(spr. bornjeh),Henri, Vicomte de, franz. Dichter, geb. zu
Lunel
(DepartementHérault) aus einer alten
und geachteten
Familie, studierte in
Montpellier
[* 5] und
Paris
[* 6] die
Rechtswissenschaft und erhielt infolge eines Bändchens Gedichte,
das er unter dem
Titel: »Les premières feuilles« (1848) veröffentlichte, eineAnstellung an der
Bibliothek
des
Arsenals, wo er mit der Zeit zum Oberbibliothekar emporrückte. Bornier ist als dramatischer Dichter fruchtbar
und zeichnet sich besonders durch
Glanz derDiktion aus.
»Agamemnon« (frei
nach
Seneca, 1868) und als seine neuesten
Stücke, durch die er eigentlich erst populär geworden ist, die versifizierten,
an
Anspielungen auf die Zeitereignisse reichen
Schauspiele: »La fille de
Roland« (1875; deutsch von
Giers, 1880),
»Les
noces d'Attila« (1879) und »L'Apôtre«
(1881) sowie das einaktige Gelegenheitsstück »Les
deux villes«
(Paris u.
Toulouse),
[* 8]
Auch der
Text zu der
Oper »Dimitri«
von V.
Joncières rührt von Bornier her. Als lyrischer Dichter erhielt er zweimal (1861 für die
Dichtung »L'isthme de
Suez« und 1863 für »La
France dans l'extrême
Orient«) von der
Akademie den poetischen
Preis, ebenso 1864 den rhetorischen für
sein
ȃloge de
Chateaubriand«. Außerdem schrieb er die Gedichte: »La guerre d'Orient« (1858),
»La soeur de charité au dix-neuvième
siècle« (1859),
»Un cousin de passage« (1865) und »La
Lizardière« (1882) sowie zahlreiche
Novellen und litterarische
Aufsätze etc. Gesammelt erschienen
»Poésies complètes« (1881).
welches in seiner größten
Ausdehnung
[* 11] mit Einschluß
des von ihm abhängigenKanem (s. d.) u. des von beiden eingeschlossenen
Tsadsees einen
Umfang von 242,701 qkm (4407,7 QM.) hat, in engerer Umgrenzung
zwischen
Kanem und dem Tsadsee,
Bagirmi,
Adamáua,
Sokoto und dem Tuareggebiet der
Sahara 148,405 qkm (2695 QM.) mißt. Das Land,
jetzt eins der bekanntesten Territorien Zentralafrikas, ist im ganzen eine weite Tiefebene; nur im W.
und S. treten Bergzüge von 200-300 m über die
Grenzen.
[* 12]
Der
Boden ist zum großen Teil sandig und unfruchtbar, kulturfähig aber in den sehr zahlreichen
Oasen sowie in den regelmäßig
durch
Überschwemmungen bewässerten, dicht bewaldeten Uferlandschaften der
Flüsse,
[* 13] wo auch die ziemlich starke
Bevölkerung
[* 14] zusammengedrängt ist. Unter
den Gewässern gelten der Tsadsee, durch welchen Bornu von
Kanem getrennt wird,
der Komadugu oder Waubé und der
Schari, welcher die Ostgrenze bildet, als die bedeutendsten. Die
Hitze ist außerordentlich
groß.
Zwischen den
Monaten März und Juni, wenn die glühenden
Süd- und Südwestwinde wehen, hält sich das
Thermometer
[* 15] selbst während
der
Nächte auf 40° C.
Schwere Gewitterwolken verhüllen die
Sonne,
[* 16] unter gewaltigen
Stürmen stürzen fast beständig dichte
Regengüsse nieder, und eine drückende, feuchte
Atmosphäre lastet wie ein
Alp auf allen lebenden
Wesen. Dann herrschen die
gefährlichsten
Fieber. Die trockne und verhältnismäßig kühle
Jahreszeit beginnt im
Oktober, und im
Januar geht
das
Thermometer nicht über 25° C. hinaus, sinkt des
Morgens aber bis 14° herab.
Von diesen unterscheiden sich die südlichen Anwohner des Tsadsees durch ihre körperliche
Bildung so sehr, daß die
Weiber
der
Landschaft Logone zu den schönsten ihres
Geschlechts in Nordafrika gerechnet werden. DemCharakter
nach gelten die
Kanuri für gutmütig, furchtsam und indolent.
Gleich andern
Negern pflegen sie ihre
Wangen,
Stirn,
Arme und
Schenkel
zu färben. Sie wohnen in vielen kleinen Ortschaften zerstreut und treiben fast ausschließlich
Ackerbau, während andre
StämmeKamele,
[* 25]
Rinder
[* 26] und vorzügliche
Pferde
[* 27] züchten.
Das eigentliche Reich Bornu, welches früher einen Teil des ReichsKanem bildete, ward von Ali Dunamani (1472-1505)
begründet, erreichte seine höchste Macht unter Edriß Alaoma (1571-1603), geriet aber dann rasch in Verfall. Als 1808 die
Fulbe unter ihrem EmirSaki Domfodio alle umliegenden Länder unterwarfen und auch Bornu angriffen, floh der Sultan von Bornu zu den
stammverwandten Kanembu, deren Herrscher, der ScheichEmin, ein Heer sammelte, mit dem erSaki eine blutige Niederlage beibrachte.
Der Sultan von Bornu nahm nun seinen Thron
[* 33] wieder ein; doch behielt seitdem der Scheich von Bornu, wie Emin und seine Nachfolger sich
nannten, alle wirkliche Macht in in den Händen, und der Sultan sank zur bloßen Staatsfigur herab. Der
SultanOmar (1835-82) ist durch die Unterstützung, welche er den deutschen ReisendenBarth, Vogel, Beurmann, Rohlfs und Nachtigal
angedeihen ließ, bekannt geworden; 1870 sandte ihm König Wilhelm vonPreußen
[* 34] deshalb eine Anzahl Geschenke.