Mauerreste aufgefunden worden. Seine
Lage im deutschen
Gau Kunigesundra, dem Stammgebiet der
Grafen von
Nassau, macht es erklärlich,
daß Wiesbaden
[* 2] seit dem 11. Jahrh. diesem
Geschlecht gehörte. 1255 fiel es der Walramschen
Linie zu, kam 1355 an den alten
Idsteiner
und 1605 an den
SaarbrückerZweig. Bei dessen
Teilung 1659 ward es der
LinieNassau-Usingen überwiesen. 1744 wurde
der Sitz der
Regierung von
Usingen hierher verlegt, und 1815 ward Wiesbaden die Hauptstadt des Herzogtums
Nassau; doch residierte der
Herzog nur im
Winter in Wiesbaden 1866 ward Wiesbaden preußisch und Hauptstadt eines Regierungsbezirks.
Vgl.
Pagenstecher, Wiesbaden in medizinisch-topographischer
Beziehung (Wiesb. 1870);
ein
Grundstück, welches mit einer Mehrheit von
Gräsern und Kräutern in geschlossenem
Stand
(Grasnarbe) bewachsen
ist und dem
Wechsel im Anbau nicht unterworfen wird. Ehemals die Hauptstütze der Viehwirtschaft, bildet die Wiese jetzt zwar
immer noch einen sehr wertvollen
Bestandteil der
Landgüter, ist aber seit der Einführung des Kunstfutterbaues
nicht mehr unentbehrlich und muß bei rationeller
Kultur nur noch auf solche
Flächen angewandt werden, die als Ackerland entweder
gar nicht oder nicht höher genutzt werden können.
Man unterscheidet zunächst natürliche und Kunstwiesen. Erstere sind unbedingte oder solche, die umgebrochen
werden können und, wenn es dem
Interesse des Wirtschafters entspricht, als solche dauernd oder zeitweise belassen oder zu
Ackerland u.
dgl. umgewandelt werden. Ebenso sind
die Kunstwiesen entweder dauernde oder wechselnde. Der
Lage nach unterscheidet man: Flußwiesen, Thalwiesen, in Vertiefungen
zwischen Ackerfeldern und
Heiden, in
Thälern und an kleinen
Bächen gelegen,
Aue- oder Marschwiesen, Niederungswiesen,
Bergwiesen, Waldwiesen, Feldwiesen, Moorwiesen.
Salzwiesen heißen die an den
Ufern der
Meere oder salzigen
Seen liegenden, meist durch große
Güte und
Fruchtbarkeit ausgezeichneten
Wiesen. Man unterscheidet ferner Wässerungs-,
Rieselwiesen und nicht wässerbare Wiesen; nach dem
Ertrag einschürige, zweischürige,
mehrschürige Wiesen; erstere heißen auch Jakobswiesen, Herbstwiesen, die zweischürigen
Pfingst- oder
Grumtwiesen. Nach der
Güte des
Futters spricht man von süßen und sauren (quelligen) Wiesen.
Der Verkehrswert der Wiesen hängt ab: 1) von der
Lage in Bezug auf
Entfernung,
Klima,
[* 4]
Neigung des
Bodens, Wässerbarkeit, Überflutung,
resp. unentgeltliche Düngung, Ebenheit des
Bodens und Gefährdung durch Eisgang u. dgl.;
2) von der Krume und dem
Untergrund; der beste
Boden für die Wiesen ist angeschwemmter, poröser, frischer, warmer, reiner
und in allem reicher
Boden, in welchem die günstigsten physikalischen Zustände mit nachhaltigem
Reichtum an allen zur Grasbildung
erforderlichen organischen und unorganischen
Nährstoffen in richtiger Form und Mischung verbunden sind
(Lehm-, Lehmmergel-,
Kalkmergel-, Mittelboden); der
Untergrund muß mäßig gebunden, nährstoffreich und leicht zu bearbeiten
sein;
3) von dem Grasbestand; man unterscheidet Obergras und Unter- oder Bodengras; zu ersterm gehören die
Gräser
[* 5] und
Kräuter
mit aufrechten und höhern
Stengeln, zu letzterm die mit niedrigen oder kriechenden
Stengeln. Das Vorhandensein verschiedener
Gräser und
Kräuter in der
Grasnarbe ist für die Tragfähigkeit der Wiesen von großer Wichtigkeit;
bei völlig gleichem Bestand
würde ein einziges der betreffenden Grasart ungünstiges Jahr die ganze Wiese gefährden, unter einer Vielheit von
Pflanzen ist aber der Grasbestand gesichert;
wie auch die
Witterung immer werde, stets wird eingeschlossener
Bestand möglich sein, weil sich stets
Pflanzen finden, welchen die gerade herrschende
Witterung vorzugsweise zusagt;
diese
schützen alsdann durch ihr rascheres und üppigeres Wachstum die andern, welche nun kümmerlich fortwachsen und bei andrer
Witterung umgekehrt sich wieder kräftiger als jene entfalten.
Die
Notwendigkeit eines gemischten Grasbestandes darf jedoch
nicht so verstanden werden, als müsse die Grasernte aus recht vielen verschiedenartigen
Pflanzen bestehen;
es genügen nur wenige
Gattungen, und gerade auf den besten Wiesen finden sich wohl recht viele
Pflanzen, aber nur verhältnismäßig
wenige
Arten. So stehen nach Sinclair und
Hanstein auf einem Quadratfuß hessisch (0,625 qm, einer sehr reichen Wiese 1000
Pflanzen
überhaupt, worunter 940
Gräser und 60
Klee- und andre
Pflanzen) im ganzen aber nur 20
Arten; auf bewässerter Wiese 1798
Pflanzen,
nämlich 1702
Gräser und 96
Klee und andre
Pflanzen in noch weniger
Arten. Im
Kunstwiesenbau mischt man daher auch das Saatgemenge
mit nur wenigen
Arten, säet aber sehr reichlich. Im
Sinn der heutigen Wiesenbaulehre genügt vollständig
die Kenntnis der Bestandsmischung der vier von
Hanstein (»Die
Familie der
Gräser«, s.
Litteratur) gegebenen Wiesenklassen; sie
sind: Erste
Klasse: Wiesen mit fruchtbarem, feuchtem
Boden ohne stockendes
Wasser;
Alle andern sonst auf Wiesen noch vorkommenden Pflanzen sind als Unkraut oder Giftpflanzen
[* 24] zu bezeichnen. Für Rieselanlagen
mit Kloakendüngung wählt man nur einige wenige Gräser, besonders englisches und französisches Raigras,
als Bestand; auch für Ziergärten und Parke liebt man nur einseitige Aussaat. Das Gras gedeiht bei nicht mangelnder Feuchtigkeit
und mäßiger Sonnenwärme bis in den hohen Norden
[* 25] in beträchtlicher Höhe, liebt aber feuchtes, kühles Klima und kommt am
besten in Gebirgsländern und an Meeresküsten fort.
Neuere Untersuchungen haben jedoch darüber belehrt, daß bei der Auswahl der Gräser auch auf die Meereshöhe Rücksicht
zu nehmen ist. Einzelne Gräser gedeihen im geschlossenen Bestand nur in den Thälern, andre in der Höhe. Zur Kunstwiese kann
jeder Boden gemacht werden, wenn Ent- und Bewässerung angebracht werden kann; angeschwemmter Boden verdient
aber immer den Vorzug. Einen großen Fortschritt hat die Wiesenkultur durch das Petersensche Be- und Entwässerungsverfahren
gemacht, bei welchem der Zu- und Abfluß des Wassers genau reguliert werden kann und bei dem deshalb weniger Wasser als sonst
erforderlich ist (s. Bewässerung, S. 860). Als weiterer Vorteil kommt in Betracht, daß mittels dieses
Systems die durch das Drainwasser allenfalls dem B. oden entzogenen Nährstoffe bei der Anstauung zum Teil wieder gewonnen werden;
es muß jedoch trotzdem eine den gesteigerten Ernten proportionale Düngung gegeben
werden, da das Wasser im Boden nur die weniger
wichtigen Nährstoffe und diese nur in geringer Menge zu lösen vermag.
Für die Zwecke der Bewässerung der Wiesen, von welcher der Erfolg größtenteils abhängt, ist bei andern Systemen der Berieselung
die Wahl des Wassers mit Umsicht zu treffen und da, wo ein geeignetes Rieselwasser entweder gar nicht oder nicht in genügender
Menge zu Gebote steht, die Anlage zur Rieselwiese überhaupt, der hohen Kosten wegen, zu unterlassen; wohl
aber kann auf künstlichem Weg das Wasser verbessert werden. Einen absoluten Vorzug in Bezug auf die gebräuchlichen Systeme
der Bewässerung der Wiesen gibt es nicht; jedes derselben hat seine Vorzüge und seine Nachteile, und jedes paßt nur für
bestimmte Verhältnisse.
Alle eigentlichen Kunstbauten verursachen große Kosten, besonders für Erdbewegungen, und bedürfen unausgesetzter Überwachung
und großer Unterhaltungskosten der Anlagen. Wo man kann, zieht man den freien, rationellen oder gemischten Bau vor, d. h.
denjenigen, bei welchem man kein bestimmtes System befolgt, also auch keines vollständigen Umbaues bedarf, sondern, das natürliche
Terrain beachtend, bald nach dieser, bald nach jener Methode verfährt und den Vorteil geringerer Kosten
und leichterer Ausführbarkeit gewinnt.
Das Petersensche Be- und Entwässerungssystem setzt zwar vollen Umbau voraus, hat aber den Vorteil größerer Anwendbarkeit,
indem es auch bei geringern Wassermengen ausführbar ist. Die Kunstbauten haben den Nachteil, daß sie dauernd
nur als Wiese benutzt werden können; der höchste Vorteil wird aber dann erreicht, wenn die Grasnarbe zeitweise umgebrochen
und als Ackerland genutzt wird; abgesehen von dem dadurch begünstigten Graswuchs, wird damit auch der unter der Narbe allmählich
sich sammelnde Vorrat an für die Wiese weniger erforderlichen Nährstoffen nutzbar gemacht und die Möglichkeit
gegeben, den Grund wieder zu lockern und tief zu durchdüngen. Das Petersensche System begünstigt den wechselnden Wiesenbau,
welcher für alle nicht unbedingten Wiesenflächen allein noch empfohlen werden darf. Weiteres s.
Bewässerung.
Die Bildung der Grasnarbe nach Umbruch oder bei neuen Anlagen geschieht auf verschiedene Art. Die Ansaat ist
die rationellste; der vorher gut gereinigte, gelockerte und durchdüngte Boden wird mit der entsprechenden Mischung besäet
und der Same entweder für sich allein untergewalzt, oder in eine schützende, bald das Feld räumende Deckfrucht eingeeggt.
Die Saat geschieht im Frühjahr; unter 40-50 kg Samen
[* 26] pro Hektar soll man nicht verwenden. Die junge Narbe
bedarf anfänglich der Schonung, besonders des Fernhaltens von Vieh, wenn nicht das Festtreten durch Überweiden beabsichtigt
wird.
Die Impfung
[* 27] findet da statt, wo man Rasenstücke in erforderlicher Menge von andern Grundstücken haben kann oder bei Umbauten
den vorher abgeschälten und beiseite gebrachten Rasen wieder verwendet; man legt die Rasenstücke egal
nebeneinander an und walzt sie tüchtig an; entweder wird vollständig oder nur in Karees gedeckt, wobei dann die leeren
Zwischenräume besäet werden oder der natürlichen Berasung überlassen bleiben. Das Verjüngen findet nur bei schon bestehenden
Wiesen durch Aufeggen, Einsaat und Überfahren der besäeten Stellen mit Kompost, Sand oder Erde zum Schutz
des Samens statt; man bessert dadurch Fehlstellen aus. Düngung kann bei rationeller Wiesenkultur nur da entbehrt werden,
wo das Rieselwasser reich genug an geeigneten
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