Titel
Genelli
(spr. dsche-), 1) Janus, [* 2] Maler, geb. 1771 zu Kopenhagen, [* 3] siedelte mit seinem Vater, einem Kunststicker, nach Berlin [* 4] über, bildete sich durch eine Reise nach Italien [* 5] zum Landschaftsmaler aus und starb, in seiner Produktion durch die unglücklichen Zeitverhältnisse gehemmt, 1812 in Berlin. Seine Bilder zeichnen sich durch ideale, glänzende und warme Färbung aus, selbst da, wo sie die Natur von ihrer düstern Seite darstellen. Zu seinen besten Werken gehören einige Darstellungen von Harzgegenden.
2)
Bonaventura, Zeichner und
Maler, Sohn des vorigen, geb. zu
Berlin, erhielt den ersten
Unterricht von seinem
Vater,
besuchte hierauf die
Berliner
[* 6]
Akademie, wo sich
Bury und
Hummel seiner annahmen, empfing aber einen entscheidenden
Einfluß durch seinen genialen Oheim, den
Architekten
Christian Genelli
1820 begab er sich nach
Rom,
[* 7] wo er sich namentlich an
Koch
und
Maler
Müller anschloß. Er entwickelte bald eine sehr bedeutende Produktionskraft, kam jedoch im Übermaß der Schaffenslust
nicht zu ausgereiften
Schöpfungen, zumal er sich gegen die
Ölmalerei ablehnend verhielt.
Aus bedrängten Verhältnissen rief ihn 1832 ein Auftrag Härtels nach Leipzig, [* 8] wo er dessen Haus mit Fresken ausschmücken sollte. Er führte indes nur zwölf Zwickelgemälde über den Fenstern, Liebesgötter in verschiedenen Spielen darstellend, aus und hatte für den Plafond des Saals nur Skizzen geliefert, als er sich mit dem Auftraggeber entzweite und die Arbeit unterbrach. Im J. 1836 begab er sich nach München, [* 9] wo er seitdem seinen Wohnsitz hatte, bis er 1860 einem Ruf des Großherzogs zu freier Thätigkeit nach Weimar [* 10] folgte. Er war vor allem Zeichner; seine teils in Aquarell ausgeführten, teils mit der Feder entworfenen Zeichnungen fanden zwar manchen Bewunderer, aber selten Abnehmer und füllten nur seine Mappen. So war das Vierteljahrhundert seines Aufenthalts in München eine trübe und entbehrungsvolle Zeit für ihn.
Indes entstanden damals jene cyklischen Kompositionen, die später durch den Stich vervielfältigt worden sind;
so die Umrisse zu Homer in 48 Blättern (von Hermann Schütz gestochen);
die
Umrisse zu
Dantes »Göttlicher
Komödie« (36
Blätter,
von Genelli
selbst gestochen);
das Leben einer Hexe (10 Blätter, von Merz und Gonzenbach gestochen, mit Text von Ulrici).
Schöne glühende
Sinnlichkeit, vom altgriechischen
Geist getränkt, titanische
Kraft,
[* 11] grandioses, freilich oft überkühnes
und ausschweifendes Formgefühl und ein bedeutendes, namentlich die rhythmische
Schönheit beherrschendes Kompositionstalent
sind die Vorzüge dieser Werke. Dasselbe Gepräge tragen: das
Leben eines Künstlers (24
Kompositionen, gestochen von
Merz,
Gonzenbach u. a.) und das
Leben eines Wüstlings, das letztere in mehrfachen Wiederholungen (lithographiert von Genelli
Koch). Ebenso
zahlreich waren die einzelnen
Blätter, die zum großen Teil aus seinem
Nachlaß in die
Wiener akademische
Sammlung (284
Blätter) gelangt sind.
Mit seiner Übersiedelung nach Weimar endete seine materielle Not, aber in der Hauptsache auch seine Erfindungsthätigkeit, indem er sich jetzt vorzugsweise damit beschäftigte, schon früher gefertigte Kompositionen für Graf Schack in München in Öl auszuführen. Dem Raub der Europa [* 12] 1860 folgte Herakles [* 13] Musagetes, vor Omphale seine Thaten singend;
dann Abraham, welchem Engel die Geburt Isaaks verkünden (1862);
Lykurgos, von den Bacchantinnen in den Tod gehetzt (1863);
ein Bühnenvorhang (1866);
Bacchus unter den Musen [* 14] (1868).
Unvollendet blieb:
Bacchus, an den Seeräubern
Rache nehmend
(Museum zu
Weimar). Er starb Genelli
war in erster
Linie Dichter und
Komponist; die zeichnerische und malerische
Durchführung
¶
mehr
kümmerte ihn wenig, wenn er nur seiner Begeisterung für die Antike, seiner bacchisch-erotischen Phantasie Ausdruck geben konnte.