Ladak
,
eins der Nebenländer des
Reichs
Kaschmir
[* 2] unter einem von dessen
Maharadscha eingesetzten
Gouverneur, begreift
das
Thal
[* 3] des
Indus und seiner Zuflüsse zwischen 32-35° nördl.
Br. und 75° 29'-79° 29' östl. L. v. Gr. und umfaßt
73,138 qkm (1328 QM.) mit (1873) 20,621 Einw.
Zwischen
Himalaja und
Karakorum gelegen, ist eins der höchsten Gebirgsländer der
Erde, das im Tschonglung
zu 7675 m emporsteigt. Das
Klima
[* 4] bewegt sich zwischen großen
Extremen, auf glühende
Hitze am
Tag folgen eisige
Nächte; bei
der ausnehmenden Trockenheit der
Luft verdorrt die
Vegetation, nur in geschützten
Thälern kommt etwas
Getreide- und Obstbau
fort. Aber auch dort lohnt trotz mühsamer Bearbeitung mit der
Hacke und umfassender Bewässerungsanlagen
der
Ackerbau nur schlecht. Waldbestände sind äußerst selten.
Reich ist Ladak
an
Borax;
[* 5] er findet sich namentlich häufig am
Salzsee Tsomoriri, neben dem Pankong dem bedeutendsten einer
Reihe von
Salzseen. An
Wild beherbergt Ladak
das
Moschustier, das wilde
Pferd
[* 6]
(Kiang,
Equus hemionus), den
Jak, der zum Hausochsen gezähmt ist, und als große
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Schafarten Ovis Argali, von der Größe eines Hirsches, und Pseudois Nahoor; auch Antilopen sind zahlreich. Schafe [* 8] sind die lohnendsten Haustiere und dienen auch als Lasttiere. Die Ziegen liefern in der kurzen Wolle (Paschm) unter der darüber weit vorstehenden Decke [* 9] langer Haare [* 10] das für die Shawlfabrikation so wichtige Material. Sehr zahlreich sind Hunde, [* 11] seltener Katzen; [* 12] Hühner [* 13] wurden erst um 1850 aus Indien eingeführt. Die turanischen Bewohner sind klein, unsauber und häßlich, aber stark und ausdauernd, sie betreiben fast ausschließlich Ackerbau (Gerste, [* 14] Erbsen).
Sie sind Buddhisten; in jedem Dorf befindet sich ein Mönchskloster. Polyandrie ist, wenige Reiche ausgenommen, die Regel. Der Handel ist zum größten Teil Durchfuhrhandel. China [* 15] bringt Wolle, Thee, Goldstaub, Silber und Tscharas, ein aus Hanf bereitetes berauschendes Getränk, Indien Baumwollwaren, Häute und Felle, Leder, Korn, Schießwaffen etc.; Le, [* 16] der Mittelpunkt des Handels, importierte 1877 für 112,817 und exportierte für 89,618 Pfd. Sterl. Die Handelsprodukte des Landes bestehen in Wolle (von Schafen und Ziegen), Borax, Schwefel und getrockneten Früchten. Für die Verbesserung der Wege für den Durchzugsverkehr ist viel Geld aufgewandt worden; die Straßen folgen, wo sie können, den Flußthälern, überschreiten die Flüsse [* 17] auf Hängebrücken, Fähren und aufgeblasenen Schaffellen und steigen über Pässe von 6000 m Höhe. Hauptstadt ist Le (s. d.). S. Karte »Zentralasien«. [* 18] - Das Land bildete ursprünglich eine Provinz von Tibet, wurde nach Zerfall dieses Reichs unabhängig, aber später tributpflichtig und, nachdem es vergeblich britisches Protektorat nachgesucht hatte, 1839 vom Herrscher von Kaschmir unterworfen und kam mit diesem in Abhängigkeit von Britisch-Indien. Seit 1870 residiert in Le ein englischer Kommissar, welcher mit einem Beamten des Maharadscha gemeinschaftlich den Durchgangsverkehr kontrolliert.
Vgl. Cunningham, Ladak
, physical, statistical and historical (Lond. 1854);
E. Schlagintweit, Die Könige von Tibet (Münch. 1866).