Dehnbarkeit
Drahem - Draht

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Draht.
(Geschmeidigkeit), die
Eigenschaft eines
Körpers, durch äußern
Druck, Zug,
Drehung seine Gestalt verändern
zu können, ohne dabei zu zerreißen; der Dehnbarkeit
entgegen steht die
Sprödigkeit. Die Dehnbarkeit
kommt vielen
Körpern in sehr hohem
Grad
zu, bei denen sich dann zugleich eine außerordentlich große
Kohäsion ihrer Teile offenbart.
Spezielle
Arten der Dehnbarkeit
sind:
Hämmerbarkeit
(Streckbarkeit) und
Zähigkeit
(Tenazität, Längendehnbarkeit
). Unter der erstern versteht
man die Fähigkeit eines
Körpers, durch
Hämmern oder
Walzen in
Bleche oder dünne
Blätter ausgedehnt zu werden, weshalb man
sie auch Flächendehnbarkeit
nennen kann, die nicht immer mit der Längendehnbarkeit
vereinigt vorkommt;
letztere ist die Fähigkeit eines
Körpers, sich in
Draht
[* 2] ausziehen zu lassen.
Eisen
[* 3] ist im Drahtzug weit dehnbarer als unter dem Blechhammer;
Blei
[* 4] und
Zink lassen sich dagegen zu dünnen Blättchen schlagen
oder walzen, aber nicht zu
Drähten ausziehen, was jedoch
Platin wieder gestattet.
Letzteres kann man gleichwohl
nicht zu so dünnen
Blechen verarbeiten wie
Gold
[* 5] und
Silber, ohne daß es wie Spinnengewebe netzartig, löcherig wird. Daraus
geht schon hervor, warum die Dehnbarkeit
nur zu den sogen. relativen
Eigenschaften der
Körper gezählt wird, indem sie nicht allen
Körpern zukommt, am allerwenigsten aber der
Materie im allgemeinen.
Wärmeeffekt - Wärmelei

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Wärme.
Geringe Beimengungen eines fremden
Stoffes und schnelles Erkalten vermindern zuweilen die Dehnbarkeit
beträchtlich; auch das
Hämmern,
Walzen und Drahtziehen vermindern bei manchen
Metallen die Dehnbarkeit
, indem sie dieselben verdichten. Es macht sich deshalb in der
Praxis oft nötig, die
Metalle mehrmals zu erhitzen und an der
Luft langsam abkühlen zu lassen, um das
Zerreißen zu verhindern. Die Dehnbarkeit
ist ferner sehr abhängig von der
Temperatur, und im allgemeinen wächst sie mit der
Wärme.
[* 6]
Manche Metalle sind unter allen Bedingungen dehnbar, z. B. Platin, Gold, Silber, Kupfer; [* 7] andre Körper sind bei gewöhnlicher Temperatur spröde und werden erst bei Wärmegraden, welche dem Schmelzpunkt mehr oder weniger nahe liegen, geschmeidig. Hierher gehören: Glas, [* 8] Schellack, Wachs, dann Zink, Zinn, Wismut, Arsen etc. Reines Zink läßt sich bei gewöhnlicher Temperatur zu dünnen Blechen ausschmieden, ohne an den Kanten zu bersten. Das im Handel vorkommende Zink ist dagegen spröder und bricht leicht.
Zwischen 100 und 150° C. aber läßt es sich schmieden, zu dünnen Blechen walzen und zu feinem Draht ausziehen, und bei 205° C. wird es wieder so spröde, daß es in einem bis zu dieser Temperatur erhitzten Mörser zu Pulver zerstoßen werden kann. Ähnlich verhält sich schwefelhaltiges Eisen, welches in gewöhnlicher Temperatur schmiedbar ist, aber wegen seiner Sprödigkeit in der Rotglühhitze den Namen rotbrüchiges Eisen erhalten hat. Andre Körper werden dehnbar, wenn sie Wasser einsaugen, z. B. tierische Häute, Leim, Gummi, dann Töpferthon etc. Gold ist äußerst streckbar; es läßt sich ebensowohl zu dem feinsten Draht ausdehnen, wie zu äußerst dünnen Platten durch Walzen umarbeiten.
Grampiangebirge - Gran

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Gran.Nach Réaumur kann 1 Gran [* 9] (0,06 g) Gold zu 250 qcm ausgedehnt und eine Unze (30 g), welche als Würfel etwa 1 cm Seite hat, in eine Fläche von 14,5 qm ausgebreitet werden. Auf dem aus vergoldeten Silber hergestellten Drahte, der auf Lyoner Tressen verarbeitet wird, beträgt die Dicke der Goldschicht nur 0,000012 mm und zeigt doch alle dem Gold eigentümlichen Merkmale. Taucht man einen solchen Draht in Salpetersäure, so wird zwar das Silber angegriffen und bei längerer Dauer aufgelöst, nicht so das Gold; letzteres bleibt dann als eine Röhre zurück.
Platindraht läßt sich nicht so fein zubereiten wie Golddraht; gleichwohl hat Wollaston dergleichen von 0,0008 mm Dicke gefertigt, und Becquerel hat Stahldraht bis zu einem Durchmesser von 1/30 mm bis 128 mm Länge ausgezogen. Dies konnte auf die Weise erreicht werden, daß das auszuziehende Metall als feiner Draht in ein dickeres Stück Silber eingelassen wurde, welches dann mit den gewöhnlichen Hilfsmitteln zu möglichst feinem Draht ausgezogen wurde. Natürlich verlängert sich dabei das eingeschlossene Metall in gleichem Grad, und wenn man schließlich das äußere Metall mit geeigneten Mitteln entfernt, so bleibt der feine Draht des andern zurück. Glas, bei gewöhnlicher Temperatur äußerst spröde, läßt sich, wenn man es stark erhitzt, zu sehr feinen Fäden ausziehen, die nach dem Erkalten eine Biegsamkeit besitzen, welche derjenigen von Gespinstfasern [* 10] ähnlich ist.