Balzac
(franz., spr. -sack), Art bequemer Sessel (nach dem gleichnamigen Schriftsteller genannt).
Balzac
2 Seiten, 1'713 Wörter, 11'554 Zeichen
Balzac
(franz., spr. -sack), Art bequemer Sessel (nach dem gleichnamigen Schriftsteller genannt).
Balzac
(spr. -sack), 1) Jean Louis Guez de, franz. Schriftsteller, geb. 1594 zu Angoulême, wurde unter Richelieu Staatsrat, Historiograph von Frankreich und Mitglied der Akademie und starb auf seinem Schloß an der Charente hat auf die französische Prosa einen ähnlichen Einfluß ausgeübt wie Malherbe auf die Poesie. In dem Wohlklang der Phrasen, der Symmetrie der Perioden, der Eleganz der Bilder und Figuren ist er lange Zeit Muster geblieben, doch fehlt es ihm an Charakter und Herz; selbst seine vielbewunderten Briefe sind oft gedankenleer. Er war das Orakel des Hôtel Rambouillet und der Akademie und wußte von seinem Schloß aus diese beiden geistigen Hauptmächte seiner Zeit trefflich zu dirigieren. In seinem »Aristippe« u. »Le [* 2] Socrate chrétien« verlangt er blinden Gehorsam gegen die Obrigkeit, vornehmlich gegen die Kirche; in seinem »Prince« schildert er die Regententugenden Ludwigs XIII. Seine Werke erschienen gesammelt 1665, 2 Bde.; neue Ausgaben von Malitourne (1822) und von Moreau (1854, 2 Bde.). In neuerer Zeit aufgefundene »Lettres inédites« veröffentlichte Tamizey de Larroque (Par. 1874).
2) Honoré de, franz. Romandichter, geb. zu Tours, [* 3] erhielt seine Schulbildung in Vendôme und Paris, [* 4] trat dann in die Schreibstube eines Notars, verließ sie aber bald und widmete sich gegen den Willen seines Vaters der Schriftstellerei. Da seine ersten Romane, die er unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlichte, absolut nicht beachtet wurden, übernahm er eine Buchdruckerei, die er aber infolge schlechter Geschäfte bald wieder aufgeben mußte. Nun kehrte er zur Litteratur zurück, und mit dem Roman »Le dernier Chouan, ou la Bretagne en 1800« (1829, 4 Bde.),
den er unter seinem eignen Namen mit der Hinzufügung des Wörtchens »de« erscheinen ließ, schwang er sich mit einemmal zur Berühmtheit des Tags empor. Von nun an erschienen Schlag auf Schlag eine Unmasse von Romanen, Erzählungen, Sittenschilderungen, in welchen er die allmählich entstandene Idee, alle Seiten des menschlichen Lebens darzustellen, zu verwirklichen suchte. Bis zu einem gewissen Grad ist ihm dies gelungen; ¶
in der »Comédie humaine«, wie er selbst die Gesamtheit seiner Schriften bezeichnete, vereinigte er: »Scènes de la vie privée« (»La femme de trente ans«, »La grenadière«, im ganzen 27 Werke);
»Scènes de la vie de province« (»Eugénie Grandet« etc.);
»Scènes de la vie parisienne« (»La dernière incarnation de Vautrin«, »Le père Goriot«, »Grandeur et décadence de César Birotteau«, »La cousine Bette«);
»Scènes de la vie politique«;
»Scènes de la vie militaire«;
»Scènes de la vie de campagne«;
»Études philosophiques« (»La peau de chagrin«, »Louis Lambert«);
»Études analytiques« (»La physiologie du mariage«).
Dazu kommen noch: »Cent contes drolatiques« (3 Bde.),
in Geschmack und Sprache [* 6] Rabelais';
einige Dramen, mit denen er aber keinen Beifall fand, wie »Vautrin« (1840 einmal aufgeführt, dann wegen Immoralität verboten),
»La Marâtre« (1848);
einige Komödien: »Les ressources de Quinola« (1842) und »Mercadet, ou le faiseur« (1851),
welches sehr gefiel und 1868 mit Erfolg wieder aufgenommen wurde.
Sein letztes
Werk, der Roman »Les parents pauvres«, ist auch wohl sein reifstes. Balzacs
Romane zeigen eine vorzügliche Schilderung des
bürgerlichen Lebens, dem er den Glanz des Reichtums und die eleganten Formen und hochtönenden Namen der Aristokratie andichtet,
ohne daß darum seine Personen in Manier und Gesittung ihre Parvenünatur verleugnen. Deshalb fällt auch
Balzacs
Erfolg mit dem Bürgerkönigtum zusammen. Mit der Julirevolution ging sein Stern auf, in der Februarrevolution, die
den vierten Stand zur Herrschaft brachte, erbleichte er, und als Balzac
sich gerade in die neue Lage gefunden hatte, starb er Eine
andre, wesentliche Stütze seines Ruhms hatte er in der Frauenwelt gefunden, deren Herz er gewann durch
»La femme de trente ans« (1831). Weil er die Frauen dies eine Mal vorzüglich getroffen hatte, so glaubten sie ihm nun aufs
Wort; ja, selbst seine Übertreibungen wurden dadurch wahr, daß man sie nachahmte.
Seinen Erfolg in Frankreich übertraf aber bei weitem der in Europa;
[* 7] überall wurde Balzac
gelesen, man kopierte
das Leben seiner Helden und Heldinnen und möblierte sich à la Balzac.
So schrieb er Romane auf Romane, ohne die Nachfrage des Publikums
und seinen eignen Durst nach Reichtum und Genuß befriedigen zu können. Aber seine ungeheure Produktivität erschöpfte bald
seine dichterische Phantasie, und er mußte den niedrigsten Leidenschaften der Menge schmeicheln. In seinen »Contes drolatiques«,
der »Physiologie du mariage« etc. ist er dem nacktesten Realismus verfallen, und mit Recht nennen ihn die Zola und Genossen ihren
Herrn und Meister. So ist der Wert der Schriften Balzacs
auch nur ein geringer.
Allerdings haben wenige Schriftsteller es verstanden, so treu die Sitten der Zeit und des Landes zu schildern, so tief in die Herzen der Menschen einzudringen und das Beobachtete zu einem lebendigen, überraschend wahren Bild zu vereinigen. Aber seine Schilderungen sind jedes idealen Elements bar, die letzten Gründe menschlicher Handlungen führt er auf die Leidenschaften und den gemeinsten Egoismus zurück, besonders seine Schilderungen des weiblichen Herzens sind oft von empörendem Naturalismus.
Dazu kommen häufig eine große Flüchtigkeit in der Anordnung des Stoffes, Geschmacklosigkeit im Ausdruck und so viele Mängel
im Stil, daß man über die Langmut der in diesem Punkte doch so fein fühlenden Franzosen staunen muß.
Balzacs
Werke erscheinen in einzelnen Ausgaben noch jedes Jahr und sind auch mehrmals gesammelt worden, z. B.
1856-59, 45 Bde.,
und 1869-75, 25 Bde. (der letzte enthält Balzacs
Briefwechsel
von 1819 bis 1850); eine Ergänzung bildet die »Histoire des œuvres de H. de Balzac«
von Lovenjoul (1879).
Vgl. Laura Surville (Balzacs
Schwester),
Balzac, sa vie et ses œuvres (Par. 1858);
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Balzac
Balzac, 1) Jean Louis Guez de
Balzac.
Balzac, 1) Jean Louis Guez de.
Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
---|---|---|---|---|
52.348 | Balzac | Th. Gautier | H. de B. | (1859) |
18.106 | Balzac | M. Barrière | L'œuvre de H. de B. | (Par. 1890) |
52.348 | Balzac | Wormeley | Life of B. | (Bost. 1892) |
52.348 | Balzac | Barrière | L'œuvre de H. De B. | (ebd. 1890) |
52.348 | Balzac | G., Ferry | B. et ses amies | (ebd. 1889) |
17.92 | Balzac | Favre | B. et le temps présent | (Par. 1887) |
52.348 | Balzac | Favre | B. et les temps présent | (Par. 1887) |
52.348 | Balzac | A. Cabat | Études sur l'œuvres de B. | (ebd. 1889) |
52.348 | Balzac | Lovenjoul | Histoire des œvres de H. de B. | (2. Aufl., Par. 1886) |
2.302 | Balzac | "Histoire des œuvres de H. de B." | von Lovenjoul (1879) | |
2.302 | Balzac | G. Brandes in der | "Deutschen Rundschau" | (Januar 1881) |
52.348 | Balzac | G. Brandes | H. de B. | (in der "Deutschen Rundschau", Jan. 1881) |
2.301 | Balzac | "Le dernier Chouan, ou la Bretagne en 1800" | (1829, 4 Bde.) | |
52.348 | Balzac | "Vautrin" | (1840, als unsittlich verboten) | |
52.348 | Balzac | Conrart gab B.s | "Entretiens" | (Leid. 1659) |
52.349 | Balzac | "Lettres inédites" | von Tamizey de Larroque (ebd. 1874) | |
2.302 | Balzac | E. Zola | Über B. | (in "Nord und Süd", April 1880) |
7.581 | Gozlan | "Balzac chez lui" | (1862) | |
6.958 | Gautier | "Honoré de Balzac" | Erinnerungen (1858) | |
52.348 | Balzac | "Le lis dans la vallée" | (1835) | |
2.302 | Balzac | "La femme de trente ans" | (1831) | |
2.302 | Balzac | "Les ressources de Quinola" | (1842) | |
2.302 | Balzac | "Cent contes drolatiques" | (3 Bde.) | |
52.348 | Balzac | "Peau de chagrin" | (2 Bde., 1831) | |
2.301 | Balzac | In neuerer Zeit aufgefundene | "Lettres inédites" | veröffentlichte Tamizey de Larroque (Par. 1874) |
52.348 | Balzac | Fast gleichzeitig veröffentlichte er die Erzählungen | "Scènes de la vie privée" | (1829-30,1832 u. ö.) |
2.302 | Balzac | "Scènes de la vie militaire"; | ||
2.302 | Balzac | "Scènes de la vie de campagne"; | ||
2.302 | Balzac | "Mercadet, ou le faiseur" | (1851) | |
52.348 | Balzac | "Mercadet, ou le faiseur" | (1851) |
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