Madras.
Madras (Stadt)

* 2
Madras.[* 2]
1) Präsidentschaft des Indobritischen Reichs (amtlich: the Presidency of Fort Saint [* 3] George), umfaßt den südl. Teil der Vorderindischen Halbinsel mit den Küstenländern Malabar und ¶
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forlaufend
Süd-449
tanara nebst den Lakkadiven im W. und der gan- zen Ostküste (Koromandel) bis zum See Tschilka. (S. Ostindien.)
[* 7] Madras
besteht
aus verschiedenartigen Gebietsteilen: a. 22 brit. Distrikten
mit 313 572 staatcn Tiavanwr, Kotschi (Cochin), Pudukattai, Banganapalli und Sandnr, mit 24892 tilvin und 3 700 622 E. Das
Gesamtgebiet umfaßt 386139 und vor der Hungersnot (1876-78) 34
634
874 E. im I. 1871. Der Religion nach
waren 34.7 Mill. Hindu, 2,4 Mill. Mohammedaner, 1,5 Mill. Christen u. s. w. Die wichtigsten Erzeugnisse sind Getreide,
[* 8] Baumwolle,
[* 9] Indigo,
[* 10] Zucker,
[* 11] Ricinus, Erdnüsse, Rübsamen. - 2) Hauptstadt der Präsidentschaft, die drittgrößte Stadt Britisch-Indiens,
unter 13° 4^ nördl. Br. und 80° 17' östl. L., ans der Küste Koro- mandel am Indischen Ocean, in flacbcr,
sandiger Gegend, Sitz der Regierung, eines höchsten Ge- richtshofs , eines anglitan.
Biscbofs und zweier röm.-apostolischcn Vikare, hat (1891) mit Garnison 452 518 E., darunter 358 998 Hindu, 53184 Mo- hammedaner
und 39 742 Christen. Es erstreckt sicb gegen 15 km weit längs dem Meer hin und bedeckt unt feinen Wiesen
und Gärten 70 qlcin. Das Klima ist für Europäer nur im Winter gesund. Anlage und Bauten. Madras
bcstebt aus dem von Europäern
bewohnten Viertel, Fort St. George, der von Eingeborenen bewohnten sog. Schwarzen Stadt städten. Im N.
wird das Fort, das auch die Münze, die St. Marykirche und ein Wafsenmuseum enthält, von der Schwarzen Stadt durch eine breite
Esplanade mit Leuchtturm geschieden.
Krankenhaus zu Stettin

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Krankenhaus.Nach S. führt die viel- befuchte Südstrandpromenade (South Veach Pro- menade). Die Schwarze Stadt mit ihren engen, schmutzigen Straßen ist das Geschäftsvicrtel. Längs dem Strande stehen der höchste Gerichtshof, das Zoll- haus, die Admiralität, daneben ungeheure Waren- speicher. Andere Gebände sind die Waisenhäuser für Soldatenkinder, das Gefängnis, das allgemeine Krankenhaus, [* 12] die röm.-kath. Kathedrale, die Mis- sions- und die Dreifaltigkeitstapelle, die armenische Kirche und das Museum.
Im N. der Schwarzen Stadt erstreckt sich am Strande das von Fischern und Schiffern bewohnte Kojapnram, im W. liegt Veperi nebst Parßibakam mit der schönen schott. St. An- dreaskirche und der St. Andrcasbrücke über den Ku- wam (engl. ^oouni). Die größte Brücke [* 13] ist die Elphin- stonebrücke über den Adjar in der südl. Stadt. Jen- seit des Kuwam liegen Tschintadrapet und weiter westlicl^die volkreichen Vorstädte Pudupak und Eg- mur. Südlich vom Fort St. George (jenseit des Ku- wam) zieht sich am Strande Tiruwallikene (engl. Iri- lüi^iio) hin, mit dem großen Gouvernementshause und dem Palast des pensionierten Nabobs von Kar- natak. Westlich von Tiruwallikene befindet sich die Vorstadt Rajapet mit der schönen St. Georgskirche. Etwa 5 Km südlich vom Fort liegt, bart am Strande, das hauptsächlich von Thomaschristen bewohnte St. Thomas oder Mailapur (engl. ^I^i^oi-e). Der isolierte St. Thomasberg ist der Wallfahrtsort der syr. Christen. Ein schönes Reiterstandbild des ind. Staatsmanns Sir D. Monroe (gest. 1877) von Chantrey erhebt sich uuweit der Napierbrückc.
Sternwarte

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Sternwarte.
Bildungsanstalten. Außer der Schule für Heranbildung eingeborener Arzte hat die Stadt eine VrockhauZ' Konversation? Lexikon,
li. Aufl.. XI. Polytechnische Schule, eine Sternwarte,
[* 14] eine Abtei- lung der Asiatischen Gesellschaft, seit
1857 eine wirk-
liche, nach dem Mnster der Londoner eingerichtete Universität, Prüfnngsbehörde für 53 Colleges, dar-
unter 34 niedern Ranges, und das ?rc8iä(mc^ ^oi- 16F6 mit 26 Docenten, botan. Garten
[* 15] und verfchie- dene wohlthätige Anstalten
und Vereine. Industrie, Handel und Verkehr. Die In- dustrie ist nicht bedeutend; wichtig sind nur Baum- wollfabrikation (Musseline,
Tücher, sog. Madras- taschentücbcr), Gerberei und Ledcrzurichtung in Madras
und Umgebung, Zuckerfabriken,
Töpferei, Salzsiede- rei und Glasindustrie.
Eisen I

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Eisen.Der Hafen ist nicht gut, bei Monsunwechscl werden Drehstürme den Schiffen oft verderblich; seit 1860 ist ein eiserner Pier (305 m) gebant, seit 1880 ist der künstliche Hafen von Black- Town nach großen Schwierigkeiten beendet. Die wichtigsten Einfuhrwaren sind: engl. Baumwoll- waren (Schirtings, Kattune), Garne (1893: 10,4 Mill. engl. Pfd.), Petroleum (4,5 Mill. Gallonen), Reis, Spirituofen, Metalle, namentlich Eisen; [* 16] aus- geführt werden: Baumwolle, roh (1892: 93200, 1893: 266559Ctr.), gegerbte Ochsenhäute (1,n Mill. Stück), Ziegenfelle (9,93 Mill.), Schaffelle (6 Mill.), Büffel- und Hirschhörner, Tabak, [* 17] Thee, Kaffee, In- digo und Kochsalz.
Wichtig ist auch die Waren- und ^ilbereinfuhr auf Rechuung der Regierung. Der Handel ift zu zwei Dritteln nach England gerichtet, dann nach Ceylon, [* 18] Bombay, [* 19] Bengalen und Birma. Im ganzen liefen 1889-90 im Außenhandel 622 Dampfer und 4689 Segler ein und aus. Regel- mäßige Verbindung unterhalten die Zi'iti3Q Inäill. ^tLKUI X^vi^tioil ^ONMN^, die ^l688ÄZ6ri68 ni^_ ritim68, Österreichisch-Ungarischer Lloyd und die Hansa (Hamburg). [* 20] In das Binnenland führen Eisenbahnen nach allen Richtungen, eine Küsten- bahn nach Kalkutta [* 21] ist im Bau.
Die wichtigsten Banken sind: ^ra, Lanic, Naiiic ot'ZenMi, I^on- äon and Oliinii Lank, ^ominLi'cilli and I^nä Noi'1 MF6 Nnnk,
^lli(1ra8 Iwnk u. a. Deutschland
[* 22] ist durch Konsulat vertreten. Der älteste Name der Stadt ist Tschennappattan,
d. i. Stadt des Tschennappa, des Vaters des zur Zeit der Gründnng von in der dortigen Gegend herrschenden Najak oder Vezirkshauptmanns.
Nicht viel jünger ist Madras
pattan (arab.-ind.), d.i. Stadt mit dem Madrasa
, der Medrese, also wahrscheinlich soviel wie
Universitätsstadt, benannt nach dem alten hier befindlichen, im Laufe der Zeit verfchiedencn Zwecken
(besonders auch als Wohnhaus
[* 23] für Gc- schäftskorrcfpondenten und jüngere Schreiber) die- nenden «College».
Madras
ist die erste feste Niederlassung der Engländer in Ostindien (1639). Die dortige Agentschaft der Ostindischen Compagnie wurde 1653 zum
Range einer Präsidentschaft erhoben, und gegen Ende des 17. Jahrh, zählte die Ansiedelung schon 300000
E. Seitdem stand
Madras
still, während sich Kalkutta hob; aber in der neuesten Zeit dehnte es dafür seine Herrschaft
um so weiter aus. Am kapitulierte an die Franzosen unter La Vourdonnais, gelangte aber im Aachener Frieden (1748)
wieder an England zurück. 1767 vom Sultan Haidar Ali überfallen, wurde es von: General Smith entfetzt.
Am ward daselbst mit dem Subadar des Dekan und mit Haidar Ali ein Friede abgeschlossen. End- gültige Rnhe
gegen die Maisurfürsten erhielten die Engländer aber erst nach dem vierten Maisurtriege, in welchem 1799 Srirangapattan
erstürmt wurde 29
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