liefert in ihrer
Wurzel
[* 2] den offizinellen
Rhabarber, jedoch stammt derselbe zum Teil vielleicht auch von andern
Arten. Diese
Pflanzen wachsen auf den
Weiden der
Hochebene in den chinesischen
ProvinzenPetschili,
Schansi,
Schensi,
Honan,
Kansu, welche sich
bis zur Gobiwüste und der
GrenzeTibets erstreckt, in Tsinghai und in denGebirgen von
Setschuan; Hauptstapelplatz
ist
Sining. Über die Gewinnung und Zubereitung der
Wurzel ist sehr wenig bekannt; sie wird wohl von sechs- bis achtjährigen
Pflanzen gesammelt, alsbald geschält (mundiert), durchbohrt, auf
Fäden gereiht, getrocknet, später dann noch auf verschiedene
Weise zubereitet.
Die
Stücke des
Handels sind von unregelmäßiger Gestalt, etwa 10
cm lang, außen gelb, mit weißen, körnig-kristallinischen
Feldern, von glänzenden, gelben bis dunkel braunroten
Adern durchzogen. Die
Wurzel riecht und schmeckt eigentümlich aromatisch,
bitterlich herb, enthält
Chrysophansäure, harzartige
Stoffe, ein
Glykosid (Chrysophan), Emodin, eigentümliche
Säuren,
Stärkemehl
etc., viel oxalsauren
Kalk (welcher beim
Kauen der
Wurzel knirscht), etwa 13-14 Proz.Asche etc. Der wirksame
Bestandteil ist vielleicht die
Chrysophansäure, doch ist hierüber nichts Sicheres bekannt.
Rhabarber, welcher bei uns als abführendes
Mittel, auch als Stomachikum und tonisches
Mittel Anwendung findet, wird in chinesischen
Werken bereits 2700
v. Chr. erwähnt und scheint auch schon dem
Dioskorides bekannt gewesen zu sein. Eine
WurzelRha
oder Rheon, nach dem
FlußRha
(Wolga) benannt, wird im 4. Jahrh. von
Ammianus Marcellinus erwähnt und dürfte unser
Rhabarber
gewesen sein. Die
Rhacomawurzel des
Plinius kam zunächst aus den
Ländern am
SchwarzenMeer und hieß daher
Rha ponticum, während
die durch das Indusland und das
Rote Meer über den alten Hafenort Barbarike zugeführte
Rha barbarum hieß.
Im 12. Jahrh. wurde der
Rhabarber wahrscheinlich auch von
Indien aus eingeführt, und später, jedenfalls seit Anfang des 16. Jahrh.,
gelangte die
Wurzel ausschließlich durch
Sibirien über
Moskau
[* 3] in den
Handel, und seit 1804 monopolisierte die russische
Regierung
den
Handel, so daßRhabarber nur über
Kiachta eingeführt wurde (Kronrhabarber, moskowitischer, russischer
Rhabarber).
Auch später, nach Aufhebung des
Monopols, blieb die amtliche
Kontrolle zur
Ausschließung schlechterer
Ware inGebrauch und wurde
so streng durchgeführt, daß nach
Eröffnung der chinesischen Häfen der
Rhabarber mehr und mehr den Seeweg einschlug und
der
Handel über
Kiachta endlich ganz einging. Seit 1860 gibt es keinen Kronrhabarber mehr. Der seewärts
ausgeführte chinesische (ostindische,
Kanton-)
Rhabarber ist viel weniger stark beschnitten als der russische und in der
Qualität
viel gemischter, oft schwärzlich, innen kernfaul.
Als Stammpflanzen des
Rhabarbers wurden früher auch Rheum palmatumL.,Rheum undulatumL.,RheumcompactumL.,Rheum australeDon., sämtlich in
Mittelasien, genannt; die
Wurzeln derselben weichen aber von der Handelsware mehr oder weniger
ab. Rheum RhaponticumL., in
Sibirien, im
Altai und südlichen
Ural, an der Wolgamündung, in den südkaspischen
Gebirgen, in
Chorasan,
am
SchwarzenMeer viel kultiviert, hat eine dem chinesischen
Rhabarber ähnlicheWurzel und ward früher,
in
Persien
[* 4] noch jetzt, als
Surrogat desselben benutzt.
Dort ist der eingemachte
Rhabarber besonders beliebt, während bei uns das an den
Namen sich knüpfende
Vorurteil allgemeinerer Benutzung entgegensteht. In
Frankreich bringt man die Blattstiele als Tartreum auf den
Markt. In
England
wird aus dem Safte der Blattstiele mit
Wasser,
Zucker und etwas Traubenwein Champagner dargestellt; in
Persien ißt man die
Blätter als
Gemüse; die im Frühjahr eben aus der
Erde kommende, etwa 25
cm hohe
Blütenknospe gibt, wie
Blumenkohl zubereitet, eine schmackhafte
Speise. Allgemein dienen die Rhabarberarten auch als
Zierpflanzen.
(v. griech. rhein, fließen,
Fluß,
Gliederreißen), Bezeichnung für eine
Reihe verschiedener
Krankheiten,
welche unter mehr oder weniger heftigen
Schmerzen der
Gelenke und
Muskeln
[* 9] bei verhältnismäßig wenig auffallenden anatomischen
Störungen in den genannten
Organen verlaufen. Nicht jede
Erkältung bringt einen Rheumatismus hervor, und durch
Erkältung
allein entsteht wahrscheinlich nur die
Disposition zum Rheumatismus; denn der akute
Gelenkrheumatismus (Rheumatismus articulorum acutus) bezeichnet
ein ganz typisch verlaufendes
Leiden,
[* 10] welches auf einer
Infektion mit niedersten Pilzkeimen beruht.
Den örtlichen Verlauf des Gelenkschmerzes s. unter
Gelenkentzündung. Der Rheumatismus dauert oft in großer Heftigkeit
viele
Wochen hindurch; beinahe regelmäßig gesellen sich im spätern Verlauf oder bei der Wiederkehr des Rheumatismus
Entzündungen
der
Herzklappen hinzu, welche direkt tödlich werden können, aber weit häufiger zu chronischen Klappenfehlern ausheilen.
Bei spätern Anfällen des Rheumatismus stellen sich auch Nachschübe des Herzleidens ein, so
daß die
Gefahr sich von Anfall zu Anfall steigert. Als ein fast untrügliches, wirklich spezifisches
Mittel gegen den akuten
Gelenkrheumatismus hat
Stricker in neuerer Zeit den innern
Gebrauch großer
Gaben von
Salicylsäure entdeckt. Gleichzeitig ist
es zweckmäßig, die leidenden
Gelenke mit
Watte zu umwickeln.
Der chronischeGelenkrheumatismus betrifft meist nur ein einzelnes oder wenige
Gelenke, springt nur selten
von einem
Gelenk auf ein andres über und führt trotz seiner langen Dauer doch nur zu verhältnismäßig geringen anatomischen
Veränderungen der befallenen
Gelenke. Er entwickelt sich in vielen
Fällen aus einem akuten Rheumatismus. In andern
Fällen tritt er von
Anfang an als chronische, fieberlose, allmählich sich entwickelnde
Krankheit auf. Der Verlauf der
Krankheit ist verschieden.
In dem einen
Fall sind einzelne
Gelenke längere Zeit, oft mehrere
Monate und Jahre hindurch, der Sitz beständiger
Schmerzen.
Druck auf die kranken
Gelenke und
Bewegungen vermehren die
Schmerzen, welche überdies manchmal auch ohne
besondern
Grund, besonders in den Abendstunden, stärker hervortreten. Manchmal sind die
Gelenke¶
mehr
geschwollen, oder sie scheinen es wenigstens zu sein, weil die Muskeln in der Umgebung geschwunden sind. In dem andern Fall
besteht der chronische Gelenkrheumatismus im Grund genommen aus einer Reihe sehr oft und in kurzen Pausen wiederkehrender leichter
Anfälle des akuten Gelenkrheumatismus, wobei immer nur ein oder wenige Gelenke ergriffen werden. Auch
diese Krankheitsform ist sehr hartnäckig und bleibt, wenn sie einmal eingewurzelt ist, oft während des ganzen Lebens bestehen,
kompliziert sich übrigens gern mit Muskelrheumatismus sowie mit rheumatischen Nervenschmerzen und rheumatischen Lähmungen.
Der Muskelrheumatismus ist eine die Muskeln, die Knochenhaut und Muskelbinden ergreifende schmerzhafte Krankheit, welche die
betreffenden Teile bald gar nicht verändert, bald infolge des Nichtgebrauchs zum Schwund (zur rheumatischen
Lähmung) der Muskeln führt. Das wichtigste und oft einzige Symptom des Muskelrheumatismus bilden ziehende und reißende Schmerzen,
welche durch Bewegung gesteigert, durch gleichmäßigen Druck aber gemildert zu werden pflegen.
Zuweilen können die kranken Muskeln nicht willkürlich bewegt werden. Die Haut
[* 16] über den schmerzenden Stellen erscheint gewöhnlich
ganz normal. In den Abendstunden pflegen sich die Beschwerden zu steigern, am Morgen dagegen zu mildern. Kälte und Feuchtigkeit
erhöhen die Schmerzen, während trockne Wärme
[* 17] dem Patienten gutthut. Manchmal scheinen sich jedoch die rheumatischen Schmerzen
durch die Bettwärme zu vermehren. Bald ist der Muskelrheumatismus ein vager, indem die Schmerzen an der
einen Stelle verschwinden, um an einer andern wieder aufzutreten, bald bleibt er auf gewisse Muskeln beschränkt.
Meist ist er ein akutes Leiden, welches nach kurzem Bestand spurlos verschwindet; doch kann die Krankheit auch chronisch werden.
Als Beispiel eines akuten Muskelrheumatismus kann der Hexenschuß (s. d.) genannt werden. Auch gehört hierher
der sogen. rheumatische Kopfschmerz, welcher seinen Sitz in den Muskeln, Aponeurosen und in der Knochenhaut des Schädels hat
(Kopfgicht); desgleichen der rheumatische Brustschmerz, der in den Brust- und Zwischenrippenmuskeln sitzt. Die Behandlung des
Muskelrheumatismus muß nach denselben Grundsätzen und mit denselben Mitteln vorgenommen werden, wie sie oben beim chronischen
Gelenkrheumatismus angegeben wurden. In Fällen,
welche der Einwirkung der oben erwähnten Thermenbäder
widerstehen, ist die Elektrizität
[* 18] und die Knetkur (s. d.) zu empfehlen. In frischen Fällen von Muskelrheumatismus ist ein
einmaliges Dampfbad oft von auffallend günstiger Wirkung.