Barabinsche
Steppe, s. Baraba. ^[= oder eine große niedrige Steppe im westl. Sibirien, zwischen Irtysch und ...]
Steppe, s. Baraba. ^[= oder eine große niedrige Steppe im westl. Sibirien, zwischen Irtysch und ...]
oder Berabra (arab. Berabira, die Mehrzahl von Barbari oder Berberi), Name der Nubier, welche das Nilthal von dem ersten Katarakt bei Assuan bis zum zweiten am Wadihalfa bewohnen. Ihre Gesamtzahl beträgt etwa 40000, die in 80 kleinern und einem größern Dorfe, Derr, dem Hauptort des Landes, wohnen. Die Barabra sind von rötlichbrauner Hautfarbe, mittlerer Gestalt, schwach entwickelter Muskulatur und langen Extremitäten. Ihre Physiognomie ist durchaus nicht negerartig und das Haar [* 2] nicht wollig.
Die Barabra sind mäßig und ehrlich und werden deshalb namentlich in Ägypten [* 3] wegen ihrer Zuverlässigkeit zu häuslichen Dienstleistungen gern verwendet. Wegen der Armut ihres Landes wandern die Barabra zahlreich in die Fremde, um sich dort Geld zu verdienen und die Ersparnisse schließlich in der Heimat zu verzehren. Als Vorfahren der Nubier werden von Lepsius die seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. auf den ägypt. Denkmälern wiederholt vorkommenden Uaua betrachtet. Jedenfalls sind die Barabra sehr alte Bewohner Nubiens und zwischen ihnen und den ägypt. Fellachen und Kopten [* 4] herrschen verwandtschaftliche Beziehungen. Die Barabra nahmen schon früh das Christentum an und schufen ein blühendes Reich, Dongola, bis 651 die Mohammedaner die christl. Berberkönige tributpflichtig machten. Um 1320 gingen die Barabra zum Islam über. 1815 wurden sie von den aus Ägypten verjagten Resten der Mamluken unterjocht, später machte Mehemed Ali sie dem Ägyptischen Reiche Unterthan, dem sie auch jetzt noch angehören.
Vgl. Hartmann, Reise des Freiherrn Adalbert von Barnim durch Nordostafrika 1859-60 (Berl. 1863);
ders., Naturgeschichtlich-mediz.
Skizze der Nilländer (ebd. 1866);
Reinisch, Die Nuba-Sprache (2 Bde., Wien [* 5] 1879);
Lepsius, Nubische Grammatik (Berl. 1880);
J. Jankó, Die (in der «Deutschen Rundschau für Geographie und Statistik», Jahrg. XIII, Heft 6).
auch Koralleholz, ein sehr hartes und dichtes Holz [* 6] von gleichmäßigem Korn, kommt vom Flusse Berbice in Englisch-Guayana und stammt von Erythrina corallodendron L.
Barack,
Karl Aug.,
Germanist, geb. zu Oberndorf, studierte zu
Tübingen,
[* 7] wurde 1855 Konservator
und Sekretär
[* 8] der
Bibliothek des
Germanischen Museums in
Nürnberg,
[* 9] leitete seit 1860 die Fürstlich von Fürstenbergische Hofbibliothek
zu Donaueschingen, deren Handschriften er (Tüb. 1865) beschrieb, und erließ einen
erfolgreichen Aufruf zur Wiedererrichtung der Universitätsbibliothek in
Straßburg.
[* 10] Barack
wurde Juli 1871 zu
deren Einrichtung und
Verwaltung berufen und Juni 1872 zum Oberbibliothekar und ord.
Professor ernannt. Wesentlich seiner Thatkraft ist es zu danken, daß die Bibliothek wieder über 675000 Bände besitzt. Seine Veröffentlichungen beschäftigen sich meist mit dem deutschen Mittelalter, besonders hervorzuheben sind: «Die Werke der Hrotsvitha» (Nürnb. 1858),
das satir.-didaktische Gedicht «Des Teufels Netz» (Stuttg. 1863),
«Gallus Oheims Chronik von Reichenau» (ebd. 1866),
die «Zimmerische Chronik» (4 Bde., 2. Aufl., Freib. i. Br. und Tüb. 1881),
seine wichtigen «Althochdeutschen Funde» («Ezzos Leich» und «Memento mori») in der «Zeitschrift für deutsches Altertum», Bd. 23 (1879),
und in phototyp. Faksimile (Straßb. 1879) u. a. Mit Heitz gab er «Elsässische Büchermarken» (Straßb. 1892) heraus.
Baracke
und
Barack
ensystem. Unter einer Baracke versteht man ein zur vorübergehenden
Unterkunft von
Menschen bestimmtes
eingeschossiges
Gebäude aus leichtem Material. Der
Ausdruck Baracke
stammt aus dem
Spanischen (barráca = Fischerhütte) und
wurde durch gascogn.
Truppen zunächst nach
Frankreich übertragen. Bis zum Ende des 17. Jahrh. bezeichnete
man daselbst als baraques die
Unterkunftsräume der
Kavallerie, während die Infanterie huttes bewohnte.
Später wurde der
Ausdruck baraque auf die Lagerhütten aller
Truppen ausgedehnt. Vier
Pfosten mit einem Flugdache aus Flechtwerk
oder
Stroh bildeten damals den ganzen
Bau. Seitdem haben die Baracken
einen andern, sehr abweichenden Charakter
angenommen und in den verschiedensten Formen, namentlich für militärische, in neuester Zeit jedoch auch für andere Zwecke,
mannigfache Verwendung gefunden. Die Bedeutung einer nur vorübergehend benutzten Wohnungsanlage ist dabei immer mehr verloren
gegangen, am frühesten und vollständigsten in England und Nordamerika,
[* 11] wo man unter barracks geradezu
Kasernen jeder Art versteht, auch wenn dieselben aus
Stein errichtet sind und
Stockwerke besitzen.
Als
Unterkunftsräume für
Truppen
(Mannschaftsbaracken) sind Baracken
verschiedenster Art sowohl in Feld- als in Friedenslagern,
auf
Schieß- und Übungsplätzen seit langem in Gebrauch. Für die Aufführung und Einrichtung giebt es in den
Armeen der größern
Staaten bestimmte Vorschriften. Die preuß. Baracken bestehen aus einem steinernen Fundament
(60 cm hoch), einem darüber ausgeführten Ständerwerk (3 m hoch), welches ausgemauert und mit Brettern bekleidet wird,
und aus einem meist flachen Bretterdach.
Ausgedehnte Verwendung fanden große Barackenlager 1870-71 in Deutschland [* 12] zur Unterbringung der zahlreichen franz. Kriegsgefangenen. Während man indessen noch damals diese Art der Unterkunft als einen Notbebelf betrachtete, geht neuerdings das Streben immer mehr dahin, Massenunterkunftsräume aller Art grundsätzlich als Baracken oder doch möglichst barackenähnlich zu gestalten, nachdem die Erfahrung (zuerst bei der Krankenbehandlung) gelehrt hat, daß die mit jeder Anhäufung von Menschen verbundenen gesundheitlichen Gefahren wesentlich vermindert werden, wenn zur Unterbringung anstatt eines großen, vielgeschossigen, mit zahlreichen Zwischenwänden versehenen Gebäudes mehrere kleine zur Verwendung kommen, die eine weit reichlichere Zufuhr von Licht [* 13] und Luft sowie eine gründlichere Reinigung gestatten.
Naturgemäß hat bei dem Barackenbau in dem Maße, in welchem der einstweilige Charakter des Bauwerks schwand, das früher ausschließlich verwandte leichte Material (Holz, Reisig, Stroh) dauerhafterm (Fachwerk, [* 14] Stein, Eisen, [* 15] Cement) Platz gemacht. Wesentlich ist nur noch, daß die Baracke (im Gegensatz zum zweigeschossigen Pavillon oder mehrgeschossigen mit Korridor versehenen Block) ein einziges, zu ebener Erde gelegenes oder wenig darüber erhöhtes Geschoß [* 16] besitzt und im Innern außer kleinen Nebenräumen nur 1-2 m der Längsachse aneinandergereihte Haupträume umschließt, von denen jeder im Gegensatz zum Korridorsystem die ganze Tiefe des Gebäudes einnimmt, daher einander gegenüberliegende Fenster, und zwar an seinen Längsseiten, besitzt. Dadurch wird eine sehr ausgiebige Lüftung auf sog. natürlichem Wege und starke Belichtung ermöglicht. (S. Kaserne.) ¶
Nach gleichen gesundheitlichen Gesichtspunkten wie bei der Armee werden seit einiger Zeit Baracken mit Vorliebe überall da verwandt, wo größere Arbeitermassen, nicht jedoch Arbeiterfamilien, untergebracht werden sollen, besonders bei Eisenbahnbauten, Kanalbauten u. s. w.
Besondere Bedeutung hat die Baracke in der Krankenbehandlung erlangt. Die Schaffung von Lazarettbaracken ist jedoch nicht erst der Neuzeit zuzuschreiben; dieselbe reicht vielmehr in die zweite Hälfte des 18. Jahrh. zurück und fällt zusammen mit den ersten Regungen einer zweckmäßigen Lazarett-, besonders Kriegslazarett-Hygieine. Größere Barackenlazarette entstanden in Deutschland während der Kriege im Anfang des 19. Jahrh. Weitere Ausdehnung [* 18] und Wichtigkeit gewann allerdings die Behandlung Kranker und Verwundeter in Baracken während des Krimkrieges (durch Pirogoff).
Ihre hauptsächlichste Anwendung und Fortbildung aber erfuhr die Lazarettbaracke im Amerikanischen Rebellionskriege (1862-65) und im Deutsch-Französischen Kriege von 1870 und 1871. Während des letztern wurden in 84 Orten Deutschlands [* 19] bei 114 Lazaretten 481 Krankenbaracken mit 13978 Lagerstellen nach den verschiedensten Systemen errichtet. Infolge der Kriegserfahrungen fand die Lazarettbaracke auch in Friedenslazaretten der Armee und im bürgerlichen Hospitalwesen Eingang, bis schließlich die ursprünglich nur als Aushilfe in Notlagen erdachte Baracke sich zu einer dauernden und vorherrschenden Einrichtung in den Krankenhausanlagen umgewandelt hat. Nachdem bereits 1840 in Leipzig [* 20] während des Sommers Günthersche Luftbuden, in den sechziger Jahren im Charité-Krankenhause zu Berlin [* 21] Baracken zur Belegung in jeder Jahreszeit in Gebrauch genommen waren, entstand 1869 zu Leipzig das erste selbständige bürgerliche Barackenlazarett, dem seit dieser Zeit eine ganze Reihe anderer gefolgt sind.
In ihrer gewöhnlichen Form ist die Hospitalbaracke ein langer, schmaler Bau, dessen Boden auf Balken oder Steinpfosten von 0,3 bis 1,2 m Höhe ruht. Die zum Einlassen von Licht und Luft bestimmten Fensteröffnungen sind entweder durch Glasfenster oder auch bloß durch Leinwandvorhänge geschützt. Zur Herstellung einer gehörigen Ventilation sind im Fußboden und dem Dache Klappen angebracht, die beliebig geöffnet werden können. Um hierbei das Innere der Baracke vor dein Regen zu schützen, trägt jede Baracke einen sog. Dachreiter, d. h. ein kleines schmaleres Dach, [* 22] welches auf dem Firste des eigentlichen Dachs angebracht ist, und in dessen vertikalen Seitenwänden sich die Ventilationsklappen befinden. Eine jede solche Baracke ist in ihren räumlichen Verhältnissen nichts als ein einziger großer Krankensaal, welcher 20-30, ja auch 60 Patienten aufnehmen kann und in Bezug auf Geräumigkeit, Lüftung, Reinlichkeit, übersichtliche Ordnung und Pflege allen Anforderungen entspricht.
Die reichen Erfahrungen, welche man während des Deutsch-Französischen Krieges von 1870 und1871 mit den Barackenlazaretten machte, haben ergeben, daß die Verwendung dieses Systems überhaupt für Krankenanstalten, auch für Civilhospitäler von ganz besonderer Bedeutung ist, da die Baracken insbesondere eine gute Ventilation, eine schnelle Beseitigung von Infektionsstoffen und eine leicht auszuführende Isolierung ansteckender Krankheitsformen ermöglichen, so daß jetzt fast jedes größere Krankenhaus [* 23] eine Anzahl derartiger gut ventilierter Barackenbauten besitzt.
Als ausschließliches System dürfte jedoch das Barackensystem in Deutschland schwerlich zur Geltung kommen, weil die ausreichende Heizung [* 24] der Baracken im Winter immerhin mit Schwierigkeiten verbunden ist. Eine allen Erfordernissen entsprechende umfängliche Krankenheilanstalt soll nach Ansicht der Autoritäten stets die drei Lazarettformen in sich schließen, die je nach Verschiedenheit der Krankheiten nach den bisherigen Erfahrungen sich als die geeignetsten erwiesen haben, nämlich ein Korridorlazarett, ein Pavillonlazarett und Baracken, welche letztere aber, wenn für die Friedenszeit und für die Dauer bestimmt, nicht bloß aus Holz, sondern massiv, aus Stein, zu errichten sind. (S. Krankenhaus.)
Eine überraschende Entwicklung bat der Barackenbau im letzten Jahrzehnt durch die auf Herstellung transportabler Baracken gerichteten Bemühungen erfahren. Professor von Esmarch empfahl zuerst 1869, Pirogoff 1871 versendbare Baracken für die Kriegskrankenpflege. Einzelne transportable Baracken kamen im Russisch-Türkischen Kriege 1877 und 1878 in unvollkommener Gestalt und unter ungünstigen Verhältnissen zur Anwendung. Planmäßigern Gebrauch von solchen Baracken machten die Österreicher während der Besetzung Bosniens und der Herzegowina 1878 und 1879. Seitdem ist der Gedanke namentlich seitens des preuß. Kriegsministeriums sowie seitens der Vereine vom Roten Kreuz [* 25] weiter verfolgt worden.
Die hauptsächlichste Förderung erfuhr derselbe durch den Wettbewerb zu Antwerpen [* 26] 1885 um einen von der Deutschen Kaiserin Augusta ausgesetzten Preis. Den meisten Eingang hat das daselbst mit dem ersten Preise gekrönte Döckersche Muster (mit mannigfachen Abänderungen im einzelnen) gefunden. Die versendbare Krankenbaracke, die bequem zerlegbar und leicht zusammensetzbar, von geringem Gewicht, gleichwohl aber dauerhaft und allen gesundheitlichen Anforderungen an eine gesundheitsgemäße Unterkunft genügen muß, soll im Kriege eine rasche Anlage oder Erweiterung von Lazaretten bei dem Mangel sonstiger geeigneter Krankenunterkunftsräume ermöglichen, den Verwundeten alsbald die Vorteile einer geregelten Lazarettbehandlung verschaffen, eine übermäßige Ausdehnung der Krankenzerstreuung verhindern, im Frieden bei Seuchen zur vorübergehenden Vergrößerung und Entlastung, oder als vorläufiger Ersatz stehender Militärlazarette sowohl als bürgerlicher Krankenhäuser, endlich zur Absonderung der mit ansteckenden Krankheiten Behafteten dienen.
Wie die Baracke überhaupt, so ist auch die versendbare Baracke allein Anschein nach berufen, nicht nur in der Krankenpflege, sondern auch als Unterkunftsraum für gesunde Truppen (Mannschaftsbaracke) besonders im Kriege eine wachsende Bedeutung zu erlangen, nachdem namentlich durch ein vom preuß. Kriegsministerium 1887 erlassenes Preisausschreiben zahlreiche zweckmäßige Muster bekannt geworden sind.
Auf der Internationalen Ausstellung für das Rote Kreuz zu Leipzig (Febr. 1892) befand sich eine transportable Baracke nach dem System des Dr. Düms (Leipzig); dieselbe, ein Zelt mit zwei etwa 12 cm voneinander entfernten Segeltuchwänden, ist leicht heizbar, wobei die zwischenliegende Luftschicht als schlechter Wärmeleiter dient. Ferner war eine transportable, kugelsichere Baracke aus Cementdielen ¶