späterhin wurden auch in Mailand,
[* 2] Neapel,
[* 3] Palermo,
[* 4]
Budapest,
[* 5] Habana
[* 6] und Rio
[* 7] de Janeiro Impfinstitute errichtet. In der
Moskauer
Impfanstalt starben von den ersten 115 daselbst geimpften Perfonen 2, im Odessaer Impfinstitut von den ersten 103 Geimpften
7; übrigens war nur in 36 Fällen festzustellen, daß die
Hunde,
[* 8] welche dieKranken gebissen hatten, sicher
toll waren.
Ein endgültiges
Urteil über den Wert und die Wirksamkeit der Pasteurschen Schutzimpfungen läßt sich gegenwärtig noch
nicht abgeben; es sind hierzu erst noch weitere Erfahrungen abzuwarten. Die Mißerfolge, welche Pasteur bei einem nicht unerheblichen
Teil seiner Impflinge erlitt, haben vielfache ungünstige
Urteile über seine Methode hervorgerufen. Einer
der Haupteinwände seiner Gegner besteht darin, daß aus seiner statist. Zusammenstellung durchaus nicht mit Sicherheit zu
ersehen ist, ein wie großer Prozentsatz seiner Geimpften thatsächlich von wirklich tollen
Hunden gebissen worden ist; nach
der offiziellen
Statistik des Ministeriums für
Agrikultur wurden in
Frankreich vom Okt. 1885 bis Ende Sept. 1886 nur 351
Personen
von wutkranken
Hunden gebissen, also erheblich weniger, als man nach den Pasteurschen Zusammenstellungen annehmen sollte.
Sodann ist weiter zu erwägen, daß durchaus nicht alle von tollen
Hunden Gebissenen auch wirklich an der
Tollwut erkranken
(von 100 durchschnittlich nur 20), und daß bei einem großenTeil der von Pasteur Geimpften bald nach
dem
Bisse Ausätzungen der Wunde vorgenommen worden waren, was deshalb von Belang ist, weil erfahrungsgemäß eine frühzeitige
energische Ätzung der
Bißwunden bei etwa drei Viertel der Gebissenen den
Ausbruch der Wutkrankheit verhütet. Infolge dieser
und ähnlicher Erwägungen haben auch die deutschen Regierungen die Errichtung Pasteurscher Impfinstitute
vorläufig abgelehnt und das bisher in
Deutschland
[* 9] geübte prophylaktische
Verfahren gegen die Wutkrankheit
(Hundesteuer, Maulkorbzwang,
Hundesperre,
Tötung der verdächtigen
Hunde) für ausreichend erachtet.
Zürn, Die Wutkrankheit der
Hunde und ihre Gefahr (Lpz. 1876);
Rueff, Die Hundswut, ihr Wesen, ihre Erkennung
und
Ursachen (Stuttg. 1876);
Pasteur, Méthode pour prévenir la rage après morsure (in den «Comptes rendus
des séances de l'Académie des sciences», Bd. 101; im
«Bulletin de l'Académie de médecine», 1885, Nr. 43; 1886, Nr.
44; in der
«Gazette des hopitaux», 1886);
Cornil und
Babès, Les Bactéries (3. Aufl., 2 Bde.,
Par. 1890);
Fol, La rage canine,
sa cause et prévention (in den
«Archives des sciences physiques et naturelles», Genf
[* 11] 1886);
von
Frisch, Die Behandlung der Wutkrankheit
(Wien
[* 12] 1887);
Bauer, Die Inkubationsdauer der Wutkrankheit beimMenschen
(Münch. 1887).
(PleuronectescynoglossusL.), eine bis 50 cm lang werdende Art der
Schollen (s. d.), die sich in der Nähe
der
Küsten des nördl. Atlantischen Oceans findet.
Die Hauptfärbung ist schmutzigbraun, die Flossen
schwarzgefleckt.
Hundwil, Pfarrdorf im
Bezirk Hinterland des schweiz. Kantons
Appenzell-Außerrhoden, 4 km südöstlich von
Herisau, in 793 m Höhe, auf einer Bergterrasse am nördl. Fuße der Hundwylerhöhle (1298 m),
über dem rechten Ufer der Urnäsch, hat (1888) 1638 E., darunter 206 Katholiken;
Karl,
Freiherr von Hoiningen-, Politiker, geb. in Köln,
[* 16] studierte 1856-59 in
Berlin
[* 17] die
Rechte und
trat dann in das preuß.
Heer ein. Er nahm an den Feldzügen 1864, 1866 und 1870/71 teil und ließ sich 1873 als
Major verabschieden, um die
Verwaltung seines Gutes Groß-Mahlendorf in Oberschlesien zu übernehmen. Seit 1877 gehört er
mit kurzer
Unterbrechung dem preuß. Abgeordnetenhause an und 1884-93 war er auch Mitglied des
Reichstags. Er schloß sich
dem Centrum an, in dem er bald eine hervorragende
Stellung einnahm und mit andern meist adligen Fraktionsgenossen
eine gemäßigtere, der Regierung mehr entgegenkommende
Richtung vertrat. Er ist ein gewandter, sachkundiger Redner und tritt
zugleich für die agrarischen Interessen sehr lebhaft ein.
Besonders bekannt wurde er durch das von ihm im preuß. Landtage beantragte Gesetz (die sog.
Lex Huene) vom nach welchem der auf
Preußen
[* 18] entfallende Anteil aus dem Ertrage der Getreide-
und Viehzölle, abzüglich eines Betrags von 15 Mill. M., den Kommunalverbänden für ihre eigenen Zwecke überwiesen wurde.
Durch die neue preuß. Steuergesetzgebung 1893 wurde diese
Überweisung wieder abgeschafft. Bei der
Beratung der Militärvorlage
im
Reichstage 1893 bemühte sich Huene, entgegen der Haltung der Mehrzahl seiner von Lieber geführten Fraktionsgenossen,
eine Verständigung mit der Regierung zu stande zu bringen; doch vermochte er für seinen von der Regierung angenommenen
Kompromißantrag bei der entscheidenden
Abstimmung von seinen Parteifreunden nur elf zu sich herüberzuziehen. Er trat infolgedessen
aus dem Vorstand der Centrumsfraktion aus, und wurde bei der Neuwahl zum
Reichstag am 15. Juni zwar in einer Anzahl von Wahlkreisen
aufgestellt, aber nicht gewählt. Huene genießt das besondere Vertrauen des
Kaisers, der ihn 1890 in den preuß.
Staatsrat berief.
Er ist außerdem Mitglied des Kreistages und des Kreisausschusses des Kreises
Falkenberg sowie des schles.
Provinziallandtages. Huene schrieb «Beiträge zur Geschichte des Garde-Grenadierregiments
Königin Elisabeth».
Seit dem 13. Jahrh. wurde der
Ausdruck Hünen gleichbedeutend mit
Riesen, und man
schrieb ihnen die großen Steingrabstätten zu, die noch heutigentags in Norddeutschland
Hünengräber (s. d.) genannt werden,
obwohl diese von viel ältern Völkern herrühren und bereits viele Jahrhunderte standen, als die Hunnen
in Europa
[* 19] eindrangen.
4) Ganggräber (s. d.), mit großen regelmäßigen Steinkammern, oder
5) Hügelgräber, einfache künstliche Erdhügel, die unter der Erde mit oder ohne Steinsetzungen Skelette oder Urnen mit Leichenbrand
enthalten.
Die eigentlichen Hünengräber (s.Tafel: Urgeschichte I,
[* 20]
Fig. 4) kommen am häufigsten in Skandinavien, dann in Pommern
[* 21] und Rügen, ProvinzSachsen
[* 22] und Hannover
[* 23] vor, ferner in den Niederlanden, Frankreich und Spanien.
[* 24] Sie gehören, wie alle megalithischen Bauten, gewöhnlich
der Steinzeit
[* 25] an und reichen höchstens zuweilen bis in den Anfang der Bronzezeit. Sehr wahrscheinlich sind ihre Erbauer also
vorarische Völker, ehe Kelten und Germanen ihre Sitze einnahmen. Die unter Nr. 5 aufgeführten Erdhügel
oder Hügelgräber
[* 20]
(Fig. 3), wie sie am besten genannt werden, breiten sich über ganz Europa aus
und gehören sehr verschiedenen Zeiten an, von der Steinzeitbis in die späte Eisenzeit hinein.
IhreGröße ist verschieden, je nachdem sie ein Einzelgrab oder Massengrab darstellen, oft findet man auch Nachbestattungen
aus spätern Zeiten, sodaß man in einem Hügel sehr verschiedene Kulturperioden antrifft. Gerade die Norddeutsche Tiefebene
ist, wie noch aus alten Chroniken und Berichten zu ersehen, früher reich an Hünengräber der verschiedensten Art gewesen, aber im Laufe
der Jahrhunderte sind die meisten vom Erdboden verschwunden, weil der Pflug
[* 26] mit der Zeit sie ebnete oder
weil man das reiche Steinmaterial zu Bauten verwandte.