Berührung der Seele mit dem Körper. Deshalb ist es die höchste Pflicht des
Menschen, in
peinlicher
Ascese sich jeder Befleckung durch den Körper zu entziehen. Zur
Kirche der Katharer gehörten streng
genommen nur die
«Vollkommenen» (lat. perfecti), die die
Weihe des Consolamentum
(Geistestaufe) erhalten haben. Sie erhielten
durch
Handauflegung den
HeiligenGeist und waren verpflichtet, sich von jeder
Sünde, d. h. jeder Berührung mit der Welt, frei
zu halten.
Den weitern
Kreis
[* 10] bildeten die «Gläubigen» (lat.
credentes), die das Consolamentum noch nicht empfangen hatten. Sie durften
Güter besitzen,
Krieg führen, heiraten und Fleisch
essen. Die religiösen Gebräuche der Katharer waren höchst einfach und ihr Gottesdienst bestand wesentlich aus der
Predigt. –
Vgl. Ch.
U. Hahn,
[* 11] Geschichte der
Ketzer im Mittelalter, Bd. 1 (Stuttg.
1845);
Katharer Schmidt, Histoire et doctrine de la secte des Cathares ou
Albigeois (2 Bde., Par. 1849);
Katharina von
Alexandria, nach der Legende eine 18jährige
Jungfrau, durch Schönheit,
Bildung und edles Geschlecht ausgezeichnet.
Auf
Befehl des
Kaisers Maximinus mußten heidn.
Philosophen mit ihr über die Wahrheit des Götzendienstes disputieren, wurden
aber sämtlich zum
Christentum bekehrt. Katharina widerstand allen
Drohungen und Schmeicheleien des
Kaisers und
wurde 25. Nov. 307 zuerst aufs
Rad geflochten, dann enthauptet.
IhreAttribute sind ein mit spitzen
Messern besetztes
Rad, ein Palmzweig
oder
Bücher (wegen ihrer Gelehrsamkeit).
Darstellungen aus ihrem Leben zeigen die Fresken von Jak. Avanzi und Altichieri
in der St. Georgskirche zu
Padua
[* 14] (1377), die von Masaccio in
San Clemente zu
Rom (15. Jahrh.). Häufig behandelt
ist in der Malerei ihre mystische Vermählung
(Verlobung), wie das Jesuskind sie als seine
Braut annimmt und ihr einen
Ring
an den Finger steckt; so z. B. von Memling (im Johanneshospital zu
Brügge), Correggio
(Paris,
[* 15] Louvre, und Neapel, Museo Nazionale),
P. Veronese
(Venedig,
[* 16]
Santa
Caterina). Als von Engeln zu
Grabe getragen ist sie dargestellt von B. Luini
(Mailand,
[* 17]
Brera), Mücke
(Berlin,
[* 18] Nationalgalerie); als herrliche Einzelfigur malte sie
Raffael
(London,
[* 19] Nationalgalerie) und
B. Luini
(München,
[* 20]
AltePinakothek). –
Vgl. Knust, Geschichte der Legenden der heiligen Katharina von
Alexandrien und der heil. Maria
Aegyptiaca
(Halle
[* 21] 1889);
Katharina von
Schweden,
[* 23] zweite Tochter der heil.
Birgitta, geb. 1331, begleitete ihre
Mutter auf der Pilgerfahrt nach
Rom, brachte deren
Gebeine in die
Heimat und kehrte alsbald wieder nach
Rom zurück, um die
Bestätigung des
Birgittenordens (s. d.)
und die Heiligsprechung der
Mutter Zu betreiben. Sie starb in
Schweden als
Äbtissin des
Klosters Wadstena und ward 1474 heilig
gesprochen.
Katharina von Siena, geb. als Tochter des Färbers
Benincasa in Siena, vollzog von früh an die schwersten Kasteiungen
an sich und trat im 15. Jahre in den
Dominikanerorden.
Ihre bis zum Übermaße fortgesetzten Kasteiungen
hatten visionäre Zustände zur Folge, in denen sie mit
Jesus und Maria vertrauten Umgang pflog; sie rühmte sich sogar, der
Heiland habe sich mit ihr verlobt, sein
Herz mit ihr vertauscht, ihr sein
Blut zu trinken gegeben und ihr
seine fünf Wundenmale aufgeprägt.
Bei der großen
Pest 1374 übte sie aufopfernde
Krankenpflege. Seitdem versammelte sich ein
Kreis von Gesinnungsgenossen um
sie. Katharina erstrebte besonders Versöhnung der ital.
Städte mit dem Papst und dessen Rückkehr nach
Rom (s.
Gregor XI.), die Eroberung
des
HeiligenLandes und die
Reformation derKirche. Papst
Urban VI. beschied Katharina zu sich nach
Rom, wo sie starb. 1461 ward
sie heilig gesprochen; der
Dominikanerorden sowie die Stadt Siena verehren sie als Schutzpatronin.
Künstlerisch dargestellt wird sie mit Crucifix
[* 24] oder
Lilie oder
Buch in der
Hand,
[* 25] zuweilen auch mit den Wundenmalen
Christi an den
Händen oder mit der Dornenkrone; namentlich aber mit dem
Ringe, den ihr
Christus als Brautring gegeben.
Am bekanntesten ist ihre
Verlobung mit dem Christuskinde von
FraBartolommeo
(Paris, Louvre).
Ihre Werke,
Briefe, Orakel und namentlich
eine gefeierte
Schrift:
«Della divina providentia» gab Gigli (5 Bde., Siena
1707–26), dieBriefe allein Tommaseo (4 Bde.,
Florenz 1860) heraus. –
Vgl. Hase,
[* 26] Caterina von Siena
(Lpz. 1864; 2. Aufl. 1892);
Malan, Geschichte der heil.
Katharina von Siena (2
Tle., deutsch, 2. Aufl., Regensb. 1874);
Butler,
Catherine of Siena (3. Aufl., Lond. 1881);
Mignaty, Catherine de Sienne (Par. 1886);
Drane, The history of
S. Catherine of Siena (2 Bde., 2. Aufl.,
Lond. 1887; deutsch Dülmen 1887).
Katharina von
Bologna, geb. 1413 zu
Bologna,
Äbtissin eines Klarissinnenklosters zu
Bologna, starb Sie wurde 1724 heilig
gesprochen. Gedächtnistag: 9. März.
Katharina von Genua,
[* 27] Tochter des Vicekönigs Robert Fieschi von Neapel, 1447 zu Genua geboren,
führte seit 1474 als
Witwe (bis ein frommes Leben, ausgezeichnet durch aufopferungsvolle
Krankenpflege, namentlich
in den Pestjahren 1457 und 1501, und strenge
Ascese. 1737 ward sie heilig gesprochen. Gedächtnistag: 22. März.
Katharina Ricci, geb. 1522 zu
Florenz aus vornehmem Geschlecht, trat ins
Kloster der Dominikanerinnen zu
Prato,
dessen Priorin sie wurde.
Ausgezeichnet
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
¶
mehr
durch strenge Ascese, starb sie und ward 1746 heilig gesprochen. Gedächtnistag: 13. Febr.Briefe von ihr gab Guasti
(Prato 1848) heraus.
Königin von England, geb. 1401, Gemahlin Heinrichs V., war die Tochter des wahnsinnigen Karl VI. von Frankreich
und seiner Gemahlin Isabeau. Ihre im Vertrag von Troyes im Mai 1420 festgesetzte und im Juni vollzogene
Vermählung mit dem engl. König sollte dazu dienen, nach dem TodeKarls die franz. Krone an England zu bringen, mit Umgehung
der Rechte des Dauphins (Karl VII.). Durch Heinrichs V. frühen Tod 1422 verwitwet, MutterHeinrichs VI., heiratete Katharina Owen Tudor,
einen in Wales mächtigen Edelmann, und wurde so die Ahnfrau des Hauses Tudor, das mit ihrem Enkel Heinrich VII. 1485 auf den
engl. Thron
[* 29] kam. Sie starb 1438.
von Aragonien, erste Gemahlin Heinrichs VIII. von England, geb. als Tochter Ferdinands des Katholischen,
wurde, um England an das span. Bündnis zu fesseln, 1502 mit Heinrichs VII. ältestem SohneArthur vermählt.
Nach dessen Tode (1503) wurde sie sofort dessen BruderHeinrich bestimmt, die Ehe selbst aber erst nach Heinrichs Regierungsantritt
geschlossen. Besonders bekannt ist sie als das Opfer des um AnnaBoleyns willen angezettelten berüchtigten
Ehescheidungshandels (s. Heinrich VIII., Bd. 8, S. 990 a), der, da der Papst die Scheidung verweigerte, zur Lösung der engl.
Kirche von Rom führte. Im Mai 1533 mußte Cranmer die Ehe für ungültig erklären, nachdem Heinrich schon vorher AnnaBoleyn
geheiratet hatte. Von K.s Kindern ist nur eine Tochter, die spätere Königin Maria die Katholische, am
Leben geblieben. Katharina, nach der Scheidung streng überwacht und von ihrem Kinde getrennt, starb bis zuletzt auf ihrem
Recht beharrend.
I. (russ. Jekaterina), Kaiserin von Rußland (1725–27), geb. zu Jakobstadt in Kurland
[* 30] als Tochter
des Samuel Skawronskij, kam als Waise 1683 zum Pfarrer Glück nach Marienburg
[* 31] in Livland, wo sie sich 1702 mit einem schwed.
Dragoner verheiratete. Als Marienburg von den Russen eingenommen wurde, fiel sie als Gefangene in die Hände des
Generals Scheremetjew, von dem sie zum Fürsten Menschikow kam, der sie zu seiner Geliebten machte. Bei
diesem sah sie Peter d. Gr. und nahm sie, von ihrer Jugend und Schönheit gefesselt, zu sich.
Sie trat 1703 zur griech. Kirche über und erhielt dabei die Namen Katharina Alexejewna. Peter d. Gr. gebar sie vier Töchter,
Katharina, Anna, Elisabeth und Natalie, von denen die zweite die MutterPeters III., die dritte aber Kaiserin
von Rußland wurde. Seit 1707 war sie heimlich mit Peter vermählt, der sie öffentlich für seine Gemahlin erklärte.
Als Peter 1711 am Pruth gegen das türk. Heer verloren schien, gelang es ihr, in Gemeinschaft mit Ostermann und
Schaffirow, den Großwesir zu gewinnen und dadurch das russ. Heer aus seiner gefährlichen Lage zu befreien, worauf sich Peter feierlich
mit ihr trauen ließ.
Nach dem Tode des ZarewitschAlexej ließ sie Peter in Moskau
[* 32] als Kaiserin krönen. Doch mußte sie bald darauf seine
Unzufriedenheit empfinden, da er sie im Verdacht hatte, mit dem Kammerherrn Moens de la Croix, den er auch deshalb enthaupten
ließ, in vertrautem Verhältnisse zu leben. Als Peter d. Gr. starb, folgte ihm in der Regierung, die sie im Sinne
des Verstorbenen weiter führte. Auch eröffnete sie die von Peter gestiftete Akademie
der Wissenschaften. Sie starb ihr Nachfolger war Alexejs Sohn Peter II. –
Vgl. Arssenjew, Katharina I. (russisch, Petersb.
1856);