Insektenbestäubung etc. - Insektenfressende Pflanzen
mehr
Kolonialwaren, lebende
Pflanzen oder
Tiere (als
Parasiten) verschleppt, auch direkt, wie die
Bienen, übergesiedelt worden.
Fossil
finden sich I. bereits in den ältesten
Schichten und zwar in so verschiedenen
Formen vor, daß schon damals ein großer
Reichtum
an ihnen geherrscht haben muß. Zur Steinkohlenzeit scheinen bereits
Schmetterlinge
[* 2] existiert zu haben,
obwohl im allgemeinen die
Ordnungen der
Käfer,
[* 3]
Gerad- und
Netzflügler vorherrschen (s. auch die
Libelle von
Solnhofen auf Tafel
»Juraformation
[* 4] I«).
Reich an
Arten und Individuen sind die Tertiärschichten, aber immer noch finden sich verhältnismäßig
wenige gegenüber dem
Reichtum der Gegenwart. Aus dem
Miocän sind gegen 1300
Arten bekannt und gehören
fast alle lebenden
Gattungen an.
Die
Einteilung der I. hat seit den
ZeitenLinnés, der sie nach den Flugorganen versuchte, sehr gewechselt; in der Gegenwart
nimmt man auf die natürliche (d. h.
Bluts-)
Verwandtschaft Rücksicht und ist dabei zu folgenden Ergebnissen gekommen. Die
ältesten I. sind zweifellos diejenigen, bei denen in keinem
Lebensalter eine
Spur von
Flügeln vorhanden
ist; von den übrigen sind die mit beißenden Mundteilen mehr der ursprünglichen Form treu geblieben als die mit saugenden
Mundteilen. Im einzelnen lassen sich allerdings die Beziehungen der
Ordnungen zu einander noch nicht genau ermitteln, indessen
ist es doch z. B. ziemlich sichergestellt, daß die
Schmetterlinge von den Phryganiden abstammen etc.
Auf
Grund dieser Überlegungen lassen sich folgende 10
Ordnungen der I. ausstellen.
1)
Flügellose (Aptera,Apteren). Die hierher gehörigen I. werden übrigens häufig als eine Abteilung der
Geradflügler
[* 5] aufgefaßt.
Die Litteratur über die Insektenkunde oder
Entomologie ist ungemein reichhaltig. Zu nennen sind in erster
Linie:
Swammerdam, Bijbel der natuure, of historie der Insekten
[* 12]
(Leiden
[* 13] 1737-38);
Réaumur,
Mémoires pour servir à
l'histoire des Insectes (Par. 1734-42, 6 Bde.);
Pflanzen (hierzu die Tafel »Insektenfressende Pflanzen«),
eine
Gruppe von
Gewächsen, hauptsächlich
aus den
Familien der
Droseraceen, Utrikulariaceen,
Sarraceniaceen und Nepentheen, welche Einrichtungen zum
Fang von
Insekten und
ähnlichen
Tieren besitzen und dieselben unter
Ausscheidung eines Ferments teilweise auflösen. Die erste
Nachricht über eine derartige
Pflanze wurde 1768 von dem amerikanischen Naturforscher
Ellis in einem
Brief an
Linné gegeben
und betraf die
Venusfliegenfalle
(Dionaea), welche in ihren bei Berührungen lebhaft zusammenklappenden, gewimperten und borstigen
Blättern
Insekten fängt und aussaugt.
Diderot legte ihr bereits den
Namen einer »fleischfressenden«
Pflanze (une plante presque carnivore) bei.
Ein ähnliches Verhalten beobachteteRoth 1779 an den Sonnentauarten
(Drosera) unsrer Torfwiesen, deren
Blätter reichlich mit
schleimaussondernden
Drüsen bedeckt sind und sich ebenfalls, wenn auch langsamer, um das gefangene
Insekt schließen. Obwohl
nun diese und spätere Beobachter behauptet hatten, daß die genannten
Droseraceen die
Insekten oder auch
auf die
Blätter gelegte Fleischstückchen vermittelst der ausgeschiedenen Säfte auflösen und verdauen, erregte diese
Ansicht
ein allgemeineres Aufsehen doch erst, nachdem
Darwin eine
Reihe systematischer
Beobachtungen und
Versuche an diesen
Pflanzen begonnen
und deren Ergebnisse gelegentlich in Abhandlungen sowie später (1875) in einem
besondern
Buch veröffentlicht hatte.
Zahlreiche
Forscher, wie
Hooker,
Kohn,
Morren,
Warming,
Stein,
Kurtz u. a., beschäftigten sich ebenfalls mit dem interessanten
Gegenstand. Gegenwärtig kennt man
ca. 350
Arten insektenfressender
Pflanzen aus 15
Gattungen, von denen
Repräsentanten fast
in keinem
Florengebiet der
Erde fehlen. Nach der Art der Fangeinrichtung lassen sich Schließfänger,
Drüsen-
und Schlauchfänger unterscheiden. Zu der ersten
Kategorie gehört die in den Moorgründen von
Nord- und
Südcarolina einheimische
DionaeamuscipulaL., die eine grundständige
Rosette von 5-6 merkwürdig umgestalteten, reizbaren Blättern trägt; oberhalb
des geflügelten Blattstiels steht nämlich eine aus zwei beweglichen
¶
Hälften gebildete Blattfläche, welche um die Mittelrippe wie um ein Scharnier zusammenklappen können, und deren steife
Randborsten dabei wie die Finger zweier zusammengefalteter Hände ineinander greifen. Diese Bewegung erfolgt fast momentan,
sobald eine der drei auf jeder Blatthälfte oberseits stehenden langen Haarborsten berührt wird. Erfolgt die Berührung
durch ein Insekt oder durch ein aufgelegtes Stückchen Eiweiß, Fleisch u. dgl., so beginnen nach völligem
Schluß der Klappenvorrichtung Hunderte von Drüsenhaaren (Digestionsdrüsen) der Blattoberfläche aus ihren scheibenförmigen
Köpfchen ein Sekret in großer Menge auszuscheiden, das etwa in 4-6 Tagen den gefangenen Körper bis auf die Hartteile auflöst,
um die stickstoffhaltigen Substanzen desselben aufzunehmen und gleichsam zu verdauen; schließlich öffnet
sich das so gefütterte Blatt
[* 23] wieder und wächst kräftig weiter.
Einfacher ist die Fangvorrichtung bei der wasserbewohnenden, durch Mittel- und Südeuropa sporadisch verbreiteten, auch in
Ostindien
[* 24] und Australien
[* 25] vorkommenden AldrovandavesiculosaL., die, wie auch Dionaea, zu der Familie der Droseraceen gehört.
Ihre frei im Wasser schwimmenden Stengel
[* 26] tragen quirlig gestellte, von 4-5 Borsten umgebene Blätter, deren
halbkreisförmige Blattflächen in der Mitte scharf zusammengeklappt sind und mit ihren eingebogenen Rändern übereinander
greifen. Die Reizbarkeit dieser Teile zeigt sich darin, daß in warmem Wasser die Klappen sich öffnen und bei Berührung der
auf der Blattfläche stehenden zarten Borsten sich für längere Zeit schließen; besondere Verdauungsdrüsen
sind in diesem Fall nicht vorhanden. In den Fangklappen der Aldrovanda werden kleine Krustaceen (Daphnia, Cyclops, Cypris) sowie
auch Insektenlarven gefangen und tagelang eingeschlossen gehalten.
Ein schönes Beispiel einer als Drüsenfänger konstruierten Pflanze bieten unsre einheimischen, zwischen Torfmoosen wachsenden
Drosera-Arten dar. Die kleinen, mit sehr schwachen Wurzeln versehenen Pflänzchen von DroserarotundifoliaL. haben eine grundständige,
braunrot gefärbte Blattrosette, aus deren Mitte der Blütenstengel sich erhebt; jedes Blatt trägt auf einem 2-5 cm langen
Stiel eine fast kreisrunde Blattfläche von ca. 1 qcm Oberfläche, deren Oberseite und Rand mit roten,
stielartigen, am Ende ein glänzendes Köpfchen tragenden Drüsen, den sogen. Tentakeln, dicht besetzt sind.
Dieselben sind im ungereizten Zustand gerade ausgestreckt und sondern aus dem Drüsenköpfchen schleimige Tropfen aus, die
der Pflanze den NamenSonnentau verschafften. Sobald ein kleines Insekt (Fliege, Mücke od. dgl.) mit dem Schleim in Berührung
kommt, bleibt es daran hängen und sucht sich zwar zu befreien, wird aber, da es von zahlreichen Drüsen allerseits umgeben
ist, in der Regel festgehalten und stirbt nach Verlauf kurzer Zeit. Zugleich beginnen die Tentakeln sich an ihrem Stiel so
zu krümmen, daß sie mit ihrem Drüsenkopf gerade den Insektenkörper berühren und denselben mit ihrem
Schleim einzuhüllen vermögen.
Das bis dahin neutral reagierende Sekret wird nunmehr sauer und ist im stande, peptonisierend zu wirken, d. h. Eiweißstoffe
(Fibrin) aufzulösen. Mit der Reizung der Tentakeln geht eine Veränderung in den oberflächlichen Zellen des Drüsenköpfchens
parallel; das von einer purpurnen Flüssigkeit umgebene, sonst farblose, randständige Plasma dieser Zellen
ballt sich nämlich zu purpurgefärbten Massen von verschiedener Gestalt zusammen, während der Zellsaft seine Farbe fast verliert.
Auch die Fläche des Drosera-Blattes selbst krümmt
sich um den Insektenkörper herum ein, nachdem die auflösende Wirkung des
Sekrets längere Zeit gedauert hat. Nach Auflösung der Weichteile des Tiers und erfolgter Verdauung derselben
breiten sich Blattfläche und Tentakeln schließlich wieder normal aus. Übrigens findet man an den im Freien wachsenden Pflänzchen
von Drosera in der Regel zahlreiche Reste von ausgesogenen kleinen Insekten; auch kann man an kultivierten Pflanzen die Fütterung
mit sehr kleinen Stückchen Fleisch, Eiweiß, Käse u. dgl. erfolgreich
ausführen. - Eine viel einfachere Fangeinrichtung als die eben geschilderte besitzen die einheimischen Pinguicula-Arten aus
der Familie der Utrikulariaceen.
Bei ihnen ist eine dem Boden aufliegende Rosette zungenförmig gestalteter breiter Blätter vorhanden, welche sehr zahlreiche,
einem Hutpilz ähnliche Drüsen tragen und eine klebrige Flüssigkeit aussondern. Insekten oder auch kleine
Eiweiß- und Fleischstückchen veranlassen auf der Blattfläche lebhafte Sekretion sowie auch eine langsame Einrollung der
Blattränder nach oben. Einige ausländische Verwandte von Drosera, wie das in Portugal
[* 27] u. Marokko
[* 28] einheimische Drosophyllum
lusitanicum St., die südafrikanische Roridula dentataL. und die australische Byblis giganteaLindl., besitzen unbewegliche,
stark sezernierende Verdauungsdrüsen und gehören daher ebenfalls zu den Drüsenfängern.
Den Typus der Schlauchfänger stellen in unsrer einheimischen Flora die Utricularia-Arten dar, wurzellose, schwimmende Wasserpflanzen
[* 29] mit fiederförmig verästelten Zweigen, an denen kleine, linsen- oder erbsenähnliche, aus umgestalteten Blattzipfeln hervorgegangene
lufterfüllte Blasen sitzen. Letztere tragen an ihrem mit einer Öffnung versehenen obern Ende eine Art
von Verschlußklappe, die mit ihrem freien Rand unter einem Wulste des gegenüberliegenden Mündungsteils liegt, so daß die
Klappe einem beweglichen kleinen Körper wohl den Zutritt von außen, aber nicht den Austritt von innen her gestattet und in
ersterm Fall sich durch ihre Elastizität von selbst wieder schließt.
Rechts und links vom Eingang der Blase stehen vier lange, an die Fühler von Krustaceen erinnernde Borsten,
in ihrem Innern befinden sich zweispaltige Haare,
[* 30] während Verdauungsdrüsen fehlen. In diese Falle werden vorzugsweise kleine
Krustaceen gelockt, die sich tagelang darin umherbewegen und schließlich zersetzt werden. Ausländische Utrikulariaceen,
wie die australische GattungPolypompholyxLehm. und die im tropischen Amerika
[* 31] einheimischen Arten von Genlisea
St.-Hil., besitzen ähnliche Schläuche, in deren Innerm bei letztgenannter Gattung auch zwei Reihen von Sekretionsdrüsen vorhanden
sind.
Ganz besonders ausgezeichnete Schlauchfänger sind die schon seit den ZeitenLinnés bekannten Kannenträger (Nepenthes), deren
Arten die Sumpfgegenden des tropischen Asien,
[* 32] vor allen die des Indischen Archipels, Ceylon,
[* 33] die Philippinen,
Neukaledonien
[* 34] und Neuguinea, die Seschellen und Madagaskar
[* 35] bewohnen. An ihren kletternden Blattstielranken stehen hohe, bisweilen
⅓ m lange, krugförmige Erweiterungen, deren ringförmigem Rande die Blattfläche als seitlicher Deckel aufsitzt; der dicke
Ring der Krugmündung sowie die Unterseite des Deckels sind mit zahlreichen Honigdrüsen besetzt, welche
im Verein mit auffallender Färbung der sie tragenden Teile der Anlockung von Insekten dienen. Im Innern des Krugs gleiten die
angelockten Kerbtiere an einer glatten Fläche hinab, um im untern Teil der Behälter in eine Flüssigkeit zu geraten, welche
von zahlreichen an der
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