Fremonville die
Niederlande,
[* 2]
England,
Frankreich und
Italien
[* 3] und erhielt nach seiner Rückkehr, noch ohne das erforderliche
Alter
erreicht zu haben, eine Ratsherrnstelle in seiner Vaterstadt. Mehrere
Reisen nach
Wien
[* 4] in städtischen Angelegenheiten veranlaßten
seine Ernennung zum kaiserlichen
Rat. Er starb als
Präsident des Ratskollegiums in
Breslau.
[* 5] Hofmannswaldau, der
sich persönlich großer Geschäftsgewandtheit und eines unbescholtenen Lebenswandels rühmte, übte als Dichter den verhängnisvollsten
Einfluß, indem
er denSchwulst, den
Antithesen- und Bilderwust des italienischen
Marinismus in die deutsche
Poesie einführte.
Seine übersüße Zierlichkeit, seine an das Lächerliche und Possenhafte streifende falsche Erhabenheit wurden von den Zeitgenossen
kritiklos bewundert; er war der
erste inDeutschland,
[* 6] der einen sinnlisch ^[richtig: sinnlich]-lüsternen
Ton absichtlich und mit vollster
Kälte anstimmte und bis zum
Ekel fortsang. Dies erweisen besonders seine
»Galanten Gelegenheitsgedichte«
und seine zum Teil
Marini nachgebildeten
»Heroiden«, welche unter dem
Titel: »Kuriose Heldenbriefe und andre herrliche Gedichte«
(Bresl. 1673 u. öfter) erschienen. Er schrieb
auch einen »Sterbenden
Sokrates« in
Prosa mit untermischten
Versen und übersetzte
Guarinis
»GetreuenSchäfer«. Eine vollständige
Gesamtausgabe seiner Werke, worin aber auch Gedichte von
Lohenstein,
Besser u. a. enthalten sind, besorgte B.
Neukirch (Leipz.
1695-1727, 7 Bde.; neue Aufl. 1734).
Eine Auswahl erschien in der
»Bibliothek deutscher Dichter des 17.
Jahrhunderts«, Bd. 14 (Leipz.
1838),
(lat.
Magister,
Praefectus curiae), im
Mittelalter einer der ersten Hofbeamten der deutschen
Kaiser und
Könige. Seine Amtsfunktion bestand zunächst in der Leitung der königlichen
Hauswirtschaft und im Dienen um die
private
Person des Monarchen. Derartige Beamte kamen auch an andern Fürstenhöfen und auch bei kleinern
Dynasten vor. Das
Hofmeisteramt gewann im 15. Jahrh. nach und nach die Bedeutung eines Staatsamtes, und
der Hofmeister entfaltete schließlich an den deutschen Fürstenhöfen nahezu die Wirksamkeit eines
Haus- und
Kabinettsministers. Die
ältesten Hofmeister in
Deutschland waren klösterliche Wirtschaftsbeamte, welche als Adlaten der
Äbte die weltliche
Geschäftsführung
besorgten.
Noch jetzt wird in manchen Gegenden der Verwalter eines größern
Gutes Hofmeister genannt; außerdem ist die Bezeichnung
für
Hauslehrer (s. d.) üblich.
Vgl. Seeliger, Das deutsche Hofmeisteramt (Innsbr. 1885).
Namentlich lieferte er ein klares
Bild des verwandtschaftlichen genetischen Zusammenhanges der
Kryptogamen und
Phanerogamen.
Was
Häckel erst nach
Darwins Auftreten die phylogenetische
Methode nannte, hatte Hofmeister lange vorher in seinen vergleichenden Untersuchungen
thatsächlich und mit großartigem Erfolg durchgeführt.
Ferner sind hervorzuheben seine Untersuchungen über das
Saftsteigen in den
Pflanzen, über Bewegungserscheinungen und Richtungsänderungen von Pflanzenteilen, über die
Gewebespannung,
über die Wachstumsgesetze der
Stämme und
Blätter der höhern
Kryptogamen mittels gesetzmäßig sich teilender
Scheitelzellen,
über die
Blattstellung
[* 15] und über die
Entwickelungsgeschichte der
Blüten. Seit 1865 gab Hofmeister mit
de Bary,
Irmisch und
Sachs ein
»Handbuch der physiologischen
Botanik« heraus, zu welchem er selbst als ersten
Band
[* 16] die
»Lehre
[* 17] von der
Pflanzenzelle«
und die »Allgemeine
Morphologie der
Gewächse« (Leipz. 1867-68) schrieb.
an den
Höfen der
Fürsten bis zu der Zeit, wo die modern-französische
Etikette zur Herrschaft gelangte,
gewisse
Personen, welche zur Unterhaltung und Ergötzung der Herrschaften bestimmt waren, sie mochten nun vermöge ihres angebornen
Talents den
Hof zum
Stichblatt ihrer
Witze machen oder diesem ihrerDummheit oder Pedanterie wegen als Zielscheibe
des
Spottes dienen.
Schon bei den
Festen und Schmausereien der Alten waren Lustigmacher unentbehrlich, wie wir aus
Xenophons
»Gastmahl« sehen, und an den
Gattungen der
Parasiten
(Schmarotzer), witzigen Spottvögel (scurrae) und zwerghaften, buckligen
oder sonst mißgestalteten Dummköpfe (moriones) scheint weder bei den Griechen noch bei den
Römern Mangel
gewesen zu sein.
Die eigentlichen Hofnarren jedoch, wie sie an den Fürstenhöfen seit dem 15. Jahrh.
zur Vollständigkeit des Hofstaats gehörten, kommen zuerst nach den
Kreuzzügen vor. Während aber z. B. die an dem französischen
Hof, unter denen sich namentlich Bruisquet und
Angeli Berühmtheit erworben haben, feine Hofleute waren
und sich als geistreiche Erzähler wie überhaupt durch bedeutendes Unterhaltungstalent auszeichneten, treten uns in den
an den deutschen
Höfen ganz andre
Naturen entgegen. Die großen
Herren in
Deutschland hatten in ihrer
Nähe am liebsten lustige
Leute, um sich nach ernsten
Geschäften an den Späßen derselben zu ergötzen; doch sehen wir hier und
da mit dem
Scherz auch den
Ernst gepaart, und der »lustige
Rat« wurde zu einem förmlichen, oft sehr
¶
Viel genannt ist auch der Hofnarr des KurfürstenKarlPhilipp von der Pfalz, der Zwerg Perkeo, dessen hölzernes Standbild noch
jetzt im Keller des HeidelbergerSchlosses zu sehen ist. Wie das Benehmen der Hofnarren von dem andrer Leute verschieden
war, so wurde es nach und nach auch ihre Tracht. Der beschorne Kopf scheint sich von den alten Mimen auf die Narren späterer
Zeiten vererbt zu haben, und in dieser Beziehung werden sie nicht selten mit den tonsurierten Mönchen
zusammengestellt.
Die Narrenkappe (Gugel,
[* 22] Kogel, cucullus) war ein kugelförmiger oder turbanähnlicher Kopfputz, wie ihn jetzt noch die Bergleute
zu tragen pflegen. Da aber auch Gelehrte, Mönche und gemeine Leute sich der Gugel (s. d.) bedienten und diese an und für sich
den Narren nicht mehr genugsam charakterisierte, so setzte man ihr schon im 15. Jahrh.
Eselsohren an oder verzierte sie mit dem Hahnenkamm, einem ausgezackten Streifen roten Tuches, welcher von der Stirn bis in den
Nacken lief. Zu dem Putz eines Hofnarren gehörte ferner der breite Halskragen, welchen man auch noch an unserm deutschen Hanswurst
wahrnimmt, und die Schellen, welche im Mittelalter von Reichen und Vornehmen, seit dem 15. Jahrh. aber nur
von privilegierten Narren und zwar an der Kappe, an den Eselsohren, an der Brust, am Gürtel,
[* 23] an den Ellbogen, an den Knieen und
an den Schuhen getragen zu werden pflegten.
Soll, wie das Sprichwort sagt, ein Narr einem König gleich sein, so darf ihm das Zepter nicht fehlen, und
er besaß es auch wirklich in der Gestalt des Narrenkolbens, welcher anfangs nichts weiter als der in Sümpfen wachsende Rohrkolben
(TyphaL.), der daher auch den Namen Narrenzepter führt, gewesen zu sein scheint. Später fertigte man
ihn aus Leder, in Form einer Herkuleskeule, woran sich oben gewöhnlich ein Narrenkopf mit herausgereckter Zunge als Verzierung
befand.
Der Narr hatte diese Angriffs- und Verteidigungswaffe an einem Riemen an der Hand
[* 24] oder am Arm hängen. Schon gegen das Ende des 15. Jahrh.
artete das Wesen der Hofnarren besonders in Deutschland aus; da nämlich zuletzt fast jeder Edelmann seinen Hofnarren hielt,
so ward das Land mit Narren und Spitzbuben zugleich übersäet, indem viele Gauner sich vom ersten besten Adligen das Narrenpatent
ausstellen ließen, um unter dieser Firma Schelmen- und Schurkenstreiche ausüben zu können.
Auf den Reichstagen von 1495 bis 1575 wurden gegen diesen Unfug und namentlich gegen die Titularnarren
strenge Beschlüsse gefaßt. Die französische Hofsitte verdrängte zu Anfang des 18. Jahrh.
endlich die Hofnarren von den europäischen Höfen. Der närrische Pedant J. P. Gundling am HofeFriedrichWilhelms I., welcher nur durch
die unzähligen Possen, die man mit ihm trieb, berühmt geworden ist, war kein eigentlicher Hofnarr. Nur
am russischen Hof begann um dieselbe Zeit erst die Blüte
[* 25] der Hofnarren, aber in neuer, durchaus origineller Art. Peter d. Gr.
und die KaiserinAnna benutzten das Institut der Hofnarren zur Zügelung und Züchtigung ihrer Umgebung, indem sie diejenigen, welche
irgend eine Thorheit
begangen hatten, dafür zu Hofnarren ernannten.