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Mondebbe mit der Sonnenftut zusammen, wesbalb die Fluthöhen (Nippfluten) daun am kleinsten sind. Am höchsten werden die Fluten, wenn ;ur Zeit der Svzygien der Mond [* 2] in Erdnähe und die Sonne [* 3] ini Äquator steht. Da wie erwäbnt die Mondflut stet^ viel größer ist als die Sonnenflut, so bestimmt der Mond, ob an einem Orte Ebbe oder Flut ist', dreht sich nun die Erde um ihre Achse, so verschieben sich die Flutberge über die Erde hin von O. nach W., und da nach 25 Stunden der Mond sür denselben Ort zum Meridian zurückgekehrt ist, so bat in dieser Zeit jeder Ort zweimal Flut und zweimal Ebbe.
Die Änderungen, die dadurch entstehen, daß nach Ablauf [* 4] eines halben Mondumlaufs Sonne und Mond stets wieder in eine gemeinschaftliche Meridiancbcne treten, nennt man baldmonat- liebe Ungleichheit. Andere Änderungen, täg- liche Nngleichbeiten, werden außer durcb die wechselnde Entfernung und Umlaufszeit von Sonne und Mond auch durch die Veränderuug der Detli- nationen beider Gestirne bedingt. Alle diese Er- scheinungen werden wesentlich in der eben darge- stellten einfachen Gesetzmäßigkeit gestört durcb die Konfiguration der Meere auf der Erdoberfläche oder durch die Verteiluug von Wasser und Land. Die Erreguug fiudct iu den einzelnen Meeresbecken statt, solange das Gestirn über denselben steht' der hierdurch bervorgerufenen primären Flutwelle solgt nun die ausgleichende Wellenbewegung, [* 5] die, nach allen Seiten hin gleichmäßig verlaufeud, ilne Höhe und Geschwindigkeit nach der Gestalt und Tiesc des Meeresbeckens regelt.
Die Ausgleichungvwelle bat aber viel geringere Geschwindigkeit als die pri- märe Flutwelle, wird an den Küsten zurückgeworfen, nimmt an Macht weiter ab und verläuft erst nach meln'ern Tagen, während sieb schon eine Ncibe neuer primärer und Ausgleichuugswellen gebildet hat. Die Gfrörer sind somit, wie die Beobachtung ergiebt, eine Verscbmelznng der Pbasen einer Neibe von Wellen [* 6] verschiedener Höhe, Richtung und Geschwindigkeit, deren ursprünglicher Erregung^ort obendrein perio- disch schwankt.
Hierzn treten noch die ganz znfäl- ligen Änderungen, die die Gfrörer durch die Witterung, namentlich durch Sturmfluten erleiden. Allev ver- einigt sich, um eine der verwickeltsten Naturerschei- nungen hervorzurufen, deren thatsächlicher Verlaus im Eiuzelfall nur sehr schwer oder kaum auf alle ihn bedingenden Ursachen zurückzuführen sein wird. Man beschränkt sich deshalb daranf, auf empirischem Wege die möglichste Übereinstimmung mit der Beob- achtunganzustreben.
Hierbei benutzt man langjährige (mindestens 19jährige, d. h. innerhalb eines Mond- eyklus liegende) Beobachtungen eines Ortes zur Auf- stellung einer Formel, nach der man dann für den- selben Ort die zukünftigen Gfrörer vorausberechuen kaun. Diese sog. Methode der harmonischen Ana- lyse, zuerst von Sir William Thomson angegeben, ist für die wichtigsten Küstenplätze der Erde bereits durchgeführt; auf Grund derselben werdenG ezeiten- tafeln in Deutschland [* 7] seit 1879 vom Hvdrographi- schen Amt jährlich erscheinend im voraus berechnet.
Mit Hilfe derselben kann man für jeden Ort dersel- ben Küstengegend die Zeit des Hoch- und Nicdrig- wassers sowie die Höhe desselben und auf beige- gebenen Karten auch die Strömungsricktungcn und Stärken für jede Stunde entnebmen. Dieselben ent- balten außerdem für alle Orte der Erde die Hafen- zeiten, d. b. die wabren astron. Ortszeiten des Hochwasjel'5 nach Voll- und Neumond, die in der Negel auch auf den Seekarten und in den Segel- anweisungen angeführt werden.
Nack Sir William Thomson gelangen übrigens nur Differentialfluten, d. h. Unterschiede zwischen den Deformationen der Wafserhülle und der festen Erdrinde zur Beobachtung. In neuester Zeit ver- suckt Falb die Erdbebenerscheinungen als Gfrörer des flüssigen Erdinnern zu erklären. Besonders eigenartig ist die Entstehung der Gfrörer ! im engl. Kanal, [* 8] da diese von der Vereinigung zweier ! Flutwellen herrühren, von denen die eine aus dein ^ Atlantischen Ocean kommend direkt östlich laufend in den .Nanal eintritt und dann an der Themse mit einer bereits 12 Stunden ältern von Norden [* 9] herumge- ! kommenen Flutwelle zusammeutrifft.
Hierdurch ent- ! stehen die merkwürdigsten Strömungserscheinungen, die sich nur durch eine großartige Interferenz- ersckeinung stehender Wellen erklären. Eine weitere Folge dieser Erscheinungen ist die wunderbare Flut turve, die am Marsdiep beim Helder, an der Nordspitze Hollands, Terel gegenüber, beobachtet wird. Hier beträgt die Flutdauer nur 2 Stunden, die Ebbedauer etwa 6, und während der übrigen 4-5 Stunden steht das Wasser ziemlich unverän- dert in der Höhe des Hochwassers.
Bekannt sind die abnormen Fluthöhen in der Fundybay in Nord- amerika, die im äußersten Ende der Bucht bis zu 21 in betragen. In Flußmündungen dringt die Flut oft als schäumender Wellenkamm mit mächti- gem Tosen ein, wie die Pororoca im Amazonell- strom oder die Boren im Hugli. Weniger stark haben das auch die europ. Flüsse [* 10] (Mascaret der Seine und Loire, das Rastern in der Elbe und Weser). L itteratu r. Lentz, Flut und Ebbe und die Wir- tungen des Windes auf den Meeresspiegel (Hamb. 1879);
von Voguslawsti und Krümmel, Handbuch dcr Oceanographie (2 Bde., Stuttg. 1884 - 87)', Handbuch der Navigation (hg. vom Hydrographi- schen Amt, 3. Aufl., Verl. 1891);
Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Neisen (hg. von Neumaner, 2. Aufl., ebd. 1888);
Vörgeu, Harmonische [* 11] Analyse der Gfrörer (ebd. 1887);
Krümmel, Erosion [* 12] durch Gezeitenströme (in Petermanns «Mit- teilungen», Gotba 1889). Gezeugmeister, Vorsteher der Arkeley (s. d.). Gezeugstrecken, s. Soblenstrecken. Gezogene Feuerwaffen, Gewehre (s. Hand- seuerwafsen), Kanonen ls. Geschütz) u. s. w. mit mrchenartigen Vertiefungen in den Wänden ihrer Bobrung. Diese Vertiefungen heißen Züge (s. d.), die zwischen ihnen stehen bleibenden rippenartigen Erböhungen Felder, beide sind meist schrauben artig gewunden; die Art und Größe dieser Windung wird mit Drall (s. d.) bezeichnet. Der Gegensatt von Gfrörer F. sind Glatte Feuerwaffen (s. d.). Gfällcrwald, Teil des Böhmerwaldes (s. d.). Gfrörer, Aug. Friedr. ^Geschichtschreiber, ged. zu Calw im lHchwarzwaldc, studierte l. 821-25 in Tübingen [* 13] Theologie, hielt sich bis l82tt erst in Lausanne, [* 14] dann als Gesellschafter Bonstettens in Genf [* 15] auf, widmete sich darauf iu Rom [* 16] dem Studium der ital. Sprache [* 17] und Litteratur, wurde 1828 Repetent im cvang. 1829 Stadtvikar in Stuttgart, [* 18] wo ihm 1830 eine Anstellung an der Landesbibliothek die erwünschte Gclegenbeit gab, der theol. Laufbahn zu entsagen. Fm Herbst 1846 folgte er einem Nufc an die katb. Universität Freiburg, [* 19] wo er 1853 zum Katholicis- mus übertrat und bei den Streitigkeiten der bad. ¶