Witz
,
Witzel - Wiuga

* 2
Seite 16.707. auf natürlicher
Anlage beruhende Fertigkeit, (entfernte)
Ähnlichkeiten zwischen Verschiedenem, wie der
Scharfsinn
die Fertigkeit, verborgene Verschiedenheiten zwischen ähnlichem zu entdecken. Dies Ähnliche selbst, das zugleich schlagend
und überraschend sein muß, heißt der Vergleichungspunkt
(tertium comparationis). Den Musterwitz
Kästners:
»Als
Pythagoras den nach ihm benannten
Lehrsatz fand, opferte
er den
Göttern eine
Hekatombe; seitdem
¶
mehr
zittert jeder Ochs, so oft eine neue Wahrheit entdeckt wird« hat sich Börne angeeignet. Der Witz
ist Sachwitz, wenn die Ähnlichkeit
[* 3] (wie oben) im Gedanken, Wortwitz
(Calembourg, Kalauer),
wenn sie bloß in den Worten liegt (Wortspiel). Ein solcher ist die bekannte
Antwort einer Napoleonfeindin auf die Bemerkung, daß alle Corsen nichts taugten: Nicht alle, aber »buona
parte« (ein guter Teil davon). Wer gute Witze
zu machen versteht, heißt ein witziger Kopf, wer darauf ausgeht, ein Witzkopf
,
wer auch erzwungene Ähnlichkeiten nicht scheut, ein Witzbold
, wer um jeden Preis Lachen erregen will, ein Witz-
oder Possenreißer.
Witz
und Scharfsinn, die beide auf der Einsicht in den Inhalt des Vorgestellten beruhen, sind beide Verstandessache,
jener des kombinierenden, dieser des sondernden; der Witz
kann komisch, aber muß nicht eben gutmütig sein (boshafter
Witz
). Durch die Absicht, zu verletzen, wird er zum Pasquill.
Vgl. Löwenstein, Witz
und Humor, Theorie und Praxis (Stuttg. 1877);
K. Fischer, Über den Witz
(2. Aufl., Leipz. 1889).