Ein von demselben abermals im
Bund mit
Frankreich, zusammengebrachtes
Heer von 20,000
Reitern und 40,000 Fußgängern schlug
Clive mit etwa 3000 Mann bei
Plassey vollständig, eroberte die Hauptstadt von
Bengalen,
Murschidabad, und ernannte,
nachdem der
Nabob selbst auf der
Flucht getötet war, dessen Verwandten
Mir Jaffier gegen Bezahlung einer
ungeheuern
Summe, von welcher Clive allein 260,000 Pfd. Sterl. erhielt, zum Nachfolger.
Dieser
Sieg legte den
Grund zur britischen Macht in
Ostindien. Clive kehrte 1760 nach
England zurück, wurde vom König zum irischen
Peer mit dem
TitelBaronClive von
Plassey ernannt und 1761 insUnterhaus gewählt. 1765 wurde er, als wegen
der schlechten
Verwaltung neue
Unruhen in
Bengalen ausbrachen, zum drittenmal als
Gouverneur von
Bengalen mit außerordentlicher
Vollmacht nach
Ostindien gesandt.
Bei seiner Ankunft 1765 war der
Nabob von
Audh schon geschlagen, und der
Mogul hatte sich unter englischen
Schutz begeben. Clive ließ
sich von letzterm mit den
ProvinzenBengalen,
Bihar und
Orissa belehnen und gewann so der
Kompanie ein Gebiet
mit mehr als 15 Mill. Einw. Nachdem er die
Finanzen geordnet und die
Verwaltung reorganisiert hatte, kehrte er im
Januar 1767 mit
ungeheuern Reichtümern nach
England zurück. Hier wurde er vor dem
Unterhaus angeklagt, seine
Vollmachten,
namentlich um sich zu bereichern, mißbraucht zu haben.
Zwar kam es nicht zu einem förmlichen
Prozeß oder Tadelsvotum gegen ihn, doch verdüsterte diese
Anklage sein
Gemüt; er lehnte
das ihm beim
Ausbruch des
Kriegs in den amerikanischen
Kolonien angebotene Oberkommando ab, ergab sich dem Opiumgenuß und machte seinem
Leben durch einen Pistolenschuß ein Ende. Seine Nachkommen nahmen den Familiennamen
Herbert an und führen seit 1804 den
TitelGrafen von Powis. Seine
Biographie schrieben
Caraccioli (Lond. 1775-76, 4 Bde.),
Malcolm (das. 1836, 3 Bde.),
Gleig (neue Ausg. 1861).
(spr. kleiw), Robert, Lord, der Begründer der brit.
Macht in Ostindien, wurde auf dem Gute Styche in Shropshire geboren und kam 1743 als Schreiber in die Dienste der
Ostindischen Compagnie nach Madras, wo er bereits 1744 die ihm unliebsame Stellung aufgab und beim Ausbruch
des Krieges zwischen England und Frankreich in Indien als Fähnrich ins Heer trat. Er avancierte bald, nahm 1751 die Stadt Arkat
und schlug wiederholt mit geringen Streitkräften die überlegenen Feinde.
Durch Klima
[* 7] und Strapazen war seine Gesundheit schwer erschüttert; er ging daher 1752 für 3 Jahre nach
England zurück, wo er zum Oberstlieutenant befördert wurde. 1755 kam er wieder nach Indien, und als dort der Nawwab von Bengalen,
Suradscha Daula, unter schrecklichen Grausamkeiten gegen die dortigen Engländer Kalkutta
[* 8] genommen hatte, eroberte es Clive 1757 mit
geringen Streitkräften zurück und zwang den mit zwanzigfach überlegener Macht anrückenden Nawwab zur
Abtretung der Stadt und eines weitern Landstrichs.
Als dieser aber im Bunde mit den Franzosen zu einem neuen Angriff vorging, gewann
Clive seinen Verwandten Mir Dschaffier durch
ein verschlagenes Intriguenspiel und brachte trotz seiner verschwindend geringen Truppenzahl Suradscha Daula bei Plassey eine
vernichtende Niederlage bei. Clive ließ Mir Dschaffier zum Nawwab von Bengalen ausrufen; Suradscha Daula wurde
auf der Flucht ermordet. Dieser Sieg begründete die brit. Macht in Ostindien. Mir Dschaffier mußte für seine Erhebung der
Compagnie ungeheure Entschädigungssummen zahlen, von denen Clive allein zwischen 2–300000 Pfd.
St. und ein Lehn mit 30000 Pfd. St. Jahresrente erhielt. Es gelang ihm, den Einfluß
der Franzosen vollständig zu brechen. 1760 nach England zurückgekehrt, wurde Clive von Volk und Regierung mit Auszeichnung empfangen
und 1762 zur Würde eines Peers von Irland mit dem TitelBaronClive von Plassey erhoben.
Als drei Jahre später unter der Mißregierung seiner Nachfolger die Unruhen in Ostindien von neuem ausbrachen,
begab er sich als Chef der Armee und oberster Gouverneur aller engl. Besitzungen 1764 abermals nach Kalkutta. Bei seiner
Ankunft war der Nawwab von Oudh, der erbittertste Feind der Engländer, schon geschlagen; auch hatte der Mogul, der als Prätendent
bei dem Nawwab von Oudh sich aufhielt, bereits den Schutz der brit. Waffen
[* 9] angerufen. Clive benutzte
diesen Umstand, sich 1765 von dem Mogul im Vertrage von Allahabad zum Lehnsträger der ProvinzenBengalen, Bihar und Orissa erheben
zu lassen, und gewann hiermit der Compagnie gegen Zahlung einer Pension die Herrschaft über Länderstriche von mehr
als 15 Mill. Bewohnern.
Schon 1767 legte er indes aus Gesundheitsrücksichten sein Amt nieder und kehrte nach Europa
[* 10] zurück. Das Parlament aber erhob
gegen ihn die Beschuldigung des Mißbrauchs seiner Gewalt in Ostindien und zog ihn auf AntragBurgoynes 1772 in Untersuchung.
Clive verteidigte sich so gut, daß der Antrag auf Untersuchung vom Parlament nicht nur verworfen, sondern
förmlich anerkannt wurde, daß Clive dem Vaterlande große Dienste geleistet habe. Obwohl im Besitz ungeheurer Güter, ward er
derselben doch nicht froh, seine Gesundheit war zerrüttet, sein Gemüt verdüstert, er ergab sich dem Genuß von Opium und
endete durch Selbstmord –
Malcolm (3 Bde., ebd. 1836) und Gleig (ebd. 1848 u. ö.).
Auch Macaulay hat C.s Leben in einem ausgezeichneten Essay (Lord and letters and diary of Madame d’Arbley, Lpz.
1858) behandelt. – Sein Sohn Edward Clive, geb. 1754, war 1798–1803
Gouverneur von Madras, 1805 Lord-Lieutenant von Irland, wurde 1804 zum Grafen von Powis erhoben und starb Dessen Sohn
Edward vertauschte den Familiennamen Clive mit Herbert; jetziger Träger
[* 11] des Grafentitels ist Edward James Herbert, dritter GrafPowis, geb.