Forschungen indes sprechen doch zu gunsten der eigenartigen
Natur derselben. Nur wird man zunächst verlangen müssen, daß
dieselben künstlich gezüchtet werden, und daß durch Verimpfung der Reinkultur auf
Tiere Wechselfieber erzeugt wird. Gelingt beides,
dann entsteht noch die
Frage, ob nicht zwischen dem
Plasmodium und dem
Bacillus ein ätiologischer Zusammenhang
besteht, dessen Aufdeckung den Streit vielleicht am ehesten entscheiden würde. S. auch
Innere Medizin, S. 445, und
Akklimatisation,
S. 9.
(Wegtaufung), in
Ungarn
[* 2] das gesetzwidrige
Taufen von
Kindern aus gemischten
Ehen (Katholiken und
Protestanten),
bei welchen nach dem Gesetzesartikel 53 vom Jahre 1868 die männlichen Nachkommen der
Religion des
Vaters
und die weiblichen derjenigen der
Mutter zu folgen haben.
Die Gesetzwidrigkeit besteht nun darin, daß ein im
Sinne des
Gesetzes
protestantisches
Kind katholisch und umgekehrt ein dem
Gesetze zufolge katholisches
Kind protestantisch getauft wird. S.
Ungarn,
S. 954.
In der Reichstagssession von 1889/90 brachte nun die Zentrumsfraktion durch den Abgeordneten
Freiherrn von
Huene einen
Antrag
ein, welcher namentlich mit Rücksicht auf den Friedensberuf des
Geistlichen auch die militärische
Ausbildung
der Theologen, und zwar nicht nur der römisch-katholischen, zu beseitigen suchte. »Wehrpflichtige«,
so lautete der
Antrag von
Huene, »welche sich dem
Studium der
Theologie einer mit Korporationsrechten innerhalb des Gebietes
des
DeutschenReichs bestehenden
Kirche oder Religionsgesellschaft widmen, werden, insofern sie nicht selbst
ihre frühere
Einstellung in den Militärdienst beantragen, während der Dauer dieses
Studiums bis zum 1. April des Kalenderjahres,
in welchem sie das 26. Lebensjahr vollenden, vorläufig nicht eingestellt.
Haben dieselben bis zu der vorbezeichneten Zeit
auf
Grund bestandener
Prüfung die
Aufnahme unter die Zahl der zum geistlichen
Amte berechtigten
Kandidaten
erlangt, bez. die Subdiakonatsweihe empfangen, so sind diese Wehrpflichtigen,
falls sie sich nicht selbst zur Ableistung der
Dienstpflicht melden, von der Militärdienstpflicht gänzlich befreit.« Dieser
Gesetzesvorschlag stieß jedoch in den
Kreisen der evangelischen Theologen auf lebhaften
Widerspruch, indem man vielfach in der
Ausnahmestellung, welche hiernach auch den protestantischen Theologen bezüglich der allgemeinen
Wehrpflicht
zugedacht war, eine Beeinträchtigung ihrer Standesehre erblickte. So kam es, daß im
Reichstag an
Stelle des
Antrags v.
Huene
ein
Antrag des konservativen Abgeordneten v.
Kleist-RetzowAnnahme fand, welcher jenes
Privilegium auf die Militärpflichtigen
römisch-katholischer
Konfession beschränkte und bezüglich dieser bestimmte, daß dieselben, wenn sie sich
dem
Studium der
Theologie widmen, in Friedenszeiten während der Dauer dieses
Studiums bis zum 1. April des siebenten Militärdienstjahres
zurückgestellt werden sollen.
neue, bei
Dirschau.
[* 4] Die alte, in den
Jahren 1850-57 erbaute
Brücke
[* 5] über die
Weichsel bei
Dirschau, mit 6 Öffnungen
von je 121 m Weite, einem Eisenbahngeleise, zwei einspurigen Wegen für Landfuhrwerk und zwei ausgekragten
Fußsteigen,
war inVerbindung mit der
Brücke über die
Nogat bei
Marienburg
[* 6] etwa 15 Jahre lang die einzige
Linie, welche den
Durchgangsverkehr zwischen
Berlin und
Königsberg-Petersburg sowie den Einzelverkehr zwischen den östlich und westlich von der
Weichsel gelegenen
Ländern vermittelte.
Erst zu Anfang der 70er Jahre kam die
Brücke bei
Thorn
[* 7] und noch später diejenige bei
Graudenz
[* 8] hinzu, aber
auf die untern 100 km des Weichselstroms bildet noch heute die
DirschauerBrücke die einzige Überschienung der
Weichsel.
Um den
inzwischen sehr gesteigerten
Verkehr auf den hier zusammenlaufenden
Eisenbahnen und Wegen zu bewältigen, wurde 1887 der
Bau einer besondern zweigeleisigen
Eisenbahnbrücke bei
Dirschau und bei
Marienburg und die Freigabe der beiden
alten
Brücken
[* 9] an den Landverkehr beschlossen und der
Abstand der
Achsen beider
Brücken auf bez. 40 und 70 m festgestellt.
Die Zahl und
Lage der
Pfeiler mußte wegen
Schiffahrt und Eisgang dieselbe bleiben, dagegen konnte die Pfeilerstärke
von 10 auf 6 m ermäßigt werden, wodurch die
Lichtweiten sich auf rund 125 m vergrößerten. Während die
Träger
[* 10] der alten
DirschauerBrücke rechteckige Wandungen mit engmaschigem Gitterwerk hatten, wird die neue
Brücke abgestumpfte, schweißeiserne
Fischträger mit zweifachem Stabsystem erhalten, welche auf steinernen Pfeileraufsätzen ruhen und die angehängte, durch
Quer-,
Rand- und Schwellenträger unterstützte zweigeleisige Brückenbahn tragen.
Die stählernen
Lager
[* 11] der Hauptträger gestatten eine durch Temperaturwechsel bedingte
Längs- und Querverschiebung. Die
Gründung
der Strompfeiler wurde, wie bei der alten
Brücke, durch ein Betonbett auf Grundpfählen zwischen Pfahlwänden mit umgebendem
starken Steinwurf bewirkt, während die übrigen Zwischenpfeiler auf je zwei Senkbrunnen stehen. Bei
der in jener Gegend auf die
Sommer- und
Herbstmonate beschränkten
Bauzeit ist die Ausführung der
Brücke auf vier Jahre festgesetzt
und 1888 in
Angriff genommen worden. Die Gesamtkosten der neuen
Weichsel- und Nogatbrücke sind auf 15 Mill. Mk. veranschlagt.