einer der vier Hauptstämme des hellenischen Volks, welcher seinen Ursprung von Achäos, einem Sohn des Xuthos
und Enkel des Hellen, ableitete. Sie waren den Äoliern nahe verwandt und an verschiedenen Stellen der griechischen Küste ansässig,
und zwar erscheinen sie als die herrschenden Geschlechter, aus denen Fürsten und Helden hervorgehen, und
die zuerst Staaten gründen. So inPhthiotis, wo Peleus und Achilleus herrschten, und von wo sie sich zuerst in Argolis und sodann
über einen großen Teil des Peloponnes ausbreiteten, mit Ausnahme Arkadiens, wo die Pelasger sich behaupteten, und Ägialeias,
wo Ionier saßen. Da in der Heroenzeit das achäische Königshaus der Atriden in ganz Griechenland
[* 4] von vorwiegendem
Einfluß war, so wird bei Homer der Name Achäer, wie der der Argeier und Danaer, auch zur Bezeichnung der Griechen insgesamt gebraucht.
Nur in Arkadien behaupteten die Achäer ihre Unabhängigkeit und nahmen von hier aus den Ioniern das nördliche Küstenland (Ägialeia)
ab, das seitdem Achaia (s. d.) genannt wurde. Herodot Wählte zwölf achäische Städte auf, die zusammen einen Staatenbund
bildeten und am Heiligtum des Poseidon
[* 5] bei Helike gemeinsame Feste feierten. Sie standen anfangs unter der
Herrschaft von Königen, des Orestes Nachkommen, deren letzter Ogyges war. Auf das Königtum folgte eine gemäßigte Demokratie.
Durch die Abgeschlossenheit ihres Landes begünstigt, blieben die Achäer bis zum 4. Jahrh. v. Chr. den Verwickelungen des übrigen
Griechenland fern und beteiligten sich auch weder am Persischen noch am Peloponnesischen Krieg. Im Thebanischen
Krieg standen sie zuerst auf seiten der Spartaner, schlossen jedoch dann mit den Thebanern einen Separatfrieden und wurden
von den beiden streitenden Parteien nach der Schlacht bei Leuktra zu Schiedsrichtern gewählt. Das Versinken Buras und Helikes
ins Meer durch ein Erdbeben
[* 6] (373) trug dazu bei, das lockere Bundesverhältnis der Achäer vollends zu lösen.
Bei Chäroneia (338) kämpften sie auch zum letztenmal mit für GriechenlandsFreiheit. Die makedonische Herrschaft wurde von
dem achäischen Volk, das hinsichtlich seiner geistigen Entwickelung andern griechischen Stämmen nachstand, aber von ursprünglicher
und kraftvoller Art war, besonders hart empfunden. Die Achäer benutzten deshalb die Thronstreitigkeiten
und andre Verwirrungen in Makedonien zur Vertreibung der Besatzungen und zur Erneuerung des alten Achäischen Bundes (280).
Größere Bedeutung erhielt dieser Bund aber erst 251, als Aratos, der seine Vaterstadt Sikyon von der Herrschaft des Tyrannen
Nikokles befreit und dem Bund zugeführt hatte, zum Bundesfeldherrn (Strategen) gewählt wurde. Es gelang
ihm, den Bund nach außen hin mächtig auszudehnen und ihm zugleich eine vortreffliche Verfassung zu geben.
An der Spitze standen ein Strateg, ein Hipparch, ein Hypostrateg und zehn Demiurgen (Archonten), welche die regelmäßigen Bundesversammlungen
in Ägion zusammenberiefen und die zu fassenden Beschlüsse vorbereiteten. Der Bund schien Griechenland neu beleben und verjüngen
zu können, und es herrschte große Begeisterung für das neue freie Gemeinwesen, die aber nicht lange
nachhielt. Den ganzen Peloponnes für den Bund zu gewinnen, scheiterte an Spartas und Elis' Weigerung, und eifersüchtig betrachteten
die Ätolier die Fortschritte der Achäer. Als diese sich mit den Spartanern zu gemeinsamem Kampf gegen den Achäischen Bund erhoben
und die Achäer mehrere Niederlagen erlitten, rief Aratos den makedonischen König Antigonos Doson zu Hilfe und
gestattete ihm die Besetzung Korinths, des Schlüssels zum Peloponnes.
Die Schlacht bei Sellasia (221) entschied zwar für die Achäer, und Sparta sank in Ohnmacht; aber auch der Achäische Bund selbst
hatte seine nationale Bedeutung verloren. Bereits 220 riefen die von neuem die Makedonier gegen die Ätolier
zu Hilfe und veranlaßten dadurch den sogen. Bundesgenossenkrieg (220-217). Im ersten KriegPhilipps V. von Makedonien mit
Rom
211-205. blieben die den Makedonien treu, 198 aber, im zweiten römisch-makedonischen Krieg, traten sie zu den Römern über
und erhielten dafür die Erlaubnis, Korinth und die andern bisher von den Makedoniern besetzten Städte
des Peloponnes wieder in ihren Bund aufzunehmen, wodurch derselbe zwar an Ausdehnung,
[* 9] aber nicht an Kraft
[* 10] gewann.
Streitigkeiten der Bundesstädte untereinander und der politischen Parteien in den einzelnen Städten und auf den Tagsatzungen,
daneben die erbittertsten Kämpfe mit den Ätoliern sowie mit Nabis und Machanidas, den Tyrannen von Sparta,
rieben seine Kräfte auf. Einzelne tüchtige Männer, wie namentlich Philopömen, suchten zwar diesem Verfall zu steuern, doch
ohne dauernden Erfolg. Während des dritten römisch-makedonischen Kriegs 171-168 blieben die Achäer neutral, gerieten aber gerade
dadurch in völlige Abhängigkeit von den Siegern, welche im J. 167 1000 der edelsten Achäer wegen
makedonischer Gesinnung nach Rom
[* 11] zur Verantwortung forderten und sie in Italien
[* 12] als Gefangene zurückhielten.