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deportiert. Nach einigen Monaten entlassen, nahm er in Zürich [* 2] seine Amtsthätigkeit wieder auf, bis sie als Masstna Zürich wieder ein- nahm, für immer gehemmt wurde.
Während er auf der Straße beschäftigt war, Bedrohten beizustehen, schoß ein wahrscheinlich betrunkener Grenadier ihn durch die Seite.
Nach langen Qualen starb er Seine früh geübte Beobachtungsgabe hatte ihn in Stand gesetzt, sich von allen Personen, mit denen er in Berührung kam, nach einigem Umgänge bald ein treffliches Bild ihrer Natur und ihres Cha- rakters zu machen. So kam er auf den Gedanken, dieLinien des Menschenprosils für zuverlässige Merk- male des Charakters zu erklären und die Physiogno- mik zur Wissenschaft zu erheben.
Nachdem er sich seit 1769 mit der Ausführung diefer Idee beschäftigt hatte, ließ er seine «Physiognomischen Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschen- liebe» (4 Bde., Lpz. und Winterth. 1775-78; fran- zösisch mit vielen Zusätzen von Laveleye, 3 Bde., Haag [* 3] 1781 - 85) erscheinen, wodurch er eine ungemeine Berühmtheit erlangte.
Eine Menge von Chodowiecki, Lips, Schellenberg u. a. gestochener und meist wohl- getroffener Porträts und Schattenrisse merkwürdiger Personen empfahl das Werk ebenso wie das eigen- tümlich schwungvolle Pathos von L.s Sprache, [* 4] das allerdings, allen Kraftworten, Gedankenstrichen und Ausrufungszeichen zum Trotz, über die Schwächen der logischen Konstruktion nicht hinwegtäuschen konnte. Aus der über dieses Werk entstandenen litterar. Fehde, in welcher besonders G. Chr.
Lichtenbergs witziger Auffatz «über Physiognomik wider die Phy- siognomen» den Ausschlag gab, trug der unbefan- gene Teil der Leser die Überzeugung davon, daß die Grundlage der Physiognomik L.s nur in dessen per- sönlichen Gefühlen zu suchen sei.
Besonders geist- reich wurden L.s Erfindungen von Musäus in desfen «Physiognomischen Reisen» persifliert.
Trotzdem blieb L.s Popularität unerschüttert;
ja, sie nahm zu, je mehr er sich in die Tiefen religiöfer fchwärmerischer Mystik hineingrub, in die er schon in seinen viel- gelesenen «Aussichten in die Ewigkeit» (Zür. 1768 - 78) einen langen Blick geworfen hatte.
Aus den verschiedensten Teilen Deutschlands, [* 5] ja Europas wandten sich Männer und Frauen an ihn als ihren Vertrauten und Berater und seine Neisen waren Triumphzüge. Laveleye selbst gab seine «Vermischten Schriften» (2 Bde., Winterth. 1774-81) sowie seine «Sämtlichen kleinern prosaischen Schriften» (3 Bde., ebd. 1784-85),
Geßner «L.s nachgelassene Schriften» (5 Bde., Zur. 1801-2) und Orelli «L.s ausgewählte Schriften» (8 Vdchn., ebd. 1841-44; 2. Aufl. 1844) heraus.
Unter feinen Dichtungen, die fast ausschließlich biblischen oder sonst geistlichen Inhalts waren, sind noch seine bis in die neueste Zeit oft aufgelegten «200 christl. Lieder» hervorzuheben.
Vgl. Goethes Briefe an Laveleye (hg. von Zirzel, Lpz. 1833); Bodemann, Laveleye nach seinem Leben, Lehren [* 6] und Wirken dargestellt (Gotha [* 7] 1856; 2. Aufl., 2 Bde., 1877);
Fr. Muncker, I. K. Laveleye. Eine Skizze seines Lebens und Wirkens (Stuttg. 1883).
Lavater, Louis, Pseudonym des Schriftstellers Ludw. Adolf Spach (s. d.). Is2.va.tera. 2^., Pappelrose, Staudcnpap- pel, Pflanzengattung aus der Familie der Malva- ceen (s d.) mit 18 Arten, größtenteils in der nord- lich gemäßigten Zone der Alten Welt, schönblühende Kräuter oder Sträucher mit stark bebaarten gelapp- ten Blättern.
Die einzige deutsche Art ist I.. tlni- VrcMaus' Konversations-Lcxikon. 14. Aufl. X. ringiacI. ^., über 1 ui hoch, mit aufrechtem Sten- gel, der gleich den übrigen grünen Pflanzenteilen mit filzigen Sternbaaren überkleidet ist und hell- rosenrote Blüten trägt.
Eine schöne Zierpflanze für die Rabatte oder den Gartenrascn ist 1^. ti-i- lN68tri8 ^., die Gartenmalve, eine einjährige Pflanze Südeuropas.
Sie hat unten rundlich-herz- förmige, oben eckige und an der spitze dreilappige Blätter mit lanzettförmigem Mittellappen und achselständige große, zart-rosenrote, dunkler geäderte und auf jedem der fünf Blütenblätter am Grunde mit einem bläulich-violetten Flecken gezierte, bei einer Varietät rcinweiße Blumen.
Aus beiden Pflanzen gebildete Gruppen auf großen Rasen- plätzen sind sehr effektvoll und halten sich vom Juni bis zum Herbst. Man sät sie im April oder Mai an den Platz und verzieht die Pflänzchen bis auf einen allseitigen Abstand von 45 cm. Eine andere Art, 1^. Oldig. ^. (Südfrankreich), ist ausdauernd und fast baumartig und hat ziemlich große Blumen mit zweilappigen purpurrosenroten Blumenblättern.
Sie ist in der Orangerie zu halten.
Eine prächtige Art ist die ausdauernde, in Südeuropa und Nord- afrika heimische 1^. in-dorea ^. mit baumartigem Stamm und sehr großen rundlich-herzförmigen be- haarten Blättern, die bei einer Abart gelblichwciß gefleckt sind.
Diese Art, im Kalthause überwintert und im Sommer in nahrhaftem Boden ins Freie gepflanzt, entwickelt sich zu riesenhaften Blattpflan- zen, weshalb sie meist einzelnstehend auf Rasen- plätzen angebracht wird. Waschbecken.
Lavation (lat.), Waschung;
Lavatorium, Lavaur (spr. -wohr).
1) Arrondiffement des franz. Depart. Tarn, hat 811,03 47 796 E., 57 Gemeinden und zerfällt in die 5 Kan- tone Cuq-Toulza (107,53 ykui, 4803 E.), Graulhet s132,59 ykm, 11542 E.), Laveleye (272,36 ^m, 16850 E.), Puylaurens (157,52 ykm, 8500 E.), St. Paul- Cap-de-Ioux (141,03 ykm, 6101 E.). - 2) Haupt- stadt des Arrondissements Laveleye, an der Linie Montau- ban-Castres der Südbahn und am linken Ufer des Agout, über welchen eine Brücke [* 8] führt, hat (1891) 4008, als Gemeinde 6477 E., eine alte Kathedrale (13. Jahrh.), ein College, Bibliothek;
Maulbeer- und Seidcnzucht, Spinnerei und Weberei. [* 9]
Hier fand 1212 ein Konzil gegen die Albigenser statt, nachdem Simon von Montfort diefe ihre stärkste Festung [* 10] erobert hatte. Lavaux (LaVaux, spr. woh), Bezirk im schweiz. Kanton Waadt, [* 11] s. Nyfthal. Lavaveix-les-Mines (spr. -waweh lä mihn), Ort im Kanton Chenerailles, Arrondissemcnt Au- busson des sranz.
Depart. Creuse, an der Linie Buiscau d'Abun-Felleton der Orle'ansbahn, hat (1891) 3388 E. und bedeutende Kohlengruben. La Vega, Concepcion de la Vega, Stadt auf der westind.
Insel Ka'iti, Republik Santo [* 12] Do- mingo, am Juma, im NW. von Santo Domingo, in anmutiger Lage, hat 9000 E. Die im NO. davon 1495 von Columbus an Stelle der Indianerhaupt- stadt Magua erbaute, 1564 durch ein Erdbeben [* 13] zer- störte ältere Sradt war infolge ergiebigen Berg- baues bedeutender als die jetzige. Laveld, belg. Dorf, s. Lafeld. Laveleye sspr. law'leh), Emile dc, belg. liberaler Publizist und Nationalökonom, geb. zu Brügge, besuchte das l^oUe^ß Ä^nisiaä in Paris, [* 14] studierte in Gent [* 15] und wurde 1864 ord.
Professor der Staatswirtschaft an dcr Universität Lüttich. [* 16] Er 65 ¶