eine besondere
Gattung der mittelalterlichen geistlichen
Spiele, welche aus der doppelten Einwirkung
der alten germanisch-heidnischen
Sonnenwendfeier und aus den Weihnachtsbräuchen, dem Adventsritus der christlichen
Kirche,
erwuchs. Die
Verkündigung durch den
Engel, die
Anbetung des Jesuskindes durch die
Hirten und die
Weisen aus dem
Morgenland (die
heiligen
drei Könige) gingen aus den kirchlichen
Zeremonien in die geschlossenen und ausgedehntern Weihnachtsspiele über,
welche in
Frankreich,
England, namentlich aber in
Deutschland
[* 2] volkstümlich wurden, und von denen sich Reste über die Reformationszeit
hinaus erhielten.
Als Nachklang der Weihnachtsfeier und Anschluß an die Evangelienerzählungen erscheinen die in die Weihnachtsspiele eingeflochtenen
Gesänge. Von den Weihnachtsspielen, die in großer Zahl vorhanden gewesen sein müssen, blieben nur wenige erhalten,
die meist mit den andern geistlichen
Spielen veröffentlicht wurden (weiteres in den
ArtikelnMysterien
[S. 956 f.],
Oster- u.
Passionsspiele).
(Olibanum, Thus),
Gummiharz, welches aus dem
Stamm verschiedener
Boswellia-Arten in Nordostafrika, nahe dem
KapGardafui und auf einem beschränkten
Saum der mittlern Südostküste
Arabiens zwischen
KapNus und
Kap Schedscher in der
Weise
gewonnen wird, daß
man in die
StämmeEinschnitte macht und den ausfließenden milchähnlichen (daher
der
Name, vom hebräischen
lebonah,
»Milch«) Saft erhärten läßt. Der Weihrauch bildet verschieden gestaltete, fast farblose,
hellgelbe oder bräunliche, weiß bestäubte, durchscheinende
Körner, ist leicht zerreiblich, im
Bruch wachsartig, erweicht
im
Mund, schmeckt terpentinartig und schwach bitter, aber nicht unangenehm, riecht aromatisch, besonders beim Erwärmen,
und zersetzt sich in höherer
Temperatur. Er besteht wesentlich aus
Harz,
Gummi und ätherischem
Öl und zerfällt in
Wasser zu
einer neutralen trüben
Flüssigkeit. Weihrauch kommt fast ausschließlich über
Aden
[* 7] in den
Handel, von wo er
nach
London,
[* 8]
Bombay,
[* 9] den Handelsplätzen des
RotenMeers,
Ägypten und
China
[* 10] verschifft wird. Er dient als Räuchermittel in der
römisch- und griechisch-katholischen
Kirche, sehr selten als
Arzneimittel.
Die Benutzung des Weihrauchs in den
Tempeln reicht ins höchste
Altertum zurück; Phöniker und Ägypter
bezogen ihn als eine der größten Kostbarkeiten aus
Arabien, und nach einer
Inschrift am
Tempel von Dayr el Bahri wurden auch
lebende Weihrauchpflanzen zu
Schiff
[* 11] herbeigeführt und dem
Ammon
[* 12] geweiht. Plutarch erzählt, daß
Alexander d. Gr. bei der
Einnahme
von
Gaza für 500
Talente Weihrauch und 100
TalenteMyrrhen nach
Makedonien sandte, und nach Herodot zahlten die
Araber einen jährlichen
Tribut von 1000
Talenten an
Dareios. Auch im hebräischen und griechischen
Altertum wurde Weihrauch in den
Tempeln benutzt, in
Rom
[* 13] wurde er ebenfalls beliebt, und
Nero verbrauchte eine ungeheure
Menge beim
Begräbnis der
Poppäa. Im
Mittelalter blieb Weihrauch in der römischen und griechischen
Kirche in hohem Ansehen und diente bei den mannigfaltigsten
Zeremonien. Bedeutende
Quantitäten verbrauchen die
Chinesen, welche den Weihrauch seit dem 10. Jahrh. von den Arabern erhielten.
(lat.
Aqua lustralis), in der römisch- und griechisch-katholischen
Kirche das durch
die
Geistlichen feierlich geweihte
Wasser, welches von den Gläubigen in den
Wohnungen aufbewahrt wird und bei den Römisch-Katholischen
sich euch in jeder
Kirche und
Kapelle in einem eingemauerten oder aufgestellt
Gefäß
[* 14] (s. unten) nahe dem Eingang befindet,
damit die Eintretenden und Weggehenden die
Finger oder den Weihwedel (aspergillum) eintauchen und sich
so in Kreuzform mit ihm besprengen können. Die
Sitte ist jedoch vor dem 9. Jahrh. nicht nachweisbar. Die
Weihe des
Wassers,
das nach dem römischen und gallischen
Ritus, der mozarabischen
Liturgie und den Vorschriften der armenischen und abessinischen
Kirche mit geweihtem
Salz
[* 15] gemischt wird, geschieht an jedem
Sonntagvor derMesse mit Ausnahme des
Oster- und
Pfingstsonntags, in der griechischen
Kirche nur zweimal jährlich: am Vorabend und
Tag der
Vgl. Pfannenschmidt, Das Weihwasser im heidnischen und christlichen Kultus (Hannov. 1869). -
Weihwasserbecken oder Weihbecken werden seit den Anfängen der christlichen Kirche entweder vor der Kirchenthür oder hinter
derselben in der Vorhalle an der Wand angebracht oder auf niedrigen Säulen
[* 18] aufgestellt. In ersterm Fall haben
sie meist die Form eines Viertelkugelschnitts, in letzterm die einer halbkugelförmigen Schale oder auch die des Taufsteins.
Sie sind zumeist aus Stein (Granit, Sandstein) oder aus Stein mit metallener Einlage oder aus Metall hergestellt und bisweilen
an der äußern Ausbuchtung oder Rundung mit Reliefs verziert.
Die Weihwasserbecken für den Hausgebrauch wurden meist aus Metall, bisweilen auch aus Gold
[* 19] und Silber verfertigt
und erfuhren demgemäß eine edle künstlerische Ausschmückung, welche sich auch auf die zur Befestigung an der Wand dienende
Rückenplatte erstreckte (s. Abbildung, S. 487). Weihkessel sind eimer- oder kesselförmige Gefäße, früher aus Elfenbein,
später aus Metall (Bronze,
[* 20] Rot- oder Gelbguß), mit halbkreisförmigen beweglichen Henkeln, aus denen das
Weihwasser mittels des Sprengwedels verteilt wurde. Der Sprengwedel war ursprünglich ein Baumzweig, dann der Schwanz eines Tiers oder
der Flügel eines Vogels, später ein Stab
[* 21] aus Holz
[* 22] oder Metall, in dessen tannenzapfenförmigen, durchbrochenen Kopf ein getränkter
Badeschwamm eingelassen war. Die Weihkessel sind häufig mit biblischen Reliefs geschmückt.