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Kirchen und (1883) 15,000 Einw., welche einen bedeutenden Handel mit Pelzwerk [* 2] unterhalten.
Kirchen und (1883) 15,000 Einw., welche einen bedeutenden Handel mit Pelzwerk [* 2] unterhalten.
(franz., spr. -schu), Juwel, Kleinod. ^[= ursprünglich s. v. w. etwas Kleines, Kleinigkeit; dann eine sein und zierlich gearbeitete Sache, ...]
Bijouterien
(spr. -schut-, Bijouterie
waren, von bijou,
»Kleinod«),
Schmucksachen [* 3] aller Art aus Gold, [* 4] Silber, Platina, Aluminium, Eisen, [* 5] Stahl und verschiedenen Legierungen, oft in Verbindung mit Edelsteinen, Perlen, Email, Korallen, [* 6] Schildkrot, Bernstein, [* 7] Muscheln [* 8] etc.; in Frankreich auch Gebrauchsartikel größern Formats, wie Dosen, Leuchter, Uhrgehäuse etc. Sie wurden früher ausschließlich vom Juwelier durch Handarbeit hergestellt, sind jetzt aber fast allgemein Gegenstand des Fabrikbetriebes geworden und zeigen vielfach alle Eigentümlichkeiten der Maschinenarbeit.
Während aber noch vor nicht langer Zeit die Fabrikation von Bijouterien
von schrankenloser
Willkür beherrscht
wurde, hat die allgemeine
Hebung
[* 9] des
Kunstgewerbes neuerdings auch auf sie einen veredelnden Einfluß geübt, indem geschmackvolle
Muster aus allen Kunstepochen nachgebildet werden. Bis zu diesem Aufschwung war
Frankreich die Herrin des
Marktes von Bijouterien.
Jetzt
wird diesem Land von
Österreich
[* 10] und
Deutschland
[* 11] eine stetig wachsende
Konkurrenz bereitet. In
Frankreich
beträgt der
Wert der erzeugten
Waren mit Einschluß der
Arbeiten aus echten
Edelsteinen und der feinen Stahlketten jährlich 85 Mill.
Frank; dabei sind in dieser
Industrie 860 selbständige Gewerbtreibende mit 7000 Arbeitern beschäftigt. In
Deutschland sind
Hanau,
[* 12] wo 2000
Arbeiter für 3 Mill. Mk.
Edelmetalle verarbeiten,
Pforzheim,
[* 13] wo in
ca. 400
Fabriken an 5000
Personen
beschäftigt sind,
Schwäbisch-Gmünd,
Stuttgart,
[* 14]
Berlin,
[* 15]
Nürnberg
[* 16] und
Eßlingen
[* 17] Hauptfabrikationsorte.
Vorzügliche
Waren liefert
Wien.
[* 18] Man schätzt den Wert derselben ohne die
Edelsteine
[* 19] auf jährlich 3 Mill.
Gulden; auch
Prag
[* 20] und
Pest leisten Hervorragendes. In der
Schweiz
[* 21] konkurriert Genf
[* 22] glücklich mit
Paris.
[* 23]
Italien
[* 24] zeichnet sich aus durch
Nachahmung antiker
Muster und besonders durch geschmackvolle
Filigran-,
Mosaik- und Muschelarbeiten. Von größerer Bedeutung
als die echten sind heutzutage die unechten Bijouterien
, welche aus allerlei Metalllegierungen,
Glasflüssen etc. dargestellt werden.
Am meisten werden
Bronze
[* 25] und
Tombak, weniger andre Kupferzinklegierungen, wie
Similor,
Oreide,
Prinzmetall etc., angewandt.
Man verarbeitet das
Metall mit derselben Sorgfalt wie
Gold und
Silber und gibt ihm durch gute Vergoldung
das Aussehen der echten Bijouterien
Frankreich
(Paris) liefert jährlich für 18 Mill.
Fr.
Falschschmuck und beschäftigt dabei über 3000
Arbeiter.
In
Birmingham
[* 26] sind 7500
Arbeiter in dieser
Industrie beschäftigt. Den
Wert der in
Wien erzeugten Bronzeschmuckgegenstände schätzt
man auf ½ Mill.
Fl.
Preußen
[* 27] hat in den
Kreisen
Altena
[* 28] und
Neuß
[* 29] beachtenswerte Fabrikation von Bijouterien
aus Neugold,
Tombak,
Messing,
Neusilber etc. Eine sehr gesunde Neuerung auf diesem Gebiet ist die Einführung goldplattierter
Waren, wie von
Talmigold,
Or doublé etc. Man überzieht unedles
Metall
(Kupfer
[* 30] oder
Legierung) mit
Gold und
verarbeitet es zu
Blech oder
Draht.
[* 31]
Die soliden Gegenstände dieser Art sind den billigen echten vorzuziehen, da die letztern aus so ungemein dünnem Goldblech bestehen, daß sie kaum mehr Gold enthalten als besseres Talmigold und mit ihrer Pechfüllung jedenfalls viel weniger haltbar sind als letzteres, bei welchem die dünne Goldschicht durch das mit ihr innig verbundene Blech aus unedlem Metall Festigkeit [* 32] erhält. Durch die Galvanoplastik [* 33] erzielt man auch hier schöne Effekte, verschiedenfarbige Vergoldungen, Inkrustationen etc. In neuester Zeit sind vernickelte Gegenstände sehr beliebt geworden. In Frankreich verarbeitet man gegenwärtig viel Aluminiumbronze, während das Aluminium selbst nur beschränkte Anwendung findet.
Stahlbijouterien
, durch schönen, aber nicht sehr haltbaren
Glanz ausgezeichnet, sind von der
Mode wiederholt begünstigt und
wieder verdrängt worden. Man hebt den Stahlschmuck durch geschmackvolle Verwendung von
Gold und
Silber,
Anlauffarben etc. Eine
Zeitlang haben sich
Berliner
[* 34] Eisenschmuckwaren, besonders Filigranarbeiten (fer de
Berlin), in der
Mode behauptet.
Zinnschmuck
mit facettierten, blanken
Flächen dient als Theaterschmuck; die versenkten, das
Licht
[* 35] gegenseitig sich
zuwerfenden
Flächen machen bei künstlichem
Lichte den
Effekt von
Brillanten.
Vielfache Anwendung findet im Bijouteriefach
Bernstein und als
Surrogat desselben
Kopal,
Gagat (schwarzer
Bernstein,
Jud,
Jet) und
zahlreiche
Imitationen desselben aus Braunkohlenpulver und
Steinkohlenpech etc., dann
Kannelkohle, gehärtetes
Kautschuk
(Ebonit), schwarze Glasmasse,
Bogwood (fossiles
Eichenholz aus irländischen
Torfmooren, welches schöne
Politur annimmt),
Schildpatt,
Perlmutter,
Elfenbein,
Horn,
Muscheln,
Ebenholz,
Leder,
Perlen,
Korallen,
Glasflüsse etc. In neuester Zeit hat man auch Käferflügeldecken,
Schmetterlingsflügel etc. zu Bijouterien benutzt und namentlich mit erstern in
Verbindung mit
Rubin-, Diamantsplittern etc. prachtvolle
Sachen hergestellt.
Vgl. Neff, Der Bijouteriebazar (Stuttg. 1869-72, 4 Bde.);
»Le [* 36] Rubis, Journal de la Bijouterie« (Par.);
»Le Bijou« (Zeitschrift, das.);
Boyrin, Le livre de bijouterie (das. 1876).
Zweikammersystem. ^[= s. Volksvertretung.]
britischer Schutzstaat in Vorderindien (s. Karte »Ostindien«), [* 37]
zum Radschputengebiet gehörig, 57,845 qkm (1052 QM.) groß mit (1881) 509,021 Einw. Das Fürstentum bildet einen Teil der indischen Wüste, einer dürren Sandfläche, die den Regen spurlos verschlingt, aber nicht ganz leer von Holz [* 38] und im NO. fruchtbar ist. Die Abgaben ertragen jährlich nur 60,000 Pfd. Sterl. Das Regenwasser wird in großen Zisternen aufbewahrt (jede Familie hat eine eigne). Von Tieren nährt das Land vorzüglich Kamele [* 39] und Schafe, [* 40] deren Wolle von seltener Güte ist.
Die Einwohner sind zu ⅙ Dschat, zu 1/20 Radschputen, beide vom Hinduglauben, beherrscht von einem Rahtorfürsten, seit 1818 unter britischer Oberhoheit. Der gegenwärtige Radscha ist dem Räuberwesen mit Energie entgegengetreten, im übrigen aber ohne Einsicht in die Bedürfnisse seines Landes. Mit den Großen seines Reichs weiß er sich nicht ins Einvernehmen zu setzen; erst 1883 hatten englisch-indische Truppen die Ruhe wiederherzustellen. Der Handel ist durch seine Bedrückungen gelähmt. Die gleichnamige Hauptstadt ist mit einem Wall umgeben, hat ein Fort mit vielen Türmen und ist sehr unregelmäßig gebaut; die Häuser sind meist elende Hütten. [* 41] Die Stadt zählt (1881) 43,283 Einw. (darunter 31,602 Hindu), die bedeutende Webereien (Musselin, Turbane [* 42] etc.) betreiben und große Anlage zu Handelsgeschäften zeigen.
und bikonvex, s. Linsen. ^[= in der Geologie, s. Lager, S. 404.]
s. Bicornes. ^[= Ordnung im natürlichen Pflanzensystem aus der Abteilung der Gamopetalen, charakterisiert durch ...]
s. Myristica. ^[= L. (Muskatnußbaum), Gattung aus der Familie der Myristikaceen, gewürzhafte, mit einem etwas ...] [* 43]
in der nord. Mythologie ein Mädchen, welches Mani (der Mond) [* 44] nebst ihrem Bruder Hiuki, als beide nach Wasser zu dem Brunnen [* 45] Byrgir gegangen waren und den schweren Eimer auf ihren Schultern trugen, aus Mitleid vom Erdball zu sich an den Himmel [* 46] erhob, wo man sie, wie die Sage berichtet, noch ¶
von der Erde aus mit ihrer Eimerstange und dem Eimer sehen kann. Man deutet die Erzählung auf die Flecke im Mond, welche deutscher Volksglaube für einen Holzdieb hält, der am Sonntag Holz gestohlen und zur Strafe dafür in den Mond verwünscht ist (»Mann im Mond«).