oder Bochold, auch
Bockholt geschrieben, Stadt im
Kreis
[* 2]
Borken des preuß. Reg.-Bez.
Münster
[* 3] und Hauptort der
Standesherrschaften und
Anholt des Fürsten von Salm-Salm, an der Bocholter
Aa (s.
Aa), 22 km nördlich von Wesel,
[* 4] an den Linien
Wesel-Bocholt (20,20 km), Winterswyk-Bocholt (17,70 km) der
Preuß. Staatsbahnen,
[* 5] hat (1890) 13 034 (6355 männl., 6679 weibl.)
E., darunter 861
Evangelische und 210 Israeliten, Post erster
Klasse,
Telegraph,
[* 6]
Amtsgericht (Landgericht
Münster), Zollamt;
eine sehr schöne kath. Hauptkirche im got.
Stil und eine kath. Nebenkirche, eine evang.
Kirche, ein schönes Rathaus im Renaissancestil
aus dem 17. Jahrh., eine
Synagoge, ein städtisches kath. Realprogymnasium (7
Lehrer, 5
Klassen, 105
Schüler),
eine höhere
Töchterschule,
Volksschule (26 kath., 2 prot., 1 israel.
Klasse), ein großes
Krankenhaus,
[* 7] ein vortrefflich eingerichtetes
Armen- und ein Waisenhaus; ferner bedeutende
Baumwollspinnereien, berühmte
Barchent- und andere Baumwollwebereien, Fabrikation
grober Wollzeuge und Feuerherde, Gerbereien, Eisengießereien, Dampfsägemühlen, Färbereien, Bleichereien und eine Reichsbanknebenstelle. 12 km
im W. von Bocholt, 3 km von der holländ. Grenze, liegt die Stadt
Anholt an der alten
Yssel, mit 1782 kath. E., einem Schlosse des
Fürsten von Salm-Salm (mit schönem
Park), einer höhern
Töchterschule, einem
Krankenhause und Zobelfabriken. Ungefähr 2½
km davon die St. Michaelis-Eisenhütte. - In der Gegend erfocht
Karl d. Gr. wahrscheinlich 779 seinen
Sieg bei Bochholz über die
Sachsen,
[* 8] nach andern bei dem in der
Provinz Hannover
[* 9] gelegenen Dorfe
Bockholt unweit nördlich von
Osnabrück
[* 10] an der
Haase.
1) Landkreis, ohne Stadt Bochum, im preuß. Reg.-Bez.
Arnsberg,
[* 14] hat 131,88 qkm, (1890) 116 420 E., 1 Stadt und 24 Landgemeinden. - 2) Stadt und
Stadtkreis im preuß. Reg.-Bez.
Arnsberg,
in 105 m Höhe, im fruchtbaren Hellwege, zwischen
Ruhr und Emscher, an den Linien Ruhrort-Essen-Dortmund-Holzwickede, Essen-Wattenscheid-Herne,
Hochfeld-Essen-Langendreer, Bochum-Prinz von
Preußen
[* 15] (2,10 km,
nur für Güterverkehr), und der
NebenlinieBochum-Weitmar (5,50 Km) der
Preuß.
Staatsbahnen (2 Hauptbahnhöfe und 2 Haltestellen), ist Sitz des Landratsamtes für den Landkreis Bochum, eines Landgerichts
(seit 1892) mit 5
Amtsgerichten (Bochum, Witten, Wattenscheid, Herne, Recklingshausen), mit
Strafkammer und Kammer für Handelssachen,
eines Amtsgerichts, eines Steueramtes erster
Klasse, einer Kreisbauinspektion, je dreier Bergrevier- und
Kreisschulinspektionen, einer Berggewerkschaftskasse und hat (1890) 47 601 (25 148 männl., 22 453 weibl.)
E., darunter 19 786
Evangelische, 26 951 Katholiken und 764 Israeliten, 2516 Wohngebäude mit 8685 Haushaltungen und 19 Anstalten;
Post erster
Klasse,
Telegraph, Fernsprecheinrichtung (234 Sprechstellen), einen Ersten
Bürgermeister (Hahn,
[* 16] 12000 M.),
einen
Bürgermeister (Lange, 7000 M.), 36 Stadtverordnete, 40 Polizeisergeanten und Schutzleute und
freiwillige Feuerwehr
(150 Mann).
Wichtigere
Gebäude sind die 3 kath.
Kirchen (Peter-Paul, Marien- und Josephskirche), die 3 evang.
Kirchen
(Christus-,
Paulus-
und Johanniskirche), die
Synagoge, ein früher von den
Redemptoristen bewohntes
Kloster, das Rathaus und das Ständehaus (für
den Landkreis Bochum). Auf dem Wilhelmsplatz steht ein Kriegerdenkmal, im Stadtpark ein Jahndenkmal.
An Lehranstalten hat ein städtisches paritätisches Gymnasium (Direktor Dr.
Broicher, 31
Lehrer, 15
Klassen, 372
Schüler),
eine städtische paritätische Oberrealschule (21
Lehrer, 13
Klassen, 441
Schüler), eine paritätische höhere Mädchenschule,
kath. höhere Mädchenschule,
Bergschule,
Bergvorschule, 7 kath.
Volksschulen (5380
Kinder), 6 evang. (4204
Kinder), israel.
Schule (126
Kinder), je 1 gewerbliche, kaufmännische und weibliche Fortbildungsschule. hat ferner ein
Wasserwerk (seit 1869)
mit 100 km Rohrleitung, 2565 Wassermessern und (1890/91) 7 427 854 cbm Leistung, ein Gaswerk (28½ km Rohrleitung, 2 127 822 cbm
Gasverbrauch) für 560 öffentliche Flammen, 940 Privatkonsumenten (15 620 Flammen), 1235
Gasmesser,
[* 17] 31 Motoren
mit 100 Pferdestärken und ein Schlachthaus mit Viehhof. Die Stadt besitzt (1889/90) 3,6 Mill.
Grund- und 1,i Mill. M. Kapitalvermögen,
5,1 Mill. M. Schulden.
Auf die Armenpflege entfallen 101000 M., auf Schulwesen 337 900 M. An Wohlthätigkeitsanstalten bestehen ein Waisenhaus (120
Kinder), 2 konfessionelle
Krankenhäuser (je 100
Betten), ein Epidemielazarett, städtisches Hospital für Altersschwache,
Asyl
für 36 Obdachlose und ein
Krankenhaus (Bergmannsheil) der Berggewerkschaftskasse für verunglückte
Bergleute.
Die Industrie
erstreckt sich auf Steinkohlenbergbau (Zeche Herminenglück-Liborius förderte [1890] 88 188 t mit 387 und Zeche Präsident,
beide in der Stadt, 244 177 t mit 1044
Arbeitern), Hochöfen, Koks-, Puddel-, Martinöfen,
Eisen- und Metallgießereien,
Gußstahlfabrikation sowie Fabrikation von
Drahtstiften,
Feilen, Grubenlampen, Dampfkesseln,
Zinkgußwaren,
Tapeten,
Tabak,
[* 18]
Asphalt-,
Teer- und Holzprodukten und
Chemikalien; endlich bestehen 5
Brauereien sowie Ziegeleien, Koks- und Kalkbrennereien,
Dampf-Mahl-,
Schneide- und
Ölmühle.
Der Handel wird unterstützt durch eine Handelskammer (für Stadt- und Landkreis Bochum, die
Kreise
[* 19] Gelsenkirchen
[* 20] und Hattingen),
[* 21] eine Reichsbanknebenstelle und 2 öffentliche
Sparkassen (11 830 201
bez. 6 336 134 M. Einlage). Bochum war langjähriger Aufenthalt
des
Arztes und Dichters
Arnold Kortum (s. d.). Etwa 10 km entfernt das schöne
Ruhrthal mit den Ruinen der
Burgen
[* 22]
Blankenstein (1664 durch den großen Kurfürsten zerstört), Volmarstein und
Kemnade. Die
erstern beiden haben im
Sommer Halte-
stellen an der Linie Hengstei-Herdecke-Dahlhausen der Preuß. Staatsbahnen. Die Geschichte von Bochum, einer der ältern Städte
der GrafschaftMark, reicht ins 11. Jahrh, hinein. –
Geschichte (4 Tle., Lemgo 1749–60);
Kortum, Nachrichten über die Stadt Bochum (im «Westfäl. Magazin», Heft 5 u. 6); Darpe, Geschichte der Stadt
Bochum (3 Bde., Bochum 1888–91).