mehr
germanischer Nationalheld, den die Römer [* 1] durch Erteilung des Namens Hercules romanisierten, ohne daß sich eine Verwandtschaft mit dem griechisch-römischen Heros nachweisen ließe.
Die
Sage vom Herakles
[* 2] ist aus sehr verschiedenartigen
Elementen erwachsen. Es sind nicht nur viele landschaftliche
Sagen zusammengeflossen,
sondern, wie aus dem
oben Gesagten ersichtlich ist, auch ausländische, namentlich asiatische und ägyptische,
Elemente reichlich hereingezogen. Herakles
ist allerdings ein hellenischer
Heros, aber zuletzt war er doch »zu einer zentralierenden
Macht der alten
Mythologie und
Religion geworden, zu welcher alle
Völker und alle Bildungsepochen des vorchristlichen
Altertums
ihre Beiträge geliefert haben«.
Athene

* 4
Athene.Sein ursprünglicher Begriff ist der eines solarischen Gottes; in ihm personifiziert sich die Sonnenkraft mit ihren bald sieg- und segensreichen, bald auch unterdrückten und oft verderblichen Wirkungen; ihre Strahlen sind seine nie fehlenden Pfeile. In dieser Eigenschaft ist er ein Sohn des Himmelsgottes (wie Apollon) [* 3] und befreundet mit der Lichtgöttin Athene [* 4] und vielfach sich berührend mit Apollon und mit Dionysos [* 5] (dem Gotte des Naturlebens). Daß er nicht, gleich Apollon, ein Gott blieb, was er ursprünglich war, sondern zum Halbgott erniedrigt wurde, hat er mit manchen andern Sonnenhelden gemein.
Dieser Lichtgeist wurde in alter Zeit zu
Argos und
Mykenä
[* 6] verehrt. Mit ihm verschmilzt dann frühzeitig auch der phönikische
wieder kleinasiatische kämpfende
Sonnengott.
Alt war die Verehrung phönikischer
Gottheiten in
Theben. Deshalb
wurde Herakles
von
Argos nach
Theben versetzt, und die thebanische
Sage bringt ihn in
Verbindung mit dem phönikischen
Melkart (s.
oben),
mit dessen
Tod und
Auferstehung sich griechische
Anschauungen von der
Unterwelt und griechische
Vorstellungen von den Lichtgöttern,
welche die
Geister der Finsternis besiegen, verschmolzen.
Säule, galvanische - S

* 7
Säulen.
Bloß auf
Phönikien und
Vorderasien weisen die
Sagen von dem
Kampf mit der Amazonenkönigin und von seiner
Dienstbarkeit bei
der
Omphale, die Errichtung der
Säulen des
[* 7]
Melkart, die
Selbstverbrennung des
Helden hin. Von großer Bedeutung für die
Hellenen
ist als
Ideal geworden. Er ist im allgemeinen »das Abbild seines
Vaters
Zeus
[* 8] auf
Erden, stark vor allen, immer siegreich (Kallinikos), wohlwollend, eine sichere
Hilfe in aller
Gefahr, dem heitern
Lebensgenuß gern ergeben«. Wegen seiner vielen
Kämpfe war er der Vorsteher der griechischen Gymnasien und Palästren (Herakles
Enagonios),
das Vorbild eines gymnastisch gebildeten
Jünglings und
Mannes. Eine
zweite Grundform des Herakles
kultus
ist die des unheilabwehrenden, helfenden Herakles
(Alexikakos). Als solcher erscheint er zunächst als Lichtgott,
der alles
Finstere und
Böse vernichtet,
Götter und
Menschen von
Not und Unheil befreit und überhaupt für das
Wohl der Menschheit
thätig ist.
Noch größern Einfluß aber gewann er auf die Hellenen als sittliches Ideal. Er ist ihnen das Vorbild unverwüstlicher Körperkraft und unerschütterlichen Mutes, ein Muster alles Heldentums, aber nicht bloß des kämpfenden, sondern auch des sich demütigenden, entsagenden, gehorsamen Helden, der sich den göttlichen Geboten unterwirft, für seine Schuld büßt und dadurch dieselbe sühnt. Besonders hatte der spartanische Adel in seiner besten Zeit dieses Ideal vor Augen.
Kraft [unkorrigiert]
![Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert] Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert]](/meyers/thumb/60/60_0671.jpeg)
* 9
Kraft.Abgebildet wird als das Ideal der Manneskraft, mit gedrungener, muskulöser Gliederfülle, krausem Haupt- und Barthaar, kurznackigem Hals, verhältnismäßig kleinem Kopf mit niedriger Stirn und ruhigen, oft Ermüdung zeigenden Mienen und Gebärden. Durch Anstrengung gestählte Kraft [* 9] ist der Hauptzug seiner Erscheinung. Selten fehlen dem übrigens Nackten die Löwenhaut und die Keule, oft ist ihm auch Köcher und Bogen [* 10] beigegeben. Dieser Typus ist vornehmlich durch Myron und Lysippos entwickelt worden.
Von letzterm war am berühmtesten der Erzkoloß des »trauernden Herakles«
in
Tarent, der durch die
Römer auf das
Kapitol, von da durch
Kaiser
Konstantin nach
Konstantinopel
[* 11] kam, wo er
im sogen. lateinischen Kreuzzug 1202 eingeschmolzen wurde. Unter den erhaltenen
Statuen nimmt der trefflich erhaltene sogen.
Farnesische Herakles
im
Museum zu
Neapel
[* 12] (1590 in den
Thermen des
Caracalla gefunden), eine kolossale
Statue des nach einer vollbrachten
That sich auf die
Keule stützenden
Helden (nur die
Hand
[* 13] ist modern), die erste
Stelle ein; es ist die
Arbeit
des Atheners
Glykon, wie die
Inschrift am
Felsen meldet, aber wahrscheinlich
Kopie eines Werkes von
Lysippos (vgl. Abbildung).
Künstlerisch noch bedeutender, aber sehr verstümmelt (ohne
Kopf,
Arm und
Bein) ist der berühmte
Torso des im Sitzen
ausruhenden Herakles
im
Belvedere des
Vatikans (unter
Papst
Julius II. in
Rom
[* 14] gefunden). Am liebsten aber stellte man den
Heros thätig
dar, indem man die eine oder andre
Szene aus seinem
Leben zur
Anschauung brachte. Zahlreiche
Darstellungen dieser Art haben sich
in
Statuen wie in
Reliefs, besonders aber auf zahllosen Vasengemälden erhalten. Wir erwähnen davon die
Darstellung des Dreifußraubes, der
Entführung des
Kerberos
[* 15] (s. d., mit Ab-