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gio Lorenzetti, Spinello Aretino, Taddeo di Bartolo und Veccafumi. Unter den got. Gebäuden sind her- vorzuheben der Palazzo Tolomei (1205) und Vuon- signori, ein Vacksteinbau des 14. Jahrh., mit reicher Facade, 1848 restauriert, unter denen der Nenaif- fan'cezeit der Palazzo del Govcrno, 1469-1500 für Giacomo Piccolomini erbaut, wahrscheinlich nach einem Entwurf des Vcrnardo Nossellino, eins der gewaltigsten Gebäude S.s, mit dem großartigen Archiv (52000 Pergamenturkundcn) und einer wich- tigen Sammlung von bemalten Decken der alten Finanzregister, der Palazzo Spannochi, 1470 von einem Florentiner [* 2] erbaut, mit .hofhallen, jetzt Post- und Telegraphenamt, der Palazzo del Magnifico, für den Tyrannen Pandolfo Petrucci erbaut, mit ErzVerzierungen, die Loggia dci Nobili, 1417 nach dem Vorbild der Loggia dci Lanzi in Florenz [* 3] erbaut, und die Loggia del Papa, 1460-63 unter Pius ll. durch Antonio Federighi aus S. erbaut.
Das Isti- tuto ä6ii6 Volle ^Vrti enthält eine reiche Sammlung von Bildern, namentlich aus der ältern Siencser Schule, seit Anfang des 19. Jahrh, aus den Kunst- werken der aufgehobenen Klöster und des Palazzo Pubblico angelegt, namentlich treffliche Werke von Sodoma, Pacchia, Lorenzetti, Luca Signorclli und Pacchiarotto. Die Stadt hat zahlreiche Brunnen [* 4] und eine großartige unterirdische Wasserleitung [* 5] mit vortrefflichem Trinkwasfcr. Die Universität, deren Anfang man in das 1.1321 setzt, ist jetzt von ge- ringer Bedeutung. (Vgl. Zdekaucr, 1.0 Zwdio äi 8. N6i i-inaZcimento, Mail. 1894.) Sie besteht aus drei Fakultäten (für Theologie, Jurisprudenz, Me- dizin und Chirurgie).
Sonst bestehen in S. eine Kommunalbibliothek (60000 Bände, 5000 Manu- skripte), die ^ccadLinia äoi ^iäioci'itici mit natur- histor. Museum, ein Lyceum, ein Gymnasium und zwei Theater. [* 6] Die Industrie erstreckt sich auf Seiden- webereien, Fabrikation von Wollstoffen, Leinen- und Hanfgeweben, Hüten, Spiritus [* 7] und Rübenzucker. Im Südostcn liegt das berühmte ehemalige Venc- diktinertloster Monte-Oliveto maggiore auf den Waldhöhen des Berges Acorur mit den berühmten Fresken von Luca Signorelli (1497) und Sodoma (1505) im Klosterhofe, aus der Legende des heil. Vencdikt. Zu S. tagte 1423-24 ein fast nur von ital. Prälaten besuchtes Konzil.
S., im Altertum 8onH Oallia oder Olonia ^sulia 8on6N8i8, soll von den senonischcn Galliern ge- gründet und durch Augustus rö'm. Kolonie geworden sein. 1133 riß das Volk die Herrschaft an sich und vertrieb den Adel. Später wurden die Ghibellinen aus Florenz in S. aufgenommen; 1270 bemächtigte sich Karl von Anjou der Stadt und machte sie zum Mitglied des toscanisch-guelfifchen Etädtebundcs. Ihre höchste Blüte [* 8] erreichte sie im 14. und 15. Jahrb. und soll damals über 100000 E. gezählt haben. 1493 'chloß S. ein Bündnis mit Karl VIII. von Frank- 'ich und stand auch im 16. Jahrh, meist auf der eite der Franzosen, bis diese 1555 die Stadt an die lagernden Spanier übergeben muhten, mit deren lfe Herzog Cosimo I. von Toscana fic dauernd cner Herrschaft unterwarf.
Sienaerde, ^ri-a äi siena, s. VoluZ. Sienkiewicz (spr. ßjcnkjewitsch), Henryk, Pscu- onym Litwos, poln. Romanschriftsteller, geb. 1846 in Wola Okrzejska im Lukowfchen, studierte m Warschau [* 9] und reiste 1876 nach Amerika, [* 10] wo er längere Zeit in Kalifornien verweilte. Später be- suchte er auch noch Afrika [* 11] u. a. Eine Zeit lang war Brockhaus' Konversations-Lexilon. 14. Aufl. XIV. er Redacteur des Warfchauer «Äo^vo». Er lebt ab- wechselnd in Warschau, Krakau, [* 12] Zakopane.
Schon E.' erste Novellen und Skizzen lenkten durch ihre realistische Zeichnung, namentlich der Volkstypen, durch ihr kräftiges und wahres Gefühl die Aufmerk- samkeit auf sich; doch wandte er sich bald der Ver- gangenheit zu und scbuf den großartigsten polnischen histor. Roman, eine Trilogie: «0^ni6m i miesem» («Mit Feuer und Schwert», Warschau 1884; deutsch von Hillcbrand, 4 Bde., Verl. 1888),
«rotop» («Die Sintflut», 6 Bde., Warschau 1886),
«?an ^Votoä)-- ^'cnvzki» (3 Bde., ebd. 1887-88; deutsch von Löwcn- feld, Berl. 1890). Sie fchildern die Zeit der Kosaken- und Schwedenkämpfe und die Einnahme von Ka- micnicc durch die Türken (1648 - 72). Nach einer kurzen Pause ließ S. den bedeutendsten psychol. Roman der Polen folgen: «Zo^ äoAnatu» («Ohne Dogma», Warschau 1890; deutsch, 2 Bde., Stuttg. 1892),
in Briefform. Seine jüngsten Schöpfungen sind der Familienroman «I^oä^ina. Iolllni6ckic1i» (1894) und (((Huo vadiF" (1895),
christl. Roman aus Neros Zeit. Eine Sammlung der Werke S.' erscheint in Warschau (1880 fg.). Deutsche [* 13] Übersetzungen («Dorfgefchichtcn» ^eigentlich «Kohlenskizzen»^, «Die Tritte», «I.ux in tsnelirig», «Zersplittert») in Rcclams «Ilnivcrsalbibliothek»; ferner «Ums liebe Brot» [* 14] (Einsicdcln 1884 und Dresd. 1892) und «Hanna» (Stuttg. 1887). Sienne lspr. ßlenn), 76 Km langer Küstenfluß im franz. Dcpart. Manche der Normandie, ent- springt im Walde von St. Scvcr (344 m) in der Südwcstccke des Depart. Calvados, fließt nordwest- lich und mündet bei der mit Leuchtturm versehenen Agonspitze in den Hafen von Regnsville.
Sierck, Hauptstadt des Kantons S. (11684 E.) im Kreis [* 15] Tiedcnhofen des Bezirks Lothringen, am rechten Moselufer und an der Linie Diedenhofen-S. (18,i Km) der Elfaß-Lothr. Eisenbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Metz) [* 16] und Stcueramtes, hat (1890) 1276 E., darunter 45 Evangelische und 60 Israelitcn, Post, Telegraph, [* 17] kath. Dekanat, spät- got. Kirche mit Grabmälern der Herzöge von Loth- ringen, alte Bürgerhäuser, eine brom-und jodhal- tige Salzquelle; Leder- und Porzellanfabrikation, Steinbrücke, Obst- und Weinbau, Holz-, Wein- und Getreidebandel.
Sierenz, Dorf im Kanton [* 18] Landser, Kreis Mül- bausen des Bezirks Oberelsasi, an der Linie Straß- burg-Bascl der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Mülhausen), [* 19] hat (1890) 1238 E., darunter 46 Evangelische und 122 Israc- liten, Post, Telegraph, Sparkasse, Spital; Gewehr- schaftfabrik, Ackerbau, Obst- und Weinbau. Siero, oder Polade S., Bezirksstadt der span. Provinz Oviedo (Asturien), 15 km im ONO. von Oviedo, rechts von der Nora, in fruchtbarer Gegend, hat (1887) 22 218 E.; Gerbereien und Mühlen. [* 20]
Sierra (span.; portug. Serra), eigentlich Säge, [* 21] auf der Iberifchen Halbinsel und im ehemals span. und portug. Amerika jedes Gebirge von einiger- maßen überwiegender Längenausdehnung, also ins- besondere jedes Falten- oder Kettengebirge. Sierra de Cartagena, s. Cartagena (Spanien). [* 22] Sierra de Perija, nördlichster Ausläufer des Andengebirges (s. Cordilleren), zieht von Ocasia im Departamento Santandcr der Republik Co- lumbia in nördl. Richtung gegen die Sierra Nevada de Santa Marta (s. d.), biegt aber nahe derselben gegen NNO. um, erreicht an dem Wendepunkt im 61 ¶