neue Punkte durch Messungen, die man auf dieselbe
Weise auf den
Stein überträgt; dies
Verfahren wiederholt man so lange, bis
alle wichtigern Punkte im
Steine nach der
Lage, die sie am Modell haben, angegeben sind. Der Bildhauer R. Toberenz in
Berlin
[* 2] hat neuerdings eine
Maschine
[* 3] erfunden, welche dieses Punktieren einfach und genau besorgt. Darauf beginnt
erst die eigentliche Ausarbeitung des
Steins, zuerst im Gröbern, hernach immer feiner. Die
Instrumente zum Behauen des
Steins
sind der
Meißel,
[* 4] von verschiedener Form und Benennung, der mit dem Hammer
[* 5] getrieben oder neuerdings auch als Druckluftmeißel
(s. Preßluftwerkzeuge) angewendet wird, der
Bohrer,
[* 6] den man für schärfere
Tiefen nimmt, und die Raspel
für die Ebnung des
Steins; die weiche
Glätte giebt man dem Bildwerk durch den
Bimsstein. Politur wendete erst der
Barock- und
Empirestil an. Der Bemalung der
Skulpturen bei den Alten, welche sowohl für figurale als architektonische Bildhauerarbeiten
in Anwendung kam, wurde erst in neuerer Zeit wieder gebührende
Aufmerksamkeit gewidmet. (S. Polychromie
und
Griechische Kunst.) -
Über das Geschichtliche s. Bildnern und die betreffenden
Abschnitte in den
Artikeln über die Kunst
der einzelnen
Länder.
soviel wie
Meßbildverfahren, s.
Photogrammetrie. ^[= (grch.), Meßbildverfahren, das Verfahren, die wahren Abmessungen beliebiger Gegenstände aus ...]
[* 8]
oder objektives Mikroskop,
[* 9] ein optisches
Instrument, das dazu dient, die vergrößerten und reellen
Bilder
sehr kleiner Gegenstände im
Verein mit einem Projektionsapparat
[* 10] (s. d.) auf eine weiße
Wand oder auf einen weißen Auffangschirm
zu werfen, damit jene
Bilder von einem größern Publikum gleichzeitig wahrgenommen werden können.
Das
Instrument führt, je nach dem angewendeten Lichte, verschiedene
Namen, wie
Sonnen-,
Hydrooxygengas-, Lampen-und photoelektrisches
Mikroskop. (S. Mikroskop.)
im allgemeinen die Kunst, aus
Stein,
Erz, Elfenbein oder auch aus andern
Stoffen Gegenstände körperlich
nachzubilden, deren Vorbilder in der Natur vorhanden sind oder der
Phantasie ihren Ursprung verdanken.
Diese Nachbildung geschieht, indem die Gegenstände teils in vollkommen freier, abgeschlossener Körperlichkeit dargestellt,
teils nur durch geringere oder stärkere Hervorhebung aus der
Fläche angedeutet werden (Relief,
Basrelief,
Hautrelief).
Nach dem Material, dessen man sich zur Herstellung bildnerischer Werke bedient, und nach dessen Behandlungsweise teilt man
die ein in die eigentliche
Bildhauerkunst (s. d., Plastik,
Skulptur), in die
Bildgießerei (s. d.), in die
Kunst getriebener Metallarbeiten oder
Toreutik (s. d.), in die
Bildschnitzerei (s. d.), in die
Glyptik oder
Steinschneidekunst
[* 11] (s. d.), in die
Stempelschneidekunst (s. d.) u. s. w. Der
Ursprung der Bildnerei im weitern
Sinne geht in sehr frühe
Zeiten zurück.
Charakteristische Versuche, zu einer bildnerischen
Darstellung zu gelangen, sind besonders in den Denkmälern
auf mehrern
Inseln desGroßen Oceans, namentlich auf den Sandwichinseln, erhalten. Weitere
Stufen der
Entwicklung gewahrt man
bei den Bildwerken der alten
Völker im südl. und namentlich im mittlern
Amerika.
[* 12] So zeigen die Werke der mexikanischen
Skulptur
schon volkstümliche Unterschiede, verschiedene Entwicklungsgrade,
ja selbst schon die
Ausartung einer
national-altertümlichen
Richtung. (S.
Amerikanische Altertümer.) Eine höhere umfassende Anwendung der Bildnerei zeigt sich zuerst,
und zwar sehr früh, bei den Ägyptern (s.
Ägypten,
[* 13] Bd. 1, S. 245a).
Ferner hat das westliche
Asien
[* 14] in den Überresten des Altchaldäischen, Assyrischen und
BabylonischenReichs seit
einem halben Jahrhundert massenhafte Bildnerei-Denkmäler
Mesopotamiens der Forschung dargeboten (s.
Babylonien, S. 234 b).
Für die bildende Kunst bei den Persern sind die
Denkmäler von
Persepolis das Merkwürdigste; sie bestehen aus flachen Reliefs
an
Mauern und an Façaden der Felsgräber. In der Kunst der alten
Inder erscheint mehr geistigeBewegung,
mehr poet. Leben; einzelne von den
Skulpturen der dortigen Felsentempel stehen auf einer hohen
Stufe technischer Durchbildung.
Alle übrigen
Völker des
Altertums wurden in der Bildnerei durch die Griechen weit übertroffen. (S.
Griechische Kunst.) Die
Richtung
des griech. Volksgeistes, welcher das Irdische als unmittelbaren
Ausdruck des Göttlichen nahm und durch
Läuterung oder Idealisierung des ersten das letztere anzudeuten strebte, fand in dieser Kunst ein vorzüglich angemessenes
Feld zur Thätigkeit. Auch in ihr läßt sich eine stetige Fortentwicklung vom
Typischen zum
Erhabenen und Naturwahren, schließlich
sogar zum Sinnlichen nachweisen.
Die griech. Kunst in ihrer spätern Gestaltung wurde nach
Italien
[* 15] übertragen, nachdem bereits die
Etrusker
ihren poesielosen unschönen Realismus nach dem Vorbilde der griech. Kunst zu überwinden gestrebt
hatten. (S.
Etruskische Kunst.) An
Stelle der etrusk. Künstler traten dann in
Rom
[* 16] griech. Künstler in ihrer Nachblüte. So
bezeichnet das 1. Jahrh. der röm. Kaiserzeit diejenige
Periode, in der auch für den Luxus edle und geistvolle
Werke im griech.
Stile gearbeitet wurden, obgleich bei diesen
Skulpturen die griech. Naivetät mehr und mehr zu verschwinden
beginnt. In der Zeit Hadrians finden wir noch einen hellenistischen Aufschwung der Bildnerei, nach ihm sinkt sie schnell,
und unter
Konstantin erscheint sie bereits völlig entartet.
Gleichzeitig treten die ersten Leistungen christlicher Bildnerei hervor. Da in der altchristlichen
Kunst (s. d.) sich von vornherein die Malerei als die eigentlich monumentale
Kunstgattung zeigt, so spielt die Bildnerei eine mehr untergeordnete Rolle und wird mehr zu dekorativen Zwecken verwandt.
In den Kulturländern des Mittelalters entwickelte sich meist aus antiken Anregungen eine nach den
nationalen Eigenschaften der Hauptvölker sich verschiedenartig äußernde Bildnerei. Im 12. und 13. Jahrh.
erreichte diese sowohl in
Frankreich (s.
Französische Kunst), in
Italien (s.
Italienische Kunst) als auch in
Deutschland
[* 17] (s.
Deutsche Kunst)
[* 18] einen Höhepunkt, der teils mit dem roman., teils mit dem got.
Stile der
Baukunst
[* 19] zusammenfällt. Im 15. Jahrh. nahm die Bildnerei einen
lebhaften Aufschwung, wobei sie im Norden
[* 20] einstweilen noch in den bisherigen Formen beharrt, in
Italien aber an antiken Formen
sich aufrichtend zur Renaissance (s. d.) übergeht und nun bei kräftigem
Individualismus der Künstler schnell jene höchste
Stufe des neuern Schaffens erreicht, welche durch
Michelangelo Buonarroli bezeichnet wird.
Bildnis - Bildung
* 21 Seite 52.1017.
Der individualistische Künstlergeist steigerte sich schnell zu einer starken Willkür in den Formen und zu unerquicklicher
Formenüberladung, indem seit
¶
mehr
dem 17. Jahrh. der Barockstil (s. Barock) in Italien sich der Bildnerei bemächtigt, als dessen glänzendster VertreterLorenzoBernini
(s. d.) und Alessandro Algardi (s. d.) zu nennen sind. Die gleiche Entwicklung nimmt die in der franz., deutschen, niederländ.
Kunst, wobei die letztere namentlich im 17. Jahrh., die deutsche durch Schlüter
um 1700 ihren Höhepunkt erreichte, während die französische Bildnerei seit dem 17. Jahrh.
der italienischen die Führerschaft abnahm, an Stelle des Barock ein zierliches Rokoko (s. d.) und weiterhin den Klassicismus
(s. d.) durchführte. Dieser, namentlich durch Canova und Thorwaldsen zur Vollendung gebracht, hat im 19. Jahrh. alle Nationen
beherrscht. In neuerer Zeit wurde er erst durch den romantischen Stil und dann durch den Naturalismus abgelöst.
- Außer der Litteratur bei den Artikeln der einzelnen Kunstgebiete vgl. Lübke, Geschichte der Plastik (3. Aufl.,
Lpz. 1880); Ad. Hildebrand,
Das Problem der Form in der bildenden Kunst (Straßb. 1893).