Küstenland
,
österreich
isch-illyrisches
, zusammenfassender
Name für das aus mehreren
Kronländern:
der gefürsteten
Grafschaft
Görz
[* 2] und
Gradisca, der Markgrafschaft
Istrien
[* 3] mit den Quarnerischen
Inseln und dem Gebiet der Stadt
Triest,
[* 4] gebildete Verwaltungsgebiet des österreich
ischen Kaiserstaats, das im S. vom Adriatischen
Meer bespült, im übrigen
von
Venedig,
[* 5]
Kärnten,
Krain und
Kroatien begrenzt wird und 7967 qkm (144,7 QM.) umfaßt,
wovon auf
Görz 2918, auf
Istrien und die
Inseln 4954 und auf
Triest 95 qkm entfallen.
Isoperimetrisch - Isot

* 6
Isonzo.
Der nordwestliche Teil des
Landes gehört zum Gebiet der südlichen Kalkalpen, der übrige zum Kalkplateau des
Karstes, so
daß das Ganze, mit Ausnahme des Mündungsgebiets des
Isonzo
[* 6] und einiger Thalweitungen, den
Charakter eines Berglandes trägt.
Das Alpengebiet wird durch das Isonzothal in die
Gruppen des
Monte Canin (2275
m) und des Triglav (2865
m) geschieden, welche sich am Engpaß der
Flitscher
Klause am meisten nähern und durch den
Sattel des
Predil (1165 m) zusammenhängen.
Am linken
Ufer der Idrizza beginnt der
Karst (s. d.), von dessen einzelnen Abteilungen der Tarnowaner
Wald, der eigentliche
Karst und der den größten Teil von
Istrien ausfüllende
Tschitschenboden dem Küstenland
, angehören.
Der südwestliche Teil von Istrien bildet einen von W. nach O. aufsteigenden Karstboden, welcher, von einigen Tiefthälern zerrissen ist. Die Westküste, 470 km lang, hat eine sanftere Abdachung mit bequemen Buchten und Häfen. Dagegen ist die 300 km lange Ostküste, vom Quarnero bespült, steil und schroff, reich an Klippen [* 7] und mehr den schädlichen Wirkungen der beiden herrschenden Hauptwinde, des Nordost (Bora) und des Südost (Scirocco), ausgesetzt. Am Golf von Triest ist die Küste gleichfalls steil und wird erst am Busen von Monfalcone flach, von wo sich bis zur italienischen Grenze die Lagunen von Grado hinziehen.
Flüsse

* 8
Flüsse.
An der Westküste von
Istrien liegen die
Brionischen Inseln, im Quarnerobusen die größern
Inseln
Veglia,
Cherso,
Lussin und
Unie
nebst kleinern Felseilanden. Die Höhenzüge dieser wasserarmen, von Längenthälern durchschnittenen
Inseln haben, wie die
istrischen
Gebirge, die
Richtung von
NW. nach SO. Das Karstgebiet des Küstenlandes
enthält zahlreiche
und großartige
Höhlen mit prachtvollen Tropfsteingebilden und seltsamen
Formationen
(Grotte von
Corgnale, St. Kanzian etc.).
Die
Flüsse
[* 8] des
Landes sind Küstenflüsse, die dem Adriatischen
Meer zufließen.
Der bedeutendste ist der Isonzo, der die Idrizza und Wippach aufnimmt und als Sdobba in die Bucht von Monfalcone mündet. In Istrien sind der Quieto und die Arsa sowie der Cepitschsee bemerkenswert. Das Klima [* 9] ist sehr verschieden, in den Alpen [* 10] rauher, an der Küste mild. In Triest ist die mittlere Temperatur 14,2° C., in Pola [* 11] 15° C., in Görz 13° C. Gewitter sind häufig, die Regenmenge steigt auf 108 cm im Jahresdurchschnitt. Ein in Aufschwung gekommener klimatischer Kurort ist das am Quarnero gelegene Abbazia (s. d.).
Küstenverteidigungsfah

* 14
Seite 10.359.Die Zahl der Bewohner betrug 1869: 600,525, 1880: 647,934 (wovon auf Görz 211,084, auf Istrien 292,006, auf Triest 144,844 kommen). Auf ein Quadratkilometer entfallen 81 Bewohner. Mit Ausnahme von Triest, dann von Pola, wo auch die griechisch-orientalische, die evangelische und israelitische Religion Anhänger zählt, ist die Bevölkerung [* 12] fast ausschließlich katholisch. Der Nationalität nach sind 53 Proz. Slawen (und zwar Slowenen im Görzischen, in Triest und im nördlichsten Teil von Istrien, Serben im S. Istriens, Kroaten zwischen beiden im sogen. Tschitschenboden), 45 Proz. Italiener, hauptsächlich in Gradisca, Triest und an der westlichen Küste von Istrien; 2 Proz. sind Deutsche [* 13] und Angehörige verschiedener Stämme. Merkwürdig sind die rumänischen Sprachinseln in Istrien (9 Gemeinden, zumeist im N. des Cepitschsees). Im allgemeinen ist das ein an ¶
mehr
Ackerprodukten armes Land, obwohl nur 6½ Proz. unproduktives Land sind. Von der produktiven Fläche kommen 45 Proz. auf Grasland, worunter die Hutweiden den größten Teil einnehmen. Auf Waldland kommen 31⅓, auf Ackerland 13½ Proz. des produktiven Bodens; relativ groß ist das Weinland (7½ Proz.). Das Ackerland wird hauptsächlich mit Mais und Weizen bebaut; außerdem werden auch andre Getreidesorten, Buchweizen und Sorgo, ferner Reis (in der Ebene von Gradisca) und etwas Kartoffeln gewonnen.
Ein Hauptprodukt ist der Wein (280,000 hl), welcher freilich meist von geringer Sorte und wenig haltbar ist. In Istrien kommt
ferner der Ölbau (jährlich 20,000 metr. Ztr. Olivenöl) in Betracht. Die Viehzucht
[* 15] ist gering; die Pferde
[* 16] werden meist durch Maultiere und Esel ersetzt. Der Bestand an Rindvieh (125,000 Stück) ist unzureichend; zahlreicher sind die
Schafe
[* 17] (298,000 Stück), jedoch von gemeinem Schlag. Von Bedeutung ist im ganzen Küstenland
, die Seidenzucht (Ertrag an Kokons 5880 metr.
Ztr.), dann die Seefischerei, welche Thunfische, Sardellen, Branzine und Schaltiere in großer Menge liefert.
An Bergbauprodukten ist das Küstenland
, arm. Es werden nur Braunkohlen (1885: 711,000 metr. Ztr.) bei Albona in Istrien gefördert.
Mehemed Pascha Kibrisl

* 18
Mehl.Reich ist dagegen der Ertrag an Seesalz in den Salinen von Capo d'Istria und Pirano (282,000 metr. Ztr.). Auch die Steinbrüche von Istrien liefern einen sehr geschätzten Baustein, welcher ehemals das Material für die Palastbauten Venedigs bildete. Die im allgemeinen nicht bedeutende Industrie befaßt sich in Triest (s. d.) mit dem Bau und der Ausrüstung von Schiffen und einigen andern Produktionszweigen. In Görz wird fabrikmäßig die Baumwollindustrie, die Chappespinnerei, Erzeugung von Weinstein, Kerzen und Seifen, Papier, Mehl [* 18] und Kanditen und die Gerberei betrieben.
Die Gewinnung von Rohseide bildet im ganzen Küstenland
, eine Hauptbeschäftigung der weiblichen Bevölkerung. In Istrien und auf den
Quarnerischen Inseln wird sonst zumeist nur Hausindustrie für den eignen Bedarf, Zementerzeugung in einer Fabrik und nur der
Schiffbau und die Schiffsausrüstung in größerm Maßstab
[* 19] betrieben; namentlich hat Lussin piccolo in jüngster
Zeit sehr große Fortschritte im Schiffbau gemacht. Der Haupterwerbszweig der Bewohner des Küstenlandes
ist der Handel und
die Seeschiffahrt.
Italien

* 21
Italien. Das ganze Küstenland
, zählt 41 Häfen, unter denen Triest (s. d.), der wichtigste Hafen Österreichs und der Adria, den ersten Rang
einnimmt. Von den übrigen Häfen haben noch Pola, Rovigno, Lussin piccolo, Pirano und Parenzo größere Bedeutung. 1884 sind
in den Häfen des Küstenlandes
33,566 Schiffe
[* 20] mit 3,343,600 Ton. ein- und 33,552 Schiffe mit 3,358,980 T. ausgelaufen. Die
Handelsflotte belief sich zu Anfang 1885 auf 3203 Schiffe mit 183,250 T. und 11,662 Mann Equipage. Die Südbahn
bildet die Landverbindung des Küstenlandes mit den andern österreich
ischen Provinzen und mit Italien.
[* 21]
In der Station Divacca schließt die Istrianer Staatsbahn an, welche nach Pola und mit Abzweigungen nach Triest und Rovigno führt. Der Stand der geistigen Kultur ist bei den slawischen Volksstämmen im allgemeinen ein niedrigerer als bei den Italienern. An Volksschulen, die nur von 69 Proz. der schulpflichtigen Jugend besucht werden, bestehen 436. Vollständige Gymnasien gibt es 5 (3 deutsche in Triest, Görz und Mitterburg, 2 italienische in Triest und Capo d'Istria), Oberrealschulen 4 (2 deutsche in Triest und Görz, 2 italienische in Triest und Pirano), außerdem eine Unterrealschule in Pola, Bildungsanstalten für Lehrer in Capo d'Istria, für Lehrerinnen in Triest und Görz, eine Handels- und nautische Akademie in Triest, die Handelshochschule Revoltella in Triest, eine nautische Schule in Lussin piccolo, eine Landesackerbauschule in Görz und eine Weinbauschule in Parenzo.
Was die Verfassung und Verwaltung anlangt, so ist für die reichsunmittelbare Stadt Triest mit ihrem Gebiet der aus 54 Mitgliedern bestehende Stadtrat zugleich die Landesvertretung. Die Grafschaft Görz und Gradisca und die Markgrafschaft Istrien haben zwei abgesonderte Landtage. Der für Görz und Gradisca besteht aus 22 Abgeordneten: dem Fürsterzbischof von Görz, 6 Deputierten des großen Grundbesitzes, 5 der Städte und Märkte, 2 der Görzer Handelskammer, 8 der Landgemeinden;
der für Istrien aus 33 Mitgliedern: den 3 Bischöfen von Triest, Parenzo und Veglia, 5 Deputierten des großen Grundbesitzes, 11 der Städte, 2 der Handelskammer von Rovigno und 12 der Landgemeinden.
Versammlungsorte der Landtage sind Görz
und Parenzo. Zu dem Reichsrat senden die drei Kronländer, welche das Küstenland
, ausmachen, je vier Vertreter. Die politische Verwaltung
übt zu oberst die Statthalter in Triest aus. Diese Stadt ist zugleich der Sitz der andern Oberbehörden, als des Oberlandes-,
Landes-, Handels- und Seegerichts, der Finanzdirektion und Seebehörde. In kirchlicher Beziehung ist das
in vier Diözesen, das Erzbistum Görz und die Bistümer Triest-Capo d'Istria; Parenzo-Pola und Veglia, geteilt. Die Einteilung
des Küstenlandes in politische Bezirke, ihr Areal und ihre Bevölkerung sind aus folgender Tabelle zu ersehen:
Politischer Bezirk | Areal in QKilom. | QMeilen | Bevölkerung 1880 |
---|---|---|---|
Triest, Stadt und Umgebung | 95 | 1.7 | 144![]() |
Stadt Görz | 24 | 0.4 | 20![]() |
Bezirkshauptmannschaften: | |||
Görz | 760 | 13.8 | 60![]() |
Gradisca | 621 | 11.2 | 65![]() |
Sessana | 472 | 8.6 | 27![]() |
Tolmain | 1041 | 19.0 | 36![]() |
Görz und Gradisca: | 2918 | 53.0 | 211![]() |
Stadt Rovigno | 61 | 1.1 | 9522 |
Bezirkshauptmannschaften: | |||
Capo d'Istria | 824 | 15.0 | 69![]() |
Lussin | 939 | 17 | 37![]() |
Parenzo | 793 | 14.4 | 44![]() |
Pisino | 859 | 15.6 | 39![]() |
Pola | 718 | 13.0 | 50![]() |
Volosca | 760 | 13.8 | 39![]() |
Istrien: | 4954 | 90.0 | 292![]() |
Vgl. v. Czoernig, Die ethnologischen Verhältnisse des österreich
ischen Küstenlandes (Triest 1885);
»Spezialortsrepertorium
des österreich
ischen Küstenlandes« (Wien
[* 22] 1885).
Steiermark

* 23
Steiermark.S. Karte »Steiermark«. [* 23]