Relief
(franz., spr. röljeff, ital.
rilievo),
erhabene Arbeit, diejenige
Gattung der Bildnerei, welche an vertiefter
Fläche die
Figuren mehr oder weniger erhaben
heraustreten läßt. Das Relief
bildet eine Mittelgattung zwischen der eigentlichen
Skulptur, von der sie
die Darstellungsweise, und der
Malerei, von der sie die
Anordnung hat, so zwar, daß das plastische
Prinzip mehr in den einfachen,
ruhigen Reliefs
der ältern griechischen
Kunst, das malerische dagegen in den überfüllten, oft heftig bewegten der spätern
römischen
Kunst vorherrscht.
Bei den Griechen, die in diesem
Zweig der
Kunst Meisterwerke lieferten, wie unter anderm die
Friese
[* 3] und
Metopen
[* 4] aus dem
Parthenon, dem Theseustempel und dem Apollontempel zu
Bassä
[* 5] bei
Phigalia beweisen, schied sich das Relief
von Anfang
an je nach der Verwendung in
Hochrelief
(Hautrelief), welches durch stark vorragende Umrahmung (namentlich die Triglyphenblöcke)
zu starker Hervorhebung der
Figuren gezwungen war, und in das einfache, zur Flächenverzierung bestimmte
Flachrelief
(Basrelief), wie es an Grabstelen etc. üblich war.
Reliefdruck - Religion

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Aufrollung der
Darstellung, so daß Verdeckung der
Figuren, Überschneidung derselben, auch
Verkürzungen vermieden wurden,
war Stilgesetz, Raumfüllung (welche Isokephalie, d. h. gleiche
Höhe für alle
Köpfe, bedingte) erforderte die ornamentale
Verwendung desselben. Erst in alexandrinischer Zeit drangen malerische
Elemente in das ein, der
Hintergrund
belebte sich mit früher vermiedenem
Beiwerk (kleinere Reliefs
von
Pergamon),
[* 6] und so wurden der römischen, oft drei und mehr
Relief
flächen verwendenden
Technik die Wege gewiesen, welche ihrerseits wieder auf das Relief
der Renaissancezeit bestimmenden
Einfluß hatte.
Ghiberti wandte bei seinen Erzthüren zuerst eine noch mehr malerische, perspektivische
Darstellungsart an, und seinem
Beispiel folgend, gerieten die
Algardi,
Bernini,
Legros in vollständige Stillosigkeit.
Thorwaldsen
führte, namentlich in seinem
Alexanderzug, auf
Grund des
Studiums rein griechischer
Monumente, besonders des Parthenonfrieses,
das Relief
zu seinem wahren
Wesen zurück;
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Muscardine - Muscheln
![Bild 62.101: Muscardine - Muscheln [unkorrigiert] Bild 62.101: Muscardine - Muscheln [unkorrigiert]](/meyers/thumb/62/62_0101.jpeg)
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Muscheln.mehr
in neuerer Zeit jedoch ist man wieder mehr zu dem malerischen Prinzip zurückgekehrt. Mustergültige Reliefs
lieferten Rauch,
Freund, Rietschel, Engelhard, Schievelbein, Drake u. a. Eine eigentümliche Behandlung des Reliefs
kannte die altägyptische Plastik,
das en creux (Koilanaglyph, s. d.), wobei der Zwischenraum der Figuren nicht vertieft und letztere nur innerhalb ihrer
eingetieften Konturen zu Flachreliefs
modelliert wurden. Die gesamte Reliefplastik des Altertums und teilweise noch die der
ältern christlichen Kunst hat durchgängig die Farbe zur weitern Ausführung der Zeichnung verwendet; auch in der gotischen
und Renaissancezeit wurden Reliefs
aus Thon, Stuck, Holz,
[* 8] gepreßtem Papier u. dgl. bemalt und bisweilen auch vergoldet.
- In weiterm Sinn nennt man Relief
jede erhabene Arbeit figürlicher oder ornamentaler Art, welche zum Schmuck eines Geräts dient.
Während in der Plastik großen Stils Marmor, Bronze
[* 9] und, für dekorative Zwecke an Gebäuden, Kalkstein, Sandstein und Terrakotta
die bevorzugten Materialien sind, werden in der Kleinplastik und in der Kunstindustrie Reliefs
in Elfenbein,
edlen Steinen, Muscheln,
[* 10] Gold,
[* 11] Silber und andern Stoffen ausgeführt. - Im figürlichen Sinn gebraucht man das Wort auch für Ansehen,
Aufmerksamkeit; z. B. einer Sache ein Relief
geben, sie so darstellen, daß sie Aufmerksamkeit erregt.