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Schriftsteller es bloß auf Ergötzung und Zeitvertreib abgesehen hatten, benutzten dagegen andre die im Altertum sehr beliebte Form des Dialogs, um außer heitern und satirischen auch ernste und philosophische Gegenstände zu behandeln. Dahin gehören die unter dem Namen »Gli Asolani« bekannten Gespräche über die Liebe von Pietro Bembo (gest. 1547), die Dialoge des Sperone Speroni (gest. 1588) über die Liebe, die Würde der Frauen, die Pflichten einer Hausfrau etc., die des Antonio Bruccioli (gest. 1567) über Moral, Physik und Metaphysik, die dem Platon nachgebildeten Dialoge des T. Tasso über Adel, die Pflichten eines Familienvaters, weibliche Tugend, Freundschaft und andre moralische Gegenstände, die Dialoge des Leonardo Salviati (gest. 1589) über die Freundschaft, die des Lodovico Dolce, Muzio u. v. a. Der geistreichste unter diesen Schriftstellern ist ohne Zweifel Giambattista Gelli aus Florenz [* 2] (gest. 1563), Verfasser zahlreicher »Lettere« über Dante und Petrarca und der »Capricci del bottajo«, eines Gesprächs zwischen dem Menschen und seiner Seele, welches von der Inquisition verboten wurde. Das berühmteste Buch dieser Art aus jener Zeit ist der »Cortigiano« des Grafen Baldassare Castiglione (gest. 1529),
welcher die Eigenschaften eines vollkommenen Hofmanns darstellt und von der Crusca unter die »Testi di lingua« aufgenommen wurde.
Die Zahl der Geschichtschreiber dieser Periode, sowohl derer, welche lateinisch, als derer, welche italienisch schrieben, ist äußerst bedeutend. Die vielen kleinen Staaten, in welche Italien [* 3] damals noch geteilt war, und wovon jeder eine an äußern und innern Schicksalen reiche Geschichte besaß, veranlaßten viele, die Geschichte ihres Vaterlandes aufzuzeichnen, während von der andern Seite die verschlungenen Verhältnisse dieser Staaten untereinander und die alle Gemüter heftig bewegenden Beziehungen zu größern Mächten, wie Deutschland, [* 4] Frankreich, Spanien, [* 5] und den Päpsten notwendig den Scharfsinn der Staatsmänner beschäftigen und ausbilden und jene von den Neuern Politik genannte Kunst erzeugen mußten, wodurch die Kleinen sich mit argwöhnischer und listiger Gewandtheit gegen die Übermacht der Großen zu schützen suchten.
An der Spitze der Politiker und Geschichtschreiber dieser Zeit steht der ebensoviel bewunderte wie geschmähte Niccolò Machiavelli (1469-1527), der vorzüglichste Prosaiker des Jahrhunderts, dessen Schriften, die Erzeugnisse einer unfreiwilligen Muße und daher Arbeiten eines ruhig forschenden und denkenden Geistes, der Historiographie eine neue Bahn gebrochen haben. Hierher gehören seine »Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio«, »Dell' arte della guerra«, die »Storie fiorentine« und der »Principe«.
Neben ihm verdienen angeführt zu werden: Scipione Ammirato (gest. 1601),
dessen »Discorsi sopra C. Tacito« vorzüglich gegen Machiavelli gerichtet sind, und von dem man auch eine Geschichte von Florenz hat;
Paolo Paruta aus Venedig [* 6] (gest. 1598),
Verfasser von »Discorsi politici« und einer Geschichte von Venedig;
Giovanni Bottero aus Piemont (gest. 1617),
in dessen »Della ragione di stato« und »Relazioni universali« die ersten gesunden Prinzipien über Besteuerung und Nationalwohlstand enthalten sind.
Unter denen, welche die allgemeine Geschichte ihrer Zeit geschrieben, ragen hervor: Paolo Giovio aus Como (gest. 1552),
welcher authentische Nachrichten sammelte und sie in einem lateinisch geschriebenen und auch durch Schönheit der Latinität berühmten Werk: »Historiae sui temporis ab anno 1494-1547«, verarbeitete;
Francesco Guicciardini aus Florenz (gest. 1540),
dessen »Storia d'Italia« in einem schwerfälligen, hochtrabenden Stil geschrieben und nichts weniger als eine zuverlässige Quelle [* 7] ist;
Bernardo Ruccellai (Oricellarius, gest. 1514),
dessen gleichfalls lateinisch abgefaßte Schrift »De bellis italicis« (der Zug Karls VIII.) in Sprache [* 8] und Darstellung ausgezeichnet ist.
Der Sprache wegen wird gerühmt Pier Francesco Giambullaris »Storia dell' Europa [* 9] dall' anno 887-913«. Noch sind zu nennen: Giambattista Adriani aus Florenz (gest. 1579),
dessen »Storia de' suoi tempi« das Lob der Wahrheit und der Unparteilichkeit verdient;
welcher in zierlichem Latein »Commentarii« über die Kriege im nördlichen Italien von 1521 bis 1530 geschrieben hat;
Giorgio Florio aus Mailand, [* 10] welcher lateinisch die Kriege Karls VIII. und Ludwigs XII. in Italien beschrieb;
Biagio Buonaccorsi aus Florenz, welcher ein trocknes, aber brauchbares »Diario italiano« über die Jahre 1498-1512 geliefert hat.
Auch die Spezialgeschichte der einzelnen Städte hat zahlreiche Bearbeiter gefunden. Florenz hat neben Machiavelli noch folgende Geschichtschreiber aufzuweisen: Jacopo Nardi, Filippo Nerli, Benedetto Varchi, Bernardo Segni, Vincenzio Borghini, Giammichele Bruto, Gino und Neri Capponi und Giovanni Cavalcanti. Die Geschichte Venedigs ist lateinisch bearbeitet im »Chronicon venetum«, in italienischer Sprache von einem Ungenannten, von Andrea Mocenigo und Pietro Bembo, dessen »Rerum venetarum historiae« auch von ihm selbst ins Italienische übersetzt worden sind.
Genua [* 11] hat außer Agostino Giustiniani als Geschichtschreiber aufzuweisen: Jacopo Bonfadio und Uberto Foglietta. Des erstern »Annales genuenses ab anno 1528-50« sind wahrhaft klassisch geschrieben und auch sonst bedeutend, und nicht weniger Lob verdient des letztern lateinisch geschriebene Geschichte von Genua in zwölf Büchern. Für die Geschichte van Ferrara [* 12] sind von Bedeutung das Werk des Giraldi Cinzio: »De Ferraria et Atestinis« und die »Storia de' principi d'Este« von Giambattista Pigna.
Geschichtschreiber
Neapels in dieser
Periode waren der schon als Dichter erwähnte
Angelo di Costanzo und Gianantonio Summonte,
der die Geschichte
Neapels vom Ursprung der Stadt bis 1582 schrieb. Auch die Geschichte fremder
Länder ist von Italienern,
welche dort in kirchlichen oder diplomatischen
Geschäften angestellt waren, damals vielfältig, wenn
auch nicht immer mit voller Sachkenntnis beschrieben worden. Dahin gehören die Geschichte
Frankreichs von
Paolo Emili aus
Verona
[* 13] (gest. 1529) in lateinischer
Sprache, die
Schriften über
Spanien von Lucio
Marino aus
Sizilien,
[* 14] welcher lange am
Hofe
Ferdinands
des
Katholischen lebte; ferner die ebenfalls lateinisch geschriebene Geschichte
Englands von
Polidoro Vergilio
(gest. 1555), die »Commentarj delle cose d'Europa,
specialmente de' Paesi bassi, dal 1529-60« von
Lodovico
Guicciardini, welcher lange in den
Niederlanden gelebt, und zwei wichtige
Werke über die neuentdeckten
Länder:
»De insulis nuper inventis« und
»De rebus oceanicis et orbe
novo« von
Pietro Martire d'Anhiera aus
Arona (gest. 1526) wie die
»Historiae indicae« von Giampietro
Maffei (gest. 1603), welche er im
Auftrag des
Königs
Heinrich von
Portugal schrieb. Die bisher vernachlässigte
Kirchengeschichte wurde infolge der Anfeindungen
der
Protestanten in
Angriff genommen, so namentlich von
Cäsar
Baronius (gest. 1607), dessen Riesenwerk, die »Annales
ecclesiastici«,
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wenigstens des Verfassers eisernen Fleiß bezeugt. Auch theoretisch oder praktisch belehrende Werke erschienen jetzt. Das Hauptwerk für die Geschichte der Kunst sind ohne Vergleich die »Vite de' più eccellenti pittori, scultori ed architetti« von Giorgio Vasari aus Arezzo (gest. 1574). Mehr theoretisch handelt von der Malerei und Skulptur »Il riposo« von Rafaello Borghini, in Gesprächsform. Nicht minder wichtig sind die Schriften des wissenschaftlich ungebildeten, aber höchst originellen Benvenuto Cellini (gest. 1570),
besonders seine Selbstbiographie, sowie die Abhandlungen »Dell' arte della pittura« von Giampolo Lomazzi aus Mailand, die »Pareri sopra la pittura« von dem Maler Bernardino Campi aus Cremona und »De' veri precetti della pittura« von Giambattista Armenino aus Faenza. Die Baukunst [* 16] behandelte Andrea Palladio aus Vicenza (gest. 1580) in seinem großen Werk »Dell' architettura«. Schlecht in der Sprache, aber bedeutend für die Kunst ist die »Idea d'architettura universale« von Vicenzo Scammozzi (1616),
in dessen Werken sich schon der verdorbene
Geschmack des folgenden
Jahrhunderts zeigt. Die Litteraturgeschichte war noch äußerst dürftig bearbeitet. Die Schrift »Dell' origine della poesia
rimata« von Giammaria Barbieri (gest. 1571) enthält gute Untersuchungen über die älteste Poesie der Provençalen und Italiener.
Die gelehrten Arbeiten des Antonio Possevino, seine »Bibliotheca selecta« und »Apparatus
sacer«, sind mehr Encyklopädien als Litteraturgeschichten. Von den Philosophen, welche mit Hintansetzung
der bisherigen Systeme sich eine eigne, kühne Bahn der Forschung schufen, sind nennenswert: Girolamo Cardano (gest. 1576);
Giordano Bruno (gest. 1600) und Lucilio Pompeio Vanini (gest. 1619).
Vierte Periode (17. und 18. Jahrh.).
Die vierte Periode reicht vom Ende des 16. bis gegen das Ende des 18. Jahrh. und ist die Zeit des Verfalls der italienischen Litteratur. Übertriebene Verfeinerung und Weichlichkeit, Blasiertheit und Genußsucht in den gebildetern Ständen, Abstumpfung, Aberglaube, Verdummung und Liederlichkeit dagegen in den niedern Klassen des Volkes sowie der Argwohn und die Verfolgungssucht der in den einzelnen Republiken aufgetauchten Dynastien und einer herz- und geistlosen Geistlichkeit mögen die Hauptursachen dieses bedauerlichen Rückganges gewesen sein.
Was die Poesie anlangt, so wird in dieser Periode des verdorbenen
Geschmacks die poetische Wahrheit und Natürlichkeit der Darstellung
ersetzt durch leere Wortfülle, durch unpassende, oft plumpe und falsche Bilder, durch falschen Witz, Wortspiele, geschraubte
Antithesen und unsinnige Metaphern. Doch ist nicht zu leugnen, daß deutliche Spuren dieses Übels sich
schon bei Petrarca finden, und daß die Lust daran sich durch das ganze 16. Jahrh. hindurchzieht
und namentlich auch bei Tasso nicht zu verkennen ist. Je mehr nun die spätern Dichter ohne innere Begeisterung die Poesie
nur als ein heiteres Spiel zur Befriedigung der Eitelkeit und zur Erheiterung fremden Müßigganges betrachteten, um so mächtiger
mußte auch jene falsche Richtung hervortreten.
Die Zahl der Dichter, namentlich der Lyriker, ist Legion. Als Urheber des Verderbens pflegt Giambattista Marini (gest. 1625), der Verfasser des großen Gedichts »Adone«, genannt zu werden. Die allgemeine Bewunderung, welche er fand, rief eine ganze Dichterschule (Marinisten) hervor, welche die Fehler ihres Meisters nachzuahmen und nach Kräften noch zu überbieten suchte. Bis zum tollsten Übermaß aber wurde diese Manier von zwei Juristen aus Bologna, Claudio Achillini (gest. 1640) und Girolamo Petri (gest. 1626), getrieben. Mit ernstem Streben, wenn auch nicht mit großem Erfolg suchten einige Dichter durch Werke gediegener Art dem Verderben zu steuern, als deren bedeutendster Gabriello Chiabrera aus Savona (gest. 1637) zu nennen ist. Derselbe versuchte der italienischen Lyrik den Geist und die Formen der Alten zu geben, weshalb er denn auch die sogen. pindarische Ode an die Stelle der Kanzone setzte; aber nur seine lyrischen Gedichte zeigen diesen edlern Stil, während er in seinen Epen selbst oft in hohlen Schwulst verfällt. Desselben Fehlers wie Chiabrera macht sich auch häufig Fulvio Testi (gest. 1646) schuldig. Männlicher und edler ist der patriotische Dichter Vincenzo da Filicaja (gest. 1707) aus Florenz, dessen Kanzonen auf die Belagerung und Befreiung Wiens berühmt sind. Benedetto Menzini aus Florenz (gest. 1704) gehört ebenfalls, besonders durch seine Satiren und seine »Arte poetica«, zu den bessern Dichtern seiner Zeit. Die Königin Christine von Schweden, [* 17] welche ihre letzten Jahre in Rom [* 18] verlebte, hatte sich eine Art von poetischem Hof [* 19] gebildet, zu welchem außer Menzini auch Alessandro Guidi (gest. 1712), welcher in der Art des Chiabrera dichtete, Giambattista Felice Zappi (gest. 1719), Francesco de Lemene (gest. 1704), Carlo Maria Maggi (gest. 1699) u. a. gehörten. Die Mitglieder dieser und einer ähnlichen Privatgesellschaft vereinigten sich später unter Gravinas und Crescimbenis Leitung zu der Akademie der Arkadier, welche ursprünglich den Zweck hatte, auf eine größere Einfachkeit und Natürlichkeit in der Dichtkunst hinzuwirken, thatsächlich aber nur neue Geschmacklosigkeiten an die Stelle der frühern setzte. Einen bei weitem höhern Platz würde Carlo Frugoni aus Genua (gest. 1768) beanspruchen können, wenn seine zahlreichen Poesien weniger ungleich wären. Ganz andrer Art, dem Geiste Dantes und Petrarcas verwandt, sind die nicht zahlreichen Gedichte des auch als Mathematiker und Astronom ausgezeichneten Eustachio Manfredi aus Bologna (gest. 1739); auch Paoli Rollis (gest. 1767) lyrische Gedichte sind nicht ohne Wert. Sehr dürftig fällt in dieser Periode die Rubrik des ernsten Heldengedichts aus. Außer den schon erwähnten, jetzt vergessenen epischen Dichtungen von Chiabrera verdient unter den sogen. Epopöen nur »Il conquista di Granada« [* 20] von Girolamo Graziani (gest. 1675) allenfalls Erwähnung.
Als eine eigentümliche Gattung treten zwei ernste Dichtungen hervor: »Adamo il mondo creato« von Tommaso Campailla (gleichsam ein christlicher Lukrez) und »Visioni sacre e morali« von Alfonso Varano, worin sich eine erfreuliche Rückkehr zur Gesinnung und Sprache des Dante zeigt. Besser gedieh in dieser Zeit politischer Verkommenheit das komische Heldengedicht. Als Meister in dieser Gattung gilt Alessandro Tassoni (gest. 1635), dessen Gedicht »La secchia rapita« noch jetzt auch außerhalb Italiens [* 21] gelesen wird.
Schwächer ist »Lo schemo degli Dei« von Fr. da Bracciolini aus Pistoja (gest. 1645). Jedem Fremden aber, ja selbst den heutigen Florentinern fast ganz unverständlich ist das »Malmantile racquistato« des Malers Lorenzo Lippi (gest. 1664). Aus der großen Zahl ähnlicher Werke erwähnen wir noch als die berühmtesten: Bartolommeo Corsinis »Torracchione desolato«, des Grafen Carlo de' Dottori »L'asino«, Bartolommeo Bocchinis »Le [* 22] pazzie de' savj ovvero il Lambertuccio«, Francesco Baldovinos »Il lamento di Cecco da Varlunga«, Gianfrancesco ¶