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ist und sich am Ende häufig in Form eines Ballons (Kropfes) erweitert. Es folgt dann im Hinterleib der eigentliche Magen [* 2] (Chylusmagen), der aber häufig nicht scharf nach vorn und hinten abgegrenzt ist, und darauf der Darm. [* 3] Bei manchen Raubinsekten schiebt sich zwischen Kropf und Chylusmagen ein Vor- oder Kaumagen ein, dessen kräftige muskulöse Wandung innen mit dickem Chitin überzogen und mit stärkern Leisten, Zähnen und Borsten besetzt ist. Schlund, Speiseröhre und Kaumagen gehören ebensogut wie der Enddarm der äußern Haut [* 4] an, sind nur Einstülpungen derselben und wechseln bei den Häutungen (s. unten) ihre Chitinbekleidung.
An der Grenze von Magen und Darm münden in letztern eine Anzahl (vier oder mehr, selbst Hunderte) langer, fadenförmiger Blindschläuche, die sogen. Malpighischen Gefäße (s. d.), welche harnartige Stoffe absondern und daher die Nieren der I. vorstellen [* 1] (Fig. 5). Dicht beim After sind manchmal noch besondere Drüsen vorhanden, deren ätzendes oder übelriechendes Sekret ebensowohl wie der manchmal willkürlich entleerte Kot als Verteidigungswaffe dient. Andre in der Haut gelegene Drüsen sind die Wachsdrüsen, die namentlich bei gewissen Cikaden den Leib mit flockigem Wachs (Puder) einhüllen.
Ferner sind hier noch die Spinndrüsen zu nennen, zwei lange, im Hinterleib liegende Blindschläuche, deren Ausführungsgang auf der Unterlippe mündet und ein bei Zutritt der Luft zu einem Faden [* 5] gerinnendes Sekret absondert. Diese Fäden dienen zur Befestigung von Geweben und Hüllen, welche den Larven und ganz besonders den Puppen zum Schutz dienen (s. unten). Bei Wanzen finden sich in Brust oder Hinterleib eigentümliche Stinkdrüsen vor. Endlich besitzen viele Weibchen von Hautflüglern im Hinterleib Giftdrüsen [* 1] (Fig. 5), deren in einer besondern Blase aufbewahrter Saft durch Muskeldruck auf dieselbe in den Giftstachel entleert und so in die Stichwunde gebracht werden kann. (In ähnlicher Weise fließt bei manchen saugenden I. der Speichel aus den Speicheldrüsen in die mit den Kiefern gemachte Wunde.) Der Zirkulationsapparat ist auf ein Herz in der Mittellinie des Hinterleibsrückens beschränkt, welches durch Quereinschnürungen in Kammern geteilt ist und sich in ein durch Brust und Kopf hindurchziehendes Rohr, die Aorta, verlängert.
Das meist farblose Blut, welches konstante Blutzellen enthält, strömt durch seitliche Öffnungen in die Kammern ein, wird durch Zusammenziehung des Rückengefäßes aus der einen in die andre Kammer, endlich in die Aorta getrieben, ergießt sich dann frei in den Leibesraum und strömt von da in den Lücken zwischen den Organen wieder zum Herzen. Diese Vereinfachung des Zirkulationsapparats erklärt sich aus der ausgedehnten Verbreitung und reichen Verästelung der Respirationsorgane, welche sich als luftführende Röhren, [* 6] Tracheen [* 7] (s. d.), in allen Organen verzweigen und ihren Luftbedarf durch spaltförmige Öffnungen in der Körperhaut (Atemlöcher, Stigmen) erhalten.
Die Stigmen liegen auf der Grenze zweier Körperringe, fehlen aber stets am Kopf; der Thorax besitzt meist zwei, das Abdomen höchstens acht Paare. Wasserbewohnende Larven von Käfern, Fliegen [* 8] etc. haben aber oft nur zwei Stigmen am Ende des Hinterleibes oder auch gar keine Stigmen (sogen. geschlossenes Tracheensystem); in letzterm Fall geschieht die Aufnahme der im Wasser gelösten Luft in die Tracheen entweder durch besondere blattartige oder fadenförmige Kiemen (Tracheenkiemen), oder durch den Darm, oder endlich durch die gesamte Körperhaut.
Bei guten Fliegern befinden sich an den Tracheen besondere kleine Säcke (Tracheenblasen), die vor dem Flug voll Luft gepumpt werden. Ein eigentümliches Organ ist der Fettkörper (corpus adiposum), der sich besonders reichlich während der Larvenzeit unter der Haut in den Zwischenräumen zwischen den Eingeweiden vorfindet und aus Haufen fetthaltiger Zellen besteht, zwischen und an welchen sich zahlreiche, überaus feine Tracheen verästeln. Er ist wahrscheinlich zunächst als Magazin von Reservestoffen zu betrachten, die bei der Ausbildung des vollkommenen Insekts zur Anlage neuer Körperteile und zum Wachstum der Geschlechtsorgane benutzt werden. In ihrem Bau schließen sich dem Fettkörper die Leuchtorgane der Leuchtkäfer (Lampyriden) an, paarige, zarte Platten an der Bauchfläche verschiedener Hinterleibssegmente, welche teils aus blassen, eiweißreichen, teils aus körnchenreichen harnsäurehaltigen Zellen bestehen, zwischen denen sich Tracheen und Nerven [* 9] in äußerst reichen Verzweigungen ausbreiten. Die Vorgänge, unter denen das Leuchten stattfindet, sind noch nicht genau bekannt.
Das Nervensystem der I. [* 1] (Fig. 6 a u. b) besteht, wie bei allen Gliederfüßlern, aus Gehirn [* 10] und Bauchstrang. Letzterer setzt sich in seiner ursprünglichsten Form (bei sehr vielen Larven und bei manchen ausgebildeten Tieren) aus einer Kette von Ganglien zusammen, von denen jedes das ihm zugehörige
[* 1] ^[Abb.: Fig. 5. Verdauungsapparat der Biene.] [* 11] ¶
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Körpersegment samt Anhängen (Beinen etc.) versorgt. Im Thorax sind also drei vorhanden, im Hinterleib aber höchstens nur acht, da das letzte einen Komplex mehrerer im Embryo noch getrennter Ganglien darstellt. Bei andern I. verschmelzen dann die Hinterleibsganglien mehr und mehr miteinander und endlich auch mit den drei Brustganglien, so daß im extremsten Fall der Verkürzung der Bauchkette nur eine einzige in der Brust befindliche Nervenmasse existiert. Das im Kopf gelegene Gehirn ist besonders in seiner obern Partie (dem Oberschlundganglion O) stark ausgebildet, am vollkommensten bei den seelisch am höchsten stehenden Hautflüglern; es entsendet die Sinnesnerven und scheint der Sitz der seelischen Thätigkeiten zu sein.
Die untere Gehirnpartie (das Unterschlundganglion U) versorgt die Mundteile mit Nerven und scheint die Bewegungen zu regeln. Außerdem entspringt vom Gehirn das System der Schlundnerven, und in der Nähe eines Ganglions der Bauchkette zweigen sich Nerven ab, welche vielleicht dem Sympathicus der Wirbeltiere entsprechen. Von den Sinnesorganen sind Augen sehr allgemein vorhanden und zu hoher Vollkommenheit ausgebildet; sie kommen als zusammengesetzte oder Netzaugen und als einfache Punktaugen vor.
Letztere stehen meist zu dreien auf dem Scheitel und heißen deshalb Scheitelaugen [* 12] (Fig. 1, 3, 4). Die beiden nur selten fehlenden oder durch einfache Augen ersetzten Netzaugen, auch wegen der aus vielen einzelnen Flächen (Facetten) bestehenden Hornhaut facettierte Augen genannt, liegen an beiden Seiten der Stirn und breiten sich nicht selten über einen großen Teil des Kopfes aus; die Zahl ihrer Korneafacetten erreicht oft mehrere Tausende. Das Sehen [* 13] mit den Punktaugen geschieht genau so wie bei den Wirbeltieren, mit den zusammengesetzten Augen jedoch in andrer Weise.
Jede Facette entwirft nämlich nicht ein Bildchen des ganzen Gegenstandes auf der Netzhaut, sondern bildet nur den ihm gerade gegenüberliegenden Punkt ab; somit erhält das Insekt nur ein einziges, aber aus vielen Punkten mosaikartig zusammengesetztes Bild des Gegenstandes (vgl. Auge, [* 14] S. 73). Gehörorgane in Blasenform mit Hörsteinen (Otolithen) im Innern kommen bei I. nur äußerst selten vor, doch kann die Fähigkeit zu hören nicht bezweifelt werden, und so finden sich denn auch bei gewissen Heuschrecken [* 15] entweder am Anfang des Hinterleibes oder an den Vorderbeinen eigentümliche Bildungen vor, die höchst wahrscheinlich die Tonempfindung vermitteln.
Der Tastsinn wird vorzugsweise durch die Fühler, die Taster der Mundteile und die Tarsenglieder der Beine, aber auch durch Anhänge der gesamten Haut, z. B. die Tastborsten am Körper zarter Insektenlarven, vermittelt. Geruchsorgane kommen, wie es scheint, allgemein verbreitet vor und haben ihren Sitz auf der Oberfläche der Fühler meist in besondern Grübchen. Zahlreiche I. erzeugen willkürlich Laute und zwar meist durch Reiben von Körperteilen aneinander, z. B. der Schenkel an den Flügeln oder des einen Flügels am andern (Heuschrecken) oder der Hinterleibsringe an den Flügeldecken (Käfer) [* 16] etc. Ein trommelartiges Stimmorgan führen die Männchen der Cikaden am Anfang des Hinterleibes; Maikäfer, Bienen, Fliegen u. a. besitzen in den Tracheenmündungen besondere dünnhäutige Zungen, welche beim Flug vibrieren und zusammen mit dem Eigenton der schwirrenden Flügel das Summen hervorbringen.
Fortpflanzung der Insekten.
Die Fortpflanzung der I. ist vorwiegend zweigeschlechtlich. Die männlichen und weiblichen Organe sind durchweg auf verschiedene Individuen verteilt, korrespondieren aber in ihren Teilen und ihren Lagebeziehungen mit den übrigen Organen des Körpers. Schon im Embryo werden sie angelegt, entwickeln sich jedoch erst in der letzten Periode des Larvenlebens oder im Puppenzustand und treten fast immer nur bei dem vollendeten Insekt in Funktion, wenn sie nicht, wie bei den meisten weiblichen Individuen der gesellig lebenden I., auf einer frühern Entwickelungsstufe stehen bleiben.
Männchen und Weibchen unterscheiden sich auch äußerlich: gewöhnlich sind erstere schlanker gebaut, mit vollkommenen Sinnesorganen, größern Fühlern, schönerer Färbung versehen und bewegen sich leichter und schneller. Bisweilen bleiben die Weibchen flügellos und larvenähnlich, doch kann auch das Verhältnis umgekehrt sein. Von den Geschlechtsorganen selbst sind die Keimdrüsen (Hode, resp. Eierstock) fast stets paarig, übrigens aber in sehr wechselnder Form und Zahl vorhanden. Samen [* 17] und Eier [* 18] gelangen in die paarigen Samen-, resp. Eileiter und werden entweder (nur bei den Eintagsfliegen) direkt nach außen entleert, so daß also für jedes Geschlecht zwei Geschlechtsöffnungen vorhanden sind, oder treten in einen unpaaren Gang [* 19] und von da aus in das gleichfalls unpaare Begattungsorgan (Rute, resp. Scheide) ein. Besondere Drüsen, deren Saft einen Kitt zur Befestigung der Eier liefert oder zum
[* 12] ^[Abb.: Fig. 6. Nervensystem (a) eines Käfers (Coccinella), b der Larve. s Stirnganglien, A Augenganglien, O Gehirn (Oberschlundganglien), U Unterschlundganglien, G Ganglien des Bauchstranges.] ¶