Bildung
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Bildungsanstalten - Bi

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Seite 52.1018. auf dem Gebiete des sinnlich Wahrnehmbaren die Form und Gestalt eines Dinges. Da die
Äußerungen des geistigen Lebens sowohl des einzelnen
Menschen wie größerer Gruppen und
Massen von
Menschen ebenfalls eine
bestimmte Gestalt annehmen, so überträgt sich diese Bedeutung auch auf das gesamte Gebiet des geistigen Lebens. Hier machen
sich innerhalb des geistigen Lebens gewisse Musterbilder des Vortrefflichen, Maßstäbe der Beurteilung
geltend, mit welchen man das, was sich der
Auffassung darbietet, vergleicht. Wie mannigfaltig die
Richtungen und
Gesichtspunkte
sind, nach welchen ein solches Musterbild sich geltend macht, so vielfach modifiziert sich der
Begriff der und spricht man
z. B. von wissenschaftlicher, religiöser, sittlicher, politischer, pädagogischer,
industrieller, militärischer Bildung
u. s. w., oder auch mit Rücksicht auf die
Unterschiede der geistigen Thätigkeiten, um deren
Übung,
¶
mehr
Entwicklung und Vervollkommnung es sich handelt, von Bildung
des Gedächtnisses, der Phantasie, des Verstandes, des Charakters,
des Herzens u. s. w.
Sehr häufig bezeichnet man auch den Inbegriff dessen, was ein Individuum, ein Volk wie ein Zeitalter in diesen verschiedenen
Gebieten und Richtungen erreicht hat, als die Bildung
desselben. Sucht man diesen Inbegriff zu einem System der
Bildung
zu gliedern, so behauptet den obersten Rang die moralische Bildung. Während durch diese die allgemeinen
Grundfesten der Gesellschaft gestützt werden, erwirbt der Mensch durch intellektuelle Bildung
die Mittel zur Herrschaft über die
Natur, und hiermit die Befähigung, seine Sorgen und Interessen von dem Kampfe um die nächsten Lebensbedürfnisse
hinweg der Anordnung jener moralischen Angelegenheiten zuzuwenden, in denen die Bestimmung des Menschenlebens besteht.
Und wie die intellektuelle Bildung
sich zur moralischen als Mittel und Werkzeug verhält, so zu ihr wieder die Ausbildung
in den
agrarischen, technischen, merkantilen, gymnastischen, militärischen und industriellen Geschicklichkeiten und Fertigkeiten.
Die harmonische Entfaltung aller Anlagen des Menschen aber ist nur durch ästhetische Bildung
zu erreichen,
da diese teils durch Gewöhnung an das Verständnis des künstlerischen Lebens, teils durch Veredlung und Verfeinerung der
gesamten Gefühlsweise die Einseitigkeiten der einzelnen Bildung
srichtungen aufhebt. Die Untersuchung und Darstellung des
histor. Verlaufs, den die Bildung
des Menschengeschlechts bei verschiedenen Völkern und zu verschiedenen
Zeiten genommen hat, ist Gegenstand der Kulturgeschichte. - Über die Bildungsanstalten (Volksschulen, Seminare, Gymnasien, Universitäten
u. s. w.) s. die Einzelartikel.