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Analysen verschiedener Sorten von Weichblei.
Kupfer | Antimon | Eisen | Zink | Silber | Wismut | Nickel | Erzeugungsort, Bemerkungen | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
a) Frischblei |
0.060 | 0.134 | 0.003 | 0.004 | 0.0028 | Spuren | 0.005 | Oberharz, mittlere Zusammensetzung |
0.041 | 0.061 | 0.002 | 0.004 | - | - | - | Kommern (Eifel) | |
0.055 | 0.285 | - | - | 0.002 | - | - | Schemnitz; spez. Gew. = 11,343 | |
0.075 | 0.017 | - | - | 0.007 | - | - | Kremnitz; spez. Gew. = 11,362 | |
b) Pattinsonblei |
0.015 | 0.010 | 0.004 | 0.001 | 0.0022 | 0.0006 | 0.001 | Oberharz; mittlere Zusammensetzung |
0.0024 | 0.0012 | 0.001 | - | - | - | 0.0007 | Ramsbeck | |
0.026 | 0.007 | 0.006 | 0.009 | - | - | - | Stolberg | |
0.0010 | 0.0008 | 0.0034 | 0.0012 | 0.0008 | - | 0.0001 | Pribram ^[Přibram] | |
c) Durch Zink entsilbert | 0.0014 | 0.0057 | 0.0023 | 0.0008 | 0.0005 | 0.0055 | 0.0007 | Lautenthal, Oberharz |
0.0020 | 0.0033 | 0.0012 | 0.0008 | 0.0007 | 0.0036 | 0.0007 | Altenau, Oberharz | |
0.0012 | 0.0019 | 0.0010 | 0.0008 | 0.0005 | - | - | Mechernich (Eifel) | |
0.0093 | 0.0021 | 0.0008 | 0.0040 | 0.0004 | - | - | . |
Glühen mit
Kienruß im
Kohlentiegel reduzieren oder schwefelsaures Blei
[* 2] gemengt mit
Soda und
Kohle oder schwarzem
Fluß (Weinsteinkohle) schmelzen.
Eigenschaften des Bleies.
Das Blei
ist zweiwertig; man kennt vier Oxydationsstufen: das
Suboxyd Pb2O, das
Oxyd PbO, Sesquioxyd Pb2O3,
Superoxyd
PbO2, und eine
Verbindung des Oxyds mit
Superoxyd
(Mennige, s. d.).
Reines Blei
ist auf frischer Schnittfläche blaugrau, stark
glänzend, läuft aber an der
Luft bald an. Die
Struktur des
Bruches ist nicht kristallinisch, es wird aber in tesseralen
Formen
kristallisiert erhalten bei manchen Hüttenprozessen, beim
Abgießen halb erstarrten
Bleies und sehr schön, wenn
man es aus
seinen
Lösungen mit
Zink abscheidet
(Bleibaum,
Arbor Saturni). Es ist sehr weich, färbt ab, nimmt vom Fingernagel
Eindrücke an und wird in Plattenform von
Insekten
[* 3] durchlöchert.
Bis nahe zum
Schmelzen erhitzt, wird es so spröde, daß es durch starke
Hammerschläge zerbricht. Es ist bei gewöhnlicher
Temperatur sehr hämmer- und dehnbar, läßt sich aber schwer feilen, weil die weichen Blei
teilchen die
Feile
[* 4] verschmieren
(es ist pelzig); auch zersägen läßt es sich nicht leicht, besser raspeln. Es besitzt geringe absolute
Festigkeit,
[* 5] 2
mm dicker
Draht
[* 6] reißt bei Belastung mit 9 kg. Die
Härte wird durch Bearbeitung nicht merklich erhöht, wohl aber durch Verunreinigung
mit
Antimon,
Arsen;
Gehalt an
Bleioxyd, welcher häufig vorkommt, vermindert die
Geschmeidigkeit und
Dehnbarkeit
beträchtlich, dagegen widersteht oxydhaltiges Blei
stärker der
Kraft,
[* 7] mit welcher es zusammengedrückt wird.
Das Atomgewicht ist 206, 39, das spez. Gew. 11,25-11,39; es wird durch Hämmern nicht dichter, schmilzt bei 334°, siedet bei lebhafter Weißglut und verdampft, daher gibt es, stark erhitzt, giftige Dämpfe; beim Erstarren zieht es sich stark zusammen und füllt die Formen unvollständig. An der Luft überzieht es sich mit einem schützenden Häutchen von Bleisuboxyd, welches in feuchter Luft in kohlensaures Blei übergeht; beim Erhitzen entsteht zuerst ein graues Oxydationsprodukt (Bleiasche), dann gelbes Bleioxyd. Blei löst sich am leichtesten in mäßig starker Salpetersäure, wird dagegen von Salz- und Schwefelsäure [* 8] nur wenig angegriffen, da das unlösliche Chlorblei und schwefelsaure Blei das Metall umhüllen und vor weiterer Einwirkung schützen.
Daher dienen Bleipfannen zum Verdampfen der Schwefelsäure, aber nur bis zu einer bestimmten Konzentration, weil die konzentrierte Säure Bleisulfat löst und daher das Metall angreift. Organische Säuren, wie Essigsäure, lösen Blei bei Luftzutritt, weshalb Blei zu Kochgeschirren nicht verwendbar ist. Von Wichtigkeit ist die Wirkung des Wassers auf Blei, weil man das Blei häufig zu Wasserleitungsröhren benutzt und auch die geringen Mengen Blei, welche durch diese dem Körper zugeführt werden, giftige Wirkungen auf denselben äußern können, die in der Regel lange verborgen bleiben.
Eine blanke Bleiplatte wird in luftfreiem destillierten Wasser nicht, wohl aber in lufthaltigem unter Bildung von etwas löslichem Bleihydroxyd sehr merklich angegriffen, so daß das Wasser durch Schwefelwasserstoff gebräunt oder geschwärzt wird. Ebenso können Regenwasser oder sehr weiches Wasser aus Bleiröhren eine gesundheitsschädliche Menge Blei lösen. Hartes Wasser, welches kohlensauren und schwefelsauren Kalk enthält, nimmt kein Blei auf, es bildet sich in den Röhren [* 9] ein schwacher Überzug von kohlensaurem und schwefelsaurem Blei, welcher das Metall vor weiterm Angriff schützt. Dagegen begünstigen alkalische Salze die Lösung von Blei Wasserleitungsröhren aus Blei können für einzelne Wohnungen gefährlich werden, wenn bei geringerm Verbrauch das Wasser sehr lange mit der Röhre in Berührung bleibt; bei den großen Mengen Wasser, welche für den Bedarf einer Stadt sehr schnell durch die Röhren fließen, ist indessen eine nachteilige Wirkung des Bleies nicht oder nur ausnahmsweise zu befürchten.
Da das und seine Verbindungen giftig sind, so erheischt das Arbeiten mit denselben große Vorsicht (vgl. Bleivergiftung). Blei dient zu Abdampfpfannen, zur Konstruktion der Bleikammern der Schwefelsäurefabriken, zu Röhren, Retorten, zum Dachdecken, zu Geschossen und Geschoßmänteln für die gezogenen Geschütze, [* 10] in dünnen Blättern zum Verpacken des Schnupftabaks (gefährlich!) und zum Belegen feuchter Wände (Tapezierblei), zu Spielwaren, zum Vergießen eiserner Bauklammern in Stein, zum Dichten von Stoßfugen an eisernen Röhrenleitungen, als Draht zu gärtnerische Zwecken, dann zur Darstellung von Legierungen und Bleipräparaten, wie Bleiweiß, [* 11] Bleizucker, Bleiglätte, Mennige, Bleisuperoxyd, Chromgelb, welche mannigfache Verwendung finden, zum Ausbringen des Goldes und Silbers etc. Gegenwärtig hat Großbritannien [* 12] die größte Bleiproduktion, doch stehen Deutschland [* 13] und Spanien [* 14] ziemlich auf gleicher Höhe, und in der Zukunft dürfte das bleireiche Nordamerika [* 15] den ersten Rang einnehmen. In Deutschland haben Rheinland, Schlesien, [* 16] der Harz und Sachsen [* 17] reiche Bleierze, welche meist silberhaltig sind, so daß bei der Gewinnung des Silbers das Blei gewissermaßen als wertvolles Nebenprodukt abfällt.
[Geschichtliches.]
Das Blei war als molybdos schon zu Homers Zeiten bekannt, wurde aber häufig mit Zinn (kassiteros) verwechselt. Erst Plinius unterschied es sicher als plumbum nigrum vom Zinn (plumbum album). Die Römer [* 18] benutzten bleierne Wasserleitungsröhren und löteten dieselben mit Bleizinnlegierungen. Die alten Chemiker gaben dem Blei das ¶
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Zeichen des Saturn. Dioskorides und Plinius kannten Bleioxyd, doch wurde dasselbe oft mit Bleiglanz verwechselt, und die verschiedenen Modifikationen desselben hielt man für verschiedene Körper. Bleiglasur wird zuerst im 13. Jahrh. erwähnt, aber wahrscheinlich war die Benutzung des Bleioxyds zur Glasbereitung schon den Alten bekannt.
Vgl. Percy, Die Metallurgie des Bleies (a. d. Engl., Braunschw. 1872).